Der Zigarettenfilter: mehr Fluch als Segen?

Wir berichten an dieser Stelle regelmäßig über Gesundheitsschäden, die durch den Konsum von Tabak entstehen. Die wissenschaftliche Studienlage ist eindeutig: Das Einatmen von Tabakrauch erhöht insbesondere das Risiko für verschiedene Krebs-, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.

Weitaus seltener wird dagegen über jenen Teil der Zigarette gesprochen, durch den der Rauch muss, bevor er in die Mundhöhle der Raucherin bzw. des Rauchers gelangt. Die Rede ist natürlich vom Filter.

Zigarettenfilter belasten die Umwelt

Zwar gibt es natürlich auch filterlose Zigaretten. Und der sogenannte „Nebenstromrauch“, der zwischen den Zügen entsteht und sich mit der Umgebungsluft vermischt (siehe auch Passivrauchen), wird auch nicht gefiltert. Dennoch geht ein großer Teil des von Rauchenden eingeatmeten Tabakrauchs vorher durch einen Filter.

Immerhin wird dadurch zumindest ein Teil der Schadstoffe abgehalten, werden sicherlich manche an dieser Stelle einwenden – sichtbar an der gelben Verfärbung des Filters, nachdem die Zigarette zu Ende geraucht wurde. Gleichzeitig mehren sich jedoch auch Berichte über die Umweltverschmutzung durch weggeworfene Zigarettenstummel (deren Hauptbestandteil wiederum der Filter ist). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht den Zigarettenmüll beispielsweise sehr kritisch. Auf ihrer Website informiert die Organisation darüber, dass es sich bei Zigarettenresten um den weltweit am häufigsten weggeworfenen Müll handelt. Die Fachleute dort schätzen, dass jedes Jahr ungefähr 4,5 Billionen Zigarettenkippen weggeschmissen werden.

Gruppe von Expertinnen und Experten fällt eindeutiges Urteil
Sind Zigarettenfilter also eher ein Segen, weil sie zumindest einen Teil der Giftstoffe herausfiltern oder ein (Umwelt-) Fluch? In einem Artikel in der renommierten Fachzeitschrift British Medical Journal (BMJ) hat sich eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit genau dieser Frage beschäftigt und kommt zu einem eindeutigen Urteil: Zigarettenfilter sind ihrem Urteil nach nicht nur eine gewaltige Belastung der Umwelt, sondern auch aus Sicht der Gesundheit nutzlos.

Zigarettenfilter bestehen zu einem großen Teil aus Celluloseacetat, einem Kunststoff, der nur schwer abbaubar ist. Die Tabakindustrie habe die Filter mit dem Argument entwickelt, dass sie insbesondere den Teer aus dem Rauch herausfiltern, so die Autorinnen und Autoren in ihrem Artikel. Das habe sich aber inzwischen als Mythos herausgestellt. Die Fachleute gehen so weit, die Abschaffung der Zigarettenfilter zu fordern.

Nutzen von Filtern: Ganz so einfach ist es offenbar nicht
Eine im vergangenen Jahr erschienene Studie aus den USA relativiert diese Einschätzung allerdings in einem wichtigen Punkt: Demnach erkranken Raucherinnen und Raucher von filterlosen Zigaretten um 40 Prozent häufiger an Lungenkrebs im Vergleich zu Personen, die Filterzigaretten rauchten.

Ganz so klar und einfach lässt sich der Nutzen des Filters offenbar doch nicht einschätzen. Was allerdings feststeht: Die Filter belasten die Umwelt, außerdem sind sie kein wirklicher Schutz vor den zahlreichen Giftstoffen im Tabakrauch. Schließlich erkranken und sterben viele Raucherinnen und Raucher von Filterzigaretten frühzeitig.

Fazit: Für alle, die etwas für die Umwelt und gleichzeitig für ihre Gesundheit machen möchten, ist der Rauchstopp die beste Empfehlung. Wir unterstützen Sie dabei, mehr Infos gibt es unter Aufhören.

 

Quellen:
Lingenhöhl, D. 2018. Zigarettenfilter – der häufigste Müll im Meer. Spektrum. Online unter: <link http: www.spektrum.de>www.spektrum.de [Stand: 07.01.2020]

Novotny, T. E., & Slaughter, E. (2014). Tobacco Product Waste: An Environmental Approach to Reduce Tobacco Consumption. Current Environmental Health Reports, 1

(3), 208–216. doi.org/10.1007/s40572-014-0016-x

van Schalkwyk, M. C. I., Novotny, T. E., & McKee, M. (2019). No more butts. BMJ

, l5890. doi.org/10.1136/bmj.l5890