31. August: Was bedeutet „schwache wissenschaftliche Datenlage“?

Raucherinnen und Raucher gelten als Risikogruppen für einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19. Allerdings wird die wissenschaftliche Datenlage für diesen Zusammenhang momentan als „schwach“ bezeichnet, wie in unserem letzten Blog-Beitrag zu lesen war. Was bedeutet das eigentlich? Das dürften sich insbesondere Raucherinnen und Raucher fragen – und dabei öfters einem Missverständnis unterliegen.

Was es nicht bedeutet
Wenn von einer schwachen wissenschaftlichen Datenlage für den Zusammenhang zwischen Rauchen und schweren COVID-19-Symptomen die Rede ist, lässt sich daraus nicht ableiten, dass es nur einen schwachen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und der Schwere der Erkrankung gibt, im Sinne von: „Ob jemand raucht oder nicht, macht keinen großen Unterschied für den erwarteten Krankheitsverlauf“.

Zu wenige Studien für eindeutigere Aussagen
Vielmehr bedeutet der Hinweis, dass es aktuell zu wenige eindeutige Studien gibt, um mit Bestimmtheit sagen zu können, dass Rauchen zu einem höheren Risiko für schwere Krankheitsverläufe führt. Das hat viel damit zu tun, wie Wissenschaft funktioniert: Mit Hilfe von Studien werden Ergebnisse produziert, die sich dann in weiteren Studien bestätigen müssen. Mit jedem Ergebnis in die gleiche Richtung wird – bildlich gesprochen – das Eis dicker, auf dem man sich bewegen kann, wenn man über den untersuchten Zusammenhang spricht. Tauchen widersprüchliche Ergebnisse auf, wird das Eis dadurch wieder dünner.

Unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gibt es ein geflügeltes Wort, das davor warnt, einen Zusammenhang zu vernachlässigen, nur weil es aktuell noch keine (eindeutigen) Beweise dafür gibt. Der Satz ist nicht elegant ins Deutsche zu übersetzen, im Englischen lautet er: „The absence of evidence is not the evidence of absence.“. Übersetzt in etwa: Das Fehlen von Beweisen (in diesem Fall von Studienergebnissen) ist nicht der Beweis dafür, dass es keine Beweise gibt. Das gilt ganz besonders für eine Viruserkrankung, die erst seit etwa acht Monaten bekannt ist und zu der täglich neue Studien veröffentlicht werden.

Mit folgenden Aussagen bewegt man sich allerdings auf dickem Eis:

  • Rauchen ist ein vermeidbares Gesundheitsrisiko und das neuartige Coronavirus ein zusätzlicher Grund, die Lunge zu schonen.
  • COVID-19 ist eine leicht übertragbare Viruserkrankung mit teilweise schwerem und komplexem Verlauf. Die Maßnahmen zur Vermeidung sind dagegen konkret und in den meisten Fällen auch einfach zu befolgen: Abstand, Hygieneregeln und Alltagsmaske (AHA-Regeln).
  • Rauchen schwächt die Lunge und ihre Abwehrbereitschaft gegenüber Krankheitserregern wie Viren und Bakterien. Gerade in der anstehenden Erkältungszeit sollten wir die Lunge schützen: durch Nichtrauchen (hier erfahren Sie, wie wir Ihnen beim Rauchstopp helfen können) und konsequente Einhaltung der AHA-Regeln (noch mehr Informationen unter www.infektionsschutz.de).