3. Juni: Kritik in der Wissenschaft
Wir haben kürzlich in einem Blog-Beitrag geschrieben, dass wir derzeit alle Wissenschaft in Echtzeit erleben. Während üblicherweise im Anschluss an eine Studie über deren Ergebnisse berichtet wird (wenn überhaupt), bekommen wir momentan Einblicke in alle Phasen des wissenschaftlichen Prozesses: Was für Studien sind geplant? Welche Zwischenergebnisse können berichtet werden?
Wissenschaft so nah zu erleben, noch dazu, wenn deren Ergebnisse uns alle so unmittelbar betreffen, bleibt natürlich nicht folgenlos. So gab es gerade in jüngster Zeit einiges an Kritik und auch Unmut, der sich gegen die Wissenschaft gerichtet hat, zum Teil auch ganz persönlich gegen die in der Öffentlichkeit stehenden Fachleute.
Sachliche Kritik und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Studienergebnissen sind wichtig und notwendig. Sie sind in der Wissenschaft sogar vorgesehen: Bevor ein Artikel in einer Fachzeitschrift erscheint, wird er eingehend von unabhängigen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen geprüft. In dem Artikel selbst wird dann genau beschrieben, welche Einschränkungen es bei der Durchführung der Studie gab und welche Fragen noch offen sind. Man könnte also sagen: Die größten Kritiker der Wissenschaftler sind sie selber, und genau das bringt die Forschung auch weiter.
Momentan werden viele Auseinandersetzungen, insbesondere in den sozialen Medien, jedoch sehr hitzig geführt. Das ist zwar zum Teil verständlich, weil es in der aktuellen Lage und angesichts eines neuartigen Virus naturgemäß aller Orten Unsicherheit gibt. Ein Blick in die Geschichte zeigt jedoch, dass nüchterne und rationale Wissenschaft häufig den ersehnten Fortschritt gebracht hat und viele Krankheiten dadurch inzwischen beherrscht oder sogar geheilt werden können. Begründete Kritik und neue Denkrichtungen waren dabei förderlich – nicht aber eine Abkehr von der Wissenschaft.
Richtig brenzlig kann es werden, wenn Auseinandersetzungen den Zusammenhalt in der Gesellschaft gefährden und dazu führen, dass die Regeln zum Schutz aller nicht eingehalten werden. Dann hat das Virus nämlich bessere Chancen, sich zu verbreiten. Nur zusammen können wir es in Schach halten. #zusammengegencorona