30. Juli: Menschliches Verhalten in der Pandemie
Bilder der Corona-Pandemie in Deutschland: Menschen tun sich zusammen, kaufen füreinander ein, erkundigen sich regelmäßig nach dem Befinden des anderen und geben Balkon-Konzerte für die Nachbarschaft. Gleiches Land, gleiches Jahr, gleiche Pandemie: Menschen horten Toilettenpapier, stehlen Desinfektionsmittel aus Krankenhäusern, legen sich mit Ordnungskräften an, die sie an das Tragen von Mund-Nasen-Schutz erinnern und beschädigen Autos, wenn das Kennzeichen aus einem „Risikogebiet“ stammt.
Studie: Mehr Kooperation, mehr Aggression
Aufschluss über das menschliche Verhalten in der Krise gibt eine Studie der Hochschule für Humanwissenschaften aus Berlin, die vor Kurzem in einem Zwischenbericht veröffentlicht wurde. Im Mittelpunkt der Befragung steht das „menschliche Verhalten in der Krise“. Ein Drittel der Befragten gab an, „mehr Aggression als sonst“ zu beobachten. Über der Hälfte von ihnen erschienen die Menschen „egoistischer als sonst“. Ein Drittel wiederum beobachtete „kooperativeres Verhalten als sonst“. Diese Ergebnisse erinnern an die Lebensweisheit „Krisen bringen das Beste und das Schlechteste im Leben hervor“. Unberücksichtigt bleiben dabei natürlich all jene Verhaltensweisen, die weder dem einen Extrem (das Beste) noch dem anderen (das Schlechteste) zuzuordnen sind. Und darüber, was gut und schlecht ist, ließe sich normalerweise auch trefflich streiten. Wenn es jedoch darum geht, was gut im Kampf gegen den Virus ist, wird klar, was – im Sinne von hilfreich – „gut“ ist.
Zusammen gegen Corona
Nicht-kooperative Verhaltensweisen schaden nämlich nicht nur einzelnen Betroffenen, sondern auch dem Kampf gegen das Virus. Denn dass die Infektionszahlen in Deutschland so stark eingedämmt werden konnten, ist vor allem ein Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen in den vergangenen Wochen und Monaten. Streit und Zwietracht sind das genaue Gegenteil davon, sie erleichtern dem Virus „sein Geschäft“.
Wir haben eine Wahl
Es gibt diejenigen, die das verstehen und die anderen, die das einfach nicht einsehen wollen, könnte man nun einwenden – und es sich damit zu leicht machen. Denn Menschen können ihre Einstellungen und ihr Verhalten ändern. Wer wüsste das nicht besser als all jene, die schon einmal eine Sucht (wie das Zigarettenrauchen) überwunden haben? Oftmals kein einfacher Weg, zeigt er doch, wie groß der Veränderungs-Spielraum ist, den Menschen haben.
Dass wir eine Wahl haben, zeigt auch eine alte Geschichte (vermutlich indianischen Ursprungs): Ein Großvater erzählt seinem Enkelkind, dass in jedem Menschen ein Kampf tobt. Dieser Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, von denen der eine böse ist und der andere Gutes will. Auf die Frage des Enkelkindes, welcher der beiden Wölfe gewinne, antwortet der Opa: „Der, den du fütterst“.