15. September: Auf hoher See
Stellen Sie sich vor, Sie sind unterwegs auf hoher See. Es stürmt, die Wellen schlagen gegen den Rumpf Ihres kleinen Segelschiffs. Sie fühlen sich ganz in Ihrem Element – wenn da nicht die Gefahr wäre, jederzeit auf eine versteckte Klippe zu stoßen. Ein Segen wäre jetzt eine Karte des unbekannten Gewässers, auf der die versteckten Felsen eingezeichnet sind. Dann ließen sich die entsprechenden Stellen geschickt umsegeln und die Segeltour umso mehr genießen.
Gefährliche Klippen geschickt umsegeln
So ganz eindeutig ist nicht, woher das Wort „Risiko“ kommt. In mehreren Quellen findet man jedoch, dass der Begriff aus dem Altgriechischen stammt, „Klippe“ bedeutet und in der Schifffahrt verwendet wurde. Ein interessantes Bild: die Risiken des Lebens als Klippen, die teilweise sichtbar aus dem Wasser herausragen und teilweise im Verborgenen lauern.
Eine Karte, auf der alle Lebensrisiken eingezeichnet sind, gibt es natürlich nicht und wird es – so viel steht fest – auch nie geben. Aber wir wissen doch inzwischen so einiges darüber, wo sich im Leben gefährliche Klippen verbergen (können) und wie wir sie umsegeln können, zum Beispiel im Bereich Gesundheit. An erster Stelle stehen hier die sogenannten „Zivilisationskrankheiten“. Die Forschung hat konkrete Risiken unseres Lebensstils erkannt, die auf Dauer krank machen und das Leben verkürzen können. Diese Risiken werden deshalb auch Lebensstilfaktoren genannt. Dazu zählen: zu wenig Bewegung, einseitige Ernährung, Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum, (chronischer) Stress und natürlich das Rauchen. Auch Infektionskrankheiten gehören zu den Risiko-Klippen unseres Lebens, wie wir momentan durch COVID-19 besonders zu spüren bekommen.
In bewegten Gewässern das Steuer in die Hand nehmen
In Zeiten der Corona-Pandemie sind wir aktuell in ziemlich bewegten Gewässern unterwegs und es ist schwer vorherzusagen, was auf uns zukommt. Aber auch hier wissen wir einiges darüber, wo zum Beispiel Ansteckung-Risiken lauern und was wir tun können, um sie zu umgehen (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske).
Zurück zu unserem anfänglichen Bild des Segelns auf offenem Meer: Wenn es eine Karte mit eingezeichneten Felsen gäbe und sie davon wüssten – würden Sie ohne lossegeln? Oder einfach nicht drauf schauen, obwohl sie an Bord ist? Vermutlich nicht. Im „echten“ Leben passiert es uns jedoch immer wieder, dass wir bekannte Risiken einfach ausblenden. Aus unterschiedlichen Gründen: weil es bisher immer gut gegangen ist oder weil es zuweilen mühsam erscheint, „immer an alles zu denken“. Manche fühlen sich auch in ihrer Freiheit beschränkt, wenn sie Risiken bedenken sollen. Im Grunde ist es doch umgekehrt: Wenn wir das Steuer in die Hand nehmen, ein paar Grundregeln einhalten und auf Risiken achten, lässt es sich umso unbeschwerter in See stechen.