Studie untersucht Wirksamkeit von Anti-Tabak-Maßnahmen
Eine berechtigte Frage, die bei der Diskussion um solche Maßnahmen regelmäßig aufkommt, ist die nach ihrer Wirksamkeit. Eine neue Studie, die vor Kurzem in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde, liefert nun Belege dafür, dass „Maßnahmen gegen das Rauchen“ tatsächlich wirken.
Den Verantwortlichen der Untersuchung stand dafür umfangreiches Datenmaterial aus über 126 Ländern, darunter auch Deutschland, zur Verfügung. Aus diesen Daten ging hervor, welche Maßnahmen zur Verhinderung des Rauchens in den einzelnen Staaten umgesetzt wurden.
Abkommen der WHO setzt Mindeststandards
Alle Länder hatten im Jahr 2003 eine Rahmenkonvention zur Tabakkontrolle unterschrieben. Die Initiative geht auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurück. Unter Fachleuten ist sie als sogenanntes „FCTC-Abkommen“ (WHO Framework Convention on Tobacco Control) bekannt. Durch die Unterzeichnung des Vertrages verpflichten sich die Staaten, umfassende Anti-Tabak-Maßnahmen umzusetzen. Wichtig: Die in der Vereinbarung zusammengefassten Maßnahmen (z.B. Erhebung von Tabaksteuer, Verbot von Tabakwerbung, Warnhinweise auf Tabakprodukten, Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens, verstärkte Aufklärung) sind als Mindestanforderungen zu verstehen – die einzelnen Länder werden ermutigt, darüber hinausgehende Standards zu entwickeln bzw. umzusetzen. Das FCTC-Abkommen liefert also sozusagen einen einheitlichen Rahmen, der dann von den einzelnen Staaten unterschiedlich ausgefüllt wird.
Mehr Anti-Tabak-Maßnahmen = weniger Raucher?
In den Jahren darauf machten sich die einzelnen Länder an die Arbeit. Sie entwickelten Maßnahmen und bereiteten Gesetze vor, die dann noch die nationalen Parlamente passieren mussten. Mittlerweile sind in den beteiligten Ländern viele Regulierungen umgesetzt worden. Dabei zeigen sich zwischen den einzelnen Staaten zum Teil große Unterschiede: Einige von ihnen haben flächendeckend strenge Maßnahmen eingeführt, andere haben zum Teil bis heute noch nicht alle Anforderungen der Vereinbarung in die Tat umgesetzt.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler machten genau diese Unterschiede zwischen den Ländern zum Ausgangspunkt ihrer Untersuchung. Ihre Frage: Sind in Ländern, die viele und weitgehende Veränderungen umgesetzt haben, die Raucherquoten stärker gesunken als in Ländern, in denen weniger Maßnahmen eingeführt wurden? Die Untersuchung dieser Fragestellung war lang und arbeitsreich, die Antwort lässt sich hingegen ganz knapp fassen: Ja, es konnte tatsächlich ein klarer statistischer Zusammenhang zwischen der Einführung von Anti-Tabak-Maßnahmen und der Höhe des rauchenden Anteils in der Bevölkerung festgestellt werden.
Rauchen in 126 Ländern insgesamt zurückgegangen
Über alle 126 Länder hinweg betrachtet gab es einen Rückgang des Rauchens von 24,73 Prozent im Jahr 2005 auf 22,18 Prozent im Jahr 2015. 2,55 Prozentpunkte weniger, sieht zwar für den einen oder die andere eventuell auf den ersten Blick nicht viel aus. Man muss jedoch bedenken, dass 2,55 Prozent bezogen auf die Bevölkerung von 126 Ländern eine enorm hohe Zahl von Menschen darstellt. Leider wurde eine solche absolute Zahl im Rahmen der Studie nicht berechnet.
Die durch das FCTC-Abkommen weltweite Reduzierung der Raucherzahlen ist übrigens noch deutlich höher. Denn es haben sich 180 Länder an dem Abkommen beteiligt, bei der Studie wurden nur 126 Länder beteiligt, aus denen genügend Daten vorlagen.
Das wichtigste Untersuchungsergebnis haben wir jedoch bereits genannt: Je mehr Maßnahmen umgesetzt wurden, desto stärker konnte auch die Raucherquote gesenkt werden. Es zeigt, dass es möglich ist, durch entsprechende Rahmenbedingungen eine Veränderung des Rauchverhaltens ganzer Bevölkerungen zu bewirken.
Mehr zu gesetzlichen Rahmenbedingungen des Rauchens finden Sie <link>hier<link>
Quelle:
Implementation of key demand-reduction measures of the WHO Framework Convention on Tobacco Control and change in smoking prevalence in 126 countries: an association study (2017). Shannon Gravely, Gary A Giovino, Lorraine Craig, Alison Commar, Edouard Tursan D’Espaignet, Kerstin Schotte, Geoffrey T Fong. Lancet Public Health 2017; 2: e166–74
Published Online March 21, 2017 <link http: dx.doi.org external-link-new-window>