Studie: Wirkt sich Rauchen während der Schwangerschaft auf spätere Denkleistungen des Kindes aus?

Man kann es nicht oft genug schreiben: Rauchen in der Schwangerschaft gefährdet die Gesundheit des heranwachsenden Kindes. Die Risiken für eine Fehlgeburt und für Fehlentwicklungen der Plazenta nehmen dadurch erheblich zu, ebenso die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt. Der giftige Tabakqualm, dem die Kinder im Mutterleib ausgesetzt sind, bedeutet für sie in vielen Fällen eine enorme Hypothek für ihr späteres Leben. So erkranken sie deutlich häufiger an Asthma und entwickeln eher eine Nikotinabhängigkeit als Jugendliche, die eine rauchfreie Zeit im Mutterleib verbracht haben.

Große Studie mit 11.000 Kindern
Zum Teil treten gesundheitliche Schäden von Kindern, die im Mutterleib unfreiwillig „mitgeraucht“ haben, erst Jahre später im Leben auf. So weisen aktuelle Forschungsergebnisse aus den USA darauf hin, dass sich Rauchen während der Schwangerschaft möglicherweise auch negativ auf die späteren Denkfähigkeiten der Kinder auswirken könnte.

In einer groß angelegten Studie wurden die Denkleistungen von über 11.000 Kindern untersucht, die zu diesem Zeitpunkt im Durchschnitt 9,9 Jahre alt waren. Auch ihre Eltern wurden eingehend befragt. Dabei erhoben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch, ob die Mutter während der Schwangerschaft geraucht hatte oder nicht. Die Daten wurden dann einer statistischen Analyse unterzogen. Dabei fanden die Studienverantwortlichen einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Rauchen in der Schwangerschaft und schlechteren Denkleistungen der Kinder.

Im Rahmen der Studie wurden außerdem mit Hilfe von bildgebenden Verfahren die Gehirnstrukturen von teilnehmenden Kindern untersucht. Es zeigte sich, dass bei Kindern, die im Mutterleib den Schadstoffen des Tabakrauchs ausgesetzt waren, bestimmte Abschnitte ihrer Hirnrinde verkleinert waren. Dabei handelte es sich um Abschnitte, die mit der Entwicklung von sprachlichen Fähigkeiten im Zusammenhang stehen.

Vorsicht: Beobachtungsstudie
Die Ergebnisse der Studie deuten damit darauf hin, dass sich Rauchen in der Schwangerschaft möglicherweise negativ auf die Denk- und Sprachfähigkeiten die Kinder auswirken könnte. Da es sich bei der Untersuchung jedoch um eine reine Beobachtungsstudie handelte, sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten, denn die Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft geraucht haben, sind oft auch auf andere Weise benachteiligt.

So haben rauchende Eltern in den USA ein im Durchschnitt niedrigeres Bildungsniveau und außerdem ein geringeres Haushaltseinkommen (als nichtrauchende Eltern). Beide Faktoren beeinflussen ebenfalls die Erziehung und Förderung von Kindern und könnten sich darüber auf deren Denkfähigkeiten auswirken. Es sind deshalb weitere Studien notwendig, um einen direkten Einfluss des Tabakrauchens in der Schwangerschaft auf die späteren Leistungsfähigkeiten des Nachwuchses eindeutig nachzuweisen.

 

Quellen:

Ärzteblatt (2024). Rauchen in der Schwangerschaft kann kognitiver Entwicklung der Kinder schaden. zuletzt online abgerufen am 4.4.2024 unter www.aerzteblatt.de/treffer


Puga TB, Dai HD, Wang Y, Theye E. Maternal Tobacco Use During Pregnancy and Child Neurocognitive Development. JAMA Netw Open. 2024;7(2):e2355952. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.55952