Rauchen schwächt das Immunsystem (gleich doppelt)

Der Herbst naht und mit ihm die Zeit des Jahres, in der es vermehrt zu Erkältungen und anderen Infektionskrankheiten kommt. Glück haben jene, die mit einem starken und schlagkräftigen Immunsystem ausgestattet sind. „Glück“ zustimmt allerdings nicht ganz, denn wir können einiges dafür tun, um unser Immunsystem zu stärken.

Menschliches Immunsystem = angeboren + erworben
Unser Immunsystem besteht aus dem sogenannten angeborenen und dem erworbenen Immunsystem. Das angeborene Immunsystem ist von Geburt an aktiv und reagiert schnell auf Eindringlinge wie Bakterien und Viren. Diese Reaktion ist jedoch unspezifisch, das heißt, sie greift alle Arten von Krankheitserregern an. Zu den Bestandteilen des angeborenen Immunsystems gehören Haut und Schleimhäute, die als Barrieren dienen, sowie bestimmte Zellen, die Krankheitserreger direkt angreifen und zerstören.

Das erworbene Immunsystem dagegen entwickelt sich im Laufe des Lebens. Es erkennt spezifische Krankheitserreger und kann sich diese merken, was zu einer stärkeren und schnelleren Reaktion bei erneuter Infektion führt. Dieses System besteht aus spezialisierten Zellen, die gezielt bestimmte Krankheitserreger bekämpfen. Zusammen arbeiten das angeborene und das erworbene Immunsystem, um unseren Körper vor Krankheiten zu schützen. Das angeborene Immunsystem bietet eine schnelle, aber unspezifische Abwehr, während das erworbene Immunsystem eine langsamere, aber gezielte und anhaltende Reaktion ermöglicht.

Wie effektiv das Immunsystem Krankheitserreger bekämpft, ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Wie sind diese Unterschiede zu erklären? Welche Faktoren stärken, welche schwächen unsere Abwehr? Diese Frage(n) stellte sich eine Forschungsgruppe des bekannten „Institut Louis Pasteur“ aus Paris.

Auswirkung des Rauchens auf die Abwehr
Dass das Alter und die genetische Ausstattung von Menschen ihr Immunsystem beeinflusst, ist bereits seit Längerem bekannt. Aber welche anderen Faktoren wirken auf unsere körperliche Abwehr ein? Um Antworten auf diese Frage auf die Spur zu kommen, entnahmen die Fachleute des Pasteur-Instituts gesunden Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 70 Jahren Blut. Danach wurden die Blutproben einer Vielzahl von Mikroben (Viren, Bakterien usw.) ausgesetzt und dann in einem speziellen Verfahren (durch Messung der Konzentration von sogenannten Zytokinen im Blut) die Immunreaktion beobachtet. Bei Raucherinnen und Rauchern zeigten sich als direkte Reaktion stärkere Entzündungsprozesse auf Viren und Bakterien. Außerdem konnte sich ihr Immunsystem schlechter an Krankheitserreger aus der Vergangenheit „erinnern“. Das Forschungsteam schließt daraus, dass bei Raucherinnen und Rauchern sowohl das angeborene als auch das erworbene Immunsystem verändert ist. Während sich das angeborene Immunsystem ziemlich bald nach einem Rauchstopp erholt, bleiben die (durch das Rauchen ausgelösten) Veränderungen des erworbenen Immunsystems über zehn bis 15 Jahre (nach dem Rauchstopp) erhalten. Das bedeutet: (Nicht nur) für die Immunabwehr lohnt es sich, langfristig rauchfrei zu bleiben!

Was unser Immunsystem schwächt: die „Top 3“
Das französische Forschungsteam untersuchte insgesamt 136 Variablen, das Rauchen war eine dieser Variablen. Weitere waren zum Beispiel das Gewicht der Menschen, wie viel sie sich bewegten und ihre durchschnittliche Schlafdauer. Von allen 136 hatten die folgenden drei Faktoren den größten Einfluss auf die Funktionsweise des Immunsystems: das Rauchen, eine Infektion mit dem sogenannten „Zytomegalievirus“ und ein hoher BMI (Body-Maß-Index). Eine Erklärung dazu, was eine Zytomegalievirus-Infektion genau ist, finden Sie auf der Seite des Robert-Koch-Instituts.

Der BMI ist eine Maßzahl, die das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße beschreibt und zur Einschätzung des Körpergewichts im Vergleich zur Körpergröße verwendet wird. Er wird berechnet, indem man das Gewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern teilt (kg/m²). Der BMI dient als grober Richtwert zur Beurteilung, ob eine Person untergewichtig, normalgewichtig, übergewichtig oder adipös ist.

Was die Abwehrkräfte stärkt

Raus gehen und aktiv sein
Bewegung an der frischen Luft bringt den Kreislauf auf Touren und trainiert auch das Immunsystem. Überheizte Räume trocknen die Schleimhäute des Körpers aus, Frischluft aktiviert sie wieder.

Genügend schlafen
Gerade in stressigen Zeiten sollte man sich an diesen Tipp immer mal wieder erinnern. Apropos Stress:

Einen Gang runter schalten
Unter Stress wird das Immunsystem zwar erst einmal hochgefahren. Auf Dauer ist eine (zu) hohe Belastung aber schädlich für die Körperabwehr. Deshalb: regelmäßig Pausen machen.

Viel (natürlich Alkoholfreies) trinken und Gemüse und Obst essen
Vitamine helfen beim Kampf gegen Erkältungsviren.

Regelmäßig Hände waschen ...
... und beim Niesen am besten ein Einmaltaschentuch verwenden. Außerdem Räume regelmäßig lüften: So können sich Viren schlechter vermehren.

Wir wünschen Ihnen, dass Sie gut durch die Erkältungszeit kommen. Und beim Rauchstopp unterstützen wir Sie natürlich gerne. Mehr Informationen gibt es unter Aufhören.

 

Quelle:
News Medical (2024). Study reveals the long-term effects of smoking on immunity. Zuletzt abgerufen am 21.7.2024 unter https://www.news-medical.net/news/20240214/Study-reveals-the-long-term-effects-of-smoking-on-immunity.aspx
Saint-André, V., et al. (2024). Smoking changes adaptive immunity with persistent effects. Nature. doi.org/10.1038/s41586-023-06968-8.