Mehr als nur Geruchsbelästigung: Kalter Rauch

Zumindest die etwas Älteren unter uns, aber sicherlich auch einige Jüngere, erinnern sich sicherlich mit Schaudern an den Geruch von kaltem Rauch „am Morgen danach“: nach einer langen Partynacht. Was in früheren Jahrzehnten regelmäßig vorkam, hat heute eher Seltenheitswert. Das gilt bei dem einen oder der anderen eventuell auch für die langen Partynächte, bei den allermeisten aber ganz sicher für die verrauchten Räume.

schnuppernde Schnauze eines Hundes im Fokus, die mit etwas Schnee bedeckt ist

Kalter Rauch: Geruchsbelästigung und schlecht für die Gesundheit
Die letzte Zigarette der Nacht war längst ausgedrückt und doch hielt sich der kalte Rauch in den verqualmten Räumen oft über Tage. Damals war das Phänomen „Kalter Rauch“ vor allem eines: eine Geruchsbelästigung! Das betraf übrigens auch die Kleidung, die am nächsten Tag meist direkt in die Waschmaschine wanderte. In der Zwischenzeit ist viel passiert: Heute ist das Rauchen in vielen öffentlichen Innenräumen schlichtweg verboten. Und auch in privaten Wohnräumen heißt es immer öfter: Bitte draußen rauchen!

Das ist auch gut so, denn inzwischen ist bekannt, dass kalter Rauch nicht nur unangenehm, sondern auch gesundheitsschädlich sein kann. Und zwar auch dann, wenn man ihn nicht riecht! Sehen kann man die „Hinterlassenschaft“ des Tabakrauchs in Innenräumen ohnehin nicht.

Vor Kurzem ist eine neue Studie über den sogenannten „Dritthandrauch“ erschienen: So wird kalter Rauch in Fachkreisen genannt.

Rauchen → Passivrauchen → Kalter Rauch
Passivrauchen ist den meisten Menschen bekannt. Dabei handelt es sich um Tabakrauch, der von anderen Menschen, meist unfreiwillig, eingeatmet wird – weil sie sich im gleichen Raum oder in der Nähe von Rauchenden aufhalten. Rauchen verursacht jedoch auch sogenannten kalten Rauch. Das sind Rückstände, die für das menschliche Auge unsichtbar sind: kleinste Partikel, die sich zum Beispiel auf Oberflächen von Möbeln, in Kleidungsstücken, Teppichen oder Tapeten ablagern. Sie können durch Bewegungen oder Luftzüge aufgewirbelt werden – so gelangen sie wieder in die Luft und können dann von Anwesenden eingeatmet werden. Auch über die Haut können Rauchpartikel in den Körper gelangen – zum Beispiel bei (Haut-) Kontakt mit verrauchter Kleidung.

Studie mit 18 gesunden Nichtrauchenden
Eine im Januar 2023 erschienene Studie hat 18 gesunde Versuchspersonen, allesamt Nichtrauchende, in einer Laborsituation „Dritthandrauch“ ausgesetzt. Sie hielten sich dafür für einen Zeitraum von drei Stunden in einer Kammer auf, in die zuvor Tabakrauch „geblasen“ wurde. Die Bedingungen in der Laborkammer wurden so gestaltet, dass sie möglichst einer echten Situation in einem Innenraum mit kaltem Rauch ähnelten. So wurde beispielsweise auch ein Luftstrom in den Raum gegeben, der die Schadstoffe aufwirbelte, die dadurch in die Atemluft übergingen.

Nach den drei Stunden wurde über den Urin der Testpersonen untersucht, ob und welche Schadpartikel des Rauchs von ihrem Organismus aufgenommen wurden. Das Ergebnis: Im Urin der Studien-Teilnehmenden wurden tatsächlich Abbauprodukte von Nikotin gefunden, weitere Schadstoffe jedoch nicht. Das bedeutet, dass die Versuchspersonen, ohne selber geraucht zu haben, tatsächlich Nikotin aufgenommen haben.

Die Studienverantwortlichen geben zu bedenken, dass zum Beispiel Beschäftigte, die verrauchte Räume reinigen und Menschen, die sich darin längere Zeit aufhalten (müssen), in ihrer Gesundheit, vor allem auf Dauer, geschädigt werden könnten.

Das kann man tun, um sich Tabakrauch vom Leib zu halten:

  • Alle Innenräume, auch das Auto, rauchfrei halten. Lüften reicht nicht.
  • Der Kontakt mit verrauchten Kleidungsstücken vorsorglich vermeiden
  • Falls Sie selber rauchen: möglichst bald damit aufhören. Wir helfen beim Rauchstopp.
     

Quellen:
- Dönges, J. (2020, März 5). 1710460. Spektrum. www.spektrum.de/news/raucherklamotten-belasten-die-luft-wie-passivrauchen/1710460
- Kelly Pratt, MS, NP, Andrew Hilty, NP, Peyton Jacob, III, PhD, Suzaynn F Schick, PhD, Respiratory Exposure to Thirdhand Cigarette Smoke Increases Concentrations of Urinary Metabolites of Nicotine, Nicotine & Tobacco Research, 2023;, ntad002, https://doi.org/10.1093/ntr/ntad002
- Sheu, R., Stönner, C., Ditto, J. C., Klüpfel, T., Williams, J. & Gentner, D. R. (2020). Human transport of thirdhand tobacco smoke: A prominent source of hazardous air pollutants into indoor nonsmoking environments. Science Advances, 6(10), eaay4109. doi.org/10.1126/sciadv.aay4109