Eulen und Lerchen – und was „Chronotypen“ mit dem Rauchen zu tun haben

Wenn Sie diesen Text spät am Abend lesen, spricht einiges dafür, dass Sie zu den sogenannten „Eulen“ zählen – Menschen also, die spät ins Bett gehen und, soweit die Möglichkeit besteht, auch länger in den nächsten Tag hinein schlafen. Oder würden Sie sich eher als „Lerche“ bezeichnen? Lerchen sind Menschen, die früh aufstehen und dafür in der Regel auch eher zu Bett gehen. Vielleicht liegen Sie aber auch irgendwo zwischen diesen beiden Typen. Auch das kommt vor, ziemlich häufig sogar.

Eulenportrait mit weit geöffneten Augen, Blick direkt in die Kamera

Lebt der „frühe Vogel“ auch gesünder?
„Eulen“ und „Lerchen“ sind sogenannte „Chronotypen“. Fachleute gehen davon aus, dass wir Menschen alle einen eigenen inneren Takt haben und zum Beispiel zu unterschiedlichen Zeiten (ohne Wecker) wach werden und uns entweder eher am Morgen oder am Abend fit und leistungsbereit fühlen. Weil (Tages-) Zeiten dabei so eine wichtige Rolle spielen, sprechen manche Menschen auch von der „inneren Uhr“, die unser Leben (mit) bestimmt.

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an Forschungsarbeiten, die sich mit den verschiedenen Chronotypen beschäftigen. Und auch in der Alltagssprache sind die Eulen und Lerchen längst angekommen. Letztere gelten tendenziell eher als fleißig und erfolgreich, wie die Redensart „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ zeigt. Auch in der wissenschaftlichen Gesundheitsforschung schneiden die sogenannten Lerchen etwas besser ab als die Eulen. So zeigen einige Studien, dass Menschen, die spät zu Bett gehen, ein höheres Krankheitsrisiko haben als Menschen, die sich früh schlafen legen.

Das bedeutet allerdings nicht, dass das späte Zu-Bett-Gehen ursächlich dafür ist, dass diese Menschen verstärkt (unterschiedlichste) Krankheiten entwickeln. Das konnte eine groß angelegte Studie zeigen, deren Ergebnisse vor Kurzem veröffentlicht wurden.

Studie aus Finnland mit fast 23.000 Teilnehmenden …
Die Studienverantwortlichen griffen dafür auf die Gesundheitsdaten von fast 23.000 Menschen aus Finnland zurück. Die Studie wurde im Jahr 1981 begonnen und endete im Jahr 2018. Von den Teilnehmenden wurden jede Menge Gesundheits- und andere Daten erhoben, so beispielsweise ihr Gewicht, ihr Alkoholkonsum, ihr Rauchverhalten und wie viele Stunden sie im Schnitt schliefen. Zu Beginn der Studie wurden sie außerdem gefragt, ob sie eher eine Morgen- oder eine Abendperson seien. Jeder und jede Teilnehmende musste sich dabei für eine der folgenden Antwortkategorien entscheiden: „eindeutig Morgenperson“, „eher Morgenperson“, eher Abendperson“, „eindeutig Abendperson“.

… und einer Untersuchungsdauer von 37 (!) Jahren
Zu Beginn der Studie waren die Teilnehmenden mindestens 24 Jahre alt und da die Untersuchung erst 37 Jahre später endete, war damit zu rechnen, dass in dieser Zeit eine ganze Reihe von ihnen versterben würden. Ganz genau waren es 8.728 Menschen (von insgesamt 22.976 Teilnehmenden), die im Untersuchungszeitraum starben. Bei der Analyse der Daten ergab sich für die Abendpersonen ein um neun Prozent höheres Sterberisiko. Es war jedoch nicht der Chronotyp selbst, der für die häufigeren Todesfälle verantwortlich war, sondern der höhere Zigaretten- und Alkoholkonsum in dieser Gruppe. So hatten Teilnehmende, die nicht rauchten, kein höheres Sterberisiko, ganz unabhängig von ihrem Chronotyp.

 

Fazit:
Ganz gleich, ob Sie eher zu den Lerchen oder zu den Eulen gehören (oder ein „Mischtyp“ sind): Entscheidend für Ihr Risiko für verschiedene Erkrankungen, ist Ihr Gesundheitsverhalten. Besonders wichtig: Nicht rauchen und beim Alkohol im Limit bleiben oder besser noch: gar keinen Alkohol trinken.

 

Weitere Infos zum Thema „Verantwortungsvoller Alkoholkonsum“ finden Sie hier. Unterstützung für den Rauchstopp gibt es in der rauchfrei-Community und in der Rubrik Aufhören.

 

Quellen:

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EurekAlert! (2023). Alcohol and smoking to blame for premature deaths among night owls, 37-year study suggests. Zuletzt am 09.08.2023 abgerufen unter www.eurekalert.org/news-releases/992223



- Christer Hublin & Jaakko Kaprio (2023) Chronotype and mortality - a 37-year follow-up study in Finnish adults, Chronobiology International, DOI: 10.1080/07420528.2023.2215342