Mein Klick, dein Klick ...

Verfasst am: 23.11.2013, 14:40
ichwilles
ichwilles
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interessant, wie verschieden man Threads liest und interpretiert.

Allerdings wusste ich, dass Du ein Mädchen : bist, deswegen habe ich das nicht hinterfragt.

Verfasst am: 23.11.2013, 14:47
Stornoway
Stornoway
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lach, damit meinte ich ja auch den captain ;)

vielleicht gehe ich zu sehr von mir aus, ich habe das mit den kleinen schritten und gnädig mit sich selbst sein früher überhaupt nicht drauf gehabt... habe es eher erst durch den rauchausstieg nochmal richtig gelernt...

und kenne das auch von anderen frauen (und männern) so, dass sie immer zuviel auf einmal wollen oder nie zufrieden mit sich und dem erreichten sind.

Verfasst am: 23.11.2013, 14:51
CaptainMu
CaptainMu
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Und wenn ich es mir recht überlege, kann ich da eigentlich auch noch ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.

Ich war lange Zeit so ein Ganz-oder-gar-nicht-Typ. Vor meinen Abschlussprüfungen an der Uni z.B. habe ich mich regelrecht 2-3 Wochen zuhause eingeschlossen und von morgens bis abends gelernt. Damit war ich ziemlich erfolgreich. Ich habe teils Kurse, die ich ein halbes Jahr lang mehr oder weniger geschwenzt hatte, in knapp 1 Woche so intensiv aufgearbeitet, dass ich mit echt guten Noten durch die Prüfungen ging. Das ging soweit, dass ich phasenweise jede Nacht anfing, im Traum wissenschaftliche Probleme zu wälzen... was nicht ganz so angenehm war.

Einige Jahre später entwickelte ich eine Phobie, mit der ich regelmäßig konfrontiert wurde. Das könnt ihr euch ähnlich wie eine ausgewachsene Flugphobie vorstellen, die bei mir aber leider auf bestimmte Alttagssituationen bezogen war und selbst nachts im Schlaf plötzlich auftreten konnte. Natürlich ging ich auch da mit der Einstellung ran: Augen zu und durch, und der Spuk ist bald vorbei. Das war halt meine Problemlösestrategie.

Dumm nur, dass man Angst (also im Sinne einer Angststörung) mit Druck, den man in sich aufbaut, nicht verringert, sondern verstärkt. So kam es, dass ich schon bald ausgewachsene Panikattacken entwickelt hatte, die alle 24-36 Stunden auftraten - auch nachts im Schlaf. Eine weitere Zeit später wurde aus den Panikattacken eine "generalisierte Angststörung", bei der man am Ende gar nicht mehr so richtig weiß, wovor man eigentlich Angst hat, und auch schon Angst vor der Angst die nächste Panikattacke auslösen kann. Klingt ziemlich daramtisch, oder? War es auch für mich!

Das lief bis zu dem Punkt, an dem ich mal wieder während der Arbeit zu einem Spaziergang um die gewohnten "vier Ecken" aufgebrochen war, um eine Panikattacke durchzustehen. Man sollte vllt noch dazu sagen, dass man bei Panikattacken tatsächlich sowas wie Todesangst verspürt. Plötzlich blieb ich stehen, breitete (zugegebenermaßen theatralisch) die Arme aus, schaute gen Himmel und sagte: "Ok, Gott, ich gebe auf. Mach was du willst, aber ich habe keinen Bock mehr darauf. Wenn du meinst, ich solle jetzt tot umfallen, ok, deine Entscheidung. Aber ich lasse jetzt innerlich los." [color=purple]Klick![/color]

Es schien so, als hätte ich all diese krassen Angstattacken durchstehen müssen, um endlich zu lernen, dass ich nicht alles erzwingen kann und ab einem bestimmten Punkt loslassen muss. Und das hatte ich auf die harte Tour gelernt. Von da an war die Angst Schritt für Schritt aus meinem Leben verschwunden.

Warum ich das jetzt hier erzähle? Ganz einfach. Meinen ersten Rauchstopp habe ich vor dieser Erfahrung durchgeführt. Den jetzigen Rauchstopp Jahre danach. Meine Problemlösetrategien haben sich seit dem Erlebnis in der Phase dazwischen natürlich grundlegend verändert. Ich gehe immer noch manchmal in eine Art "Kampfmodus", um eine Sache in einigen Stunden noch zuende zu bringen. Aber im Kopf gibt es jetzt so eine Art Blockade, die mich davor bewahrt, etwas konsequent und unter Nichtbeachtung von Emotionen und Gefühlen zu erzwingen.

So erkläre ich mir, wieso meine beiden Rauchstopp-Strategien sehr unterschiedlich sind/waren. Lebenserfahrungen haben großen Einfluss auf unsere Problemlösestrategien. Was für den einen die perfekte Strategie sein mag, kann für den anderen aus persönlichen Erfahrungen heraus ein unmöglicher Weg sein.

Wurde zwar schon längst gesagt, wollte das aber noch einmal sehr konkret herausstellen.

Verfasst am: 23.11.2013, 14:53
CaptainMu
CaptainMu
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[quote="Stornoway"]
die darauf hinweist, mein lieber ;)

und ich weise mal frech darauf hin, dass man offensichtlich aus meiner argumentations und problemlösestruktur nicht erkennen konnte, ob ich männlein oder weiblein bin :
[/quote]

Richtig! Und aus deinem nickname auch nicht! hihi

Verfasst am: 23.11.2013, 15:02
CaptainMu
CaptainMu
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Ihr seid aber schnell. Meinen kleinen Erfahrungsbericht bitte als eine Art "Einschub" ansehen. ;)

Ich finde schon, dass Männlein und Weiblein tendentiell (immer nur tendentiell) unterschiedliche Strategien zum Lösen bestimmter Problem an den Tag legen. Ob das nun genetisch einprogrammiert, soziokulturell konditioniert ode weshalb auch immer so sein mag. Ich finde, es ist jedenfalls so!

Da gibt es aber natürlich auch noch ganz andere Merkmale, die mit hinein spielen und deshalb letztendlich keine allgemeingültige Aussage über die optimale Rauchstoppstrategie bei Mann oder Frau zulassen:

Hochbegabte, die ihre Probleme ohnehin analytischer angehen als andere.

Highly-Sensitive-Persons (sollen ca. 15% der Bevölkerung sein), die deutlich empfindsamer gegenüber sensorischem oder sozialem Input sind. Die können Situationen schon als stark belastend empfinden, wo andere gerade erst "leicht stimuliert" sind.

Und, und, und!

Verfasst am: 23.11.2013, 16:52
Julia2
Julia2
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Eine sehr interessante Diskussion, wenn ich meinen Senf dazu geben darf. Ich denke, es ist keine reine Geschlechter (genetisch) bezogene Eigenschaft, wie man Lösungsstrategien entwickelt.

Da spielt doch sehr eine Rolle, wie wir erzogen sind, wie wir erlernt habe mit Problem Situationen umzugehen. Zuzüglich auch wie unsere Umwelt uns geprägt hat. Auch das Ansehen in der Gesellschaft spielt eine wichtige Rolle. Wie z.B. „ein Indianer weint nicht“ Da werden auch heute noch Geschlechtsspezifische Unterschiede gemacht.

Ich denke es sind mehrere Faktoren die dazu führen, wie wir mit Schwächen und Stärken umgehen. Somit auch mit dem Rauchstop.

Aber dennoch, wer gelernt hat mit seinen Schwächen umzugehen, sie anzunehmen und sie nicht hinter einer Mauer zu verbergen – zeigt die größere Stärke, als diejenigen die davor davon laufen.

Nicht immer derjenige der stark ist, ist stark und
Nicht immer derjenige der schwach ist, ist schwach.

Man muss nur mal in sich hineinhören und die Wahrheit akzeptieren.
Oh man, das ist jetzt aber weit vom Thema weg.

Verfasst am: 23.11.2013, 17:08
acryl
acryl
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[color=gray]"Ich finde schon, dass Männlein und Weiblein tendentiell (immer nur tendentiell) unterschiedliche Strategien zum Lösen bestimmter Problem an den Tag legen. Ob das nun genetisch einprogrammiert, soziokulturell konditioniert oder weshalb auch immer so sein mag. Ich finde, es ist jedenfalls so!
... "[/color]

dito, Captain.

Ich habe mal eine interessante Sendung gesehen, wo es um die heutigen menschlichen Verhaltensmuster ging, die wir uns in der Steinzeit angeeignet haben.

Männer mußten sich zusammenrotten um gemeinsam das Mammut zu erlegen. (Männer brauchen weniger Zeit um sich mit anderen Männern zu "verkumpeln).
Sie müssen in die Ferne sehen können, um die Beute ausfindig zu machen.

Dafür können Frauen besser nah sehen.
Er steht vor geöffnetem Kühlschrank und sieht die Butter nicht, die der Frau sofort ins Auge sticht, weil sie in der Steinzeit im Nahbereich Beeren gesammelt und Wurzeln ausgegraben hat.

Die Reihe der Vergleiche ging noch weiter, die auch andere soziale Verhaltens- und Konfliktbewältigungsmuster
beinhaltete.

Ich gebe hier völlig unwertend nur den Inhalt dieser Sendung wieder, finde es aber sehr interessant und nachvollziehbar.

Lieber Gruss vom
Thomas

Verfasst am: 25.11.2013, 13:51
Stoffel
Stoffel
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Schönes Thema, nun auch endlich an der richtigen Stelle.

Ich glaube ehrlich gesagt schon dass es einen Unterschied zwischen Männlein und Weiblein gibt. Männer haben meiner Meinung nach eher die Angst davor zu Versagen und als schwach abgestempelt zu werden. Lässt sich ja auch alles wohl biologisch, gesellschaftlich und geschichtlich erklären. Das "Weichei-Sein" (bitte nicht als Wertung auffassen) wird ja erst die letzten Jahre, vielleicht Jahrzehnte so langsam gesellschaftsfähig und ich behaupte aber mal dass immernoch insbesondere der männliche Teil der Gesellschaft nicht allzu viel dafür übrig hat. Männer müssen stark sein und bei Frauen weckt die eigene Schwäche eher den Beschützerinstinkt des Mannes worauf hin er sich stark und gebraucht fühlt. Ich behaupte mal dass dieses Klischee noch sehr fest in unserer heutigen Gesellschaft verankert ist. Ich halte es allerdings für überholt hier in stark und schwach zu unterscheiden.
Daher kann ich mir auch durchaus vorstellen dass Raucher und Raucherinnen das Thema "Aufhören" auch unterschiedlich angehen können, allerdings nicht zwangsläufig müssen. Ich weiß ich bekomme hier im Forum auch so langsam den Ruf ein "Hardliner" zu sein aber ich halte ehrlich gesagt nichts von diesem "Schwarz oder Weiß - Denken". Ich versuche es mal so zu formulieren: "Ich bin stark wenn ich stark sein muss und bin schwach wenn ich schwach sein darf." Gefühle zeigen und trotzdem eine starke Persönlichkeit zu sein schließt sich meiner Meinung nach keinesfalls aus. Ich habe zu Beginn meines Rauchausstiegs auch gelitten, gejammert und wäre am liebsten mit dem Kopf durch die Wand. Trotzdem habe ich mir keine Zigarette eingestanden. Ich bin stark geblieben in dem Moment wo ich germerkt habe ich kippe gleich und greife zur Zigarette. Vielleicht habe ich auch die ersten Tage gekämpft weil ich eben das Klickerlebnis im eigentlichen Sinne nicht bzw. allerhöchstens erst nach ein paar Tagen der Rauchabstinenz hatte. Der Weg egal wie steinig hat sich aber gelohnt. Vielleicht beschreibe ich einfach mal wie mein bisheriger Rauchausstieg gelaufen ist und erkenne dann vielleicht noch wo es Klick gemacht hat:

Grundsätzlich spielte ich schon länger mit dem Gedanken das Rauchen aufzuhören. Früher war es immer so "Wenn mal der Nachwuchs unterwegs ist, höre ich auf!" Der Nachwuchs war unterwegs und ich hörte natürlich nicht auf. "Wenn der Nachwuchs mal auf der Welt ist, höre ich auf!" Der Nachwuchs war unterwegs und ich hörte natürlich nicht auf. Es vergingen Tage, Wochen und Monate und bald stand der erste Geburtstag meiner Tochter vor der Tür... und ich rauchte immernoch. Ca einen Monat vor dem Geburtstag meiner Tochter hatte ich eine relativ starke Erkältung. Stark im Sinne von es hat mich ziemlich geplagt, aber ich bin arbeiten gegangen. Wer arbeiten gehen kann, kann auch rauchen. Also nahm ich in dieser Zeit keine bzw. kaum Rücksicht, rauchte vielleicht 1-2 Zigarillos am Tag weniger. Als ich dann aber so da stand, es war Mittwoch Abend: Feierabendzigarette, genüsslich an meinem Zigarillo zog (dicht gefolgt von einem Hustenanfall der mit die Tränen in die Augen trieb) blickte ich den Zigarillo an, fragte mich ob ich eigentlich vollkommen bescheuert bin in einem solchen Moment zu rauchen, (es "schmeckte" ja nicht mal aus Rauchersicht) und drückte das letzte Drittel meines Zigarillos aus. Ich setzte mich ins Auto und fuhr nach Hause. In diesem Moment hatte ich auch noch nicht wirklich realisiert dass das meine letzte Zigarette gewesen sein sollte, es war eher so ein. "Jetzt reißt du dich mal zusammen und lässt die Dinger mal weg... zumindest mal bis du wieder gesund bist!" Also verzichtete ich am nächsten Tag darauf mir eine Schachtel zu kaufen und verbrachte einen der ersten Tage seit langem ohne Zigaretten. Es keimte in mir der Gedanke dass das doch eine gute Chance sein könnte das Rauchen jetzt endlich für immer aufzuhören. Also kontaktierte ich mal meinen alten Kumpel Go Ogle und schaute mal was ich im Netz so finde.
Die ersten Tage laß ich hier dann nur mal so mit, aber am 5.Tag musste ich mir es dann einfach mal von der Seele schreiben was ich dann auch tat. Parallel fing ich an Joel Spitzers "Nie wieder einen einzigen Zug" zulesen. So langsam entwickelte ich eine Überzeugung nie wieder eine Zigarette zu rauchen und ich began damit mein Leben meine Rauchgewohnheiten zu analysieren. Mir klar zu machen was ich mit dem Rauchen aufs Spiel gesetzt hatte, welches Risiko ich führ mich und meine Familie einging nur um das Nikotinmonster in meinem Körper zu befriedigen. Vielleicht war das mein Klick, das Bewusstsein zu entwickeln dass ich das Wichtigeste in meinem Leben, meine kleine Familie, vielleicht irgendwann selbstverschuldet in Stich lassen würde, weil ich einer Sucht erlag? Das wusste ich natürlich bereits während ich noch geraucht habe, aber als Raucher ist man ja ein Meister der Selbsttäuschung. Meine Gefühle und Motivation kippten so langsam in Wut. Wut auf mich dass ich so lange geraucht hatte, Wut auf andere Eltern welche rauchend den Kinderwagen durch die Gegend schoben. Wut auf alles was irgendwie mit Zigaretten zu tun hatte. Ich verzichtete darauf andere Raucher anzuschreien wie bescheuert sie wären, was aber eher meiner guten Erziehung als meiner Überzeugung geschuldet war. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon sicher dass ich nie wieder eine Zigarette anrühren würde und wenn ich mir notfalls beide Hände abgehackt hätte. Trotzdem war die Angst rückfällig zu werden und vorallem die Verzweiflung immernoch der Zigarette nachzutrauern andauernd präsent. Ich verstand nicht wieso ich immernoch das Bedürfnis hatte zu rauchen obwohl ich doch den festen Entschluss gefasst hatte das Rauchen für immer sein zu lassen. Ich dachte immer wenn du wirklich willst, also "wirklich" dann wird es ganz leicht. War es aber nicht und jetzt standen auch noch meine Hände auf dem Spiel. ;-)
Ich laß daraufhin viel im Internet, ging spazieren, machte mir den Kopf frei und meine Wut über das Rauchen verwandelte sich so langsam in eine distanzierte Betrachtung und Analyse dieser Sucht. Allen Carrs Buch "Endlich Nichtraucher" half mir sehr gut dabei. Ich fing an andere Raucher zu beobachten, mein eigenes ehemaliges Rauchverhalten zu analysieren und kam immer und immer wieder zu dem Ergebnis dass es eigentlich vollkommen bescheuert, unnütz und zu allem Überfluss lebensbedrohlich war. Wenn man sich mal vor Augen führt wie perfekt die Falle des Rauchens (danke Allen) funktioniert und erkennt wie man selbst genau so reingeraten ist (oder rückfällig wurde) fällt es einem meiner Meinung nach leichter das ganze distanziert zu betrachten. Ich akzeptierte die Tatsache dass der Wunsch nach einer Zigarette durchaus da sein kann, man aber trotzdem überzeugt und vorallem glücklich ohne sie auskommen kann. Heute bin ich glücklich. Ich bestärke mich immeroch jeden Tag darin dass es gut war das Rauchen aufzugeben. Nicht weil ich es noch unbedingt jeden Tag brauche oder dauernd ans Rauchen denken muss, sondern erstens weil es so ist und zweitens weil man es (sicherheitshalber) nicht oft genug sagen kann.
Ich glaube mittlerweile dass es nicht unbedingt eines Klicks im Sinne eines Schlüsselerlebnisses bedarf. Ich halte es sogar für gefährlich darauf zu warten. Was wenn der Klick nicht kommt? Ich glaube vielmehr dass man den Klick herbeiführen kann, besser gesagt die Überzeugung dass man nicht mehr Rauchen möchte. Die Betonung liegt auf "möchte" und nicht "darf". Ich glaube dass in diesem Forum teilweise der Eindruck entstanden ist dass ich der Meinung wäre man müsste sich jeden Tag quälen nicht zu rauchen um irgendwann sein Ziel zu erreichen. Das stimmt natürlich so nicht und war auch nie von mir so gemeint. Ich glaube aber dass man jeden Tag daran arbeiten sollte sich in seiner Überzeugung zu bestärken. Das heißt nicht dass man von morgens bis abends "studiert" und nichts mehr anderes tut. Es geht vielmehr darum Raucher, Rückfälle, Schmachtattacken und eben typische Rauchsituationen zu analysieren und als Chance zu begreifen die Sucht zu verstehen und sie nicht mit aller Gewalt zu meiden. Ich habe z.B. eben genau nicht die typischen Rauchsituationen gemieden, sondern mich diesen teilweise (nicht allen, wir wollen ja nicht übertreiben) bewusst ausgesetzt. Ich wollte eben nicht auf irgendetwas anderes in meinem Leben verzichten, nur weil ich jetzt nicht mehr rauche. Das würde ja doch implizieren dass ich auf etwas verzichten muss, jetzt wo ich nicht mehr rauche. Ich weiß dieses Vorgehen ist riskant und sicherlich nicht jedem zu empfehlen, aber oft ist es doch genau die anfängliche Motivation die einen durch solche Situationen unbeschadet hindurchführt nur um hinterher festzustellen "Du hast nicht geraucht! Und du lebst noch... irre!" Früher oder später erlebt man diese Situationen sowieso und je früher man sich damit auseinandersetzt und realisiert dass man sie auch ohne Zigaretten meistern kann, geht man einen großen Schritt in Richtung rauchfreie Zukunft. Dass man dabei auch mal die Zähne zusammenbeißen muss gehört wahrscheinlich dazu.

Ich glaube es ist wichtig sich mit dem Thema Rauchen als Sucht zu beschäftigen. Ob der Klick (im Sinne eines Schlüsselerlebnisses) kommt oder nicht halte ich für nicht so wichtig, ich glaube eher dass es vielen Rauchern eine willkommene Ausrede ist jetzt doch noch nicht auzuhören. Wichtig ist dass die Erkenntnis kommt dass einem das Rauchen nichts gibt, sondern schadet. Gesundheitlich, finanziell und auch gesellschaftlich. An dieser Erkenntnis kann man arbeiten und das wäre dann der eigentliche Klick für mich. Eher allerdings ein KLIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIICK... weil es im Zweifel nicht von heute auf morgen passiert.

Gruß Stoffel

P.S. Sorry für den "Wall of Text"

Verfasst am: 25.11.2013, 16:05
CaptainMu
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Lieber Stoffel,

die "Wall-of-Text" war zumindest für mich keinerlei Problem, da du meiner Meinung nach schlüssig, interessant und humorvoll schreibst. Aber genug der Bauchpinselei, da du das als harter Kerl ja eh nicht nötig hast. ;) ;)

Tatsächlich erkenne ich in vielen deiner Redewendungen und Perspektiven den guten alten Allen Carr wieder, dem ich auch nach wie vor für sein tolles Buch dankbar bin. Das stört also keinsten Falls. Aber es "entlarvt" dich, so wie deine exemplarische Sichtweise meiner Meinung nach auch einige andere "potentielle Hardliner" entlarvt. ;)

Du gibst in deinem Erfahrungsbericht selbst zu, dass es bei dir auch Jahre gedauert hat, bis der entscheidende Zeitpunkt des Rauchstopps eingetreten ist. Die ganze Zeit vorher warst du bewusst oder unbewusst auch längst nicht mehr glücklich mit dem Rauchen und hättest gerne aufgehört.

[quote="Stoffel"]
Das wusste ich natürlich bereits während ich noch geraucht habe, aber als Raucher ist man ja ein Meister der Selbsttäuschung. Meine Gefühle und Motivation kippten so langsam in Wut. Wut auf mich dass ich so lange geraucht hatte, Wut auf andere Eltern welche rauchend den Kinderwagen durch die Gegend schoben. Wut auf alles was irgendwie mit Zigaretten zu tun hatte.
[/quote]

Dann schließlich, hat es Klick bei dir gemacht. Ja, ich finde das war ein Klick. Ich sehe das nicht so, dass man bei einem Klick mit einem Mal frei vom Rauchen wäre und keinerlei Entzugserscheinungen hat oder so. Das würde die Bedeutung dieses Begriffs eindeutig überlasten und eher in die Welt der Fabeln gehören.

So: Nun hast du am Ende aufgehört und bist total überzeugt davon. Du hast Allen Carr und Joel Spitzer gelesen, und deine Formulierungen zeigen mir, dass einige der Erkenntnisse sich tief in dir verankert haben und dir im Nachhinein als selbstverständlich vorkommen. Vielleicht so selbstverständlich, dass du ein wenig vergessen hast, dass du selbst offenbar jahrelang mit dir zum Thema Rauchausstieg gehadert hast. Vielleicht schwingt ja auch ein wenig deiner Wut über dich selbst mit, dass du deine eigene Schwäche ("Kuschelbär-Einstellung" s. unten) so lange verleumdet hast und ihr unterlegen warst.

Und nun tendierst du dazu, anderen Noch-Rauchern Vorwürfe zu machen, und sei es auch nur innerlich. Und es fällt dir eventuell schwer zu verstehen, wieso jemand nicht jetzt sofort endgültig mit dem Rauchen aufhört, so wie du es ja jetzt gemacht hast.

Merkst du, worauf ich hinaus will? ;) Übrigens nicht, um dich zu kritisieren, schon gar nicht zu provozieren, sondern um dir und allen vermeintlichen "Hardlinern" hier im Forum einen Denkanstoß zu geben. Es ist leicht ein überzeugter Hardliner zu sein, wenn man es erst einmal geschafft hat. Man zeige mir hingegen einen einzigen Hardliner, der noch raucht. ;) (Seltsame Charaktereigenschaft "Hardliner", die erst zutage tritt, wenn man tatsächlich mit dem Rauchen aufgehört hat...)

Der inzwischen von uns aus dem Forum geschiedene "nameless" hat als eines seiner letzten Vermächtnisse seine Theorie hinterlassen, dass die Forumswelt aus "Hardlinern" und "Kuschelbären" besteht, und dass diese Welten unvereinbar miteinander sind und immer wieder aneinander geraten werden. Das sehe ich definitiv nicht so. So wie alle diese Erfahrungsberichte zeigen, haben wir doch alle früher einmal im selben Boot gesessen.

Die Unterscheidung zwischen "Hardlinern" und "Kuschelbären" entsteht erst im Nachhein, wenn wir aufgehört haben und aus unserer subjektiven Deutung der eigenen persönlichen Entzugserfahrung eine vermeintlich allgemeingültige Rauchstopp-Strategie ableiten. Problematisch wird es erst, wenn wir diese ganz persönliche Strategie zur objektiv einzig richtigen erklären und damit ignorieren, dass es vermutlich so viele Strategien gibt, wie es ebenso erfolgreiche Weggefährten in diesem Forum gibt.

Am Ende meiner Wall-of-Text möchte ich aber noch einmal betonen, dass ich es sehr interessant und schön fand, den Menschen hinter dem Nickname Stoffel mit all seinen Raucherfahrungen etwas besser kennenzulernen.

LG
Chris

Verfasst am: 25.11.2013, 17:59
Stoffel
Stoffel
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Beiträge: 40 Beiträge

[quote="Ika956"]
Hallo Mu,
Nameless ist nicht mehr hier. Er hat sich abgemeldet, weil er seine Ruhe haben will und das Forum
zum Zwecke seiner Rauchfreiheit nicht mehr nötig hat.
Bitte respektier auch du das, zumal er seine Meinung nun nicht mehr verteidigen kann.
Ihr wolltet doch hier nicht mehr persönlich werden.
[/quote]
Zwei Gründe die dagegen sprechen:

1.
[quote="nameless"]
eine freie, unabhängige Meinungsäußerung kann und darf sich nicht nach Befindlichkeiten oder Ansehen der Person richten.
Wichtig dabei ist selbstredend das niemand persönlich beleidigt oder verunglimpft wird.
[/quote]

2. Irgendjemand hat mal behauptet die Erde sei eine Scheibe. Derjenige ist mittlerweile wahrscheinlich sogar gestorben, heißt dass jetzt seine Meinung steht nicht mehr zur Diskussion, nur weil er diese nicht mehr verteidigen kann? Sorry aber wenn nameless heimlich mitliest und nicht damit einverstanden ist, kann er sich wieder anmelden und sich konstruktiv an der Diskussion beteiligen. Wenn nicht sollte es ihm egal sein.

Ich denke damit ist alles gesagt, bitte weiter in der Diskussion.