Mein Klick, dein Klick ...

Verfasst am: 23.11.2013, 15:02
CaptainMu
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Ihr seid aber schnell. Meinen kleinen Erfahrungsbericht bitte als eine Art "Einschub" ansehen. ;)

Ich finde schon, dass Männlein und Weiblein tendentiell (immer nur tendentiell) unterschiedliche Strategien zum Lösen bestimmter Problem an den Tag legen. Ob das nun genetisch einprogrammiert, soziokulturell konditioniert ode weshalb auch immer so sein mag. Ich finde, es ist jedenfalls so!

Da gibt es aber natürlich auch noch ganz andere Merkmale, die mit hinein spielen und deshalb letztendlich keine allgemeingültige Aussage über die optimale Rauchstoppstrategie bei Mann oder Frau zulassen:

Hochbegabte, die ihre Probleme ohnehin analytischer angehen als andere.

Highly-Sensitive-Persons (sollen ca. 15% der Bevölkerung sein), die deutlich empfindsamer gegenüber sensorischem oder sozialem Input sind. Die können Situationen schon als stark belastend empfinden, wo andere gerade erst "leicht stimuliert" sind.

Und, und, und!

Verfasst am: 23.11.2013, 14:53
CaptainMu
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[quote="Stornoway"]
die darauf hinweist, mein lieber ;)

und ich weise mal frech darauf hin, dass man offensichtlich aus meiner argumentations und problemlösestruktur nicht erkennen konnte, ob ich männlein oder weiblein bin :
[/quote]

Richtig! Und aus deinem nickname auch nicht! hihi

Verfasst am: 23.11.2013, 14:51
CaptainMu
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Und wenn ich es mir recht überlege, kann ich da eigentlich auch noch ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.

Ich war lange Zeit so ein Ganz-oder-gar-nicht-Typ. Vor meinen Abschlussprüfungen an der Uni z.B. habe ich mich regelrecht 2-3 Wochen zuhause eingeschlossen und von morgens bis abends gelernt. Damit war ich ziemlich erfolgreich. Ich habe teils Kurse, die ich ein halbes Jahr lang mehr oder weniger geschwenzt hatte, in knapp 1 Woche so intensiv aufgearbeitet, dass ich mit echt guten Noten durch die Prüfungen ging. Das ging soweit, dass ich phasenweise jede Nacht anfing, im Traum wissenschaftliche Probleme zu wälzen... was nicht ganz so angenehm war.

Einige Jahre später entwickelte ich eine Phobie, mit der ich regelmäßig konfrontiert wurde. Das könnt ihr euch ähnlich wie eine ausgewachsene Flugphobie vorstellen, die bei mir aber leider auf bestimmte Alttagssituationen bezogen war und selbst nachts im Schlaf plötzlich auftreten konnte. Natürlich ging ich auch da mit der Einstellung ran: Augen zu und durch, und der Spuk ist bald vorbei. Das war halt meine Problemlösestrategie.

Dumm nur, dass man Angst (also im Sinne einer Angststörung) mit Druck, den man in sich aufbaut, nicht verringert, sondern verstärkt. So kam es, dass ich schon bald ausgewachsene Panikattacken entwickelt hatte, die alle 24-36 Stunden auftraten - auch nachts im Schlaf. Eine weitere Zeit später wurde aus den Panikattacken eine "generalisierte Angststörung", bei der man am Ende gar nicht mehr so richtig weiß, wovor man eigentlich Angst hat, und auch schon Angst vor der Angst die nächste Panikattacke auslösen kann. Klingt ziemlich daramtisch, oder? War es auch für mich!

Das lief bis zu dem Punkt, an dem ich mal wieder während der Arbeit zu einem Spaziergang um die gewohnten "vier Ecken" aufgebrochen war, um eine Panikattacke durchzustehen. Man sollte vllt noch dazu sagen, dass man bei Panikattacken tatsächlich sowas wie Todesangst verspürt. Plötzlich blieb ich stehen, breitete (zugegebenermaßen theatralisch) die Arme aus, schaute gen Himmel und sagte: "Ok, Gott, ich gebe auf. Mach was du willst, aber ich habe keinen Bock mehr darauf. Wenn du meinst, ich solle jetzt tot umfallen, ok, deine Entscheidung. Aber ich lasse jetzt innerlich los." [color=purple]Klick![/color]

Es schien so, als hätte ich all diese krassen Angstattacken durchstehen müssen, um endlich zu lernen, dass ich nicht alles erzwingen kann und ab einem bestimmten Punkt loslassen muss. Und das hatte ich auf die harte Tour gelernt. Von da an war die Angst Schritt für Schritt aus meinem Leben verschwunden.

Warum ich das jetzt hier erzähle? Ganz einfach. Meinen ersten Rauchstopp habe ich vor dieser Erfahrung durchgeführt. Den jetzigen Rauchstopp Jahre danach. Meine Problemlösetrategien haben sich seit dem Erlebnis in der Phase dazwischen natürlich grundlegend verändert. Ich gehe immer noch manchmal in eine Art "Kampfmodus", um eine Sache in einigen Stunden noch zuende zu bringen. Aber im Kopf gibt es jetzt so eine Art Blockade, die mich davor bewahrt, etwas konsequent und unter Nichtbeachtung von Emotionen und Gefühlen zu erzwingen.

So erkläre ich mir, wieso meine beiden Rauchstopp-Strategien sehr unterschiedlich sind/waren. Lebenserfahrungen haben großen Einfluss auf unsere Problemlösestrategien. Was für den einen die perfekte Strategie sein mag, kann für den anderen aus persönlichen Erfahrungen heraus ein unmöglicher Weg sein.

Wurde zwar schon längst gesagt, wollte das aber noch einmal sehr konkret herausstellen.

Verfasst am: 23.11.2013, 14:47
Stornoway
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lach, damit meinte ich ja auch den captain ;)

vielleicht gehe ich zu sehr von mir aus, ich habe das mit den kleinen schritten und gnädig mit sich selbst sein früher überhaupt nicht drauf gehabt... habe es eher erst durch den rauchausstieg nochmal richtig gelernt...

und kenne das auch von anderen frauen (und männern) so, dass sie immer zuviel auf einmal wollen oder nie zufrieden mit sich und dem erreichten sind.

Verfasst am: 23.11.2013, 14:40
ichwilles
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interessant, wie verschieden man Threads liest und interpretiert.

Allerdings wusste ich, dass Du ein Mädchen : bist, deswegen habe ich das nicht hinterfragt.

Verfasst am: 23.11.2013, 14:32
Stornoway
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Zitiert von:
Frauen gehen da generell gnädiger mit sich um, gehen viele kleine Schritte, visieren ein kleineres Ziel an und bauen darauf auf.


diese aussage möchte ich mal ganz stark in zweifel ziehen... ich kann dir allein hier im forum zwanzig gegenbeispiele nennen

ob männer und frauen generell problemlösungen unterschiedlich angehen kann ich nicht beurteilen... finde es aber seeeeehr schwierig hierzu irgendwelche aussagen zu treffen...

jetzt sind wir wohl ganz schön vom thema abgeschweift ^^

Zitiert von:
Ich schließe mich aber auch Stornoway an, der darauf hinweist,...


die darauf hinweist, mein lieber ;)

und ich weise mal frech darauf hin, dass man offensichtlich aus meiner argumentations und problemlösestruktur nicht erkennen konnte, ob ich männlein oder weiblein bin :

Verfasst am: 23.11.2013, 14:18
ichwilles
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Das widerspricht sich insofern, dass es nicht biologisch geschlechterspezifisch ist, sondern erlerntes Rollenverständnis.

Das Umfeld gibt heute leider immer noch vor, wie ein "richtiger" Mann zu sein und zu handeln hat, respektive als Frau

Ein Mann hat zu kämpfen und einknicken ist Schwäche
Von Frauen fordert man das in der Regel nicht so stark ein.

"Man" passt sich diesen Erwartungsmustern unwillkürlich an,

Lies mal in verschiedenen Threads wie oft von "Schwäche, versagen, aufgeben, Schuld,kämpfen, verlieren, geschrieben wird.
.

Verfasst am: 23.11.2013, 14:15
CaptainMu
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[quote="ichwilles"]
Ich denke auch nicht, dass es geschlechterspezifisch ist, wie man aussteigt, sondern eher damit, wie man generell Problemlösungen angeht, zusammenhängt

...

Frauen gehen da generell gnädiger mit sich um, gehen viele kleine Schritte, visieren ein kleineres Ziel an und bauen darauf auf.
[/quote]

Rein logisch widerspricht sich das aber, oder? ;)

Ansonsten finde ich deine Überlegungen aber sehr überzeugend. Nur in der Schlussfolgerung komme ich basierend auf deiner Argumentation zu:

Männer und Frauen gehen Problemlösungen tendentiell unterschiedlich an. Welches die optimale Ausstiegsstrategie für die jeweilige Person ist, hängt auch wesentlich davon ab, wie man generell Problemlösungen angeht. Also gibt es je nach Geschlecht tendentiell schon unterschiedliche Präferenzen für die bevorzugte Ausstiegsstrategie.

Ich schließe mich aber auch Stornoway an, der darauf hinweist, dass man da nicht unbedingt in Schwarz und Weiß denken kann. Schon bei einer Person kann das von Rauchausstieg zu Rauchausstieg oder von Ausstiegsphase zu Ausstiegsphase unterschiedlich sein. Und wenn dann auch noch Farben ins Spiel kommen...

Im Sinne der Wissenschaft aber machen Polarisierungen natürlich durchaus Sinn.

Verfasst am: 23.11.2013, 11:50
ichwilles
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Ich denke auch nicht, dass es geschlechterspezifisch ist, wie man aussteigt, sondern eher damit, wie man generell Problemlösungen angeht, zusammenhängt

Beruflich mache ich immer wieder die Erfahrung, dass Männer und Frauen eigentlich nicht verschieden agieren, allerdings eher ,zwar unbewusst, einer gewissen Erwartungshaltung des Umfeldes entsprechen und dazu kommen noch die persönlichen Erfahrungen die jeder mit sich herumträgt.

Beispiel hier aus dem Forum: (ausdrücklich ohne Wertung )

Dann kneift man eben die Pobacken zusammen,
Dann tritt man sich eben selbst in den Allerwertesten
Ohne Kampf geht es einfach nicht.

Und dann sind es ganz schnell die Männer, die sich in die Schublade stecken lassen

rumeiern, weichei, warmduscher usw.
Und sie setzen sich noch mehr unter Druck, weil ein richtiger Mann kämpft.

Frauen gehen da generell gnädiger mit sich um, gehen viele kleine Schritte, visieren ein kleineres Ziel an und bauen darauf auf.

Ich bin nach wie vor überzeugt, dass ich es NICHT geschafft hätte, wenn ich mich selbst unter Druck gesetzt hätte.

Ganz spannend sind auch die persönliche Erfahrungen , die jeden von uns prägen.

Für mich persönlich z.B.

Ich habe, als ehemaliges sehr von Heimweh geplagtes Internatskind ganz ganz starke Verlustängste.
Dieses permanente Abschiednehmen von vertrautem hat mich ganz stark in meinen Verhaltensmustern geprägt.
Unter anderem sind mir "Vermeidungsstrategien" in Fleisch und Blut übergegangen und laufen inzwischen in einer Art Automatismus ab.

Für mich, die ich in einer WE Beziehung lebe ist es sehr wichtig, am Flughafen gewisse Rituale einzuhalten, damit ich nicht jedesmal ins Bodenlose stürze.

Genauso ist es mit der Aufgabe von in Jahren verinnerlichten Ritualen.
Die Zigarette war nun mal vermeintlich "Freund,Tröster" Partner,Stressbewältiger"
Und von dieser Krücke/Stütze sollte ich mich für immer verabschieden?
Mich erlernten Verhaltensmustern der "Verlassensängste" aussetzen?
Alleine alles bewältigen, was der Tag so an Stress, Freude,Kummer bringt?
Wenn alle weg waren, die Zigarette war doch zuverlässig immer da.

Ne, das ging gar nicht.
Da musste jeden Tag neu gelernt werden, dass man es auch "ohne" schafft und das die Welt, meine persönliche Welt nicht zusammenbricht, wenn die Zigarette nicht mehr da ist.

Jeden Tag stabiler neue Verhaltensmuster erlernen, Bewältigungsstrategien schaffen, immer mit dem Wissen "nur heute"

Für mich war es wichtig, kleine Schritte zu gehen, Etappensiege zu erreichen. Keine Endgültigkeit (obwohl sie geplant ist)

Manchmal lohnt es sich, genau hinzuschauen, sich selbst zu hinterfragen und sich selbst zu kennen. und kennenlernen

LG
Sara

Edit: Und ich weiss für mich, dass das genau das richtige war und das ich deswegen kaum gelitten habe.
Hätte ich das vorher gewusst, ich wäre sehr viel früher ausgestiegen.

Verfasst am: 23.11.2013, 11:08
Stornoway
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huhu thomas,

eine ganz spannende forschungsfrage! da wäre auch mal interessant, ob es dazu schon untersuchungen gibt?
suchtforschung gibts ja nun schon eine weile...

zum geschlechter-thema: das glaube ich nicht, dass es damit zusammenhängt.

ein beispiel: die 12-schritte-programme arbeiten ja auch nach der methode "nur für heute" und waren zumindest in den anfängen ja eher männerdominiert.

ich denke schon eher, dass das von mensch zu mensch unterschiedlich ist und es ja dann auch noch mischformen bei den einzelnen gibt, wie chris das zum beispiel bei sich beschreibt.

definitiv ein ganz spannendes thema ;)