Erkenntnisse eines Rückfälligen

Verfasst am: 31.03.2014, 10:03
kurishnikow
kurishnikow
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Rauchfrei seit: 3871 Tagen
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Hallo zusammen

Auf die Gefahr hin völlig zerfleischt zu werden, möchte ich hier trotzdem meinen Weg beschreiben, mit dem ich das Rauchen in den Griff bekommen will.

Zuerst einmal zu meiner Person - ich bin 28 Jahre alt und habe - mit 2 Unterbrüchen etwa 10 Jahre als Raucher auf dem Buckel. Nach dem ersten Aufhörversuch (ca. 4-5 Monate erfolgreich) habe ich wieder angefangen zu rauchen ohne es zu hinterfragen, ich habe mir gesagt: "du hast es nicht geschafft, das wars dann, jetzt rauchst du halt wieder", habe noch einmal versucht aufzuhören (5 Tage), was mit extrem viel Mühe verbunden war und meiner Motivation für einige Jahre einen Todesstoss verpasste.

Jetzt habe ich, vor ein paar Wochen nach 4 1/2 Monaten abstinenz wieder angefangen zu rauchen, nicht weil ich wollte, sondern weil ich musste. Ich hätte mir nichts mehr gewünscht als nicht mehr müssen zu müssen, aber es ging nicht.

Warum ging es nicht - nach so langer Zeit alles wegschmeissen ist doch schade - Ja. das ist so, ich habe damals nicht für mich sondern für meine Freundin aufgehört zu rauchen. Diesem Entscheid gingen viele Diskusionen voraus, welche mich aus einem skeptischen selbstkritischen raucher, der sein verhalten hinterfragte zu einem trotzigen selbstmitleidigen raucher machte, der das rauchen verherrlichte und als elementaren Teil spassiger Situationen sah. Danach kam trotzdem der Aufhörversuch - der Termin war mal abgemacht worden, und ich hielt durch, habe mich hier registriert und mich informiert, und es wurde besser - aber ich beneidete die Raucher immer wieder, vor allem an Partys und Festen - ich war eigentlich auch der Meinung, dass ich mir früher oder später wieder mal eine oder zwei Zigaretten genehmigen würde.

Ich hatte es eigentlich geschafft, durch reine Sturheit aufzuhören zu rauchen, ohne es wirklich zu wollen, daher konnte ich es auch nicht wirklich geniessen, es fühlte sich nur selten wie ein Erfolg an.

Als dann die Beziehung, welche mich zu diesem Schritt bewegte endete, habe ich die ersten 3 Tage ein wenig geraucht, anschliessend habe ich mir gesagt: ich lass es bleiben, sonst fange ich wieder an. Da ich über vier Monate lang zu dem Thema gelesen habe, mich informiert habe, mir viel Gegenargumente gegen das Rauchen verinnerlicht habe, hatte ich wie zwei Seiten in mir, die gegeneinander Kämpften: auf der einen Seite die Überzeugung, dass es besser ist nicht wieder anzufangen - aus ganz vielen Rationellen Gründen - auf der anderen Seite die Emotionen, welche das Rauchen mit Freiheit und unabhängigkeit verbunden haben, mit Rebellentum und machen können was man will ohne Rücksicht auf Verluste... Diesem Kampf habe ich mich drei Tage lang ausgesetzt bis zu dem Punkt, als die innere Unruhe so gross war, dass ich mich am liebsten hätte einweisen lassen, da musste ich beschliessen, wieder zu rauchen (eine Zigarette hatte null Effekt, es ging nicht ums Nikotin, sondern um die Grundidee das Rauchen Freiheit bedeutet und ich frei sein will und so).

Sachen, die ich aus diesem Versuch gelernt habe:
- nur für jemand anderen aufhören kann kontraproduktiv, resp. unproduktiv sein, wenn einem natürlich jemand den Halt gibt, den man gut brauchen kann und einem über diese "Linie" begleitet ist das etwas völlig anderes
- die Vorbereitungsarbeit ist sehr wichtig (habe ich nicht gemacht)
- Die Körperliche Sucht ist zu vernachlässigen, die Psyche kann durch Nikotin nicht befriedigt werden, es liegen andere Gründe hinter der "psychischen Abhängigkeit"
- Man kann und muss nicht auf Vorrat rauchen, man kann und muss nichts nachholen. Wenn man eine Zigarette sein lässt oder raucht, die Lust auf die nächste wird sich ungefähr zur gleichen Zeit in der gleichen intensität einstellen
- Wenn man sich aktiv damit befasst, so wie ich heute morgen, ist es viel härter, die Lust ist viel grösser
- Die Lust geht weg - mit oder ohne Zigarette
- Eine Zigarette kann mich nicht trösten, wenns mir schlecht geht, sie kann mich nicht beruhigen, wenn ich gestresst bin, das kann nur ich selber und dazu brauche ich keine Zigaretten.
- Gute Situationen, welche ich mir in der Erinnerung mit Zigarette vorstelle, wären auch ohne Zigarette gut gewesen, da ich aber geraucht habe ist das tief in meinen Erinnerungen verankert, wenn ich Z.B. an einen schönen Sommertag denke, denke ich auch an eine Zigarette und stelle einen Zusammenhang her, welcher nicht wirklich begründbar ist.

Da wir ja alle etwas aus den Misserfolgen lernen können, dachte ich mir, ich teile meine Geschichte mit euch, ich werde in Kürze mit dem 2. Teil - wie ich heute rauche und wie ich versuche nicht zuviel zu rauchen und schlussendlich zum sozialen/gelegenheitsraucher werden will.

Ich hoffe, Ihr reisst mich nicht in Stücke, und bitte euch, den Weg, welchen ich versuchen will zu respektieren, da Nachrichten wie, "das kann nicht klappen" und "wer einmal geraucht hat, wird nie mehr gelegenheitsraucher sein können" eher kontraproduktiv sind und mich, wenn irgendwar nur dazu bringen werden mehr zu rauchen. Im Moment frage ich mich, ob das Aufhören nicht einfacher wäre, wenn man nicht dauernd eingebleut bekommen würde wie hart es sein wird und so, da es vielen leuten ja einfach genug ist und die können dann einfach so aufhören - ich bin auf der Suche nach dem Klick, und das kommt sicher nicht, wenn mein Weg einfach schlechtgeredet wird. Für konstruktive Kritik bin ich trotzdem dankbar.

Danke fürs lesen.