Maikäfer-Zug Mai 2020: Nur für Heute rauchfrei

Verfasst am: 23.06.2020, 09:36
Tarantino
Tarantino
Dabei seit: 11. 05. 2020
Rauchfrei seit: 1454 Tagen
Beiträge: 94 Beiträge

[quote="kine"]
Hallo zusammen,
ich dachte, ich schreib mal wieder was. Ich finde es immer wieder
bewundernswert, wie sehr einen die Sucht noch im Griff hat. Dieses ständigen
Ups und Downs sind anstrengend, aber natürlich kann man eine Sucht nicht
über 30 Jahre pflegen und dann davon ausgehen, dass sie von heute auf morgen vorbei ist,
Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr man sich selbst hinters Licht führen kann. Es bleibt dabei;
auch wenn der Suchtdruck da ist und gerade wenn man schlecht geschlafen hat noch mehr,
sobald man sich entspannt, lässt er auch wieder nach. Mit helfen immernoch die Traumreisen zum
Thema Nichtrauchen und ich akzeptiere, dass der Entzug auch noch ein paar Monate dauern kann,
hätte mir nur gewünscht es wäre bei mir schneller gegangen mit dem Entzug, egal wie, es wird nicht
mehr geraucht, nochmal habe ich keine Lust auf den Spaß beim Entzug.
Jeder der das Rauchen lässt kann stolz auf sich sich sein. Interessante Erfahrung,
bin auf einmal Mückenangriffsziel Nummer 1, da das Nikotin als Insektengift im Blut
fehlt, scheine ich für Mücken zur Delikatesse geworden zu sein. Auch daran merke ich
wieviel ich eigentlich geraucht habe, da ich noch nie viel von Mücken gestochen wurde,
selbst denen war ich zu toxisch
[/quote]

Hallo Christian,

vielen Dank für deine Zeilen! Da triffst du bei mir voll in's Schwarze, genauso ist es und fühlt es sich auch bei mir an. Ich denke, wir werden uns immer wieder vor Augen führen müssen, dass bei auch nur einer Zigarette möglicherweise alles umsonst war.
Ich habe auch keinerlei Bedürfnis das alles noch einmal durchleben zu müssen. Ich freue mich über jeden geschafften Tag und jede überstandene Schmachtsituation.
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute
Matthias

Verfasst am: 24.06.2020, 20:32
Lesirma
Lesirma
Dabei seit: 10. 12. 2019
Rauchfrei seit: 1614 Tagen
Beiträge: 1654 Beiträge

Hey Rudolf,
ich möchte dir auch gratulieren zu dieser tollen nächsten Schnapszahl

zu den 44 Tagen in Rauchfreiheit.

Gut gemacht und weiter so kann ich nur sagen. Jetzt hast du den Dreh raus.

Liebe Grüße
Lesirma

Verfasst am: 24.06.2020, 22:54
kine
kine
Dabei seit: 03. 05. 2020
Rauchfrei seit: 1475 Tagen
Beiträge: 38 Beiträge

Rudolf, super 44 Tage, hättest Du Dir das vor 44 Tagen
vorstellen können?

Verfasst am: 02.07.2020, 08:20
kine
kine
Dabei seit: 03. 05. 2020
Rauchfrei seit: 1475 Tagen
Beiträge: 38 Beiträge

Liebe Mitreisenden,
ich dachte mir, ich teile heute morgen mal meine Gedanken
auf diesem Wege mit Euch, so ein Forum lebt ja durch seine Beiträge und nicht nur
durch das Lesen der Selbigen.
Ich finde es spannend, aber teilweise auch immernoch irgendwie nervig,
dass ich bei Problemen oder schwierigen Situationen so ein bisschen noch
durch den Wind bin. Interessanterweise würde eine Zigarette ja auch nichts
an der Situation ändern, stelle aber noch eine gewisse Dünnhäutigkeit fest,
die mich wirklich nervt. Es fühlt sich immer noch so an, als wenn ich neu Laufen
lernen müsste, was natürlich Schwachsinn ist.
Heute morgen habe ich in den Spiegel geschaut und mir gedacht, wie super es ist
nicht mehr zu rauchen und dass ich insgesamt frischer aussehe.
Aber, und das muss ich klar sagen, ich schwanke immernoch ganz schön wobei
ich das Nikotin Monster von Tag zu Tag besser kontrolliere und einfach darauf
hoffe, dass es irgendwann, hoffentlich in naher Zukunft, mal einfach komplett still
sein wird. Das ist das Ziel. Ich bemerke aber auch, dass ich jedem Raucher beim Rauchen
zusehe und Mitleid empfinde, weil ich ja weiß wie es ist, auch wenn das kein Raucher hören
will. Also versteht mich nicht falsch Mitleid, dass die Leute weiter rauchen müssen wobei ich selbst
ja auch kein bisschen besser war oder bin. Also insgesamt merkwürdige Gefühle und vielleicht
auch einfach noch zu viele Gedanken ans Rauchen was mich wieder dazu führt mir zu sagen,
ich habe zwar ca 2 Monate hinter mir, es geht deutlich besser, aber ich bin noch lange nicht
komplett über den Berg.
Immerhin habe ich über 700 EUR gespart, weiß garnicht wie ich mir das vorher so schön reden konnte
mit dem Geld, ist halt Teil der Sucht. Das Gute ist ja auch, dass man mit der Sucht dazu lernt und auch viel mehr mit sich selbst beschäftigen muss, war mich vor dem Rauchstopp nicht klar.
Also insgesamt, auch wenn ich hier ein bisschen jammer, es war eine der besten Entscheidung meines Lebens
und ich hoffe wirklich nie wieder rückfällig werden zu müssen.Euch noch eine gute Restwoche.
Christian

Verfasst am: 02.07.2020, 09:32
Bolando
Bolando
Dabei seit: 14. 09. 2018
Rauchfrei seit: 2265 Tagen
Beiträge: 2721 Beiträge

Hallo Christian und alle anderen Maikäfer,
ich finde du, Christian, hast das sehr schön geschrieben und es ist auch nicht gejammert. Es beschreibt, dass es sehr lange dauern kann antrainierte Verhalten loszuwerden. Ich erinnere mich an einen Morgen. Ich war schon über ein halbes Jahr rauchfrei. Ich hatte meine Jacke angezogen um aus dem Haus zu gehen und spulte mein Programm ab: Tachentuch -> dabei, Schlüssel -> in der Hosentasche, Zigaretten -> Brusttasche ist leer - ach ja ich rauche doch nicht mehr. Das ist nur ein Beispiel für antrainiertes Verhalten. Fiel mir an diesem Morgen nur mal richtig auf. Habe über mich selbst gelacht - was ein schräger Vogel ich doch bin. Inzwischen tu ich das aber nimmer. Seid geduldig mit euch selbst und seid euch sicher, dass auch die Automatismen, die euch immer noch an das Rauchenwollen erinnern, mit der Zeit verblassen und irgendwann verschwinden.
Es grüßt Bolando

Verfasst am: 02.07.2020, 09:57
ehem-rauchfrei-lotsin-inez
ehem-rauchfrei-lotsin-inez
Dabei seit: 23. 03. 2020
Rauchfrei seit: 1855 Tagen
Beiträge: 324 Beiträge

Moin Christian,
danke für deine Gedanken, genauso ist es auch bei mir gewesen! Und deshalb kann ich dir von mir berichten: es wird anders, die Gedanken drehen sich immer weniger um Zigaretten. Im Frühjahr, ich hatte mein Jahr noch nicht ganz geschafft hatte ich mal wieder so ein Erlebnis. Hatte im Garten alte Blüten weggeschnitten und noch so ein bißchen "rumgewühlt" und als ich fertig war: "Jetzt eine rauchen" Das war immer so ein Ritual früher und ich hatte es ohne Tabak noch nich erlebt, deshalb wohl dieser Geistesblitz. Musste ein bißchen grinsen und mich wundern, das wars.
Was mich ein wenig stört: in deinem letzten Satz:

Zitiert von:
es war eine der besten Entscheidung meines Lebens und ich hoffe wirklich nie wieder rückfällig werden zu müssen

steht das Wort müssen - du musst gar nichts! Wenn, dann entscheidest du das selbst. Du beschäftigst dich so viel mit dem Thema und reflektierst, du bist hier im Forum unterwegs, ich bin mir ziemlich sicher, dass du weiter deinen rauchfreien Weg gehst.
Heute rauchen wir nicht!
Viele Grüße
Inez

Verfasst am: 02.07.2020, 11:08
kine
kine
Dabei seit: 03. 05. 2020
Rauchfrei seit: 1475 Tagen
Beiträge: 38 Beiträge

Hallo nochmal,
vielen Dank für die unterstützenden Worte, von Inez und Bolando
ich finde das immer sehr inspirierend.
Und klar Inez, müssen muss ich nichts es ist besser
gesagt die Angst vor dem kurzzeitigen Kontrollverlust,
welcher mich dann wieder zum Kettenraucher werden lässt.
Diese permanente Konditionierung...klar, ein ganzes Leben
antrainiert, aber dennoch nervig.
Es fühlt sich einfach an als wenn ich jahrzehnte lang meine Gefühle
mit Nikotin betäubt hätte und jetzt purzeln sie alle ungefiltert nur so
raus. Ein Gefühl der emotionalen Unsicherheit macht sich da manchmal
breit und ich weiß, dass das auch ein großes Stück Sucht ist. Hätte ich
nie für möglich gehalten, habe ich mich fairerweise auch nie vorher mit
beschäftigt. Weiß aber manchmal auch garnicht mehr ob es die Sucht ist oder
einfach nur meine eigene Einstellung zum Leben.
Ich bewerte das jetzt alles mal mit positiv,sind Veränderungen ja fast immer,
ab irgendeinem Zeitpunkt.

Verfasst am: 07.07.2020, 16:34
kine
kine
Dabei seit: 03. 05. 2020
Rauchfrei seit: 1475 Tagen
Beiträge: 38 Beiträge

Habe heute gedacht, dass es sich schon so anfühlt, als hätte man einen guten Freund
verloren und dachte dann sofort „klar, typisches suchtkranke Denkweise“. Mir hilft es im Moment
immer wieder von Suchtkrankheit zu sprechen, dass relativiert dann auch die Suchtattacken.
Habe mich heute so gefreut jetzt Nichtraucher zu sein und danach wieder so bemitleidet, jetzt
keine rauchen zu dürfen. Das Auf und Ab der Gefühle nervt mich weiterhin.

Verfasst am: 08.07.2020, 17:49
rauchfrei-lotsin-andrea
rauchfrei-lotsin-andrea
Themenersteller/in
Dabei seit: 16. 08. 2011
Rauchfrei seit: 4661 Tagen
Beiträge: 8148 Beiträge

Liebe Kine,

wie weit du schon gekommen bist, wow, 71 Tage, klasse!

Ich pflichte dir bei, dass der Verlust des alten "Freundes" Sucht krankes Denken und Fühlen ist. Die Gefühle sind nun mal phasenweise die eines Verlustes. Wie kommst du vom Verlustgefühl zum Gewinnergefühl?

Klug von dir halte ich es, von Suchtkrankheit zu sprechen. Ist es ja auch! Ich mag den Spruch: Wir sind keine schlechten Menschen, die gute Menschen werden wollen, wir sind kranke Menschen, die gesund werden wollen!

Du tust so viel für deine Gesundheit, hältst sogar dieses vermaledeite Auf und Ab der Gefühle aus! Was machen deine Belohnungen?

Herzliche Grüße an dich tapfere Kine

von Andrea

Verfasst am: 08.07.2020, 21:35
kine
kine
Dabei seit: 03. 05. 2020
Rauchfrei seit: 1475 Tagen
Beiträge: 38 Beiträge

Liebe Andrea,
Danke für Deine Worte. Ich habe echt so ein bisschen das Problem
mit allen Verbindungen, welche ich mit dem Rauchen habe und die mir
eben nicht bewusst waren. Diesmal war es ein möglicher Jobwechsel
und der Stress der damit einhergeht. Da brauchte ich diesmal echt zwei
drei Tage mir darüber klar zu werden, dass es der Arbeitsstress war.
Habe einfach Angst, dass jetzt ständig Situationen kommen, welche ich
früher rauchend leicht gemeistert habe. Auch diese werde ich nichtrauchen
meistern, nur müssen die Verbindungen gelöst werden und das ist echt
anstrengend.
Belohnt habe ich mich heute mit ausgiebigen Kochen für meinen Partner und
mich. Trotzdem es ist ein Mix zwischen Dünnhäutigkeit, schlechter Laune und permanentes
Reflektieren, das macht die Sache so anstrengend. Bin offen mir alles anzuhören
was ich dabei irgendwie wohl falsch mache und besser machten könnte.
Danke fürs zuhören
Christian