Es wird ernst! - Kindse's Rauchfreizone

Verfasst am: 19.09.2016, 15:10
Akiko-Lisa
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Ja, die Befürchtung habe ich selbst auch gehabt, diesen "Zweckpessimismus".

Jetzt sage ich mir: Egal, warum genieße ich es nicht einfach, dass ich mich jetzt so gut fühle - was noch kommt, kann ich eh nicht ändern, und was ich vorher geschafft habe, kann ich auch in Zukunft schaffen, solange ich weiter wachsam bleibe (und erinnerst du dich, wie sehr du dich noch vor 10 Tagen gequält hast? :-))

In diesem Sinne: genieße die Freiheit ohne "Zukunftsangst" :-)

LG
Akiko

Verfasst am: 20.09.2016, 10:36
Plänterwäldler
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[quote="Kindse78"]
Hallo zusammen,

Brummschädel ist wieder weg und mir gehts immer noch prima ohne Rauch!

Gestern, bzw. heute noch kein Verlangen nach ner Zigarette verspürt... ist das nun gut oder schlecht?

Irgendwie ist mir das schon umheimlich... wenn ich so lese wie manche hier innere Kämpfe austragen müssen.

@Akiko

Das Gefühl macht Angst, da ich teilweise hier andere Erfahrungen lese und mir dann denke.. wenn ich das momentan so locker habe, wann kommt dann bei mir die harte Zeit?
[/quote]

Guten Morgen Stefan,

wo fange ich jetzt an? Hmmmm, na, ich beginne wohl am besten erst mal mit einem Glückwunsch und lobendem preussischem Schulterklopfen in der Manier des ollen Fritz, du hast deine zwei Wochen in wenigen Stunden zusammen. Also etwa so:

Man mus den Menschen ermuthigen, anstatt ihn abzuschrecken. Herr Graf, gebe er dem Manne einen Dukaten aus meiner Schathulle, er hat einen starken Geist bewiehsen.

Nun wär ich aber kein Preuße in der Manier des ollen Fritz, wenn nicht gleich die Drohung mit dem Rohrstock hinterher käme. Und dazu müsste ich nur sagen:

Festigkeit besteht im Widerstand gegen das Unglück. So bleibe er wie der Ochs, der feste steht, unt nicht wie der Krebs, der rückwärts geht.

Was nun deine persönlichen Empfindungen bezüglich ausbleibender Gefühle wie Verlangen und anderweitige Entzugserscheinungen angeht, so vergiß bitte niemals, das wir alle zwar aus den gleichen Materialien gestrickt sind, aber jeder nach einem individuellen Strickmuster. Jeder empfindet daher anders, das ist ja letztlich auch der große Stolperstein, an dem alle Verallgemeinerungen scheitern.

Es kommt aber noch ein weiteres Element dazu, was es denen, die stärker unter Entzug leiden, schwieriger macht. Die Kopfsache. Ich versuche es mal an einem Beispiel zu verdeutlichen. Da war in einer Senioren Pflegeeinrichtung eine alte Frau, die war neu in der Einrichtung, war an dem Tag eingezogen, an dem abends die erste meiner üblichen Serie von fünf Nachtschichten begann. Ein Großteil ihrer Medikamente waren von den Angehörigen beim Einzug im Dienstzimmer abgegeben worden, wie auch alle notwendigen Papiere und Dokumente und Dokumentationen, also Arztbriefe, Epikrise, Pflegeüberleitungsbogen etc.

Am Abend um 22:00, ich hatte vom Spätdienst die Schicht übernommen, kam die gute Frau auf den Flur, traurig, betrübt, den Tränen nah klagte sie mir: "Junger Mann, meine Schlaftabletten sind vergessen worden, ich kann nicht einschlafen." Oups ... na schaun mer mal. Ich habe sie also erst mal beruhigt und sagte ihr, sie möge sich einen Moment in den Tagesraum setzen, ich müsse mir erst die ärztlichen Anordnungen durchlesen, was und wenn ja in welcher Dosierung sie bekommt. Erst dann könne ich schauen, ob wir für heute mit dem gleichen Präparat von jemand anderem oder einem ähnlichen Präparat überbrücken können.

Gesagt getan, sie nahm im Tagesraum Platz, nahm auch dankbar eine Tasse Tee von mir an, trank die, während ich mich ins Dienstzimmer verzog, um ihre Akten nach entsprechenden Informationen zu durchforsten. Das Dumme kam mit Macht, da war nichts. Keine Information, keine ärztliche Anordnung, nirgendwo der kleinste Hinweis auf tgl. Einnahme eines Schlafmittels. Und nu? Ohne ärztliche Anordnung darf ich keine Medikamente, nicht mal pflanzliche herausgeben. Was nun tun? Ich nahm einen Medbecher (kleine bunte Becher, Schnapsglasformat, aus Plastik), tat eine Süßstofftablette hinein, gab ihr die Auf die Hand und meinte, die könne sie nehmen, müsse sie mit etwas Flüssigkeit schlucken, das sei ein ähnliches Präparat, gleicher Wirkstoff, nur von einer anderen Firma.

Sie nahm es dankbar, was soll ich sagen, sie schlief die Nacht ruhig durch. Ja klar, ich war fies, ich habe die gute Frau brutal belogen, wenn du es so sehen willst. Fakt ist aber, sie bekommt seither jeden Abend um 21:00 Uhr vom Spätdienst ihre Schlaftablette (immer noch ein Natreenchen), sie schläft jede Nacht ruhig durch, und das nun schon seit zwei Jahren. Kopfsache, reine Kopfsache.

Wer Entzugserscheinungen fühlen will wird sie fühlen. Im Kopf. Wer sich sagt, na, ich werde wohl Entzugserscheinungen haben, aber ich Schaiz drauf, ich will trotzdem rauchfrei werden, wird sie, wenn überhaupt, in abgemilderter Form erleben.

Weiterhin viel Glück und Mut und Erfolg, Daniel, ich bleibe die auf den Fersen, pass nur auf, das ich dich nicht überhole, wäre schade drum

Verfasst am: 20.09.2016, 14:23
Akiko-Lisa
Akiko-Lisa
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Lieber Stefan,

danke für deine Glückwünsche bei mir.

Es freut mich immer sehr von dir zu lesen und wie es dir gelingt, dem Zigarettenverlangen zu widerstehen. Kann schon sein, dass die Sucht irgendwann doch noch alle Register ziehen wird, wie du schreibst, und dich lockt, aber es gibt ja keinen Anlass für dich zu glauben, dass du dafür nicht gewappnet wärst. Du hast das schon sooo gut gemacht.... Und vielleicht kommt der Teufel ja auch gar nicht mehr so verlockend daher bei dir, und was machst du dann? Weiter auf ihn warten oder ... :-)?

Bis bald und liebe Grüße
Akiko

Verfasst am: 21.09.2016, 22:46
casaneu
casaneu
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Lieber Stefan,
da hätte ich doch fast vergessen, dir zu zwei Wochen ohne Rauch zu gratulieren!

Super! Daumen hoch !



Liebe Grüße
Casaneu

Verfasst am: 21.09.2016, 22:48
Plänterwäldler
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Naahmd Stefan,

bevor ick inne Tonne krauche, wollt ick noch wenigstens uffn Wort vorbai kieken. Jeht's dir jut? Is allet in Ordnung? Ick hoffe doch, so ne Stille, da wer ick nervös.

Du hast nu deine 14 Tage volle und ich hab heute entsetzt festgestellt, det jestern mein Konzentrationsdefizit schlimmer war als anjenommen. Ick hab heute schon meinen 10. Tach gefeiert, obwohl der noch ja nich erreicht war.

Aba nu ha ick noch mal genauer hinjekiekt. Wat is nu eijentlich hier los? Wer von uns, det Forum oder ick, beherrscht det Jeheimnis der arabischen Zahlenwelt noch nich?

Naja, ejal, det muss ick nich hier in deine saubere rauchfreie Zone klärn. Ick lass ma ein Pülleken ätherisches Öl stehen, wie wärt .. für dich mit ... hmmm ... Sandelholz?

Anjezeigt für äußere Anwendung als Hautpflege, Duftöl und .... jaaanz toll ... Duftstoff für selbst zubereitetes Massage öl.

Allet Liebe und Jute, der Plänterwäldler

Verfasst am: 21.09.2016, 23:17
Wasserlilie
Wasserlilie
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Hallo Stefan,

Bin heute Abend zufällig beim überall mal reinlesen, hier bei Dir gelandet. Da hat mich etwas angesprochen, was Du vor zwei Tagen geschrieben hast:

[quote="Kindse78"]
Hallo zusammen,

Brummschädel ist wieder weg und mir gehts immer noch prima ohne Rauch!

Gestern, bzw. heute noch kein Verlangen nach ner Zigarette verspürt... ist das nun gut oder schlecht?

Irgendwie ist mir das schon umheimlich... wenn ich so lese wie manche hier innere Kämpfe austragen müssen.

@Akiko

Das Gefühl macht Angst, da ich teilweise hier andere Erfahrungen lese und mir dann denke.. wenn ich das momentan so locker habe, wann kommt dann bei mir die harte Zeit?
[/quote]

Ich gehöre/gehörte auch zu denen die echt gekämpft haben in den letzten Tagen ( bin jetzt bei Tag 5) - hätte nicht gedacht dass der Entzug so heftig sein könnte.

Vor drei Jahren hatte ich schon mal aufgehört (mit 20rauchjahren aufm Buckel ) und da ging es irgendwie ganz leicht und die harte Zeit kam einfach nicht. Dass ich dann ein knappes Jahr nach dem Aufhören wieder angefangen habe hatte andere Gründe.

Also was ich Dir damit einfach vorbeibringen mag ist dass Wissen darum, dass eine harte Zeit nicht zwangsläufig vorprogrammiert ist nur weil es jetzt recht leicht geht. Klar ganz ausschließen kann man die Möglichkeit nicht aber es kann auch einfach so weitergehen wie Du begonnen hast.

Ich lasse Dir liebe Grüße hier
die Wasserlilie

Verfasst am: 23.09.2016, 10:14
Plänterwäldler
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Aaahhh, schön, da bisde ja wieda, Jroßer, fein, denn kann ja nüscht mehr verfrieren.

Beachtlich beachtlich, ich freu mich für dich, dass du die potentiellen gefahrensituationen so sauber und, wie es sich liest, mit mehr oder minder geringen Schwierigkeiten hast meistern können. 5^ dafür.

Hab einen guten Tag, weiter viel Erfolg, bleib weiter vor mir, weißt ja, ich orientier mich im Nebel der rauchenden Umwelt an deinen Rücklichtern.

Allet Liebe un Jute, der Plänterwäldler

Verfasst am: 23.09.2016, 10:57
Akiko-Lisa
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Guten Morgen, lieber Stefan,

hach, klingt das gut bei dir - ich freue mich so. Und dass dein Kunde so rücksichtsvoll war, passiert ja auch nicht häufig - echt nett.

Es war sicher zunächst eine gute Idee von dir, "gefährliche" Situationen zu meiden, aber du hast ja zwischenzeitlich gemerkt, wie leicht (oder schwer) es dir fiel zu widerstehen bisher und schätzt das deswegen realistisch für dich ein, zumal du ja sehr optimistisch klingst, dass dir der Verzicht gelingen wird.... selbst daran glauben, ist doch schon ein Großteil der "Miete".

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Fußball morgen und eine gute Zeit bis dahin.

LG
Akiko

Verfasst am: 27.09.2016, 12:36
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Lieber Stefan,

also, ich muss deiner Frau Recht geben: Super!!! Du bist überhaupt kein Idiot, sondern hast die Situation tapfer überstanden; außerdem musst du doch auch wissen, wie weit du bist, sonst musst du ja ewig zuhause bleiben :-). Du scheinst dich ja auch auf deinen Willen verlassen zu können, der gerade ganz eisern ist und dich gegen den Suchtteufel verteidigt.

Ich stimme Wolfgang zu, dass du das ruhig in 1-2 Wochen wieder probieren kannst, um zu sehen, dass es dir (wahrscheinlich) ein Stück leichter fällt als diese Woche nicht zu rauchen, weil sich schon eine Verknüpfung von früher gelöst hat durch den erbitterten Widerstand, den du da gestern erfolgreich geleistet hast. Vielleicht trinkst du, nur zur Sicherheit und um dich nicht allzu sehr selbst zu quälen, beim nächsten Mal 1-2 Bier weniger, falls das in der Runde möglich ist ;-).

Alles Gute weiterhin,
Akiko

Verfasst am: 27.09.2016, 13:46
Plänterwäldler
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Hallo und guten Tag Stefan,

deine Geschichte ist beeindruckend für mich, in mehrerlei Hinsicht. Ich hab zwar sakrisch Hunger jetzt, um nicht zu sagen, Mordsknast, aber ich will hier noch antworten, bevor ich mich in meine Küche begebe und dort dann entscheide, angesichts meines Hungers auf Salat zu verzichten und mir stattdessen besser ElefantenAr in Blätterteig zubereite.

Als Ex-Mitglied eines Angelvereins kann ich deine Empfindungen nur allzugut nachvollziehen. Wenn ich mal so ca. 20 Jahre zurück denke, zu meinen Zeiten als damals aktives Vereinsmitglied, da wärs mir wahrscheinlich nicht anders gegangen als dir. Mit einem Unterschied, damals brauchten raucher noch nicht vor die Tür, die Hexenjagd auf Raucher hatte noch nicht begonnen.

Du hast es durchgestanden, dazu meinen aufrichtigsten und herzlichsten Glückwunsch. Du hast dich in die Höhle des Löwen gewagt, dazu alleine gehört schon Mut. Du hast die notwendige Kraft und Willenstärke bewiesen, den lange einstudierten Reflexen im Gehirn die Stirn zu bieten. [color=red]TOLL, SUPER,[/color] wie wir in Berlin anerkennend in solchen Situationen zu sagen pflegen:

[color=red]1A der Mann, eins rauf mit Mappe![/color]

Jeder von uns ist unterschiedlich und jeder hier in diesem Forum muss für sich selbst herausfinden, wie er mit der Sucht und ihren fatalen Nachwirkungen umgeht und sie in der Griff bekommt. So liegt es letztlich in deiner hand, ob du am nächsten fraglichen Montag wieder den Kampf wagst. Ich persönlich, für mich sprechend, würde Akiko zustimmen, ich würde es auf jeden Fall versuchen wollen, ich würde ... pathetisch formuliert ... dem Monster ins Auge blicken wollen, preussisch scharf auf es zu marschieren und es auslachen. Den ich wüsste mit deinen Erfahrungen, das ich den Kampf gewinnen kann.

Aber es bleibt letztlich deine Sache. Und hier etwas, was ich mir überlegt habe, das es für mich in solchen Situationen hilfreich sein könnte. Die Gedanken dazu kamen mir, als ich deine Geschichte hier las und mir überlegte, was hätte mich in deiner Situation unterstützt. Hier ist es:

ein riesengroßes [u][color=red]A[/color][/u]

wie [color=red]A[/color]bhauen in die Innenseite jeder Handfläche gemalt. So hätte ich es gesehen, wenn ich nach meiner alten Manier, mit offener Hand das Feuerzeug abschirmend, mir hätte eine anstecken wollen.

Alles Gute, mach weiter so, toll, bewundernswert, Daniel, der begeisterte Plänterwäldler