Was ist dieses Mal anders?

Verfasst am: 09.09.2021, 15:48
bibra65
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Dieses Mal ist anders, dass ich der Zigarette von Anfang an nicht wirklich hinterhergetrauert habe. Natürlich kam ein Gefühl von Leere auf, der Wunsch nach Belohung war mitunter sehr stark, einmal sogar eine kleiner Anflug von Wehmut, es fehlte einfach plötzlich etwas ganz vehement in meinem Leben. Aber ich spürte irgendwie von Anfang an, dass die Zigarette diese "Bedürfnisse" nicht wirklich ausfüllen kann.

Dieses Mal habe ich zwar in den Momenten auch ans Rauchen gedacht, aber es war mehr so eine Art Automatismus, unemotional, eine Art Gier, ohne jegliche Verklärtheit oder Romantik . Ich habe die Zigarette einfach nicht mehr als etwas gesehen, das zu mir gehört und mir in irgendeiner Weise guttut.

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Verfasst am: 13.09.2021, 22:39
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Guten Abend!

Dieses Mal ist anders, dass ich nicht so sehr auf die Zunkunft gehofft habe, sondern mich vorwiegend um das Jetzt "gekümmert" habe.

Die ersten 2, 3 Wochen habe ich mich tatsächlich an das Später geklammert, also daran, dass es mir ja wohl nach dieser Zeit besser gehen sollte. Als dieser Zeitraum vorüber war und ich entspannter wurde, habe ich mich wieder vermehrt auf das Jetzt konzentriert. Natürlich habe ich auch weiterhin gehofft, dass die Zeit für mich läuft und es immer leichter werden wird, aber diese Gedanken liefen dieses Mal eher im Hintergrund.

Ich habe dieses Mal viel mehr geschaut, was hilft mir Jetzt? Was kann ich mir Jetzt Gutes tun? Wie gehe ich Jetzt mit dieser Situation um? Das Morgen oder Übermorgen war zweitrangig, weil ich gemerkt habe, dass die vorrangige Hoffnung darauf mir nicht wirklich hilft. Immer nur auf eine bessere Zukunft warten, abwarten... war und ist für mich dieses Mal weder zielführend noch hilfreich.

Uns eine Gute Nacht!

Verfasst am: 16.09.2021, 21:06
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Dieses Mal ist anders, dass ich von Anfang das Gefühl hatte, ich gehe dieses Mal wirklich MEINEN Weg. Dieser Weg war anfangs wirklich anstrengend, er war mitunter steinig und auch sehr neblig. Aber ich bin quasi einer roten Linie auf dem Boden gefolgt, unbeirrt vom Wetter, Hindernissen oder anderen Widrigkeiten. Deshalb fühlt es sich so sehr nach meinem ganz persönlichen Weg an.

Ich bin mittlerweile auch viel toleranter geworden, was das "falsch" und "richtig" für diese Reise anbelangt. Wenn hier manchmal Dinge geschrieben werden, mit denen ich eigentlich gar nicht konform gehe, habe ich "früher" sofort gedacht: "Ach nein, das ist jetzt falsch bei dem Anderen, so kommt er nicht ans Ziel". Ich habe gedacht, es gibt letztlich nur den einen einzigen Weg, der für alle gültig ist.
Das sehe ich jetzt ganz anders, denn ich denke jeder Weg, und erscheint er noch so aussichtslos für einen Ausstehenden, ist für denjenigen, der ihn gerade geht, wohl genau der richtige bzw. halt eben sein ganz persönlicher Weg.

Schönen Abend noch!

Verfasst am: 17.09.2021, 22:17
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Dieses Mal ist anders, dass ich mittlerweile überzeugt bin, dass es kein absolutes Ende dieser "Reise" geben wird bzw. keinen richtigen Schlusspunkt. Den Schlusspunkt habe ich mit der letzten gerauchten Zigarette gesetzt und dann habe ich einen ganz neuen Weg eingeschlagen, eine Reise in ein anderes (Da)Sein begonnen.

Natürlich werde ich irgendwo ankommen (oder bin auch schon da..) aber dennoch wird ein Teil, die Erinnerung des Rauchens immer bleiben und somit werde ich nie sagen können: So das war's, Thema Rauchen ist ein für allemal abgehakt und spielt zu 100% keine Rolle mehr in meinem Leben. (früher dachte ich immer, dass dieser Punkt irgendwann mal kommt).
Aber ist letztlich auch logisch, dass es nicht möglich ist, schließlich war das Rauchen sehr lange ein gewichtiger Teil von mir. Hat mich sozusagen ständig überallhin begleitet, war ständig präsent. Und diese Erinnerung kann ich niemals auslöschen, wie denn auch?...

Aber es ist auch gar nicht sinnvoll, sie auszulöschen, bewahrt sie mich doch vor Wiederholung. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Erinnerung ans Rauchen keineswegs positiv besetzt sein darf, sonst bleibt das Nichtrauchen ein ewiger Kraftakt, der auf lange Sicht nur sehr schwer durchzuhalten ist

In diesem Sinne eine Gute Nacht!

Verfasst am: 18.09.2021, 17:33
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Hallöle,

So ich schreibe nun auch mal auf, was sich denn bisher verändert hat..

Also zuallererst die Veränderungen der Sinne:
Ganz vorne der Geruchssinn, ich rieche halt viel mehr und auch intensiver. Was dabei interessant ist, dass mir das nicht ständig auffällt, sondern eher so plötzlich. Hat natürlich nicht nur Vorteile, letztens Autoabgase stark wahrgenommen, war ziemlich unangenehm Aber dann auch wieder den Duft von Blumen, Wald und Wiesen
Geschmackssinn habe ich dieses Mal keine große Veränderung bemerkt.
Ich habe den Eindruck, dass ich auch einen Tick besser sehe, aber vllt. ist das nur Einbildung.

Dann natürlich mehr Energie, was nicht heisst, dass ich ständig was machen muss, aber ich bin grundsätzlich viel aktiver als vorher. Als Raucher war ich irgendwie immer etwas schlapp und lustlos. Ich laufe jetzt z.B. viel mehr. Kurze Wege, die ich als Raucher oft aus Faulheit mit dem Auto gemacht habe, mache ich jetzt zu Fuß. Ich zwinge mich nicht dazu, es macht mir absolut nichts aus zu laufen, im Gegenteil. Überhaupt gehe ich täglich mindestens 1 Stunde spazieren (wenn ich arbeiten muss etwas weniger..) und es geht mir gut dabei Überhaupt ist körperliche Betätigung viel weniger anstrengend geworden. Als Raucher hing ich oft mit den Zigaretten irgendwie rum, habe mich nicht gut damit gefühlt, und war irgendwie vernebelt. Jetzt bin ich viel klarer, wacher, kann mich besser konzentrieren und bin gleichzeitig aber grundsätzlich innerlich ruhiger.

Ich glaube sowieso, dass sich Grundsätzliches verändert hat. So habe ich z.B. auch noch schlechte Stimmungen, auch nach wie vor depressive Gedanken und Gefühle, aber sie sind insgesamt "kürzer" geworden. Das heisst, sie gehen schneller wieder weg und vor allem gehe ich (unbewusst) aktiv dagegen an. So z.B. mit einem Spaziergang oder etwas anderem Schönen, was mir gut tut. Als Raucher habe ich mich diesen schlechten Stimmungen ergeben, sie einfach hingenommen und abgewartet.. Ich war dem Ganzen regelrecht ausgeliefert. Ich fühlte mich ausgeliefert. Jetzt fühle ich mich grundsätzlich Situationen nicht mehr so ausgeliefert, ich weiß und fühle jetzt, dass ich was tun kann. Und ich habe die Energie und einen stärkeren Willen, es auch wirklich zu tun.

Liebe Grüße an Alle!

Verfasst am: 20.09.2021, 22:21
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Guten Abend!

Anders ist dieses Mal, dass ich mir (mittlerweile!) gar keine Gedanken mehr darüber mache, was mich rückfällig werden lassen könnte. Ich habe vorhin in einem WoZi gelesen, dass im Alltag das Nichtrauchen leicht fällt, man sich aber fragt, ob eine Ausnahmesituation, wie starker Alkoholrausch, eine schlimme Erkrankung oder sonst etwas Schlimmes Einen wieder rückfällig werden lassen könnte. Genau diese Gedanken hatte ich bisher auch immer während meiner Aufhörversuche. Dieses Gefühl: Jaaaa, so lange alles im ruhigen Fahrwasser verläuft, ist ja gut, aber was mache ich wenn...

Dieses Mal mache ich mir darüber so gar keine Gedanken..... Warum nicht?? Ich glaube auf keinen Fall, dass ich mir zu 100% sicher bin, dass ich nicht zur Zigarette greifen würde.., aber ich bin mir dieses Mal zu 100% sicher, dass ich sehr sehr zeitnah wieder aufhören würde und das auch schaffen würde. Diese Angst vor der Einen, Zwei oder Drei ist (inzwischen) nicht mehr wirklich da. Ich habe keine Angst mehr, der Sucht wieder vollends zu verfallen. Diese Angst belastet mich nicht mehr, und deshalb denke ich auch nicht mehr sorgenvoll darüber nach, was wäre wenn..

(Was natürlich keineswegs heisst, dass ich es einfach mal ausprobieren würde. Ich rede hier von Extremsituationen, wo ich früher immer Angst hatte, dass ich dann rückfällig werden könnte)

Schon interessant wie sich Dinge ändern

Liebe Grüße

Verfasst am: 21.09.2021, 22:04
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Guten Abend,

das ist ja schön, wenn der eine oder andere ein bisschen was mitnehmen kann. Mir geht es beim Lesen in anderen WoZi auch öfters so.. Ich habe eben selber nochmal gelesen bei mir, und mir ist aufgefallen, dass ich mich auch jetzt noch immer mal wieder "verändere", es findet nach wie vor eine Art Entwicklung statt.

JulieWolke schrieb:

Nur die Frage, warum ich mal nach 5 Monate wieder anfing mit dem Rauchen, verunsicherte mich schon etwas.

Genau diese Situation kennen sicherlich ausnahmslos alle hier. Muss ja nicht 5 Monate sein, kann auch 3
Wochen oder 2 Jahre sein, aber eben rückfällig werden. Am Ende ist es gar schwieriger Nichtmehrraucher zu bleiben, als einer zu werden.

Aber vielleicht sollte man das Ganze mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten, nämlich nicht immer nur die Niederlage sehen, dass man nach z.B. 5 Monaten rauchfrei wieder rückfällig geworden ist, sondern auch den Sieg sehen, dass man es geschafft hat, 5 Monate rauchfrei zu sein. Aufstehen, sich den Staub von der Hose klopfen und sagen: "Okay, blöd dass ich wieder rauche und sich gleichzeitig aber auch sagen: "Aber immerhin, 5 Monate habe ich durchgehalten, richtig super, darauf kann ich stolz sein und das schaffe ich auch wieder".

Und sich natürlich fragen, wie es dazu gekommen ist. Und auch in sich hineinhorchen, was die Zigaretten einem noch bedeuten. Wirklich versuchen ehrlich zu sein. Auch das Gefühl zu hinterfragen. Was bedeuten mir Zigaretten, was verbinde ich damit, habe ich irgendwo noch positive Gedanken oder Gefühle? Ich glaube, dass es wichtig ist, da zu schauen, denn ich bin bei mir mittlerweile der Meinung, dass ich bei meinen vorherigen Aufhöraktionen, nie wirklich endgültig das Rauchen sein lassen wollte. Irgendwo war da immer noch ein kleiner Teil, der mir sagte; "ach ja, war doch auch ganz nett, oder half mir oder oder..." Somit hatte ich von Anfang an nicht wirklich vor, endgültig für immer aufzuhören. Im Kopf vielleicht schon, aber im Gefühl eher nicht...

Na ja, eine gute Nacht!

Verfasst am: 27.09.2021, 00:45
bibra65
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Hallo zu später Stunde...

Ich lese hier öfters von den ausbleibenden Glücks- und Befreiungsgefühlen... Und die Enttäuschung darüber, dass sie sich nicht so recht zeigen..

Also (irgendwie) befreit fühle ich mich schon. Jetzt nicht soooo stark, dass ich es direkt als Erlösung empfinde, aber schon angenehm, diesen ständigen Druck rauchen zu müssen, nicht mehr zu haben. Das ist mir aber nicht permament bewusst, sondern jetzt, wo ich darüber nachdenke.

Regelrechte Glücksgefühle über das Nichtmehrrauchen sind und waren bisher nicht sonderlich ausgeprägt und ich glaube auch nicht, dass sie jetzt nach dieser Zeit plötzlich stark auftreten werden.
Ich komme eigentlich immer mehr dahinter, dass das Nichtmehrrauchen einerseits vieles bei mir tatsächlich verändert, weil ich z.B. anders reagiere bzw. meine Gefühle einfach aushalte (bzw. aushalten muss und es geht tatsächlich auch ohne Rauchen ), und andererseits aber auch nicht soooo große Veränderungen stattfinden, wie ich evtl. anfangs geglaubt habe. Das Nichtmehrrauchen wird halt zur Normalität, es wird weniger aufregend, es wird alltäglich, es wird zur Routine...
Aber dennoch: ich kann mich nach wie vor immer wieder darüber freuen, nicht mehr zu rauchen, wenn ich es mir bewusst mache. Das ist wohl wichtig, mir das zwischendurch immer mal wieder klar zu machen, welchen unglaublichen Gewinn ich damit erzielt habe.

Schlaft schön!

Verfasst am: 27.09.2021, 05:18
daufi
daufi
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ich denke das ist immer die eigene Einstellung dazu über das "Glücksgefühl"zuempfinden... der andere mehr /weniger oder größer /kleiner

im Endeffekt zählt doch Gott sei dank / Dank sei Gott wir müssen nicht mehr


liebe Grüße die daufi

Verfasst am: 27.09.2021, 21:06
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Guten Abend,

hier wird immer mal wieder thematisiert, warum Zigaretten nicht so wie andere Drogen behandelt werden. Alkohol- oder Tabelettensüchtige können sich ja z.B. stationär behandeln lassen auf Kosten der Krankenkasse. Alkoholsucht wird als Krankheit anerkannt, wobei die Zigarettensucht nicht "gleichwertig" behandelt wird.

Man fragt sich, warum das eigentlich so ist. Ist es tatsächlich wegen der Steuereinnahmen, die der Staat von den Rauchern erhält? Sicherlich...
Mir ist aber letztens der Gedanke gekommen, dass es wahrscheinlich auch zum großen Teil daran liegt, dass man als Raucher trotz seinem täglichen (oft auch hohen Konsum) dennoch arbeitsfähig ist. Vielleicht sind die Leistungen beim Raucher unterm Strich geringfügig schlechter als beim Nichtraucher... aber dennoch sind wohl die meisten Raucher in der Regel viele Jahre (oft bis zum Renteneintritt) noch voll einsatzfähig. Das trifft auf den Alkoholiker eher nicht zu.

Ganz nach dem Motto: "Hauptsache der Laden läuft"