Vom Rauchen Abschied nehmen

Verfasst am: 04.12.2015, 13:03
Piet
Piet
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Hallo Susanne,
zuerst möchte ich dich beglückwünschen zu 19 Tagen Freiheit, so verstehe ich es inzwischen.
Was Dir die nichtrauchende Freundin erzählt hatte, hätte ich eigentlich von einem Süchtigen erwartet. Aber gut jeder wie er mag.
Voll und ganz stimme ich den Aussagen von Aki und Lydia zu.

Nun zu deinem letzten Bericht. So wie Deine verstorbene Freundin hatte ich 2003 auch gedacht, damals verstarb meine liebe Frau an Lungenkrebs. Von der Diagnose bis zu ihrem Tod waren es 6 Monate. So nach dem Motto jetzt ist eh alles zu spät, ich bin jetzt ein einsamer Witwer, habe ich fröhlich weitergeraucht statt die Kippen beim ersten Befund zu vernichten.

Nun hatte ich das Glück dass ich durch Zufall wieder eine liebe nette Frau gefunden habe, als wir uns mal ausgesprochen hatten ob jemand am anderen Dinge entdeckt die nicht passen, kam natürlich gleich das Rauchen, darauf meinte ich so leichtfertig man könne sich im Alter auch ändern.

Versucht im ersten gemeinsamen Urlaub ohne Erfolg, ebenso im nächsten, zu dieser Zeit wohnten wir noch getrennt. Dann zog sie zu mir, mein Raucherhusten wurde immer schlimmer, abends vor dem Einschlafen fürchterlich.

Es war am 15.11.20011, ich kam von der Arbeit nach Hause und es lag ein Päckchen Nikotinkaugummi auf dem Tisch.

Natürlich wusste ich was meine Partnerin meinte, also las ich den Beipackzettel von A-Z, ging ein letztes Mal auf den Balkon und blies ganz bewusst meine letzten Wölkchen in den Himmel. Anschließend habe ich ein Pflaster geklebt für 14 Tage und blieb einfach nur stur.

Heute bin ich ein glücklicher Nichtraucher oder auch Nicht mehr Raucher die Definition ist mir egal wichtig ist mir ich fühle mich wohl dabei, ja Du hast richtig gehört „wohl“.

LG
Piet

Verfasst am: 04.12.2015, 14:53
SusanneK
SusanneK
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Trotz 19 rauchfreier Tage fühle ich mich noch süchtig, d.h. ich bin sehr anfällig. Vorhin hat mich meine Hausärztin demoralisiert: Ich solle nicht die Tage zählen, sondern zur Routine übergehen und arbeiten. Raucherentwöhnung dauere 10 Tage, was darüber hinausgeht, sei sonstigen psychischen Belastungsfaktoren zuzuschreiben.

Was soll das? Wenn meine HNO-Diagnose keine längere Krankschreibung wert ist, ist es ja schön. Aber einfach zur Tagesordnung übergehen? Das kann ich noch nicht.

Ich habe mich geärgert, auch gekränkt gefühlt. Für einen Moment dachte ich, dass es keinen Sinn hat, da kann ich ja auch wieder rauchen.

Verfasst am: 04.12.2015, 15:49
banya
banya
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Ja, liebe Susanne,
das ist ja gemein von Deiner Hausärztin, das tut mir leid, denn auch beim Rauchen muss ja auch die viel langwierigere psychische Abhängigkeit noch überwunden werden und nach zehn Tagen sind die allermeisten ja nun noch nicht damit durch. Hat sie selbst nie geraucht oder raucht sie noch?
Das kommt mir auch so bekannt vor: mir wollten die Ärzte auch lange nicht glauben, dass ich mit dem Rauchen aufgehört hätte oder haben abschätzig bemerkt, dass ich so zugenommen habe oder dass ich so doof war, überhaupt damit anzufangen.... und als ich schon über ein halbes Jahr rauchfrei war, hat der Lungenspezialist in seinen Bericht an meine Hausärztin geschrieben: aktueller Nikotinabusus..... nun ja......
was für eine HNO-Diagnose hast Du denn bekommen?
Ich habe mich auch oft durch die unangemessene Reaktion der Ärzte gekränkt gefühlt, aber ich glaube, sie haben auch oft nicht viel an Hilfestellung anzubieten, selbst wenn man sie beim Rauchentzug um Hilfe bittet. Keiner meiner Ärzte wusste zum Beispiel von dieser Seite hier... und mein HNO-Arzt raucht immer noch....

Dir ein schönes Wochenende
Banya

Verfasst am: 04.12.2015, 18:28
SusanneK
SusanneK
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Lieber Aki, liebe Banja,

jetzt geht es mir wieder besser. Den Nachmittag habe ich bei meinem Verlag verbracht. Erst hat die Praktikantin mich für die Homepage über meine Bücher interviewt und dann hat mein Verleger sogar gesagt, ich darf ihm mein neues Manuskript schicken. Da habe ich mich gefreut. Er hat mich auch für die fast drei Wochen rauchfrei gelobt, und er weiß, was er sagt, da er vor drei Jahren aufgehört hat.

Die Ärztin versucht mich auch immer in diese Arbeitnehmerschiene zu pressen, stark sein heißt für sie, zur Arbeit gehen bzw. dass die Patientin zur Arbeit geht, sie reduziert mich auf meine Berufsarbeit. Wenn ich eine angepasste Arbeitnehmerin bin, die ihre Pflicht tut, dann verhalte ich mich gesund.

Dabei geht es um etwas ganz anderes. Ich bin mir in meiner Identität als Schriftstellerin noch nicht sicher. Wenn ich diesbezüglich gefestigt bin, werde ich auch die Berufsarbeit besser ertragen können. Aber so wirft mich das Verhalten der Ärztin noch voll aus der Bahn.

Herzliche Grüße
SusanneK

Verfasst am: 04.12.2015, 18:46
Zaubernuss
Zaubernuss
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Liebe Susanne,

ich lese auch hier immer mal wieder mit.

Jetzt möchte ich auch mal was zu Wort melden.
Diese Ärztin spinnt. Ein Mensch der zur Arbeit geht ist gesund...
Nicht jeder will das so machen wie es dir Mehrheit der Bevölkerung tut. Ich finde, dass man gesund ist, wenn einem die Arbeit Spaß macht.

Ich finde es toll wie du alles genau reflektierst und analysierst! Das könnte ich sein

Liebe Grüße und weiter so!

Verfasst am: 05.12.2015, 10:41
SusanneK
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Guten Morgen,

heute Nacht habe ich wieder viel wachgelegen und über das Verhalten der Ärztin nachgedacht. Frühes Aufwachen ist für mich eine der gefährlichsten Situationen, was das Nichtrauchen betrifft.

Die Ärztin hat sich geirrt. Nicht die Arbeitsbelastung macht mich auf der Arbeit krank, sondern der Rollenkonflikt. Schriftstellerin und Arbeitnehmerin ist strukturell unvereinbar. Eine Arbeitnehmerin soll sich anpassen, eher Niedrig-Status-Signale setzen und ihre Persönlichkeit zurücknehmen. Eine Schriftstellerin hingegen soll unangepasst sein, Hoch-Status-Signale setzen und ihre Persönlichkeit einbringen.

Rein zeitlich gesehen könnte ich natürlich 20 Wochenstunden Arbeitnehmerin und 20 Wochenstunden Schriftstellerin sein, Aber strukturell geht es nicht, denn bin ich eine gute Arbeitnehmerin, dann bin ich eine schlechte Schriftstellerin, und umgekehrt.

Eine Lösung habe ich für das Problem noch nicht. Vielleicht kommt Zeit, kommt Rat. Es ist ja der erste Suchtmittelentzug dieser Art in meinem Leben überhaupt und es kommt mir vor wie eine Selbstreinigung, eine Entschlackung, oder auch wie so eine Art Fastenwanderung, deren Ziel die zufriedene Rauchfreiheit sein sollte.

Liebe Grüße, dieses Forum hilft mir sehr
SusanneK

Verfasst am: 05.12.2015, 20:40
SusanneK
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Liebe Sabine,

ich stoße auch ganz herzlich mit dir an!

SusanneK

Verfasst am: 05.12.2015, 21:42
miezhaus
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Liebe Susanne,

also erstmal beglückwünsche ich Dich auch zu 20 Tagen ohne Rauch. Noch einer und Du hast die dritte Woche schon erfolgreich hinter Dich gebracht. Prima!

Dann habe ich dieses Gespräch mit Deiner Ärztin mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. Erstens sollte Dir eigentlich ihre Untestützung beim Rauchstop gewiß sein und nicht so ein Mit-einer-Handbewegung-wegwischen dessen, was Du derzeit leistest. Aber gut, es ist nicht ganz neu, daß Nichtraucher von jeher oder Raucher, die den Rauchstopp noch nie versucht haben, sich nicht über die Langzeitwirkung des Ausstiegs im Klaren sind, das kann man ihnen glaub ich nicht mal übel nehmen - das wissen wir inzwischen, aus unserer Erfahrung raus, aber mal ehrlich, bevor wir es einmal versucht hatten, hätten wir es uns doch auch nicht so wirklich vorstellen können oder?

Und zweitens hat mich auch die Einstellung bezüglich der Arbeit irritiert. Je nach Erkrankung und Berufstätigkeit schließt das eine ja leider das andere nicht aus. Auch wenn Du Deiner Arbeit nachgehst, auch erfolgreich nachgehst, kannst Du Dich trotzdem in einer gesundheitlichen Schieflage befinden, körperlich wie seelisch. Hat mich irritiert, die Aussage, daß Du Dich gesund verhältst, weil Du Deiner Arbeit nachgehst - habe ich sie vielleicht falsch verstanden?

Was die strukturelle Unvereinbarkeit Deiner beiden Berufsidentitäten angeht: Dieses Dilemma jetzt auch noch zu lösen, wäre meines Erachtens zuviel von Dir verlangt. Dein Vergleich mit der Fastenwanderung ist nicht verkehrt, es ist kein Sprung, sondern eine Wanderung. Du bist Dir angelegentlich des Rauchstopps dieser Diskrepanz jetzt vielleicht bewußt geworden. Aber lösen kann man so eine grundlegende Diskrepanz glaube ich nicht von einem Tag auf den anderen. Der Rauchstopp nimmt derzeit viel von Deiner Aufmerksamkeit in Anspruch, aber Du bist da ja auf einem guten Weg. Und wenn die Konsolidierungsphasen länger werden, kannst Du diese dazu nutzen, an einer Lösung für Deine Berufsidentitätskrise zu arbeiten. Die Wanderung fortzusetzen, sozusagen. Und ja, ich bin überzeugt davon, kommt Zeit kommt Rat, denn das grundlegende Problem hast Du ja jetzt erkannt.

Geh Deinen Weg weiter. Wir gehen mit Dir mit. Viele Grüße und einen schönen zweiten Advent wünscht Dir

Lydia

Verfasst am: 05.12.2015, 22:07
Lausisen
Lausisen
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Hallo liebe Susanne,

herzliche Glückwünsche

[color=orange]für 20 Tage ohne Rauch [/color]



Wünsche Dir weiter eine schöne gesunde und rauchfreie Adventzeit:

Liebe Grüße

Gabi + Manfred

Verfasst am: 06.12.2015, 10:49
SusanneK
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[quote="FrauWu"]
Liebe SusanneK,
Glückwunsch -
- zu Deinem Entschluss
- zu Deinem ganz individuellen Weg der Rauchfreiheit.

Ja, gut möglich, dass andere Dinge einfacher sind wie nach langer Zeit das gewohnte, geliebte Rauchen aufzuhören.
Insbesondere als freie Autorin, d.h. Kreativität und großes Selbstbewusstsein muss Alltag sein.

Oh, Du bist auf einem guten Weg.
Hinterfragst, bist mutig, hast Geduld .....
aber vielleicht zu hohe Erwartungen an die Geschwindigkeit?
Der Entzug braucht so lange er braucht.
Und gerade als Autorin und Kreative wirst Du es zu schätzen wissen, wenn Du freier, wilder, authentischer erzählen kannst - wenn Mister Zig nicht mehr Dein Denken beeinträchtigt. Ja, Nikotin macht das.

[color=purple]Liebe Wu,
super hast du das geschrieben. ja, ich mag nicht das Vierteljahr abwarten, das z.B. eine Freundin mir in Aussicht gestellt hat: "Im Februar wird es dir besser gehen". Sie hat selbst vor vier Jahren Nikotinentzug gemacht. Alles soll angenehmer sein, soll schneller gehen. Ich denke, wenn es mir immer so geht wie jetzt, dann habe ich da keinen Bock drauf.
[/color]

Klar, wenn man an Künst[/size]ler/Kreative denkt, denkt man an Drogen - scheint dort Alltag zu sein.

[color=purple]Da sprichst du was an: große Musiker - immer Drogen genommen. Maler - Alkohol getrunken. Schriftsteller und Intellektuelle - immer geraucht. Wie soll ich mich von dem Bild losmachen und darauf vertrauen, dass es nicht mit, sondern ohne Nikotin noch besser wird?[/color]



Nur, ist es wirklich das Richtige für Dich??
Spüre in Deinen Posts so viel Gefühl und Wahrheit - soviel Kraft, Ehrlichkeit und Empathie - kann mir sehr gut vorstellen, dass Du ohne Niko NOCH besser bist.
gib Dir noch bisschen Zeit..... unser Hirn brauch da etwas länger bis wir wieder schnell und kreativ vernetzen können die Neuronen...

[color=purple]Ja, ganz herzlichen Dank für diese hilfreichen Worte![/color]

Alles Liebe von der Wuuuuu

[color=purple]SusanneK[/color]

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