Ihr seid meine letzte Hoffnung
Guten Morgen liebe Community,
wie der Titel schon sagt, seid ihr gefühlt meine letzte Hoffnung auf Erfolg!
Zu mir, ich bin 29 Jahre alt, meine "Raucher-Karriere" begann mit 14 Jahre. Ein kurzer chronologischer Anriss der wichtigsten Momente:
In den ersten Jahren rauchte ich ohne darüber nachzudenken rund eine Schachtel am Tag. Ich hatte nie bewusste Momente in denen ich durch das Rauchen irgendwelche Nachteile festgestellt hatte. Natürlich war mir früh bewusst was ich mir da antat und ich bin auch in der Zeit aufgewachsen in der es immer unsozialer wurde zu rauchen.
Mit 25, im Frühjahr 2014 entschied ich mich während eines Urlaubs mit meiner damaligen Freundin (Nichtraucherin) dazu, dass mit dem Rauchen endlich Schluss sein sollte. Kurzer Hand bestellte ich mir das Buch "Endlich Nichtraucher" von Allen Carr. Am ersten Tag nach dem Urlaub las ich das Buch innerhalb weniger Stunden durch - und Schluss! Ich war überrascht wie gut es funktionierte, hatte soweit mich meine Erinnerung nicht trügt, kaum Entzugserscheinungen und blieb standhaft. Von jetzt auf gleich. Für über 13 Monate. Dann kam eine Zeit in der ich mir meiner fehlenden Gefühle in meiner mittlerweile 3 Jahre andauernden Beziehung bewusst wurde. In dieser Phase wurde ich irgendwann schwach, konnte dem Druck, den ich mit mir herumschleppte, nicht mehr widerstehen. Die ersten Zigaretten schmeckten widerlich, mir wurde übel und schwindelig. Doch ich rauchte weiter. Freute mich irgendwann "meine" Zigaretten wieder zu haben. Recht schnell war ich wieder bei einer Schachtel am Tag.
Das Leben ging, mit Zigaretten, weiter. Ich lernte recht schnell eine alte Bekannte kennen und ich stürzte mich (leider) direkt in die nächste Beziehung. Auch diese Dame war Nichtraucherin und ziemlich konsequent. Sie mochte das Rauchen nicht und ich versprach ihr damit wieder aufzuhören. Bewehrtes Mittel: Ich las "Endlich Nichtraucher" noch einmal, hat ja schließlich das letzte Mal auch funktioniert. Dieser Versuch dauerte sagenhafte 12 Stunden ehe ich mir wieder eine ansteckte. Ich fing an, heimlich zu rauchen. Wenigstens vor meiner Partnerin. Die Kollegen auf der Arbeit wussten schnell Bescheid. Auf Partys verheimlichte ich es nicht (ist ja auch schwer) sondern sagte ich würde nur beim Feiern rauchen. So gingen die Monate ins Land. Während eines gemeinsamen 4-wöchigen Urlaubs rauchte ich nicht, dachte aber jeden Tag daran wie schön es wäre jetzt eine zu rauchen. Nicht einen Tag nach dem Urlaub hatte es gedauert ehe ich wieder zur Zigarette griff. Die Beziehung ging irgendwann in die Brüche aber der geliebte Glimmstängel blieb mir erhalten.
Anfang diesen Jahres lernte ich die Frau meines Lebens kenne. Und welch ein Glück! Sie war Raucherin. Ich brauche nichts mehr verheimlichen, wir konnten zusammen rauchen. Wie schön!!! Trotzdem sprachen wir des Öfteren darüber wie dumm es wäre zu rauchen und wie viel besser es uns gehen würde wenn wir dies nicht täten. Trotzdem gingen einige Monate ins Land bevor wir uns Ende August festlegten. Es sollte Schluss sein! Wir wollen ein langes, glückliches Leben führen, unser Geld für schöne Dinge ausgeben, möglichen Kindern ein Vorbild sein und, da wir Läufer sein, unsere Ausdauer verbessern um unsere anspruchsvollen Ziele zu erreichen. Doch wie? Ach ja, da gab es doch so ein Buch. Zum dritten Mal in meinem Leben las ich das bekannteste aller Nichraucher-Werke und war hoch motiviert es dieses Mal wieder zu schaffen. War doch total simpel vor 4 Jahren! Wir rauchten also Abends unsere letzte Zigarette. Ich dürft gerne raten wie lange ich durchgehalten haben.
Richtig! Kaum war ich am Montag wieder auf der Arbeit eilte ich zum Kiosk, rauchte gleich zwei Zigaretten und fühlte mich elend! Super elend! Ich schämte mich dafür, konnte nicht nachvollziehen warum mein Körper bzw. mein Kopf so unendlich schwach war. Ich bin ein sehr bodenständiger Typ, mit sehr viel beruflicher Verantwortung, ich kann anstrengende Projekte durchstehen und erfolgreich umsetzen aber mein eigenes Projekt „Gesundheit ohne Zigaretten“ scheiterte (wieder) innerhalb weniger Stunden.
Ich las hier eben im Forum von einem Mitglied „Ich könnte eine Bachelorarbeit über die Physiologie des Rauchens schreiben“ Dem schließe ich mich absolut an! Ich habe Bücher gelesen, mir Videos angeschaut, online recherchiert und bin von meinem Wissenstand her absolut gewappnet es ein für alle mal sein zu lassen. Und doch schaffe ich es nicht mal einen ganzen Tag!
Ich rauchte 5-8 Zigaretten am Montag, schmiss die Schachtel weg. Ende! Bis Dienstag Morgen. Das gleiche Spiel wiederholte sich am Mittwoch und auch heute! Ich wachte morgens schweißgebadet auf, fuhr zur Arbeit und holte mir erstmal Zigaretten.
Meine Freundin zieht den Entzug knallhart durch. Sie hat auch das Verlangen, aber ich glaube ihr dass sie seit Sonntag nicht mehr geraucht hat. Ich traue mich nicht ihr meine Niederlage zu gestehen! Einerseits um es ihr nicht noch schwerer zu machen aber in erster Linie um mein Gesicht zu wahren. Für mich gibt es also nur noch zwei Optionen. Entweder ich rauche heute meine letzte Zigarette und ziehe es durch oder ich werde ihr berichten dass ich schwach war und werde weiter rauchen. Letzteres ist in Wahrheit keine wirkliche Option. Daher bin ich ja hier.
Mist, ich hoffe bis hierher liest überhaupt jemand diesen langen Text aber ich glaube ich musste mir das Ganze erstmal von der Seele schreiben.
Wie schätzt ihr meine Situation ein? Habe ich es vielleicht doch noch nicht geschnallt? Was blockiert mich? Wieso bin ich so dämlich und widerstehe nicht einmal 24 Stunden dieser ekelhaften Droge?
Ich erwarte hier keine Wunderheilung. In Wahrheit suche ich hier anonyme Tipps und vor allem eine Plattform auf der sich eventuell der ein oder andere dafür interessiert wenn ich ab sofort jeden Gedanken unter dieses Thema schreibe.
In großer Hoffnung,
Insasse0805
Hallo Insasse, herzlich Willkommen. Was Du beschreibst, ist der ganz normale Ausstieg, da bist Du nicht alleine. Das man mehrere Versuche benötigt, ist der Normalfall. Der Durchschnitt soll bei sieben liegen, habe ich mal irgendwo gelesen. Bei mir selber waren es sechs.
Raucherentwöhnung ist auch immer etwas experimentieren, was einem hilft und was nicht. Es gibt kein Falsch oder Richtig, nur ein hilfreich oder nicht.
Hast Du schon mal überlegt Hilfsmittel, wie Pflaster oder Spray zu benutzen. Aus meiner Erfahrung bieten sie eine sehr gute Unterstützung. Auch bezahlen die Krankenkassen Gruppenkurse. Eine Kombination mehrerer Angebote erhöht die Chancen.
Eine gute Planung kann Dir auch sehr helfen, in dem Du dir überlegst, wie Du bisher typische Rauchermomente zukünftig rauchfrei gestalten kannst, bzw. Aufgaben überlegst, die Dich auf andere Gedanken bringen können.
Auch für Dich gerne der Tipp mit dem kostenlosen Starterpaket, was allerlei hilfreiche Unterstützung bietet: http://www.bzga.de/botmed_31350100.html
Noch ein Hinweis: Aufgrund von Wartungsarbeiten kann es sein, das die nächsten Tage die Erreichbarkeit hier eingeschränkt ist. Bis Samstag soll es aber erledigt sein.
Viele Grüße
Andreas
Hallo Andreas,
danke für die schnelle Antwort, damit hatte ich nicht gerechnet.
Zunächst muss ich sagen, dass das Schreiben hier etwas befreiendes und etwas hoffnungsvolles hat.
Nachdem ich den ersten Text geschrieben hatte, habe ich ebenfalls über Hilfsmittel nachgedacht. Die Fehlversuche der letzten Tage waren, gefühlt, biologischer Natur da ich überhaupt nicht klar denken konnte. Ich fühlte mich so als würde ich "träumen" Mein Blick war verschwommen und ich hatte Schweißausbrüche und obwohl ich mir meinem Ziel klar war konnte ich nicht widerstehen. Der Gedanke an Ersatzprodukte wird in vielen Büchern ja als nutzlos abgetan aber wenn es in den ersten Tagen hilft seinen Tagesablauf zu normalisieren wäre das sicherlich eine Idee wert.
Mein Entschluss steht. Ich werde mich hier noch ordentlich einlesen und dann wird der nächste und hoffentlich letzte Versuch noch heute gestartet. Auch wenn das Forum nicht erreichbar sein sollte werde ich die ersten Momente schriftlich festhalten. Soll ich das hier tun oder ein neues Thema eröffnen?
Gruß
Insasse
Hallo Insasse,
Du hast meine ehrliche Anteilnahme.
Wenn man so krasse Entzugserscheinungen hat, wie Du, ist es vielleicht wirklich besser, erst einmal zu Ersatzdrogen zu greifen, unterdessen sein Verhalten zu analysieren und, wenn möglich, beginnen zu ändern um schlußendlich auch die Ersatzdrogen weglassen zu können.
Warum ein neues Thema eröffnen - im Augenblick beschreibt es doch genau, was Du fühlst.
Renn' bloß nicht vor Dir selbst weg - schafft eh' keine/r....
Außerdem denke ich, solltest Du offen mit der Frau Deines Lebens reden - irgendwann kommt sie sowieso dahinter und fühlt sich vielleicht betrogen - sollte sie genauso für Dich empfinden, wie Du für sie, wird sie Verständnis haben und Dir beistehen in Deiner schweren Zeit
Ich habe übrigens ein Mal mit 17 1/2 ratz batz aufgehört (und hauptsächlich aus Gründen wo dazugehören zu wollen wieder angefangen - ganz schön dämlich - oder....:bang, das zweite Mal ungefähr mit 40 mit Hilfe von Ohrakupunktur - meinte nach ca. 4 Wochen, eine könnte ja nicht schaden .... und war kurz darauf wieder "voll drauf" und am Freitag letzter Woche das dritte Mal. - Nu aber für immer.
Allerdings hatte ich nie physische Entzugserscheinungen
Ich drücke Dir/Euch die Daumen und bin jederzeit gern für Dich da.
Herzlichst
Nomade
Hallo Old-Tuppes und Nomade,
danke für eure Antworten! Bezüglich des Themas dachte ich nur daran, dass es am falschen Ort "Ich bereite mich vor" liegt Aber das ist auch eher Nebensache!
Was ich mir gerade eingestehen muss ist, dass es vielleicht auch nur eine Ausrede ist, die physischen Faktoren vorzuschieben. Ich kann nicht einschätzen ob es physisch oder psychische Symptome sind. Es ist auch eigentlich völlig egal denn gegen beides muss man sich durchringen.
Die letzten Abende an denen ich nicht geraucht habe, waren völlig entspannt obwohl ich auch bis zum schlafen gehen 5-8 Stunde nicht geraucht habe. Erst am nächsten Morgen konnte ich die Gedanken nicht mehr davon lassen.
Ich denke der erste zu erklimmende Gipfel ist der, morgen früh zur Arbeit zu fahren und nicht direkt wieder zum Kiosk gegenüber zu rennen. Ich verspreche mir von einem ganzen, rauchfreien Tag eine Art "Siehst du, es geht doch" - Effekt.
Liebe Grüße
Insasse
Hi Insasse,
ja - so geht es weiter!
Am besten immer nur an den einen Tag denken - heute rauche ich nicht - Punkt.
Morgen ist ein neuer Tag.
Am Abend dann - heute habe ich nicht geraucht - klasse!
Am nächsten Tag - heute rauche ich nicht - am Abend: heute habe ich nicht geraucht - wunderbar...
Und immer so weiter.
Und vielleicht kaufst Du Dir an dem Kiosk einfach ein paar Kaugummi oder so etwas, wenn Du ihn nicht ganz meiden willst - Selbstüberlistung sozusagen
Du kannst ja immer noch ein neues Wohnzimmer in einem anderen Thema eröffnen - steht jedem frei.
Halte durch (wenn Du 5-8 Stunden schaffst, packst Du auch "den Rest" - ganz bestimmt).
Herzlichen Gruß
Nomade
Hi Häftling,
das Forum kann ne tolle Hilfe sein. Und wenn man sich hier bloß bissjen amüsiert, für et seelische Wohlbefinden aufe Wech inne Rauchfreiheit.
Also mein Vorschlag ist: Jep, zieh das durch, morgen lässte die Rennerei annet Kiosk einfach ma bleiben. Bloß morgen, übermorgen kannste ja noch ma drüber nachdenken.
Aaaaber: Vergiss morgen abend nicht, mal in dich zu gehen und zu überlegen, ob das nicht so einen kleinen Freudentaumel wert wäre, dass du es an diesem Tag geschafft hast nicht zu rauchen? Vielleicht unterstützt deine Erleichterung darüber, deine Angebetete nicht mehr belügen zu müssen deinen Freudentanz?
Und bitte: Zeitgleich zum Nichtmehrrauchen überleg dir eine Belohnung. Irgendwas worüber du dich freuen würdest, was du dir andernfalls nicht gönnen würdest. Halte ich für mindestens genauso wichtig.
Dat wär so meine Vorjehensweise an deiner Stelle... aba jede Jeck is andas
Stell dich ma en paar Blümchens in deine Bude, dat et wat freundlicher aussieht
Kannste ja ma überlegen, ob die Freunummer auch wat für dich wär
Jutes Jelingen - wünscht et Söckchen
Hi (ja wie nun) Insasse oder Häftling?
is ja auch egal, wollte nur mal zum Entschluss beglückwünschen!!
Am Anfang kein Risiko, also nicht dahin wo die "Dinger wohnen, deren Namen wir nicht aussprechen wollen"
Stolz auf die aufgebaute rauchfreie Zeit ist super und wirste hier bis zu abwinken erleben. Jedes Jubiläum wird gnadenlos gefeiert.
Na ich zieh mal weiter - wir lesen uns
Hagen
PS. Sag mal einen Namen mit dem man/frau Dich ansprechen kann, ohne gleich an JVA zu denken
Ja der Insasse (oder Häftling) war tatsächlich ein Synonym für dieses miese Nikotin-Gefängnis. Ihr könnt mich auch gerne Malte nennen.
Der Ausbruch hat übrigens begonnen. Der Schlüssel war in meinem Mittagessen versteckt. Ich habe ihn umgedreht. Anders als bei meinen letzten Fluchtversuchen hatte ich beim Verlassen der Zelle nicht das Gefühl, das die Wachleute mich bemerkten! Vielleicht weil die vielen Ex-Häftlinge mich sehr motivieren
Meine Fantasie geht mit mir durch: Ich hab sie ausgedrückt - und ich hoffe es war die letzte meines Lebens!
Ich habe mich gegen eine Ersatztherapie entschieden sondern verlasse mich auf die folgenden Hilfsmittel:
- Den Zuspruch in diesem Forum
- Das Herunterschreiben meines Frustes oder meiner Gefühle
- Einem Soduku-Heft für die schlimmsten Momente (Ich bin gespannt wie viele es werden)
- Sportlicher Aktivität am morgen
Das letzte muss ich erläutern. Ich bin aktuell Mitten in der Vorbereitung auf meinen zweiten Halbmarathon der Anfang Oktober stattfinden wird. Das ist noch einer der Gründe warum jetzt Schluss sein muss. Ich bin im Frühjahr bereits den ersten meines Lebens gelaufen. Die letzten Kilometer waren bis dato der größte Kampf aber auch der größte Erfolg in meinem Leben. Ich hoffe mit deutlich mehr Luft wird es dieses Mal leichter aber der Erfolg wird umso größer wenn ich als Nichtraucher und in einer hoffentlich besseren Zeit durchs Ziel laufen werde. Bis dahin werde ich versuchen meine kürzeren Läufe auf "nach dem Aufstehen" zu verschieben um vielleicht bereits vor der Arbeit an frische Luft und an positive Gedanken zu kommen. Der Kiosk muss wohl ab morgen auf mein Geld verzichten.
Wünscht mir Glück!
T-0:0:0:00:47:36
Liebe Grüße
Malte