Der hoffentlich finale Versuch

Verfasst am: 20.02.2017, 15:50
Byrd
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Hallo ihr Lieben,
ich habe heute um 11:25 Uhr (eigentlich lächerlich, wie genau ich mir das gemerkt habe) die letzte Zigarette geraucht und möchte absolut dabei bleiben. Ich hab mich dieses Mal wenig darauf vorbereitet. Zum einen, da ich von meinen letzten Versuchen eigentlich schon fast alles wusste, was ich beachten muss. Zum Anderen aber, weil ich mich die letzten male durch meine Vorbereitungen schon derart verrückt gemacht und unter Druck gesetzt habe, dass ich am tag des Ausstiegs derart blockiert war, dass gar nichts mehr ging
Im Moment geht es noch. Ich bin nervös und denke natürlich fast ausschließlich ans Rauchen. ich hab das Gefühl, dass es mich fast ständig und automatisch zu meinen alten Rauchplätzen zieht und ich fast ferngesteuert den Zigaretten hinterher renne. Das kontere ich aber gut durch Ablenkung, Aktivität und Aufmerksamkeit. ich versuch, mir stets positive Gedanken zu machen, mir bewusst zu machen, warum ich aufhören möchte. Auch wenn ich das im Moment nicht fühlen oder nachvollziehen kann. Am Ende heißt es wahrscheinlich einfach, sich durch zu beissen.
Aber ich muss sagen, bisher ist es wirklich auszuhalten. Ich hatte befürchtet, dass ich wild tobend und dem Wahnsinn nahe nur noch nach der Zigarette brülle Oder dass ich zitternd und unfähig, überhaupt irgendwas zu tun, in einer Ecke kauere ( das hab ich mir wirklich vorgestellt!). So ist es aber nicht und ich hoffe, dass ich die ersten, schwierigen Tage weiter durchhalte.
Euch allen da draußen viel Erfolg und viel Kraft!

Verfasst am: 20.02.2017, 15:51
Byrd
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Ach, und Angst hatte ich und habe ich immer noch! Angst vor der Leere und vor dem vermeintlichen Verlust. Doch irgendwie hab ich diese Angst in Aufregung abgeändert. Die Aufregung, wie viel besser mein Leben werden wird

Verfasst am: 20.02.2017, 16:09
Bertram_HH
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Moin Moin ...
@First ... das "hoffentlich" wird ersatzlos gestrichen"
Angst ... ist grundsätzlich etwas gutes und schützt den Menschen vor unangepasstem Übermut ... und meine Erfahrung hier im Forum, die Langzeitnichtraucher werden dir gerne bestätigen - du wirst nichts verlieren du wirst NUR etwas GEWINNEN durch dein zukünftig freies ... selbstbestimmtes ... Leben und unabhängig vom Nikotin zu sein.
So komisch wie es klingen mag, wann immer "dumme" Gedanken aufkommen ... bei mir hat ein einfaches aber verdammt stures "NEIN" sehr geholfen ... diese Anfälle gehen auch schnell vorbei und tausend fach bewiesen - alles ist in den Griff zu bekommen!!!
Ich drücke dir ganz fest meine beiden Däumchen, vetraue dir selbst ganz fest ... und immer ein klares "NEIN ich will NICHT" im Kopf wenn böse Stimmen was wollen - DU schaffst es!!!
Bertram

Verfasst am: 21.02.2017, 06:10
Byrd
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@Bertram: Dank dir ganz herzlich für deine motivierenden Worte! Das große "Nein" ist wirklich in meinem Kopf, ich versuch mich in den schlimmen Momenten einfach daran zu erinnern, warum ich aufhöre. Da fällt das "Nein" etwas leichter. Denn genau so will ich das auch angehen: Nein sagen und durchbeißen. Und bisher hat es hingehauen, obwohl es heute anfängt, schwierig zu werden. Das Verlangen ist groß und es kostet mich eine Menge Kraft, achtsam und bewusst zu bleiben und nicht dem Trieb zu verfallen. Ich trau mich nicht aus dem Haus, weil ich Angst habe, dass ich sofort zum Zigarettenautomat laufe. Ich werd statt dessen versuchen, mich gehörigst abzulenken. Eins werd ich auf keinen Fall: Mir wieder eine anstecken!
@Sabine: Auch dir danke ich für die lieben Worte! Ja, ich hab mich in den letzten Jahren viel mit dem Thema Rauchstop beschäftigt. Ich hab eine Menge Methoden und Möglichkeiten kennen gelernt, die mich aber, wie gesagt, mehr verwirrt haben, als dass sie mir geholfen hätten. Aktuell halt ich z.B. einfach durch und hoffe, dass es besser wird. Es gibt aber Menschen, die sagen, man soll nicht auf eine Besserung warten, man muss von Anfang an im Kopf was bewegen. Daher hab ich mich auch wenig bis gar nicht mental vorbereitet, sondern hab mich einfach ins Abenteuer gestürzt Ich hab mir Gedanken gemacht, warum ich rauche und wann ich rauche und hab mir dafür Alternativen überlegt. Wenn ich aus Langeweile rauchte, lös ich jetzt ein Kreuzworträtsel oder sortier meine Schallplatten. Wenn ich eine Pause brauchte und die Zigarette war dafür der Aufhänger, so nehm ich jetzt ein Kaugummi oder lass mir ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen.
Der Tag gestern verlief erstaunlich gut. ich hatte ja schon mittags meine Letzte geraucht und bis abends hatte ich keine Probleme. Ich muss dazu sagen, dass ich Nikotinpflaster als Ersatz benutze. Dazu hab ich Neurexan hier, dass die schlimmste Nervosität auffängt.
Heute ist es dagegen sehr schwer! Ich bin seit 2:50 Uhr wach und sehr nervös. Ich denke nur noch an das Rauchen und es ist schwer, mich davon zu lösen. Ich werde heute jede Gelegenheit nutzen, um mich abzulenken. Ich hab noch ein paar Sachen im Haus zu tun und hoffe, das hilft gegen die negativen Gedanken. Wenn ich halbwegs sattelfest bin, geh ich noch in Sport oder fahr ne Runde Rad.
Ach, meine Motivation Hört sich kitschig an, aber meine Hauptmotivation ist meine Frau! Ich möchte wirklich mit ihr alt werden und ich möchte nicht schon mit 50 dahinsiechen. Ich hab einfach noch ein paar Dinge zu tun auf Erden Und ja, im Moment ist mir das alles egal, denn ich will nur rauchen. Ich spür all die Gründe nicht mehr in mir, aber da muss ich einfach durchhalten.

Verfasst am: 21.02.2017, 10:58
miezhaus
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Hallo Byrd,

wie ist der Tag denn weitergegangen, leidest Du immer noch so? Ach das tut mir so leid, daß Du im Moment so knabbern mußt. Das ist eine typische Gemeinheit der Entwöhnung, daß sie sich so wellenartig anschleicht. Aber sei Dir bitte sicher: sie kann Dir nichts. Dir passiert nichts, wenn Du nicht rauchst, egal was Dir der Entzug weismachen möchte. Und vielleicht geht es Dir momentan nicht so goldig, das kann ich Dir echt nachfühlen und leide mit Dir - doch nachhaltig besser würde es vom Rauchen nicht werden. Im Gegenteil, möglicherweise ziest Du den Ausstieg dann nur quälend in die Lange und wahrscheinlich ärgerst Du Dich nach ein, zwei Zügen grün und blau.

Bitte halte an Deiner Motivation fest, die auch überhaupt nicht kitschig für mich klingt, ich finde das sehr schön von Dir. Artikulierte Motivationen helfen beim Durchhalten! Wie schaut es denn mit den Aspekten aus, die für Dich dabei ganz alleine rausspingen? So egoistisch darfst Du ruhig auch sein, daß Du Dir vor Augen hältst, was es für Dich bringt: finanzielle und ästhetische Aspekte, Atemvolumen, was fällt Dir noch ein? Such Dir ruhig noch mehr Motive und Vorteile, und freu Dich darauf! Dann wirst Du es schaffen wollen! Daß die blöde Schmacht diese Motive weit in den Hintergrund drängt, ist leider auch normal: Genau deshalb hole sie Dir immer wieder hoch, schreib sie Dir auch gerne auf Kärtchen oder Klebezettel und klebe diese überall hin.

Und wenn gar nichts hilft, dann versuch doch mal eine Ersatzhandlung. Schneide Dir einen Trinkhalm auf Zigarettenlänge und "rauche" da Luft daraus. Manchmal besänftigt das schon ein wenig die Schmacht, die dann glaubt, es gibt gleich Futter, einfach weil Du schon die entsprechenden körperlichen Abläufe praktizierst. Probier´s aus wenn Du magst.

Und bei allem Durchhalten und Motivieren: Das ist alles richtig und wichtig, aber weißt Du was noch wichtig ist? Reflektierte Belohnungen. Also wenn Du eine Schmachtwelle überstanden hast (denken wir anfangs ruhig in ganz kleinen Zielen), oder eine eintrainierte Rauchersituation überstanden, dann tu Dir etwas Gutes. Gib Dir das Gefühl, daß bei der Rauchfreiheit auch jetzt schon, bevor Du die ersten Verbesserungen spürst, etwas für Dich rausspringt. Das kann eine Extra-Auszeit sein, eben das Stückchen Schokolade, auch mal essen gehen oder ein Ausflug. Was Belohnung eben für Dich ist. Für Meilensteine dann einen Wunsch erfüllen (finanziellen Gewinn gegenrechnen!), sowas in der Art. Belohnungen sind verdient Byrd! Vor allem im Zusammenhang mit der Entwöhnung, denn das ist eine Riesenleistung. Und genieße diese Belohnungen dann auch völlig bewußt und im Zusammenhang mit Deiner Rauchfreiheit.

Ansonsten machst Du alles richtig, ablenken, nicht unterkriegen lassen, Bewegung an der Luft, (ich erlaube mir noch anzuregen, daß Du viel Wasser trinkst, um die Entgiftung, den Kreislauf und den Stoffwechsel zu unterstützen, stellt sich ja alles um...) - und komm bitte jederzeit her und schreib Dir Deine Befindlichkeiten von der Seele. Wir sitzen hier alle imselben Boot, viele haben mitgemacht, was Du jetzt gerade mitmachst, und haben es trotzdem geschafft. Das kannst Du auch - gemeinsam geht´s leichter.

Wünsche Dir ein baldiges Abklingen der aktuellen Schmachtwelle. Kraft, Mut und Optimismus sendet Dir

Lydia

Verfasst am: 22.02.2017, 16:51
Byrd
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Liebe Lydia, liebe Uli,
danke für eure lieben Zeilen!
Uli, Schritt um Schritt, das ist wahr. Im Moment ist es ein Abwarten und pure Sturrheit, die mich vorantreibt All die guten Gründe sind immer noch da, nur spür ich sie nicht mehr, sondern nur noch das Verlangen. Aber du hast absolut recht, ich denke mir meist auch: Warte ab, jetzt noch nicht, warte bis heute Abend, bis morgen früh und so geht es immer weiter. Ich hab nur Angst, dass nichts passieren wird Dass ich Wochen später immer noch die gleiche Spannung und Gier nach Tabak spüren werde, die alles andere ausblendet und mein Leben ein gutes Stück anhält.
Ich hab im Moment das Gefühl, dass es eher schlimmer wird. Das Verlangen überkommt mich jede wache Minute und es ist sehr sehr anstrengend, sich immer wieder dagegen zu wehren. Obwohl ich aktuell gar nicht mal sagen kann, was ich möchte. Irgendwie ist der Gedanke, mir nochmal eine Zigarette anzuzünden so abwegig geworden, es stellt fast schon keine reale Alternative mehr da. Ich spüre nur, dass etwas fehlt und dass etwas - subjektiv natürlich - nicht in Ordnung ist.
Und liebe Lydia, dir ganz lieben Dank für die vielen, guten Tipps. Ja, ich leide gerade ganz gewaltig und hab das Gefühl, dass der Leidensdruck eher zunimmt. Ich versuch mich, wo es nur geht, abzulenken, gute Alternativen zur Zigarette zu finden und mich immer wieder an die zahlreichen Gründe zu erinnern, dich mich zum Aufhören bewegen. Nur verblast das alles gegenüber der Gier nach Nikotin. Obwohl es gar nicht mehr eine direktes Verlangen nach der Kippe ist. Ich hab einfach das Gefühl, dass etwas Essentielles in meinem Leben fehlt, was natürlich Blödsinn ist. Das Gegenteil ist der Fall. Und diese Momente hab ich auch.
Momente, in denen ich mich unglaublich drüber freue, nach 20 Jahren zumindest mal zwei rauchfreie Tage geschafft zu haben. Ich spüre, dass ich besser atmen kann, dass der Schmerz und die Enge auf der Brust geht. Und manchmal hab ich das schöne Gefühl zu wissen, dass ich eine längere und schönere Zukunft habe, als bisher
Motivation gibt es genug. Die schönste ist glaube ich die Freiheit. Und das Bewusstsein, gesünder zu leben, sich nicht selbst hinzurichten.
Ich versuch einfach weiter, stur zu bleiben Ich muss daran glauben, dass die Dinge sich positiv entwickeln und dass irgendwann die Sucht überstanden ist. Bis dahin mache ich es wie du sagst, da sprichst du mir aus dem Herzen Ablenkung und Bewegung, schöne und lustvolle Dinge unternehmen und sich belohnen für die Leistung. Ich geh jeden zweiten Tag in Sport und werkel viel in unserem Haus rum. Ich lass es mir auch kulinarisch gut gehen und wenn ein paar Pfunde drauf kommen: Die gehen auch wieder runter! Vor allem versuch ich stets achtsam und bewusst zu bleiben. Ich frag mich in jeder Situation: warum möchte ich jetzt rauchen? Und was kann ich statt dessen tun? Ich versuch zu lernen, dass ich auch ohne Zigarette Pausen machen kann. Ist ein harter Job
Auf jeden Fall ganz lieben Dank für eure Worte und euer Gedanken, das hilft mir wirklich sehr über diese Zeit :9

Verfasst am: 22.02.2017, 20:24
miezhaus
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Guten Abend Byrd,

ich leide wirklich mit Dir, wenn ich so lese, wie es Dir momentan ergeht. Weißt Du, viele Aufhörer erleben gerade die erste Zeit als die Schwierigste. Eigentlich ist das auch nicht weiter verwunderlich: Der Körper entgiftet auf Hochtouren (in diesem Zusammenhang: darf ich nochmal anregen, daß Du viel, viel Wasser, auch ungesüßten Tee oder Fruchtsaftschorlen trinkst? Die Flüssigkeit hilft Deinem Körper, das Gift schneller auszuschwemmen), die früheren Routinen sind zusammengebrochen, neue sind noch nicht eingerichtet, die Psyche mault schon nach ihrer Doge - das ist schon unglaublich viel, was da auf einmal verarbeitet werden soll. Deshalb leiden ganz viele Aufhörer in der ersten Zeit am meisten.

Diese Angst, daß es jetzt für immer so bleibt, kenne ich gut aus meiner eigenen Aufhörerkarriere. Ich hatte diese Krise zwar nicht am Anfang schon, sondern eher erst später, aber an dieses beängstigende Gefühl, "was tu ich mir da eigentlich an, die Sucht wird mich ja doch mein Leben lang nicht in Ruhe lassen!" kenne ich auch. Aber laß Dir versichern Byrd: Das ist ganz klar eine Lüge der Sucht. Denn schau mal, was es hier für Tageszahlen gibt. Ich selber darf mich seit einigen Tagen über einen vierstelligen Tageszähler freuen, doch es laufen hier auch Leute mit ganz anderen Zählern in schwindelerregender Höhe rum: Meinst Du denn, das ware zu schaffen, wenn uns die Sucht für immer im Nacken sitzen würde? Aber ganz sicher nicht, das wäre viel zu anstrengend. Bitte laß Dir das als Beweis dienen, daß es aufhört Byrd. Da muß ich Dich jetzt einfach mal bitten, mir und all den Tageszählern hier zu glauben.

Auch dieses Verlustgefühl, das Gefühl des "Fehlens", ist hier kein Unbekannter. Das ist alles nicht strange oder freaky, sondern alles ganz bekannte Gefühle. Und auch erklärbar, denn ich meine schau mal, wie lange hat uns das Rauchen begleitet, in allen Lebenslagen! Was haben wir denn getan, um das Gefühl zu haben, zu kompensieren, uns zu beschäftigen, uns abzureagieren, zu entspannen, zu feiern etc.? Natürlich geraucht. Und jetzt fällt diese Krücke, auf die wir uns so ewig gestützt haben, weil wir dachten, sie trägt uns, plötzlich weg. Klar überfällt uns da das Gefühl, es fehlt was! Was wir dabei nicht gemerkt haben, um bei dem Bild zu bleiben, war, daß die Krücke immer kürzer und kürzer wurde und wir schon fast am Boden schleiften (Atemnot, Engegefühl, um bei Dir zu bleiben). Und jetzt sollen wir aus eigener Kraft wieder aufrecht gehen. Ist natürlich ganz nachvollziehbar, daß das erstmal viel Anstrengung kostet.

Bitte gibt Dir Zeit Byrd. Du sprichst von 20 Jahren? Ja es ist in der Tat schon mal eine Leistung, dann schon mal zwei Tage ohne Rauch auszuhalten, das meine ich wirklich ernst! Aber eine Raucherkarriere von 20 Jahren bekommst Du nicht innerhalb von ein paar Tagen aus den Knochen. Ich bitte Dich da um Geduld. Und schau mal, möglicherweise knabberst Du jetzt gewaltig, und vielleicht kommt das über die kommenden Wochen auch immer mal wieder auf, das schon. Aber was sind die kommenden Wochen gegen die 20 Jahre vorher? Und was werden sie sein gegen die vielen vielen Jahre, die Du dann in Deiner Freiheit so richtig genießen kannst? Ist es das nicht wert? Ich denke schon.

Du machst das sehr gut Byrd. Heute ist fast geschafft. Und morgen stehst Du auf mit der festen Überzeugung, diesen Tag rauchfrei zu überstehen. Einen Tag nach dem anderen. Und es wird besser. Es wird.

Weiterhin viel Standhaftigkeit und Optimismus sendet Dir

Lydia

Verfasst am: 23.02.2017, 15:39
Byrd
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Liebe Lydia,
wie du recht hast! Danke für deine Worte, die treffen ganz genau Und ja, ich vertrau auf eure Erfahrung und bin sehr froh, dass ihr sie mit mir teilt. Ich hätte schon längst wieder angefangen zu rauchen, wenn das nicht wäre.
Und es macht alles Sinn: Nach 20 Jahren kann ich natürlich nicht erwarten, dass ich nach 3 Tagen schon wieder stabil bin. Geduld, Optimismus und viel, viel Willenskraft sind weiterhin der Schlüssel zum Erfolg. Ich beherzige alle Ratschläge, so gut es geht. Ich bewege mich so viel es geht und lenke mich ab. Ich belohne mich und versuche, mir immer wieder all die guten Gründe zum Aufhören vor Augen zu führen.
Heute war ein fürchterlicher Tag! Ich litt jede Sekunde Höllenqualen und war und bin nah dran, aufzugeben. Ich merke, wie meine Kraft langsam ausgeht und ich der Sucht wenig bis nichts mehr entgegen zu setzen habe. So fühl ich das zumindest. Ich glaube fest daran, dass dieses Martyrium nie mehr zu Ende geht. Dass mein Leben bis zu meinem Ende nur noch still steht und ein Kampf sein wird. Natürlich ist das Quatsch, ich vertrau dir, wenn du sagst, dass das nicht so ist. Und ich höre es von allen hier in diesem Forum und eigentlich müsste ich mich darauf freuen, wenn der Tag kommt, wo es erträglich wird. Nur bin ich so blockiert, so verzweifelt und überfordert, dass ich daran nicht denken kann.
Ich weiß, du hast das wahrscheinlich schon hundert Mal gehört und für jemanden, der das selbst durchgemacht hat und weiß, dass es einfach besser wird, wenn man durchhält, ist das wie gegen eine Mauer zu reden Aber ich sag dir, deine Zeilen und auch die der anderen lieben Menschen helfen mir sehr.
Ich möchte hier auch nicht permanent rum jammern, wie schwer das aufhören ist. Ich bin im Moment wirklich nur total verzweifelt und weiß nicht mehr, ob ich es schaffen werde, ob ich es jemals schaffe. Ich könnte fast heulen bei dem Gedanken, der sich wie Blei über mein Hirn gießt.
Aber ich möchte auch mal die andere Seite berichten: heute morgen ging es mir zum Beispiel sehr schlecht! Ich hab keine Sekunde des Entzugs mehr ertragen. Ich hab mich dann aus lauter Frust aufs Rad gesetzt und bin losgefahren, zu einer Stelle bei uns auf den Feldern, an der ich bei meinen früheren, gescheiterten Versuchen, heimlich geraucht habe. Ich hab meine eigene Frau belogen, dass ich nur noch ne Runde mit dem Rad drehe und hab mir dann heimlich dort eine angezündet. "Nur eine" dachte ich damals. Als ob das wichtig gewesen wäre! Ich hätte die ganze verfluchte Schachtel rauchen können, das wäre das selbe gewesen. Ich hab mich selbst beschissen und meine Frau angelogen und mich selber doppelt und dreifach! Das hat mich so wütend gemacht, ich hab dann noch ne ausgiebige Runde mit dem Rad gedreht und war danach wieder frisch, motiviert und stark. Selbst in den dunkelsten Momenten gibt es noch Mittel und Wege! Sowas erfahre ich in dieser Zeit zum Glück auch
Ich hab große Angst, wie es weitergehen soll. Doch ich hab den Willen, dass es weitergeht. Das "Fehlen" ist stark, aber wie du sagst, es ist eine Illusion, die ich im Moment einfach nicht spüre kann, da ich so sehr mit den Qualen beschäftigt bin. Die "Krücke" ist gar keine, am Ende ist sie eine Bahre. Ja, ich spür meinen Körper plötzlich ganz anders, warm und unverkrampft, ohne Enge auf der Brust und ohne Atemnot nach kurzer Anstrengung. Es ist alles da, nur kann ich es nicht würdigen, auch wenn ich das möchte. Ich trinke viel Tee, bewege mich so oft es geht, ich geh auch raus vor die Tür zu all den "Versuchungen" Und ich versuch einfach stur zu bleiben
Eins hat mir sehr geholfen: dass die Sucht nicht bis ans Lebensende geht und das sehe ich gut an euren rauchfreien Tagen Das würde kein Mensch durchhalten, da hast du recht. Das motiviert mich sehr!

Verfasst am: 23.02.2017, 20:20
miezhaus
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Guten Abend Byrd,

das was Du hier schreibst, hat mit Jammern nichts zu tun. Der Entzug kann enorm frusten, und dann ist es besser, diesen Frust irgendwo abzuladen, sich mit den Gedanken, die einen quälen, auseinanderzusetzen und ihnen einen Raum zu geben, anstatt all das in sich reinzufressen: denn dann sind sie geeignet einen zu überschwemmen - und dumme Reaktionen hervorzurufen. Also das, was Du hier machst, ist nicht jammern, es ist die Auseinandersetzung mit dem Entzug, die Bewältigung. Bitte nimm Dir diese Möglichkeit nicht, weil Du diese Bewältigung als Jammern mißverstehst. Erstens das, und zweitens: hier sind Deine Gedanken gut angebaut. Eben weil wir hier ähnliches durchhaben wie Du.

Im Gegenteil, wir haben schon ab und an erlebt, daß manchen Aufhörern diese intensive Auseinandersetzung mit Sucht, Entzug und allen dazugehörigen Schieflagen hilft. Also mach das weiter, schreib Dir von Leib und Seele was Dich umtreibt, vielleicht ist das Deine Art, die psychische Sucht zu bewältigen.

Und ja, ich glaube Dir sofort, daß es sich anfühlt, als würde Dir die Kraft ausgehen. Suggeriert Dir Deine Sucht ja auch hartnäckig genug: Du kannst gegen mich gar nicht gewinnen. Ich werde Dich für immer verfolgen! Aber ich sage es Dir nochmal, und das aus voller Überzeugung: das ist gelogen. Oder zumindest nur die halbe Wahrheit. Richtig ist, daß dieses Suchtgedächtnis uns für immer bleiben wird. Das haben wir uns mit der Raucherei eingekauft, das bleibt uns, damit müssen wir leben. Deshalb kann es auch "nur mal die eine" für uns nicht mehr geben, weil die das Suchtgedächtnis sofort wieder aktivieren würde. Aber: es wird Dich nicht mehr quälen. So laue Lüftchen der Erinnerung "eigentlich würdest Du jetzt" kann ich heute mit einem herablassenden Grinsen quittieren und meine Sucht ebenso grinsend fragen: hast Du´s immer noch nicht kapiert? Ich brauch Dich doch gar nicht mehr... Aber das ist keine Qual mehr, kein Kampf, kein Martyrium. Nur noch ein bißchen Achtsamkeit.

Mir ist auch klar, daß Du Dich auf den Moment noch nicht freuen kannst. Aber vielleicht dient Dir diese Perspektive ja, daß Du Dich daran festhalten und darauf hinarbeiten kannst. Und wenn es einen Gedanken gibt, bei dem Du heulen könntest - was hindert Dich daran, das zu machen? Da mußt Du Dich doch nicht auch noch zurückhalten. Der Entzug kann zu massiven Stimmungsschwankungen führen, auch das wäre alles noch im Rahmen normaler Parameter. (Wenn auch nicht angenehm, das gestehe ich Dir gerne zu.)

Du machst ja auch Fortschritte, wie Deine Erkenntnis heute auf dem Feld erkennen läßt. So als wären Deine bisherigen Anläufe eher Aufbaulehrgänge gewesen. Aber Deine Wut auf das Handeln damals zeigt, daß Du Dich weiter und weiter davon entfernst. Damit hat jeder Absprung seinen Sinn gehabt, und dieses Mal bist Du in Deinem Kopf schon tausend Schritte weiter. Byrd, also ich sehe Land für Dich.

Auch der heutige Tag ist fast geschafft, morgen ein neuer Tag. Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute, Stursinn, Mut, Kraft und Optimismus. Viele Grüße sendet Dir

Lydia

Verfasst am: 24.02.2017, 09:31
TanteKäthe
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Guten Morgen Byrd

Wieder einen Tag geschafft und einen Schritt weiter gegangen. Wünsche dir für heute wohltuende Begegnungen und Momente mit einer Prise Leichtigkeit