Angst vor den körperlichen Entzugserscheinungen

Verfasst am: 14.10.2015, 20:30
miezhaus
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Hallo PeterPan,

ich sag nur... elf rauchfreie Jahre wieder drangegeben. Nach elf Jahren wieder angefangen. Weil: "Die eine wird mir schon nicht schaden, dazu bin ich zu lange aus der Nummer raus". Ja vergiß es. Und deshalb bin ich heute hier, nicht nur weil ich selber mit dem Forum aufgehört habe und von der Idee des gemeinsamen Aufhörens überzeugt bin, und nicht nur um Aufhörwillige anzufeuern (das auch!), sondern auch um allen, die es schaffen wollen oder vielleicht schon geschafft haben, als schlechtes Beispiel zu dienen. Glaube bitte niemals, daß Dich ein Zug nicht wieder zurück an die Zigarette bringt. Ein Raucher, der aufgehört hat, wird nie mehr Nichtraucher, sondern ist und bleibt ein Raucher, der nicht mehr raucht. Sag ich immer.

Aber erstmal aufhören, das ist eine sehr gute Entscheidung zu der ich Dir gratuliere! Sowie zur anderen Seite der Mutterschaft, auch dazu meinen herzlichen Glückwunsch.

Weißt, die Entzugserscheinungen... also ja, die können auftreten, aber es verläuft ja jeder Entzug anders. Und jeder Entzug in Wellen. Das bedeutet erstens, daß man niemals prognostizieren kann, ob und wie sehr einen Aufhörer die Entzugserscheinungen beuteln. Vielleicht gar nicht oder nur sporadisch, wer weiß. Meinen ersten Entzug habe ich auch als streßfrei erlebt! Vielleicht ist es ja bei Dir ähnlich. Und zweitens bedeutet es, daß, selbst wenn Du Entzugserscheinungen verspürst, diese ja nicht die ganze Zeit über da und gleich stark sind. Selbst wenn sie Dich treffen, so treten sie auch mal in den Hintergrund.

Die Entzugserscheinungen sollten daher kein Grund sein, das Rauchen nicht aufzuhören. Und schon gar kein Grund für Angst. Denn vielleicht finden sie ja gar nicht so prominent statt .

Und falls Du mal einen Schmachter aushalten müssen solltest, so nimm ihn an und sei Dir sicher, daß Dich jede ausgesessene Schmachtattacke weiter von Deiner Sucht wegbringt, Dich der Sucht gegenüber stärker macht. Dreh die Denkweise um, sag ja, komm her, Dir werd ich schon zeigen wer stärker ist.

Und ein praktischer Hinweis zur der ersten Zigarette am Morgen, wenn Dir die bisher so wichtig war: Versuch doch mal die Situation, in der Du sie immer rauchst, umzugestalten. Trink den Kaffee woanders als da, wo Du dazu immer geraucht hast, oder gar nicht, trink einen Tee oder O-Saft. Trenne das morgentliche Ritual von der Zigarette, löse die Verknüpfung auf. Schlaf vielleicht eine Viertelstunde länger... mach irgendwas anders. Verstehst, Raucherentwöhnung über die Änderung von Verhaltensweisen und die Auflösung von Verknüpfungen. Im Auto rauchen? Nee, zuckerfreie Bonbons lutschen. Nach dem Essen rauchen? Nee, ein Glas Mineralwasser trinken oder Zähne putzen. Vor Langeweile rauchen? Nee, ablenken!

Jetzt wünsche ich Dir viel Erfolg, komm wieder und berichte oder frage, wenn Du Fragen hast. Es ist eigentlich immer jemand hier, der was dazu sagen kann (hast Du ja schon gemerkt nicht?). Viel Erfolg Peter Pan, ich freu mich Dich wieder zu lesen. Es grüßt

Lydia

Verfasst am: 14.10.2015, 22:02
peter_pan
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Noch jemand so liebes hier. Ist ja echt cool.

Ich habe meinen zweiten Tag überstanden und liege in den Federn. Mein Tabak und Zubehör ist an einen Freund verschenkt. Heute fand ich es schon etwas einfacher, sowohl ablenken, als auch mit den Attacken. Wenn ich richtig gezählt habe, waren es nur drei schlimme. Mal sehen, was der morgige, vermeindlich schlimmste, dritte Tag bringen wird. Ich denke, ich schaffe es stark zu bleiben - auch wenn ich gerade nix lieber tun würde als rauchen...

Verfasst am: 15.10.2015, 20:17
miezhaus
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Hi PeterPan, erzähl wie ist es Dir denn heute ergangen? Ging´s einigermaßen, wie hast Du den dritten Tag erlebt? Allen Carr definiert drei Phasen des Ausstiegs: drei Tage - drei Wochen - drei Monate. Demnach hast Du die erste Phase ja damit schon in der Tasche. Hoffe Dir geht es gut. Grüßle von

Lydia

Verfasst am: 15.10.2015, 21:58
peter_pan
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Hi Lydia und ihr anderen

Ich habe auch den dritten Tag gut überstanden. Heute war das Verlangen nicht ganz so stark, dafür länger während als die beiden Tage davor. Wobei doch, heute nach dem Mittagessen war es schlimm und ich musste mir mehrere Möhren und eine Maracuja einverleiben, um auf einen anderen Geschmack zu kommen.

Nach dem Abendessen war es aber mal sehr angenehm, nicht gleich rauszurennen. Jetzt gerade stand ich aber auf dem Balkon und hätte mir ehrlich gern eine angesteckt. Gut, dass ich nichts da habe und auch meine bessere Hälfte ein Auge drauf hat.

Ich kann jetzt schon resümieren: So schlimm wie ich dachte, ist es nicht. Ich dachte ich renne wütend und schreiend durch die Wohnung oder komme überhaupt nicht zum arbeiten, aber das geht alles trotzdem ganz gut - die Konzentration ist zeitweise lediglich auf 80%. Dann helfen 10 Minuten Videospiel und dann kann es weitergehen. Gesünder als ne Fluppe ist es alle mal, aber aktuell wäre es anders herum schöner.

Ich bin gespannt, ob es ab morgen entspannter wird. Wäre schon ganz schön.

Verfasst am: 17.10.2015, 09:34
peter_pan
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So, Tag 4 ist auch komplett überstanden. Allerdings war es nicht so entspannt, wie erhofft. Eher dem Dritten gleichwertig. Wobei es in den Abendstunden sehr viel angehemer war.
Ich merke auch, wie ich morgens besser aus dem Bett komme und nicht rumhuste oder -pfeife. Ich habe zwar nicht so viel geraucht, aber der Körper merkt es anscheinend trotzdem.

Heute ist der erste morgen, wo ich nach dem Kaffee nicht mehr so doll auf dem Balkon frieren will. Klar, hab ich Bock, aber es wird von Tag zu Tag besser. Entweder hat meine Psyche schon gesiegt oder es wird tatsächlich leichter. Vielleicht ist es aber auch nur ein temporäres Hoch.

Ein wenig Angst habe ich vor den kommenden Tagen. Am Montag werde ich in einer verrauchten Lokalität sein und mit Rauchern den Tisch teilen. Wie ist das mit dem Passiv-Qualmen mit dem Nikotinhaushalt: Macht das meine Abstinenz zunichte und das Verlangen wird anschließend wieder größer?

Verfasst am: 17.10.2015, 10:20
schnucke46
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Hallo Peter Pan,
erstmal Glückwunsch zu deinen 4 Tagen, das hört sich bei dir doch richtig gut an!!! Und es wird noch besser, glaub mir! Auch wenn du wenig geraucht hast, hast du deinen Körper vergiftet, klar merkst du dass es besser wird, vor allem morgens

Am Montag hast du die Woche fast voll, aber deine Bedenken kann ich sehr gut verstehen.
Musst du denn da hin?
Ich habe das am Anfang gemieden, erst jetzt setze ich mich dem so nach und nach aus, wenn es sein muss.

LG Conny

Verfasst am: 17.10.2015, 17:22
rauchfrei-lotsin-andrea
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[quote="peter_pan"]

Heute ist der erste morgen, wo ich nach dem Kaffee nicht mehr so doll auf dem Balkon frieren will. Klar, hab ich Bock, aber es wird von Tag zu Tag besser. Entweder hat meine Psyche schon gesiegt oder es wird tatsächlich leichter. Vielleicht ist es aber auch nur ein temporäres Hoch.

Ein wenig Angst habe ich vor den kommenden Tagen. Am Montag werde ich in einer verrauchten Lokalität sein und mit Rauchern den Tisch teilen. Wie ist das mit dem Passiv-Qualmen mit dem Nikotinhaushalt: Macht das meine Abstinenz zunichte und das Verlangen wird anschließend wieder größer?

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Lieber Peter Pan,

vielleicht bist du tatsächlich in einem temporären Hoch. Verlangensattacken kommen und GEHEN in Wellen. Aber es ist wirklich auch so, dass es mit der Zeit besser wird und sogar ganz gut. Sonst wäre ich bestimmt nicht so lange rauchfrei;

Sehr intelligent finde ich, dass du eine Gefahrensituation bewusst vorhersiehst, dich damit hier meldest und dir Unterstützung holst.

  • Musst du dort sein?
  • Wenn ja, kannst du dort immer wieder ins Freie?


Von deiner Seite aus bleibst du abstinent, aber natürlich nimmst du wieder Nikotin und andere Schadstoffe auf. Und eindeutig ja ist die Gefahr sehr groß, dass deine eigenen Verlangensattacken größer werden. Du kannst dir vornehmen, Abzuhauen, wenn es dir zu stinkig und zu gefährlich wird. Und du kannst mental vorher NEIN Danke, ich rauche nicht üben. Hierzu ein Link: http://www.rauchfrei-info.de/informieren/news/detail/news/nach-dem-rauchstopp-die-regie-uebernehmen/

Mir hilft bei sowas auch stark, mich hier an der RAuchfrei-Gruppe seelisch festzuhalten: Du gehörst zu uns dazu und du bist und bleibst rauchfrei. [color=red]Wir[/color] hier sind rauchfrei bzw. wollen es werden. Also denke an uns - wenn du magst - und erzähle uns bitte nachher, wie es dir ergangen ist!

Mit daumendrückendem Gruß
Andrea

Verfasst am: 17.10.2015, 18:13
peter_pan
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Hallöle,
wann wird das mit den Wellen besser? Heut Nachmittag hatte ich sehr viel Stress und hatte gefühlt 3-4h sehr viel Lust zur Tanke zu rennen um mir Kippen zu holen. Zum Glück habe ich eine gewisse Grundfaulheit.

Wegen Montag muss ich noch schauen, mit etwas Glück könnte ich die Raucher vor die Tür bewegen. Versuch macht klug. Aber ja, ich "muss" anwesend sein.

Eine gute Methode kein Verlangen zu haben: Hunger (leerer Bauch) und Kaugummi. Aber gesund ist das ja auch nicht.

Verfasst am: 17.10.2015, 20:36
miezhaus
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Lieber PeterPan,

Streß verursacht gerne mal Schmacht, da wir als Raucher ja jedes Aufkommen von Streß versucht haben mit einer Zigarette zu bewältigen oder zu kompensieren. Das ist auch so eine gefährliche Verknüpfung in unseren Köpfen. Wenn Du schon weißt, daß Streß bei Dir ein Stolperdraht ist, dann erdenke Dir im Vorhinein Alternativen, Ablenkungsmanöver. Zum Beispiel eine Atemübung (5 sec langsam durch die Nase einatmen, kurz anhalten und 10 sec durch den Mund ausatmen - idealerweise an der frischen Luft, am offenen Fenster oder so). Das entschleunigt die Situation und entspannt. Zuckerfreie Bonbons und Kaugummi, wie schon von meinen Vorrednern geraten, sind hilfreich, besonders wenn sie scharf sind. Mach Dir klar, daß die Stituation auch mithilfe des Rauchens nicht besser wird - das was Dich vorher umgetrieben hat, ist dann immer noch da.

Generell helfen bei Schmachtanfällen die 4 A´s: Aufschieben, ausweichen, abhauen und ablenken. Du schiebst z. B. mit einem für Dich deutlich artikulierten "Nein, ich rauche jetzt nicht!" und einer Atemübung die Schmacht auf - erfahrungsgemäß ist der Schmachtanfall nach einigen Minuten schon abgeflacht und deutlich leichter auszuhalten. Wenn Du jeden Schmachtanfall aufschiebst, rauchst Du im Endeffekt ja auch nicht mehr. Du versuchst, typische Rauchersituationen oder die Gesellschaft von Rauchern zu meiden. Daß das natürlich nicht immer geht, ist auch klar. In diesem Fall haust Du ab, entziehst Dich kurz der Situation, wenn die Schmacht übermächtig zu werden droht, gehst an die frische Luft oder ins Badezimmer und kühlst Dir das Gesicht mit Wasser. Und schließlich, Du lenkst Dich bei einer Schmachtattacke geschwind ab mit einer anderen Tätigeit, idealerweise etwas das Dir Spaß macht. Das praktische an diesen vier A's ist, daß man sie immer und überall ohne große Vorbereitung anwenden kann, wie sie halt gerade in den Rahmen passen. Verinnerliche sie Dir vielleicht auch im Hinblick auf Deinen montäglichen Termin, das kann ich Dir noch anraten.

Es ist wirklich schwer zu überreißen, wann diese Wellen enden. Jeder Entzug ist anders, jeder erlebt die Wellen und die Entzugsphasen anders. Du kannst es nur auf Dich zukommen lassen. Und versuchen, die Wellen so wie sie kommen anzunehmen und zu sagen, jawohl, kommt nur, ich weiß daß mich jede Schmacht, die ich überstehe, stärkt und die Sucht schwächt. Komm nur her, ich zeig Dir wer stärker ist! Es ist leider mitunter kein Spaziergang PeterPan, ich weiß es auch. Aber es ist machbar! Und Du willst es! Also überlaß der Sucht nicht die Herrschaft über Dich. Und auch wenn ich Dir nicht prognostizieren kann, wann der Kampf endet, so kann ich Dir doch zumindest versprechen, daß er endet. Achtsamkeit, Vorsicht ist immer angesagt (hab Dir ja meine Erfahrung schon geschildert), also das wird uns Nichtmehrrauchern immer unerläßlich bleiben. Aber irgendwann ist es kein Kampf mehr.

Du schaffst das. Für Montag alles Gute, laß mal hören wie es gelaufen ist. Viele Grüße und einen schönen Sonntag von

Lydia

Verfasst am: 17.10.2015, 20:48
Wera72
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Hallo Peter,

Ja der Weg des Aufhoehrens ist nicht so einfach. Und ich muss leider bestaetigen das Du immer ein Suechtiger bleiben wirst. Das ist so aehnlich wie beim Alkohol. Einmal trocken, musst Du es fuer den Rest deines Lebens bleiben. Jeder noch so kleine Versuch (auch wenn Du dich sicher fuehlst) wirft dich direkt in die Abhaengigkeit zurueck.
Du bist tapfer. 4Tage bist Du jetzt schon dabei. Da ist es natuerlich ratsam um sich aus Gefahrenzonen fern zu halten.
Gerade am Anfang ist man noch sehr anfaellig. Hoehre auf Aki und mache dir deine Grundfaulheit zu nutze.

Das passiefe mitrauchen hat mir die letzten zwei male das Genick gebrochen.
Beim ersten "Ausstieg" war ich taeglich am Arbeitsplatz dem Rauch ausgesetzt. Ich dachte mir wuerde es nichts ausmachen. Hatte wenig Entzugserscheinungen. Was auch logisch ist, wenn man indirekt weiter raucht. Ich dachte immun zu sein. Ich zog um und ein Zug war genug. Rueckfall.
Beim zweiten "Ausstieg" wurde ich nur alle drei Tage heftigsten Rauchern ausgesetzt, ohne Moeglichkeit die Situation zu umgehen oder vermeiden. Du kannst dir vorstellen welche Folgen ich mitgemacht habe. Drei Tage Entzug und ein Tag wieder voll die Sucht befriedigt (auch wenn es nicht durch aktiefe Teilnahme passierte).
Also probiere ich jetzt verlockenden Situationen auszuweichen.

Wie schon einige andere geschrieben haben, wenn Du Fragen hast schreib sie dir hier vom Leib.
Es hilft zu wissen, man ist nicht alleine.
Wir sind eine grosse Gemeinde und fuereinander da.
Hier darfst Du Schwaeche zeigen auf deinem starken Weg.

Nur Mut zum Weitermachen!
LG, Wera