Nichtrauchertagebuch

Verfasst am: 14.04.2023, 21:35
Julchena88
Julchena88
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Liebe Greta,
vielen Dank für deine aufmunternden Worte. Es tut so gut zu erfahren, dass man mit seinem Denken nicht alleine ist und das man es trotz steinigem Weg schaffen kann.
Es tut mir Leid, dass du dich ärgern musst es nicht früher komplett geschafft zu haben, aber ich bin der festen Überzeugung, dass es nie zu spät ist.
Diese Besorgnis aufgrund der Zigaretten und das ständige Grübeln wegen dem Rauchen hinter sich zu lassen ist tatsächlich ein super gutes Gefühl.
Danke nochmal für deinen Beitrag, hab mich sehr darüber gefreut

Verfasst am: 14.04.2023, 15:59
greta64
greta64
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Liebe Julia, ich habe jetzt deine Geschichte gelesen und diese bewegt mich sehr, da ich mich in so vielem wiederfinde (nur wenig geraucht, das sich- selbst- froh-reden: wird schon nicht so schlimm sein, die paar Zigaretten, die allgemeine Weltlage, usw.) und genau wie du bin ich unglaublich stolz auf dich, dass du es nun schon 48 Tage ohne Zigaretten geschafft hast. Halte durch!
Wie du selbst sagst, ist die leidenschaftliche Raucherin nur in deinem Kopf und du schaffst es bestimmt eine leidenschaftliche Nichtraucherin daraus zu machen.
Ich habe genau wie du auch mit Anfang 30 mit Rauchen aufgehört und dann immer wieder angefangen (weil es mir sooooo gefehlt hat, ich das Gefühl hatte, eine andere zu sein ohne rauchen, eine, die mir nicht gefällt) und im Ergebnis habe ich dann 25 Jahre weiter geraucht und ärgere mich jetzt darüber. Ich war ja doch ständig besorgt wegen der Zigaretten und es ist ein tolles Gefühl das Rauchen hinter sich gelassen zu haben.
gegen diese "Leere", die du beschreibst, hat mir am Anfang Bewegung einfach am Besten geholfen: Sofort aufstehen und "was" machen, auf jeden Fall nicht einfach so in der Situation verharren.
Du schaffst das, Julia!

Verfasst am: 14.04.2023, 15:37
Julchena88
Julchena88
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Beiträge: 9 Beiträge

48 Tage rauchfrei. 48 Tage voller Trauer, Wut, Angst, Freude, Motivation und Zuversicht. 48 Tage in der Rolle der Nichtraucherin - im Kopf oft jedoch leider immer noch leidenschaftliche Raucherin.
Ich habe vor nun knapp 7 Wochen die Entscheidung getroffen, dass ich keine weitere Zigarette mehr rauchen werde. Der Weg bis zu diesem endgültigen Schritt war jedoch lange mit einem ständigen Hin und Her.

Meine "Karriere" als Raucherin =
Mit 13 Jahren begann der Einstieg in diese unfassbar bescheuerte und sau gefährliche Sucht. Zunächst war es nur Neugierde und das Bedürfnis "erwachsen" und "reif" zu wirken. Bereits nach einigen Jahren wurde es dann Gewohnheit und kurze Zeit später eine ausgeprägte Abhängigkeit mit keinerlei Spielraum mehr zum Nichtrauchen.
Bis zu meiner Schwangerschaft 2019 war ich eine durch und durch leidenschaftliche Raucherin - der erste und letzte Gedanke des Tages galt meinen heiß geliebten Zigaretten.
Ab dem Zeitpunkt des positiven Schwangerschaftstests habe ich keine einzige Kippe mehr angerührt und durch meine relativ lange Stillzeit dann tatsächlich 2,5 Jahre nicht mehr geraucht - ich war über den Berg und hatte keinerlei Verlangen.
Doch plötzlich wollte ich etwas "Verbotenes" tun, etwas nur für mich und nicht für mein Kind, ich wollte einfach wieder ICH sein, da ich mich in der Rolle der aufopfernden Mutter irgendwie verloren hatte. Dieses Gefühlschaos führte zu meinen Wiedereinstieg = Zunächst rauchte ich nur Hin und Wieder Abends wenn meine Kleine im Bett und mein Partner außer Haus war ganz heimlich und cool auf der Terrasse. Doch daraus wurde im Laufe der Zeit natürlich wieder mehr und mehr....

Meine Gründe für den Ausstieg =
Obwohl ich täglich "nur" circa 5 Zigaretten, oft sogar weniger, ganz selten mehr, geraucht habe hatte ich jeden Tag Morgens Husten und eine verstopfte Nase. Ich fühlte mich einfach nie wirklich richtig fit und eher immer ein bisschen angeschlagen. Ich habe/hatte sehr große Angst durch das Rauchen richtig krank zu werden und ständig diese Schuldgefühle a la "wenn du Krebs bekommst bist du selber Schuld".
Ich möchte ein Vorbild für meine kleine Tochter sein und ihr auch die Sorgen und Ängst um mich ersparen (Meine Mutter ist starke Raucherin und ich bin und war immer sehr besorgt um sie). Ich will eine fitte, sportliche Mama sein und ihr Vorleben, dass Drogen jeglicher Art einfach Scheiße sind.
Ich bin zwar erst 34 Jahre alt, aber hatte das Gefühl dass ich in den letzten 2-3 Jahren enorm schnell optisch gealtert bin.. Ich möchte aber gerne noch ein kleines bisschen länger jung aussehen.

Meine größten Schwierigkeiten beim Aufhören bzw. Dranbleiben =
An manchen Tagen bin ich so unfassbar traurig, fast depressiv und verspüre eine dermaßen starke Leere in mir. Ich sehne mich nach dem Gefühl, dass mir das Nikotin gegeben hat - oftmals denke ich dass es bei mir wie eine Art Antidepressivum gewirkt hat. (Ich habe/hatte eine generalisierte Angststörung, die seit dem Rauchstopp wieder stark aufflammt)
Ich schlage mich oft mit gefährlichen Gedankenspiralen rum, z.B.: Ich will ja gar nicht soooo alt werden; Krebs kann man auch als Nichtraucherin bekommen; die paar Zigaretten am Tag werden schon nicht so schlimm sein; Der Planet geht eh den Bach runter; Es gibt weitaus schlimmere Süchte; Vielleicht bekommen wir noch ein zweites Kind, dann kann ich ja da nochmal aufhören und noch nicht jetzt,....

Trotzdem bin ich unfassbar stolz es bis hierhin geschafft zu haben und ich hoffe einfach, dass ich bei meiner Einstellung wie zu Beginn bleibe = Ich rauche einfach nie wieder auch nur eine einzige Zigarette. Sobald ich die "Eine" wieder rauche bin ich wieder dabei in diesem Scheiß Teufelskreislauf.
Es ist und war so so unglaublich schwer, dass ich alleine deshalb nie wieder anfangen möchte nur um nicht nochmal aufhören zu müssen.

Auf jeden Fall würde ich mich sehr freuen über Austausch mit anderen Betroffenen, da mir dieses Forum jetzt schon sehr geholfen hat und mich schon mehrmals durch die lieben Beiträge von einem Rückfall bewahrt hatte.

Julia