Nachdenken über das Forum

Verfasst am: 14.04.2014, 22:51
Mrs.T
Mrs.T
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Wie beschreibt Schulz von Thun das so schön...

es gibt Sender und Empfänger und beide "kommunizieren" in vier verschiedenen "Sprachen"...
Was der eine rein sachlich meint, hört ein anderer auf der Beziehungsebene UND andersherum ebenfalls möglich.

Für mich gehören Klarheit und Deutlichkeit ebenfalls zum respektvollem Verhalten ...
natürlich ist es immer eine Frage des WIE´s und in der Anonymität eines Forums ist meiner Meinung nach,
mehr Empathie nötig oder vielleicht sogar eine gewisse Zurückhaltung...aber ohne Ehrlichkeit, kein Respekt.

So unterschiedlich wir die Dinge empfinden, so unterschiedlich sind auch die Definitionen der Begrifflichkeiten.

So isset und wird es immer bleiben!

Verfasst am: 14.04.2014, 22:22
Libertetoujours
Libertetoujours
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@musicus: stimme vollumfänglich zu. und besonders schön, sind die momente des "gleichklangs" welcher nur über das lesen eines textes einer wildfremden person, mit der man im "wahren" leben. vielleicht nie geredet hätte, entsteht. flasht mich jedesmal total. dafür nehme ich das gegenteil (absolut kein verständnis, und keine bereitschaft oder möglichkeit sich zu verstehen) auch gerne in kauf...

@sab66: ich weiss nicht ob appelle helfen. die forenregeln sind ja eigentlich klar und decken das auch gut ab...aber es gibt einfach sehr unterschiedliche auffassungen. in meinem thread wurde mir schon aus gesetzbüchern zum tatbestand der verleumdung zitiert um mich wegen selbiger anzuklagen. ich würde meinen schreibstil nur als "klar" und "offen" bezeichnen und sehe da keinen regelbruch der netiquette...aber das sehen manche gleich, aber andere völlig anders.... und ich denke, unter dem, was du als respekt bezeichnest, verstehen unterschiedliche menschen unterschiedliche dinge. für mich beinhaltet "respekt" auch, unangenehme dinge auch auszudrücken.... aber nach 5 monaten forum WEISS ich, dass ich da in einer sehr kleinen minderheit bin...

Verfasst am: 14.04.2014, 22:21
Mrs.T
Mrs.T
Dabei seit: 14. 03. 2014
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Beiträge: 194 Beiträge

Hallo Sab66,

lange habe ich über deinen Beitrag nachgedacht...ich habe durchaus ähnliche Gedanken.

Ich habe, Gott sei Dank, keine schlechten Erfahrungen hier gemacht. Ohne die Menschen hier hätte ich es wirklich nicht bis heute durchgehalten ( auch wenn ich meine Hand für mich immer noch nicht ins Feuer legen würde :wink.
Mir fällt alles sehr schwer und manchmal gingen meine Gedanken eher in die Richtung...fällt es mir vielleicht so schwer, weil ich so viel darüber nachdenke oder hier schreibe?! Mich zu viel damit beschäftige.
Ich bin zu dem Entschluß gekommen: NEIN!!!...Es tut mir hier zuuuu gut.

Was ich sofort nachvollziehen konnte, ist die Tatsache, dass ich mich ebenfalls niemals in einem Forum rumtummelte
und heute noch manchmal kopfschütteln hier sitze und denke...tztz, wer hätte das gedacht?!

Und wer auch immer hier welche Erfahrungen macht....es sollten nur gute sein und wohlwollend gemeint. Hier wird Hilfe geboten, Kenntnisse erweitert und auch geherzt...alles ist völlig ok und jeder holt sich das bei den Menschen, was er gerade braucht ( abgesehen davon, kann Helfen mächtig gut ablenken von den Schmachtern ). Ich war oftmals in dem Entzug nicht ICH selbst und ich wünsche wirklich jedem hier, dass er so angenommen wird, wie er gerade drauf ist.

Generell fehlt es in dieser Welt an Wertschätzung dem anderen Gegenüber...Respektvolles Miteinander in dem man sich auch mal unglücklich ausdrücken darf, ohne dass man in der Luft zerrissen wird. Manchmal sollte man die Dinge einfach stehen lassen, bevor man bewertet und verurteilt.

Du hast völlig Recht...wir alle hier haben eins gemeinsam...wir sind auf Entzug, wir haben Ängste, wir schmachten, wir haben Entscheidungen getroffen, wir stellen uns neuen Herausforderungen, wir sind bemüht, wir kämpfen ...
wir sitzen alle in einem Boot, hier haben Verurteilungen keinen Platz!!!!!!!!!!!!!

Lange Rede gar kein Sinn...wir haben anderes durchzustehen, als uns gegenseitig fertig zu machen.
Und ich danke, wahrscheinlich zum 1000sten Mal ,allen Menschen hier, die mich wohlwollend unterstützen und es immer noch tun. Merci beaucoup!!!!

Auf die Achtsamkeit!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Verfasst am: 14.04.2014, 22:06
MusicusCGN
MusicusCGN
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Beiträge: 309 Beiträge

Hallo Sabine, hallo Thomas, hallo Rest der Welt,

ich finde Sabines Denkanstoss gut. Sehr gut sogar. So gut, dass ich schon den ganzen Tag über dieses Thema nachdenke. Und vieles kommt mir in den Sinn, manches bleibt hängen, manches fällt ganz schnell wieder weg...

Deswegen werde ich das vermutlich alles gar nicht in einem Beitrag zusammen bekommen, deswegen erstmal ein paar Stichpunkte...

Der Grundgedanke ist dieser:

- hier schreiben wildfremde Leute einander, die alle das selbe Ziel haben: von dieser perfiden Sucht wegzukommen.
- einige dieser Leute haben sich als "Lotsen" qualifiziert, die müssten also ein spezielleres Wissen über Arten, Befindlichkeiten, Reaktionen, Methoden etc. des Rauchstopps haben sowie mit Menschen umgehen können.

Und dann fächert sich das ins nahezu Unendliche an Varianten auf...

- zu einigen Mitstreitern baue ich Sympathie auf, weil sie entweder a) genau die gleichen Problematiken beschreiben, die ich gerade habe, b) dazu passende Lösungsansätze bieten, die mir helfen, c) mir Informationen geben, die ich noch nicht hatte und interessant finde, d) einfach einen Schreibstil haben, der mich anspricht und/oder e) das Leben und vor allem sich selbst nicht immer so unglaublich wahnsinnig wichtig nehmen.

- ich selber habe eigentlich wenig Probleme, mich Leuten mitzuteilen, die ich grundsätzlich erstmal alle sympathisch finde. Mir haben am Anfang viele nette Menschen Tipps und Tricks verraten, um beim Entzug in die Gänge zu kommen. Lotsen waren da ausser einmal im "Ich bereite mich vor"-Forum nicht dabei. Nichtsdestotrotz habe ich in vielen anderen Threads wertvolle Informationen durch die Lotsen erhalten.

- ich mag nicht ständig nur Probleme wälzen, deswegen schreibe oder antworte ich auch gerne mal auf Alltäglichkeiten. Auch der "normale" Kontakt ausserhalb der Suchtproblembewältigung kann die Laune verbessern und auch so beim Durchhalten helfen.

- ich möchte Neuänkömmlingen gegenüber freundlich sein und gebe gerne die Tipps, die ich hier erhalten habe (und die sich als wirkungsvoll herausgestellt haben) weiter. Wenn ich allerdings gleich danach vom einem Lotsen indirekt abgewatscht werde, den Neuen mit "klugen" Tipps "zuzupflastern", senkt das die Hilfsbereitschaft meinerseits enorm und führt eher zu der Einstellung "sollen sie ihren Sch... doch alleine machen". Sachliche und faire Kritik immer gerne, aber eine gewissen Sozialkompetenz erwarte ich hier eigentlich von jedem, umso mehr, wenn sie/er eine Vorbild- und Hilfsfunktion haben sollte.

- zu Beginn meiner Entzugs"karriere" habe ich auch wie gebannt vor dem Forum gehangen. Es hilft in der Startphase ungemein, sich mitzuteilen und hier zu lesen. Mit der Zeit - und durch das eine oder andere Erlebnis hier - legt sich das aber ein wenig. Zumal ich auch nicht ständig Neues zu berichten habe. Bei grösseren Ereignissen hänge ich natürlich auch - wie ein großer Teil von Euch auch - gebannt am Bildschirm und harre, wie es weiter geht. Es ist keine Sucht nach dem Forum, es ist ein Sich-Mögen-und-schauen. Manchmal habe ich auch einfach keine Lust, dann muss die Welt noch einen Tag warten, um zu erfahren, wie es mir geht...

Soweit ein paar mehr oder minder geordnete Gedanken zu Deinem wichtigen Denkanstoß. Ich bin sicher, mir fällt noch mehr ein, aber im Moment bin ich einfach platt und habe Hunger...

Liebe Grüße,
der Stefan

Edit: da hat mich LT glatt zwischendurch überholt. Und wie immer eine Punktlandung hingelegt. Gratulation und Respekt!

Verfasst am: 14.04.2014, 22:05
Libertetoujours
Libertetoujours
Dabei seit: 16. 12. 2013
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Beiträge: 430 Beiträge

hi sab66,

finde deinen thread gut! ich hab auch viel nachgedacht und habe mittlerweile ein paar theorien zum forum:
1. das forum ist bunt und verrückt.
2. leute schreiben hier über gefühle und gedanken, über dinge, die man "normalerweise " nur mit vertrauten teilt.
3. grund dafür ist die anonymität
4. das vertrauen untereinander ist "virtuell" und nicht mit "realem" gleichzusetzen
5. dennoch entstehen gerade durch die anonymität und durch das reine kennenlernen von personen interessante gespräche
6. die auseinandersetzung findet über texte statt. dadurch spielen geschlecht, alter, herkunft, status viel weniger eine rolle als im realen leben
7. sympathie und antipathie entsteht eher über worte, shreibstil und inhalt als über aussehen, geschlecht, alter usw...
8. die anonymität lädt manche teilnehmer dazu ein, in virtuelle rollen zu schlüpfen
9. je nach introspektionsfähigkeit passt einem die rolle -oder eben auch nicht.
10. werden rollen oder verhaltensweisen oder schreibinhalte hinterfragt oder kritisiert, wird das (siehe punkt 9) sehr schnell als persönlich genommen. wobei sich die leute proportional zur passgenauigkeit ihrer rolle aufregen.
11. man versteht sich immer nur, wenn man sich auch verstehen will.
12. wirkliches verstehen findet nur auf gleicher ebene, auf "augenhöhe" statt.
13. die fähigkeit und bereitschaft unterschiedlicher menschen, sich auf augenhöhe zu begeben, ist unterschiedlich.

Verfasst am: 14.04.2014, 18:15
acryl
acryl
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Beiträge: 767 Beiträge

Hi Sab66, n`Abend zusammen,

Deine Überlegungen Sab finde ich gut und richtig.
Jeder, der hier im Forum eine Weile verbracht hat, macht viele virtuelle Bekanntschaften. Man entwickelt eine Vorstellung von den unbekannten Mitstreitern, ich bilde mir manchmal sogar ein, deren individuelle Stimmen zu hören.

Ich bin mir sicher, dass es einige liebe Menschen hier gibt, bei denen der Rauchausstieg im Laufe der Zeit nur noch der Vorwand ist, Ihre Posts abzugeben. Den wahren Grund kann man nur vermuten.
Aber auch das ist gut so. Wir sind alles Unbekannte, die sich aufgrund einer einzigen Zielsetzung gefunden haben. Das verbindet. Das Teilhaben an des anderen Geschichte hilft, tröstet, macht Mut.

Jeder hat seinen eigenen Charakter und sozialen Hintergrund - die Art des Austauschs variiert entsprechend.

Ein Punkt ist dabei unabdingbar: der gegenseitige Respekt. In der Übergangsphase vom "normalen" User zum Rauchfreilotsen habe ich diesbezüglich auch meine Erfahrungen sammeln dürfen.

Trotzdem bleibt die Zielsetzung immer im Vordergrund. Ich persönlich hätte ohne den Austausch mit meinen Leidensgenossen in diesem Forum wahrscheinlich nie von der Rauchsucht gelassen.
Das Ergebnis zählt.

Ich wünsche einen erholsamen Abend.
Gruß vom
Thomas

Verfasst am: 14.04.2014, 16:30
Unbekannt
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