Melancholie beim Blick zurück?

Verfasst am: 03.11.2016, 05:34
BeWaSo
BeWaSo
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Hallo Lisa, habe mich mal kurz mit dem Thema nochmal befasst.

Ist es eigentlich so, daß heute weniger junge Menschen mit Rauchen anfangen? Gibt es da vielleicht Statistiken?

Früher, ja Lisa, früher war da dieses Lehrerzimmer. Dieses mit dem Duft der Coolnes. Aber selbst durfte ja kein Schüler rauchen. Vielleicht so was wie ein Verbotsding. Alles, was verboten ist, ist erst mal interessant und wird aus Trotz erst recht gemacht.
Dann bildeten sich die TRC’s, die von anderen Schülern vielleicht als cool angesehen wurden, die trauen sich was, wäre ich nur auch so cool (ToilettenRaucherClub). Das macht so ein TRC-Mitglied vielleicht auch Stolz - andere sehen zu mir auf. Weil ich Rauche (Nein, weil Du was verbotenes tust, weil du dich widersetzt; egal wie blöde das ist).
Und wie es sich durch das Leben zieht, so war die Fluppe doch immer ein - Ritual. Etwas, was man gemeinsam machte. Man nahm sich die Zeit, man hielt die Zeit an. So, wir rauchen jetzt erst mal eine. Ein Männerding, ein Frauending, ein Menschending. Gemeinschaft, Gleichgesinnte, Zugehörigkeit. Das ist was besonderes. Daran erinnert man sich gerne, das macht melancholisch.

Dumm nur, daß das mit der Zigarette nicht im geringsten etwas zu tun hat. Das wissen wir ja inzwischen. Genauso hätte man gemeinsam einen Lolli lutschen können. Dann hätten alle heute Löcher in den Zähnen und würden wehmütig an die Zeit mit den Lollis zurückdenken.

Möglicherweise sitzt das aber noch tiefer. Noch tiefer in der Geschichte. Im Handel mit den Kolonialwaren. Die mussten ja damals vor 200 Jahren oder so auch schon verkauft werden. Dann gab’s die Herrenzimmer, in denen gequalmt wurde, während Politik und Geschäfte gemacht wurde. Soldaten. Kippen waren im Gepäck. Das war ganz wichtig. Film. Die Kinohelden. Qualmend haben sie das Publikum erobert.
Und jede Generation hat das mit zur nächsten gebracht.
Und hier und heute bröckelt das. Hier und heute wissen wir, daß diese gesamte Assoziation von Stärke, Größe,Glanz und Glorie, Mut, Freiheit usw. eine ganz g a n z g r o ß e Lüge ist.
Die einzige Wahrheit ist: Geld und Macht für die, die uns Arsen und Rattengift zum Rauchen verkaufen.

Ich denke nicht melancholisch zurück; ich bewundere diejenigen, die sich nie haben täuschen lassen. Leider bin ich jetzt erst „aufgewacht“; aber ich bin aufgewacht und werde mir nie wieder freiwillig ein in Papier gerolltes und vergiftetes Pflanzengeschredder-Stäbchen in den Mund stecken und dort anzünden.

Einfach nicht mehr anfangen.
LG, Bernhard

Verfasst am: 02.11.2016, 23:18
Andy_rf
Andy_rf
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Versteh ich auch nicht. Und dann machen alle immer so viele davon...

Verfasst am: 02.11.2016, 20:57
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Verfasst am: 01.11.2016, 17:41
klettermax
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Hellö zamma,
ja nicht unbedingt die Gesundheit ist evtl. bei uns der Hauptgrund. (Weil noch haben wir ja keine Folgeschäden). Wie soll ich es sagen... Ich bin ja nicht der Mensch der sehr bewusst lebt und keine Risiken eingeht...also immer aus den vollen geschöpft. Immer schneller, steiler, weiter, mehr Rauch, mehr Alk und auch andere Drogen...
Die Frage, die ich mir stelle: Macht es überhaupt glücklich? Beim rauchen, kann ich definitiv mit NEIN antworten. Beim Bergsteigen mit JA.
Vielleicht hilft es Leuten wie uns weiter, dass wir auf keinen Fall auf ein INTENSIVES Leben verzichten wollen. Nur wenn wir ehrlich zu uns sind: Macht das rauchen das Leben intensiver? Nein, es sind die Dinge drum herum, die wir mit dem rauchen verknüpft haben.
Einen guten Tipp den ich heute hier im Forum bekommen habe: Bei Lust auf eine Zigarette, einfach daran denken wie sehr man sich über die gerauchte ärgert. Dann wären die bisher überstandenen Tage erst mal wieder dahin....
Bis bald mal,
da klettermax

Verfasst am: 01.11.2016, 17:04
cankaya
cankaya
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Hallo Lisa,

ein sehr interessantes Thema hast Du da angestoßen. Ich kenne auch einige Ex-Raucher, die immer sagen, "ach, wenn ich das begrenzen könnte auf x Zigaretten in der Woche oder nur Rauchen bei Partys, das wäre schön."

Seitdem ich aufgehört habe (heute ist erst der 10. Tag), kann ich diese Haltung überhaupt nicht mehr verstehen. Ich kann mich noch erinnern: im August habe ich einen ehemals starken Raucher getroffen, der das sagte, und da konnte ich das verstehen. Jetzt überhaupt nicht mehr. Ich bin so glücklich, dass das vorbei ist! Ich kann überhaupt nicht mehr nachvollziehen, warum ich so lange gebraucht habe, überhaupt ans Aufhören zu denken. Das man anfängt, kann ich noch irgendwie verstehen: ich habe damals gedacht: von so was ekligem kann man doch eigentlich nicht abhängig werden. Und dann hat's einen doch gefangen. Aber warum um alles in Welt hat man solange einfach weitergeraucht ohne darüber nachzudenken?

Ich kapier meine Gründe als Raucher überhaupt nicht mehr.

Ich bin einfach nur noch froh und glücklich, das das vorbei ist mit der Qualmerei. Ich glaube zumindest für mich persönlich, dass ich auch niemals wieder mit Wehmut oder Melancholie auf Gelegenheitsraucher gucken werde. Für mich ist es inzwischen glasklar, dass mein einziger Rauchgrund die psychische und physische Abhängigkeit war. Es gab keinen Benefit, absolut keinen. In den ersten Jahren eventuell noch Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder so.

Wenn so ein Gelegenheitsraucher, der nicht abhängig ist, trotzdem raucht, dann frage ich mich schon: warum machen die das? Da stehe ich vor einem Rätsel.

LG
Cankaya

Verfasst am: 01.11.2016, 16:56
Plänterwäldler
Plänterwäldler
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Hallo und guten Abend zusammen,

hallo und guten Abend LisaVogel,

leider bin ich erst jetzt auf dein Wohnzimmer hier aufmerksam geworden. ich habe alles darin komplett durch gelesen, mit beständig wachsendem Vergnügen, spiegelt es doch alles zu großen Teilen meine eigene Gedankenwelt und meine Sichtweisen wieder.

Zwei für mich persönlich herrausragende Zitate möchte ich nochmal aufführen, aus folgenden Gründen:

[*] ich möchte die Richtigkeit bestätigen
[*] ich möchte sie wiederholt sehen, damit der ein oder andere Viertel- oder Halbentschlossene ein zweites Mal über die Aussagen stolpert

[quote="LisaVogel"]Es gibt WIRKLICH WIRKLICH WIRKLICH keinen Grund für Melancholie nach dem Rauchstop.

<cut out>

Und jetzt merke ich, dass ich so GLÜCKLICH über das Nichtrauchen bin und dass ich da wirklich was verwechselt habe. Ich dachte (ganz heimlich und ohne das ganz bewusst auf dem Schirm zu haben), wenn man eben nicht viel raucht und nur abends und nur in Genussmomenten, sei das irgendwie doch etwas SCHÖNES. [/quote]

[quote="LisaVogel"]Ich verstehe den kurzen Impuls, rauchen zu wollen - den fühle ich auch ab und zu immernoch, aber eben nur kurz,und direkt danach kommt der Gedanke: GEIL! Mach ich nicht mehr!! [/quote]

Das ist perfekt, das stimmt komplett, das unterschreibe ich sofort.

Danke für diese wertvollen Beiträge.

Es grüßt freundlichst Daniel der Plänterwäldler

Verfasst am: 01.11.2016, 16:29
rauchfrei-lotsin-brigitte
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Ja, liebe Lisa, damit hast Du den Sinn dieser Seiten auf den Kopf getroffen:
"...mit der richtigen inneren Haltung pickt man sich automatisch die richtigen Dinge heraus."

Und genau darum geht es doch auch: Wir sind ein bunt zusammengewürfelter Trupp von Menschen, die die Qualmerei einstellen wollen - also ein unerschöpflicher Fundus an persönlichen Erfahrungen. Und Du hast völlig recht, wenn Du Dir nicht nur pädagogische Tipps, sondern auch eine fröhliche Motivation à la "Auf geht´s!" erhoffst - genau dafür sind wir als Gemeinschaft da.

Wer auf meinen Zähler schaut, kann deutlich sehen, dass ich schon einige Zeit rauchfrei bin, und ich kann Euch garantieren, dass Ihr nichts vermissen werdet, wenn Ihr Euch zu diesem Weg entschließt. Der Einstieg kann manchmal wie eine Kletterei über Geröll erscheinen, aber wer hier rechtzeitig "Hilfe, ich rutsche!"ruft, bekommt auch jederzeit eine Hand gereicht, damit es wieder weiter gehen kann. Und wenn es mal nicht so öffentlich sein soll, gibt´s auch noch die PN, in der man sich etwas persönlicher äußern kann als hier auf dem "Schwarzen Brett".

Jedem, der das hier liest, kann ich eins mit auf den Weg geben:
Die Zeit arbeitet für Euch!
Sobald Nicht-mehr-Rauchen zur Gewohnheit geworden ist, wird nur noch die Frage übrig bleiben, warum man in seiner Jugend so dusselig war, sich das Rauchen mühsam und allem inneren Widerwillen zum Trotz anzutrainieren...

Liebe Grüße vom Ex-Kettenraucher, von dem es über 40 Jahre lang nahezu kein Foto ohne Kippe gab. Brigitte

Verfasst am: 01.11.2016, 11:37
Unbekannt
Entfernter Beitrag von gelöschtem Nutzer oder Nutzerin
Verfasst am: 01.11.2016, 11:10
Jojatu
Jojatu
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Beiträge: 7 Beiträge

Ja mir geht das echt auch genauso.

Was aber auch ein schlimmes Problem ist, dass die Leute um mich herum (z.B. im Job) auch alle rauchen. Das macht es dann umso schwieriger, vor allem, wenn man ständig eine angeboten bekommt...

Verfasst am: 01.11.2016, 10:31
klettermax
klettermax
Dabei seit: 20. 10. 2016
Rauchfrei seit:
Beiträge: 13 Beiträge

Hallo Lisa,

dein Beitrag gefällt mir. Es triff mich in dem Punkt, dass ich zwar nicht mehr rauchen will (bzw. nicht mehr rauchen wollen will...) und gleichzeitig aber nicht zu den "Vernünftigen" gehören will.

Gerne nur gelegentlich zu rauchen ist für jemanden, der zu lange zu viel gerraucht kaum möglich. Ich kenne da niemanden. Vor was ich auch tatsächlich Angst habe ist, dass dieses Verlangen nach einer Zigarette niemals aufhört?!? Ok, es kann ja seltener werden, aber wirklich ganz weg gehen? Das wäre ja dann so wie bei einem Alkoholiker, oder? Also, man bleibt ein Leben lang Alkoholiger, aber halt bestenfalls ein trockener Alkoholiker. Sind wir dann sozusagen "trockene Raucher"....

Aber nochmal zu dieser Verfunft: Ich glaube, dass viel Lebensgefühl und bedeutsame emotionale Momente im Kopf mit einer Zigarette verknüpft sind. Bei mir war/ist es z. B. eine Zigarette auf einem Gipfel nach einer Klettertour, oder wenn man in seinem Biwaksack irgendwo im Gebirge liegt und den Sonnenuntergang zusieht. Oder morgens irgendwo draußen aufgewacht und das Lagerfeuer wieder eingeheizt und nen Kaffe drauf gestellt und eine Kippe dazu. Das ist alles so "Marlboro-Cowboy" ähnlich. Oder auch Situationen, wie sehr gute Gespräche am Rande einer Party. Ich glaube aber, dass da nur eine Verknüpfung im Kopf dahinter steckt. Das versuche ich gerade zu entkoppeln. Aber ich hab heute erst den 4ten rauchfreien Tag, das ist nicht viel für den Versuch einer Verhaltensänderung.

Mann kann sich ja auch fragen, was das rauchen bringt... Also Alkohol macht wenigtens gesellig, aber Kippen verändern weder die Wahrnehmung noch den Stimmungszustand.

LG, klettermax