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Schönes Gedicht, liebe Nomade!
Fisch und Seestern
Tief in mir drin da wohnt
Ein großer, blauer Fisch
Der hat ein Lied vertont
Das heißt: Du schaffst es nicht!
Er lacht oft laut voll Hohn
Manchmal flüstert er frech
Die Leier kenn ich schon:
Du hast mal wieder Pech!
Der kleine rosa Seestern
Jedoch, lebt auch in mir
Oft hör ich ihn nur von fern
Erzählt mir oft von dir
Er will laut rufen: Sieh hin!
Gib dich nicht selber auf!
Verlust ist auch oft Gewinn!
Ach, hörte ich doch drauf
Es wird sich zeigen, ob nun
Klein-Seestern siegen wird
Oder doch das blaue Huhn
Quatsch, 'Fisch' - bin ich verwirrt
David gegen Goliath
So sieht's mit beiden aus
Doch ist es in der Tat
Noch trüb in meinem Haus
Stefanie C. , ca. 2012
Welten
Es scheint der Mond herein durch's Milchglasfenster
so hell, daß keines Lichtes ich bedarf
und meine mitternächtlichen Gespenster
verschwinden - die Konturen sind zu scharf.
Dann habe ich getan, was ich tun mußte
und geh' zurück ins ausgekühlte Bett
und sinne über Träume und Verluste,
die ohne eine Liebe ich nicht hätt'.
Doch diese Liebe hält mich grad am Leben
und ich weiß nicht, wie lange sie mich hält.
Ich werde mich ihr einfach ganz ergeben.
Geht sie von mir, geh' ich aus dieser Welt.
aS 06/02/19
Dope
zu Masereel "Die Blinde"
Der Sprung aus dem achtzehnten Stock ist gelungen
Die Hure versucht sich am Sterndeuterstrip
Der Tod hat dem Mörder das Nachtlied gesungen
Die Liebe schafft an für den einsamen Trip.
Ich habe den Vorhang beiseite gezogen
Die gleißende Sonne benetzt meine Lider
Vertrocknete Augen zerfließen in Wogen
Die Träume besuchen mich tagnächtlich wieder.
Die Flügel sind lange schon abgebrochen
Das Fensterbrett sucht sich den vorletzten Halt
Schwärende Venen um Nadeln gekrochen
Der Deal ist gelaufen, der Weg ist mir kalt.
Die vergessenen Hände zerstreicheln die Nacht
Es bleibt nur Sehnsucht, das Böse lacht
aS 10/12/87
Christian Morgenstern:
Die drei Spatzen
In einem leeren Haselstrauch
Da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.
Der Erich rechts und links der Franz
Und mitten drin der freche Hans.
Sie haben die Augen zu, ganz zu,
Und obendrüber da schneit es, hu!
Sie rücken zusammen dicht an dicht.
So warm wie der Hans hats niemand nicht.
Sie hören alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.
484 ist eine schöne Hausnummer, liebe Nomade - sei Hans, hab's warm!
jetzt muß ich doch, obwohl sie mir so fehlt, die einströmende macht von außer mir:
der tod ist nur nicht schön für den, der das leben fürchtet.
und endgültig. fortsetzung folgt.
.... erst habe ich noch überlegt, ob ich auf "Senden" drücken soll - immerhin ist das schon ein paar Tage alt, hat aber eigentlich nichts an Aktualität eingebüßt - will aber auch keine/n schockieren....
Aber dann sah ich die magische Uhrzeit - da mußte es sein - "höhere Gewalt" ohne Gewalt....
Eines Tages werde ich mein Leben beenden.
Ich werde mich an der großen, toten Eiche erhängen. Ich werde
mich kopfunter aus einem möglichst hoch gelegenen Fenster stürzen.
Ich werde in die Wüste gehen, dort einzutrocknen. Ich werde
einen Stein an meine Füße binden, mir die Hände fesseln und
von einer Klippe in das Meer springen, Ich werde meine Bücher
nehmen, durch den Wald laufen, den Berg ersteigen und
vergessen:
Eure Lügen werde ich euch zurückgeben und eure leeren Versprechen.
Von meinen Fragen, die ihr nie beantwortet, den Bitten, die ihr
nicht erfüllt habt, werde ich euch befreien. Und für jede Umarmung
werde ich euch umarmen, für jeden Kuß werde ich euch küssen, jeden
eurer Schreie werde ich schreien -
Eines Tages werde ich meinen Tod beenden und sterben.
aS 18/07/85
... von meiner Lieblingsdichterin:
Else Lasker-Schüler
Mein Tanzlied
(Dem schönen Schauspieler Erich Kaiser-Titz)
Aus mir braust finstre Tanzmusik,
Meine Seele kracht in tausend Stücken.
Der Teufel holt sich mein Mißgeschick,
Um es ans brandige Herz zu drücken.
Die Rosen fliegen mir aus dem Haar
Und mein Leben saust nach allen Seiten,
So tanz ich schon seit tausend Jahr,
Seit meiner ersten Ewigkeiten.
Oh Herry,
Dein Text ist leider top-aktuell.... auch nach den zwölf Jahren
Ja, es ist zum Heulen.
Vor allem auch für Menschen, die schon einmal etwas anderes erleben durften - das freilich auch nicht fehlerfrei war, aber zumindest nicht von der Gier getragen worden ist....
(Die Aktien der Tabakkonzerne stehen bestimmt auch sehr gut )
Aber es gibt Hoffnung - als ich meinem Sohn, jetzt 26 Jahre, gerade in seiner hoffentlich letzten Ausbildung, geraten habe, mit Fonds für sein Alter vorzusorgen - denn seine Generation wird in dieser Gesellschaft bestimmt nur noch eine Rente am Existenzminimum und abzugsfrei erst ab 70 bekommen - antwortete er mir, daß er dies nur tun würde, wenn er eine ethisch saubere Anlage finden würde.... Kann ich doch nicht allzuviel falsch gemacht haben....
Vielleicht hilft ihm mein Beispiel ja sogar mal, mit dem Rauchen aufzuhören....
Meinem Sohn
Du
hast mich
aufgebrochen so
warm und
weich so
unendlich, als
mein Leben lange
schon
abgebrochen
worden
war.
Ich
werde wohl
auch
morgen noch
nicht
zerbrochen
sein und
brech' doch
täglich.
Wir
sind gefesselt
aneinander warm
und weich
und so
unendlich
endlich doch
manches
Mal möchte ich
ausbrechen
können.
aS 09/09/99
Danke.
(manchmal reicht nur ein einziges Wort. Aber ich bin halt auch nur ein altes Plappermaul. Und neugierig auch. Curiosity killed the cat. And vice versa. Damit zufrieden ich bin. Vorerst :riesengrinser