dicht - Dichter - Gedichte - 2500.... - von allen für alle
Ein schöner Tag
Sieh, das viele Schöne, Gute!
Lass dich auf Begegnung ein!
Gib dem Leben eine Chance,
lass die Freude in dich rein!
Jedem Tag in deinem Leben,
wenn er fängt frühmorgens an,
solltest du die Chance geben,
dass er dein schönster werden kann.
(Helmut Zöpfl)
Nicht müde werden
Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.
(Hilde Domin)
Zum 2. Advent
Ein wenig Sonne, und der Schnee schmilzt.
Ein wenig Wärme, und das Eis bricht.
Ein wenig Güte, und wir Menschen tauen auf.
(Petrus Ceelen: belgischer Geistlicher, Psychotherapeut, Autor und Aphoristiker, arbeitete als Gefangenenseelsorger und Aids-Pfarrer in Stuttgart)
Ostern
Vom Münster Trauerglocken klingen,
Vom Tal ein Jauchzen schallt herauf.
Zur Ruh sie dort dem Toten singen,
Die Lerchen jubeln: wache auf!
Mit Erde sie ihn still bedecken,
Das Grün aus allen Gräbern bricht,
Die Ströme hell durchs Land sich strecken,
Der Wald ernst wie im Träumen spricht,
Und bei den Klängen, Jauchzen, Trauern,
So weit ins Land man schauen mag,
Es ist ein tiefes Frühlingsschauern
Als wie ein Auferstehungstag.
Joseph von Eichendorff, 1788-1857
Besagter Lenz ist da
Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.
Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.
Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.
Und alles andere ist nicht von Belang.
Nun brauchen alle Hunde eine Braut.
Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände:
Die Sonne habe kleine warme Hände
und krabble ihr mit diesen auf der Haut.
Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.
Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen
und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.
Wer kleine Kinder hat, der führt sie aus.
Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.
Und in den Adern rinnt’s wie süsse Sahne.
Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.
Man ist vergnügt dabei. Und weiss nicht wie.
Man sollte wieder mal spazieren gehn.
Das Blau und Rot und Grün war ganz verblichen.
Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!
Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.
Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.
Auf den Balkons stehn Männer ohne Westen
und säen Kresse in die Blumenkästen.
Wohl dem, der solche Blumenkästen hat!
Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.
Die Sonne heizt und nimmt am Winter Rache.
Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache.
Doch ist es immer wie zum ersten Mal.
(Erich Kästner)
In: Erich Kästner, Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke, Atrium Verlag 2017.
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh.
"Er kam, er kam ja immer noch",
die Bäume nicken sich′ s zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum
er sträubt sich, aber er muß.
Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: "Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai."
O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh′ ,
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag′ s auch du!
(Theodor Fontane)
.... oh - Tuppi-Herry - wat'n schönes Sonett.... und gerade in diesen Zeiten....
einen lichen Dank Dir
vonne Nomade
Lebensfreude
Wie schön ist doch die Welt auf der wir leben,
sofern der Alltagslast ich mich entleere,
vergesse selbstgemachte Erdenschwere,
ein Sonnenstrahl kann soviel Kraft mir geben.
Ein taubereiftes diamantenfunkeln
hauchzart, so filigran gewebter Fäden,
Spinnwebgebilde an den Fensterläden.
Der Übergang zum Hellen, aus dem Dunkeln.
Kraft zu schöpfen aus dem Einen, Ganzen,
das was uns ausmacht und aus dem wir sind.
Wie spielerisch geschieht dies noch als Kind.
So herrlich leicht kann man durchs Leben tanzen.
Doch wenn Hoffnung wird noch neu geboren,
geht uns die Lebensfreude nicht verloren.
© Old-Tuppes alias Pseudolin (Mein Intenetdichtername)
Johann Christian Friedrich Hölderlin hat heute auch Geburtstag - 250sten....
Hyperions Schicksalslied
Ihr wandelt droben im Licht
Auf weichem Boden, selige Genien!
Glänzende Götterlüfte
Rühren euch leicht,
Wie die Finger der Künstlerin
Heilige Saiten.
Schicksallos, wie der schlafende
Säugling, atmen die Himmlischen;
Keusch bewahrt
In bescheidener Knospe,
Blühet ewig
Ihnen der Geist,
Und die seligen Augen
Blicken in stiller
Ewiger Klarheit.
Doch uns ist gegeben,
Auf keiner Stätte zu ruhn,
Es schwinden, es fallen
Die leidenden Menschen
Blindlings von einer
Stunde zur andern,
Wie Wasser von Klippe
Zu Klippe geworfen,
Jahr lang ins Ungewisse hinab.
.... so viel zum "Welttag des Glücks"
Obwohl - daß es Hölderlin gegeben hat und er auch noch am gleichen Tag - wenn auch unwesentliche 190 Jahre eher - Geburtstag hat, wie ich, ist vielleicht schon Glück
Prost Fritze
.... eigentilch gehört's ja eh' in diesen thread, auch, wenn's hier höchstwahrscheinlich genauso wenig von Bedeutung ist, wie im Forumshausener Boten Lokalredaktion
2020 rauchfrei
Und wieder ist ein Jahr vollbracht,
in dem wir nicht nur Mist gemacht.
Wir rufen - das wär' doch gelacht:
"Mit rauchen ist jetzt Schicht im Schacht!"
So viele kämpfen Tag um Tag,
so daß ich mich schon manchmal frag',
wie ertragen sie die Plag'
und mir immer wieder sag,
jede/r ist für mich ein Held (wahlweise Heldin - reimt sich aber nicht : )
der Niko feuert aus'm Feld,
ins Sparschwein steckt das gute Geld ein:
und staunend eine neue Welt
rund um sich herum entdeckt.
Das Essen plötzlich besser schmeckt,
die Nase sich "die Finger leckt"....
Sinne wurden aufgeweckt,
von denen man nicht mehr gewußt,
was man erlitt für 'nen Verlust
und erkennt nun voller Frust -
das alles hätt' nicht sein gemußt.
Um so schöner dies neue Leben,
erfüllt vom unbedingtem Streben,
ihm die Rauchfreiheit zu geben -
darauf laßt uns einen heben.
Morgen beginnt ein neues Jahr
und alles was vergangen war,
dient uns als Erfahrung zwar,
kocht uns aber nicht mehr gar.
Die Gemeinschaft hält zusammen,
weil wir hier niemanden verdammen
und woll'n daß nur von Kerzenflammen :
die nächsten Qualmwölkchen entstammen.
Doch Schluß jetzt mit der Reimerei,
mein Glas ganz hoch erhoben sei,
daß wir vom Zwang zu rauchen frei -
der Rest ist mir jetzt einerlei....