...der Weg ist das Ziel

Liebe Ingrid,

Du wirst das schaffen, lenke dich heute Abend nach der Oper mit irgend etwas ab. Hilfreich sind auch zuckerfreie Bonbons.

Tränen gehören auch zum Entzug, wir haben früher immer unsere Gefühle vernebelt und weggeraucht, nun kommen sie an die Oberfläche. Aber auch das geht vorbei und wir lernen damit um zu gehe.

Bleibe stark und Gratulation zur Zweistelligkeit.

[color=red]10 Tage [/color]

einen schönen restliche 4ten Advent ::::

Lg Julia

Liebe Ingrid,

während ich das hier schreibe, bist Du bestimmt schon in die Oper unterwegs, also möchte ich einfach etwas hinterlassen, was Dich ablenkt, wenn Du nach der Vorstellung - und hoffentlich nach einem anschließenden schönen Abendausklang mit Freunden - wieder nach Hause kommst.

Ist Dir aufgefallen, dass die Menschen beim Besuch der Oper andere Bekleidung tragen, als wenn sie einkaufen gehen? Dass Brandflecken diese elegante Garderobe sicherlich nicht verschönern würden? Dass zu diesem gepflegten Äußeren auch ein schönes Parfum gehört? Dass dieses Parfum bei einem Raucher aber Verschwendung ist, weil die von ihm mitgetragene Dunstglocke es absobiert? Dass es ein schöner Anblick ist, in der Pause die Sektgläser in den gepflegten Händen zu sehen? Dass diese Wirkung durch große gelbe Nikotinflecken auf den Fingern erheblich beeinträchtigt werden würde?

Nun aber genug der negativen Anmerkungen, wenden wir uns dem Positiven zu: Hoffentlich hast Du Dir eine App installiert, die Dir nicht nur die rauchfreien Tage und die eingesparten Zigaretten nebst Addition des dadurch gesparten Geldbetrages anzeigt, sondern auch die Zeit, die Dir jetzt mehr zur Verfügung steht. Wozu möchtest Du diese Zeit, die Du jetzt nicht mehr vor der Tür, auf dem Balkon oder sonstwo stehst, zukünftig nutzen? Ist Dir schon aufgefallen, dass sich Deine Gesichtsfarbe von leicht gräulich in rosé verändert? Und was möchtest Du Dir nach der tollen Handtasche als nächstes gönnen? (Bei mir war´s nach einem halben Jahr sogar ein verlängertes Wochenende in der Vulkaneifel, inklusive ganz lieber Begleitung durch meinen Mann und eine langjährige Freundin; natürlich auch ein schönes Hotel, sämtliche Eintrittskarten nebst Bootchenfahrt, obendrein auch dreimal täglich richtig gut essen zwecks Ausbau der spätgotischen Schwingformen usw.)

Ich wünsche Dir auf jeden Fall einen richtig guten Start in ein weitestgehend schmachtfreies Wochenende - Du schaffst das!

Liebe Grüße, Brigitte

Guten Morgen liebe Inga,
Wie war deine Nacht?
Ich glaub das mit dem Kraft kostenden Telefongespräch hätte ich auch auf einen wenig stressigeren Tag gelegt.
Das ist eine gute Entscheidung.
Ich muss mir auch noch eine Art Ersatz für die Zigarette in der Hand einfallen lassen, mir ist nämlich grad aufgefallen dass ich häufig an der Nagelhaut knabbere
Ich wünsche dir einen schönen Tag!
Glg schaafie

Liebe Inga,

Schaafi hat dir schon prima geantwortet: dass einem die Nerven fast durchgehen, ist leider normal, denn in Zigaretten stecken bis zu 4000(!) verschiedene Giftstoffe, von denen sich Dein Körper erst einmal entwöhnen muß. Also habe ich mich daran erinnert, wie es war, als meine Jungs noch ganz klein waren - die konnten richtig fuchsig werden, wenn der Schnuller weg war... Fazit: Nur wir Erwachsenen sind so dusselig, unseren Schnulli auch noch anzuzünden, und schon mußte ich über mich selber schmunzeln und die Wut wurde winzig klein.

Bei mir hat sich phasenweise auch tagsüber eine gewisse Müdigkeit bemerkbar gemacht, der Körper leistet schwerste Entgiftungsarbeit! Wichtig ist, möglichst vieles positiv zu sehen, so nach dem Motto "Wer schläft, raucht nicht, also mache ich Sonntagmittag ein Nickerchen!". Und obendrein können auch Schlafprobleme auftreten, bei mir ließen sie sich allerdings mit zwei, drei Seiten aus einem ätzend langweiligen Buch beheben... Den Titel verraten darf ich leider nicht, die Admins müßten meinen Anti-Literatur-Tipp in Rekordzeit entfernen.

Auf die eigenen Empfindungen zu achten und ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen, ist das beste, was Du machen kannst. Der schlimmste Teil des körperlichen Entzugs ist in wenigen Tagen für Dich vorbei, die Aufmerksamkeit Dir selbst gegenüber wird Dir bei der Verhaltensumstellung, die wesentlich länger dauert, eine sehr gute Hilfe sein!

Und bitte niemals die eigene Belohnung vergessen - was gönnst Du Dir, wenn Du den Meilenstein "Erste Woche geschafft - Yippie!" erreicht hast?

Für morgen wünsche ich Dir einen richtig guten Start in einen - hoffentlich! - schmachtfreien Tag, liebe Grüße, Brigitte

Hallo Inga,
Ja da hast du recht. In Situationen, die einen genervt oder auf die Palme gebracht haben, hat man immer gedacht "jetzt erstmal eine rauchen, dann ists gleich besser". Obwohl das ja eigentlich gar nicht gestimmt hat.... Man hatte vielleicht das Gefühl es ist besser, aber im Endeffekt war die Situation nach besagter Beruhigungszigarette eigentlich genau dieselbe.
Das muss dein Gehirn erst neu lernen, was man nun in Stressmomenten tut um sich besser zu fühlen.
Mir haben da anfangs Atemübungen geholfen oder einfach kurz das Fenster auf und 5min frische Luft inhaliert (kurz raus und spazieren gehen wär natürlich noch besser, ich aber nicht immer möglich).

Und ja, die Gereiztheit lässt wieder nach. Das ist furchtbar, ich weiss. Ich konnte mich zu der zeit selbst kaum leiden. Ich war auf alles und jeden wütend und wusste gar nicht wieso. Die Kollegen auf Arbeit haben mich schon mit ihrer puren Anwesenheit genervt und bevor ich denken konnte hatte ich schon wieder irgendeinen pissigen Satz rausgeknallt...
Furchtbar.
Wunder dich bitte auch nicht wenn mal Tränen kommen oder dich eine tiefe Traurigkeit überkommt. Auch das ist normal.
Und lies und schreib hier viel, das hat mir persönlich sehr geholfen. Man fühlt sich dann nicht so allein und erkennt dass es sehr vielen genau gleich geht wie einem selbst.
Du schaffst das, 5 Tage hast du schon!!!
Gvlg schaafie