Aufhören trotz Depressionen
Liebe Jutta, lieber Multicolor, lieber Paul,
großen Dank für Eure ermutigenden und erklärenden Worte. Besonders das mit der Toleranz gegen das Antidepressivum klingt in meinem Fall logisch. Ich nehme das Medikament schon sehr lange auf mittlerer Dosis ununterbrochen. Bei depressiven Schüben haben wir dann erhöht bis ich wieder stabil war und dann wieder runtergeschlichen. Das entspricht in etwa dem was ich vermutet habe. Dass ich jetzt was anderes brauche. Schließlich hat sich ja auch durch den Rauchstopp der Stoffwechsel im Gehirn verändert. Ich bin heute Abend beim Arzt und werde berichten was er dazu sagt.
Ich bin Euch sehr dankbar für Eure Beiträge.
Hallo Wawa,
es ist gut, dass du in ärztlicher Behandlung bist und dich regelmäßig mit ihm austauschst.
Ich weiß noch gut, wie es mir zu der Zeit ging, da ich selber Depression aus meiner Vergangenheit kenne.
Als ich aufhörte zu rauchen ging es mir psychisch gut, eine Behandlung war schon länger nicht nötig.
Durch das nicht rauchen bekam ich anfangs schlechte Laune, Lustlosigkeit, zog mich zurück,
keinen Antrieb mehr etwas zu planen …
Ich sah sie kommen die dunklen Wolken und konnte sie nicht abwenden
Ich habe wieder mit meinem Medikament angefangen, dass ich schon kannte. Das war ganz gut und rückblickend würde ich sagen, es war die richtige Entscheidung
Aber in der Phase selbst verstand ich mich selbst nicht, ich hatte den Eindruck, das Medikament hilft nicht und alles entwickelt sich falsch.
In diesen Zeiten höre ich nicht mehr auf mein Gefühl weil ich weiß, dass ich viel zu düstere Bilder male.
Ich höre dann auf meinen Mann und auf Freunde
Ich hörte auf die alten Hasen die mir selbst nach 100 Tagen noch sagte „Paul das wird besser“
Egal was wir machen, von welchem emotionalen Standpunkt aus wir mit den Rauchstopp beginnen, es gibt den Abfall des Nikotin, es gibt die geringere Stimulation des Dopamins im Gehirn und daran müssen wir uns erst gewöhnen. Es fühlt sich anders an ein Nichtmehrraucher zu sein.
Nach meiner Keksdose ging es mir noch einmal sehr schlecht und ich hätte am liebsten wieder angefangen zu rauchen.
Aber so, wie viele andere sagen sie halten noch eine Nichtrauchertag aus, habe ich mir gesagt
„Ich kann noch einen Tiefpunkt aushalten und dann wird es bestimmt besser werden.“
Hast du schon in dem rauchfrei-Kiosk gelesen zu dem Thema
„Emotionale Herausforderung“ oder „Rauchen und Depression“
Zwischen dem vierten und fünften Monat habe ich eine langsame Besserung gemerkt
Ich wünsche dir viel „ich will …“ und „ich kann …“
LG von Paul
Liebe Wawa,
nimmst du das SSRI ununterbrochen oder hattest du Pausen? Leider ist es möglich, dass bei bestimmten Stoffen ein Gewöhnungseffekt eintritt, es gibt dafür sogar einen Fachbegriff: Tachyphylaxie:
"„Was wir aber wissen: Gegen Wirkstoffe, die das Gehirn beeinflussen (von Koffein über Nikotin bis hin zu Opioiden), entwickeln wir mit der Zeit häufig eine Toleranz – sprich: Wir „gewöhnen“ uns an ihre Wirkung. Mark fasst das so zusammen: „Dieselbe Dosis erzielt im Laufe der Zeit eine schwächere Wirkung. Das heißt, dass du irgendwann eine höhere Dosis brauchst, um die Wirkung aufrechtzuerhalten.“ Ihm zufolge schätzen Studien zu Tachyphylaxie diesen Wirkungsverlust als ziemlich weit verbreitet ein; er betreffe rund 25 bis 50 Prozent aller Patient:innen.
Wie kommt es dazu? Die Theorie dahinter bezieht sich auf die Wirkung von Serotonin im Gehirn. „Antidepressiva erhöhen den Serotoninspiegel im Gehirn, und anhand von Hirn-Scans wissen wir, dass die Serotoninrezeptoren in Reaktion darauf weniger empfindlich werden“, erklärt Mark. Weil der Körper gern ein Gleichgewicht erhält (indem er dich beispielsweise bei heißen Temperaturen runterkühlt), vermutet die Wissenschaft, dass sich ein ähnlicher Prozess auch bei der Körperreaktion auf SSRI abspielt. „Wenn dieses Medikament abnormale Serotoninwerte im Gehirn produziert, wird das Gehirn daraufhin weniger serotoninempfindlich. Das ist vermutlich einer der Mechanismen, durch die wir eine Toleranz gegen Antidepressiva entwickeln.“"
Quelle: refinery29.com, Was passierte, als meine Antidepressiva plötzlich nicht mehr wirkten, 2022
Ich habe eine Freundin, die seit Jahrzehnten ununterbrochen Antidepressiva nimmt. Sie musste einmal wechseln, weil das vorherige Antidepressiva nicht mehr wirkte. Sie nimmt zusätzlich Lithium und mit allem zusammen (Medikamente und Therapie) kommt sie ganz gut klar. Sie hat ebenfalls vor ca. 4 Jahren mit dem Rauchen aufgehört.
Auf alle Fälle solltest du morgen mit deinem Psychiater die Situation besprechen. Ich habe seit meinem Rauchstopp vor über einem Jahr immer wieder mit leichten bis mittleren Depressionen zu tun. Ich tröste mich damit, dass ich mir sage: "Nichts dauert ewig."
LG Jutta
Liebe Wawa
Depressionen und rauchen aufhören ist immer schwerer. Also ich das letzte Mal aufgehört habe hatte ich vorher einen Unfall, eh schon Depression und dann hat mich der Arzt auch noch gezwungen mit dem Rauchen aufzuhören. War total am Ende.
Zum Glück hat mich eine Freundin an die Hand genommen. Wir haben Sport gemacht,was ich im Sitzen tun konnte und stundenlang geredet. Medikamente schlagen bei mir leider nie lange an, somit hieß es ablenken. Und auch ein Muskelkater kann von den Depressionen ablenken.
Gib nicht auf. Es kommen bessere Zeiten. Versprochen
Nun sind wieder 4 Wochen vergangen seit ich das letzte mal geschrieben habe. Da ging es mir besser weil ich ein Beruhigungsmittel genommen hatte. Da es sich dabei um ein Benzodiazipin handelt, musste ich das ausschleichen denn es macht bei längerer Einnahme süchtig. Die Depressionen sind damit aber in voller Stärke zurückgekommen. Ich bin am verzweifeln. Nach 13 Wochen Rauchfreiheit sollten diese Beschwerden doch merklich nachgelassen haben.
Ich nehme doch noch das Antidepressivum (Serotonin Wiederaufnahmehemmer) in sehr hoher Dosis (mehr als offiziell zugelassen ist - mit Arzt so abgesprochen) und dieses Mittel nehme ich schon viele Jahre und es hat immer nach wenigen Wochen super gewirkt. Nur diesmal will es so gar nicht anschlagen.
Morgen statte ich meinem Psychiater wieder einen Besuch ab. Vielleicht brauche ich ja jetzt was Anderes wo ich nicht mehr rauche. Jedenfalls weiß ich nicht wie ich da durchkommen soll, wenn es nicht langsam besser wird. Aber ich werde nicht wieder Rauchen. Lieber gehe ich in die Psychiatrie.
Wer kann mir was dazu sagen, das mir wieder Mut macht?
Liebe Wawa
Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Danke für deine Offenheit.
Es ist so toll, wie du deinen Weg gehst. Du hast schon so viele Tage geschafft, Glückwunsch, toll gemacht.
Ich wünsche dir, dass es dir bald noch besser geht und die Gefühle der Leere und Sinnlosigkeit verschwinden.
Damit habe ich auch immer wieder zu kämpfen, darum weiss ich, wie viel Kraft das kostet.
Ich wünsche dir einen guten, freundlichen Tag und weiterhin viel Kraft
Liebe Grüsse, Turi
Jetzt sind gute 2 Wochen rum seit dem Gespräch mit dem Arzt und die Maßnahmen haben sehr gut angeschlagen. Dazu kommt, dass die psychischen Entzugsbeschwerden jetzt auch abnehmen sollten. Ich weis nicht was da überwiegt aber mir geht es gut damit, Das Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit, sowie die Gedanken, dass sowieso bald alles zu Ende ist, sind einer positiven und zugewandten Stimmung gewichen und ich kann mich wieder freuen.
Nun beginnt bald die Phase, wo ich das Beruhigungsmittel langsam absetzen muß und da hab ich schon ein bischen Befürchtungen, dass es wieder schlecher werden könnte. Aber so langsam sollte sich die natürliche Dopaminproduktion auch wieder auf einen gesunden Level einstellen. Nur keine schlechten Gefühle herbeigrübeln. Ich werde positiv da rangehen und schauen was passiert. Nur eines werde ich nicht tun: Rauchen. Ich werde ein glücklicher Nichtraucher !!!! Deshalb darf es die eine Zigarette nicht geben. Heute sind es 66 Tage.
Danke Klaus. Die Sonne erhellt mein Wohnzimmer und wärmt mich.
Hi WaWa
Das sind doch gute Neuigkeiten.
Toll, das du weiterkämpfst. Ja es wird besser.
Alles eine Frage der Zeit.
Du wirst es erleben, alle werden es erleben.
8 Wochen ist eine Super Leistung.
Das muss man erstmal schaffen, da kannst du schon etwas stolz auf dich sein.
Hier scheint gerade die Sonne ins Zimmer und ich schicke dir etwas davon:
Gruß Klaus