Auf zum Gipfel!
Liebe Morgenlicht,
du schreibst so schön, nimmst mich mit in deine Welt und lässt mich teilhaben an deinem Schmerz.
Hilft dir das Schreiben? Fühlst du das Leben, dich im „Hier und Jetzt“ wenn du schreibst?
Schlafend sich die Welt erträumen wie sie für einen selbst sein sollte, wie sie für einen selbst erträglich ist und das mit Leberwurstbrot in einem Zelt– du wartest, es ist still und kein Lüftchen weht und nun komme ich – ist das okay?- Wenn nicht schmeiß mich einfach raus -
Ich bin eine Langschläferin, obwohl ich nicht immer gut schlafe und auch nicht immer lang, doch es als quälend empfinde früh aus den Federn zu krabbeln, deshalb komme ich jetzt und setze mich etwas zu dir.
Diese Stille, ich höre den Herzschlag, die Atmung und irgendwo in der Ferne Glockengeläut. Schön hast du es hier.
Ach bevor ich es vergesse, ich habe dir noch einiges an Proviant mitgebracht für die nächste Zeit:
2 kg Mut
1 kg Gelassenheit
500 g Durchhaltevermögen
Eine Dose Energie
Einige Bleistifte, einen Spitzer, Papier
Eine Tüte Freude
Salami, Bergkäse, Schüttelbrot, Oliven und ein Fläschchen Roten
Jetzt sitzen wir beide, so klein wir sind unter diesem hohen blauen Himmel, genießen Ruhe, sehen den Grashalmen zu, knabbern an der einen Speise und an der anderen, atmen. Atmen mit jedem Atemzug Lebensenergie ein. Wir sind, wir werten nicht, es ist wie es ist, es ist unser Leben, hier auf dem Berg. Ich freue mich, dass du hier bist, denn alleine wäre ich hier nicht hochgekaxelt – Danke, dass du bist!
-liche Grüße - Ulrike
Tag 27
27 eine Zahl, die ich sehr mag. Eine Zahl mit Ausstrahlung. Aber bitte fragt mich keiner wieso.
Heute ist so ein Tag, ein Tag, da Brauch ich Leberwurst, Leberwurst und Gürckchen. Und ich frag mich wieso?
Kennt ihr so etwas auch? So einen Leberwurst Tag?
Leberwurst, Leberwurst, warum eigentlich Leberwurst?
Weil sie so etwas bodenständiges hat? Weil die Gürckchen gesund sind?
Weiß der Himmel und der verrät es nicht. Der Himmel schweigt. Wie immer.
Ich bin ja gestern weit gewandert und in dieser Steinwüste und vielleicht habe ich zuviel Sonne abbekommen... Eigentlich wollte ich heute weiter wandern, den Horizont erreichen. Mir träumt von grünen Wiesen und klaren kühlen Bächen und ja auch vom weiten Meer. Doch ich es schien als käme ich keinen Schritt voran..
Ich habe mich hingelegt und wollte in den Schlaf flüchten, denn ich war müde und traurig, die Augen habe ich geschlossen und da begannen sich die Gedanken zu drehen. Sie kamen von dem was ich versäumt habe gingen zu dem was ich verpasst habe und sprangen zu dem was ich nie erreichen werde. So viele Spuren hier im Umland, Spuren die Zeugen von prallen erfüllten Leben vergangenen Tage verschiedener Wanderer und die verweisen auf die glanzvollen Zukunft verschiedener Wanderer und ich fühle mich so klein in dieser riesigen Welt. Meine Hände können so wenig fassen im Vergleich zu all diesen Welten und Paradiesen. Meine Mittel sind beschränkt, meine Möglichkeiten sind beschränkt, meine Tage sind gezählt. Es bleibt nur noch wenig zu tun.
Vielleicht deshalb Leberwurst?
Ich werde jetzt mein Zelt hier aufbauen, .... Abwarten was passiert und was nicht geschieht.
Bin sooo müde, die Luft ist schwer, die umliegenden Berggipfel strahlen weiß in der Mittagssonne. Weiß sind auch die Wolken am Himmel...kein Vogel weit und breit.... Ein leichtes rauschen und brummen liegt in der Luft und Jasmin, ja noch immer der geheimnisvolle Jasminduft, den ich schon beschrieb. Jetzt ein leichtes langes Grollen aus der Ferne, der Hund kommt angedüst. Also zieht in der Ferne ein Gewitter vorbei... Es regt sich für Sekundenbruchteile ein leichtes Lüftchen und dann ist sie da wieder, diese Stille, diese umfassende große Stille über und in all dem was geschieht und nicht passiert.
Ein welker Grashalm schwankt Wind...
Ist das Glück?
Hallo Morgenlicht,
vielen Dank für deine lieben Wünsche, die ich gerne zurück gebe.
Schlafprobleme habe ich immer noch, ich schlafe schlecht ein und kann auch nicht durchschlafen. Vor vielen Jahren habe ich versucht, das Problem mit Baldrian bzw. mit Schlaftabletten zu lösen. Hat mir aber auch nicht geholfen. Eine Ärztin vom Notdienst hat mir mal Faustan gespritzt und gesagt, dass wir uns mit der Heimfahrt beeilen müssen. Es würde sonst die Gefahr bestehen, dass ich schon im Auto einschlafe, habe auch nach der Spritze nicht geschlafen. Es gibt ja sehr viele Hausmittel, die ich im Laufe der Jahre ausprobiert habe. Leider auch ohne Erfolg.
Jetzt schlafe ich mit einer Schlafmaske und das Schlafzimmer wird etwas abgedunkelt. Durch die Maske schaue ich nicht mehr ständig auf den Wecker und es hilft mir wirklich besser zu schlafen. Ich liege zwar immer noch eine Weile wach, gefühlt aber nicht mehr so lange wie früher. Eigentlich habe ich die Maske nur für unseren Urlaub in Norwegen gekauft, da ist es ja in der Nacht auch noch ziemlich hell. Meine Schwester schläft schon seit Jahren mit einer Maske. Ich konnte mir nie vorstellen, dass das wirklich funktioniert. Jetzt hoffe ich, dass es mit der Zeit noch besser wird.
Ich habe für meine Maske im Drogeriemarkt nicht mal 2€ bezahlt, da wäre auch ein Fehlkauf für mich ok gewesen.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Rauchausstieg und weiterhin alles Gute.
Liebe Grüße
Renate
Hallo Morgenlicht,
deinen Besuch bei mir möchte ich gern mit einem Gegenbesuch beantworten.
Ich bin ein Morgenmuffel - hab daher noch nicht so viel Morgenlicht mitbekommen. Jedenfalls nicht freiwillig.
Du hast Recht! Es war so gesehen ein Auf und Ab. Obwohl - im Nachhinein betrachtet - es nicht soooo schwer war. Jedenfalls habe ich, seit ich Nichtmehrraucherin bin, nie wieder eine Zigarette angefaßt. Erst habe ich mich dazu gezwungen und es mit allen möglichen Tricks, die du hier im Forum alle nachlesen kannst, geschafft. Lesen und Schreiben und der - wenn auch nur schriftliche - Kontakt zu den vielen tollen Menschen hier im Forum, hat mir dabei sehr geholfen. Nach einer gewissen Zeit aber überwog doch der Stolz, jetzt nicht mehr zu rauchen. (Wie stolz war ich, als ich dem Arzt in der Reha sagen konnte, dass ich schon seit 3 Monaten nicht mehr rauche. - Er hat dann gesagt, dass er mir auch dazu geraten hätte. )
Nun bin ich schon mehr als 1.000 Tage rauchfrei. Das erfüllt mich immer noch mit Stolz. Aber mehr noch überwiegt die Zufriedenheit mit mir selbst, dass ich nicht mehr Rauchen muss. Abgesehen von dem vielen Geld was ich spare und den vielen sonstigen Vorteilen des Nichtmehrrauchens, geht es mir auch körperlich viel besser. Ich habe sogar wieder mit Sport angefangen.
Ich hatte nach fast 50 Jahren Raucherinnenleben totale Angst vor diesem Schritt. Als ich anfing zu Rauchen, war ich so jung, dass ich bis dahin nicht einen Tag meines Erwachsenenlebens als Nichtraucherin verbracht habe. Wie das werden würde, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Heute bin ich froh, dass ich keinen Tag länger gewartet habe. Meine Familie hätte nie damit gerechnet, dass ich das Rauchen einmal aufgeben werde. - Sie hatten mich ja auch noch nie als Nichtraucherin erlebt und dachten, dass das zu mir gehört wie mein Name.
Ja, nun sind es bald drei Jahre - am 4. November ist es soweit. Gegenüber der Zeit in der ich geraucht habe, ist das nur kurz. Aber es ist so viel mehr.
Ich wünsche dir, dass du das auch schaffst! So wie du das angehst - wie ich es hier in deinen Beiträgen lesen kann - bin ich sicher, dass du auch eine stolze Nichtraucherin werden kannst. Ich wünsche dir Kraft, Stärke, Sturrheit und alles Liebe
Marion5
Liebe Morgenlicht,
jetzt mache ich auch einmal meinen Antrittsbesuch in Deinem geheimnisvollen Zelt, das eine starke Anziehungskraft auf mich ausübt. Eine sehr spannende Persönlichkeit als Gastgeberin und viele freundliche Gäste. Sei versichert: Die Reise in das Land der Rauchfreiheit ist ein großes Abenteuer mit vielen Überraschungen. Es ist eine Reise in das Innere des Selbst, ein Vortasten ins Herz der eigenen Persönlichkeit. Da gibt es Schönes und Unangenehmes zu entdecken. Aber die Reise lohnt sich, und man braucht niemals, niemals Angst vor dem weiteren Weg zu haben. Du wirst Deinen Weg gehen, weil Du eine starke Persönlichkeit bist. Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen Abend.
Alles Liebe
Armin
Hallo liebes Morgenlicht (schöner Name )
Die Hürden besagen nur, dass das Verlangen noch einmal richtig zurückkommt und wenn man vorbereitet ist, ist es halt besser.
Von der 6 Monats Hürde hat eine Schreiberin hier geschrieben, und bei mir war es so, dass eine Art Allergie in dieser Zeit wieder richtig aufflammte. Somit glaube ich, dass auch der Körper länger (als anfangs angenommen) braucht, um sich umzustellen. Deshalb ist halt auch hier Geduld angesagt. Muss aber auch nicht bei Jedem so sein, am Ende kann man auch nicht von Jedem auf Jedem schließen, einiges ist doch sehr individuell.
Du schreibst von dem richtigen Zeitpunkt, und ich glaube auch, dass es den nicht wirklich gibt. Es gibt sicherlich Zeiten, wo es einfacher ist mit dem Aufhören. Aber ich glaube mittlerweile, dass man einfach nicht aufgeben darf und jeden "Hinfaller" zwar eingehend betrachten sollte aber auch nicht überbewerten und dann wieder neu starten. Ich glaube jetzt, dass sich bei mir immer wieder etwas verändert bei jedem "Neustart", was mir dann wiederum geholfen hat.
Liebe Grüße und einen schönen rauchfreien Tag!
Tag 26
Soeben hat sich die Sonne Zartorange über den Horizont empor gearbeitet.
Ich sitze hier in ihrem hellen Licht vor meinem kleinen Zelt und im mir ist es trotz der gleißenden Strahlen um mich herum dunkel. Das Leben fordert seinen Tribut und meine Taschen waren schon ziemlich leer als ich aus dem Basislager aufgebrochen bin. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Tour zu verschieben..
Doch gibt es den idealen Zeitpunkt?
Egal. Es ist zu spät, das einzige was ich jetzt tun kann ist umkehren, weitergehen oder bleiben, die Zeit lässt sich nicht zurück drehen.
Es waren viele herzliche Menschen hier zu Besuch und sie haben mir so schöne Geschenke da gelassen. Blumen, die von der Kraft des Lebens sprechen und Licht zur Orientierung.
Ich werde jetzt das Lager hier abbrechen, meinen Rucksack packen, die Wasserflasche füllen und in diese mich umgebende Steinwüste hier hinaus treten. Bis zum Horizont reiht sich Fels an Stein und hell grau an dunkelgrau. Es ist schwer in dieser Einöde die Orientierung zu behalten. Der Kompass scheint vor ein paar Tagen kaputt gegangen. Vielleicht gibt es hier aber auch Magnetgestein, was dazu führt dass er ständig um die eigene Achse rotiert,Mal hier, Mal dort hin weißt. Ich werde versuchen mich an der Sonne zu orientieren. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, da sie ja selber über den Himmel wandert.
Die Lust vor Aufbruch ein Rauchzeichen in die Luft zu blasen ist kaum zu bändigen....
Hallo Morgenlicht, danke für Deinen Besuch in meinem WOhnzimmer. Was Du mir wünschst, würde ich Dir auch gerne wünschen. Aber wie ich bei Dir gelesen hab, hast Du gerade ziemlich mit Dir zu tun. Du denkst sehr viel und setzt Dich sehr auseinander mit Deiner Situation. Aber setze über allem Dein Ziel: ich will nicht mehr rauchen! Du hast ja schon 25 Tage nicht mehr geraucht, superstark! Sei in jedem Augenblick dankbar dafür, dass Du nicht rauchen mußtest und Deinem persönlichen Gipfel näherkommst, Schritt für Schritt, trotz Stolpersteine. Für das Verweilen am Wegesrand, um Kraft zu schöpfen, schicke ich Dir einen blumigen Gruß!
Und vergiss nicht, Du bist nicht allein, auch bei Dunkelheit nicht, da sind viele Lichter, die dür Dich leuchten!
Liebe Grüße
bluemoon
Hallo Morgenlicht,
nach einer Weile des Stöberns im Forum, bin ich auf dein Wohnzimmer / Zeltlager gestoßen und ich dachte einfach, ich trete mal ein :-)
Ich nehme mir mal eine Tasse Schwarztee mit Milch und ein Müsli zum Frühstück.
Auch bei mir sind die Tage und die Nächte von der großen schweren Dunkelheit geprägt. Ich finde dein Zelt sehr gemütlich. In meinem Wohnzimmer "I'm strong enough to live without you - Cher" habe ich einen Leuchtturm aufgestellt, für alle die nach dem Licht suchen. Dort findest du ein bisschen was.
Gern lass ich dir hier einige Blumen da.
Es sind Zinnien. Sie wachsen in steinigen Steppen und Halbwüsten. Eine Lotsin brachte mir gestern einen Strauß vorbei und ich bringe dir ein paar Zinnien mit Wurzeln zum einpflanzen mit. Sie blüht in verschiedenen Farben und mag es vollsonnig und warm. Sie wächst auf einen lockeren steinigen lehmigen Untergrund und mag es frisch bis mäßig trocken gehalten zu werden. Ich habe diese Pflanze gestern in mein Herz gepflanzt und ich spüre wie sie mir Kraft gibt. Sie schenkt mir Wärme und weist mir den Weg in die Sonne.
Den Schamanen am Fuß des Berges bin ich auch schon öfter begegnet. Ich kämpfe jeden Tag aufs Neue, mich vor Ihnen zu verstecken oder ihnen einfach davon zu laufen. Oft habe ich das Gefühl, dass sie mir schon wieder ganz dicht auf den Fersen sind. Sie sind einfach sehr gute Fährtenleser. Aber ich bin guter Dinge, dass ich sie auch heute wieder abhängen kann. Ich nehme mir einfach aus dem Gebüsch einen Zweig mit Blättern dran und verwische meine Spuren hinter mir .
An manchen Tagen lege ich auch einfach eine falsche Spur und laufe ganz dicht an das Schamanenlager und überlege mir im Gebüsch düstere Dinge.
Halt dich fern, von den Rauchzeichen der Gefangenen aus den umliegenden Tälern. Am Anfang sind es noch sehr viele Rauchzeichen aus allen Himmelsrichtungen und dazwischen. Mit der Zeit werden es immer weniger, doch sei wachsam, manchmal steigt ein Rauchzeichen auch direkt in deiner Nähe auf.
Bleib stark liebes Morgenlicht.
Viele Grüße
Marion
Nachtrag:
https://www.youtube.com/watch?v=zLt8lUBEPnM
- hör mal rein, auch die dunkelsten Gewitterwolken verschwinden nach einer gewissen Zeit.
Tag 24
Der 24 Tag ist im Dezember der Tag an dem Weihnachten ist. Ein Fest das oft voller Geschenke ist.
Mein Geschenk heute war, dass ich nachts nur aufgewacht bin, nur halbe Stunden wach war und ansonsten geschlafen habe.
Mein Geschenk heute war, dass ich tags wach war.
Am Tag Fünf nach dem Stop hat die große schwere Dunkelheit begonnen, die sich jetzt vielleicht langsam wieder lichtet.
Ich habe einiges erlebt in den Bergen hier. Viele sehr nette, herzliche Menschen haben mich hier in meinem Zelt besucht und sind an meinem Feuer gesessen. Draußen freilich weht schon öfter Mal einmkalter Wind und irgendwo habe ich meine Mütze verloren.
Nun überlege ich, mich aus diesen Bergen zurück ziehen. Vielleicht bin ich für eine Wände in diesem Gelände nicht richtig ausgerüstet. Vielleicht habe ich den Weg verfehlt und muss mich weiter westlich halten.
Mein großes Ziel ist es noch immer nie wieder bei den Schamanen unten am Fuss des Berges im großen Tal in ihrem viereckigen Betonhaus Zuflucht nehmen zu müssen. Viele verstehen das nicht, doch das ist mir im Grunde egal, traurig ist nur, wenn sie mich verscheuchen.
Der Tag geht zu Ende und am Abend baut man keine neuen Hütten. Ich werde mich aufs Ihr legen.
Drei Tage habe ich jetzt in dieser Steinwüste campiert. Steine, graue Steine von Horizont zu Horizont. Morgen, noch vor Tagesanbruch, werde ich das Zelt abbauen, den Rucksack Schultern und sehen wohin die Reise geht....
Seit Tagen habe ich Jasminduft in der Nase. Erstaunlich, der wächst hier garantiert nicht. Der Duft bringt Erinnerungen an längst vergangenen Reisen, an Verkehr, Hitze, Baracken, Kinder, Lächeln....
Ich rieche aber auch die Rauchzeichen Gefangener aus den umliegenden Tälern. Ein weitaus vertrauter Geruch, wie Heimat...
Noch bin ich relativ frei...