2. Versuch
Hallo ihr Lieben,
der Tag heute war lang und zäh!
immer wieder habe ich mich bei dem Gedanken erwischt, dass ich doch eine klitzekleine Zigarette rauchen könnte..nur eine...
Ich hab mich aber an die Tipps aus dem Forum gehalten und einfach tief eingeatmet...10 mal und ganz langsam...das hilft wirklich.
Bis zur nächsten Schmachtattake.
Das fiese ist das ich ja weiß, das es mir nach dieser einen überhaupt nicht besser geht...manchmal spiele ich das dann auch in Gedanken durch. Jetzt würde ich sie rauchen, jetzt würde ich sie aus machen und wieder von draußen reinkommen, mit dem ekligen kalten-Rauch-Geschmack im Mund...die Finger stinken und würde mich genauso "wohl und zufrieden" fühlen wie jetzt grade auch - nämlich überhaupt nicht.
Ich weiß also, dass mir die Zigarette nicht helfen kann. Ich fühle mich trotzdem furchtbar...ich bin sehr gereizt und kann mich grade einfach über gar nichts freuen...ich hab heute Wäsche gewaschen, aufgräumt, einen Mittagsschlaf gehalten, gekocht und gegessen und jetzt sitze ich da, starre die Wand an und frage mich, ob mein Leben schon immer so inhaltslos war und ich es nur vor lauter Rauchen gar nicht mitbekommen hab...
Tut mir leid, dass ich mich so runterziehen lasse, aber heute ist es wirklich schlimm...ich weiß langsam nicht mehr wie ich mich noch ablenken soll, also sitze ich einfach schlecht gelaunt herum. Das Forum ist meiner einziger Lichtblick...
geteiltes Leid ist halbes Leid...
Ich beneide alle Menschen da draußen, die nie geraucht haben. Die keinen neuen Sinn in ihrem Leben suchen müssen um ihre Sucht zu überwinden. Die Freude an einem Tag empfinden können auch wenn sie nicht ein perfektes Ablenkungsmanöver geplant haben. Wieso bin ich nur so dumm???
Liebe Juliane, du bist wirklich lieb...ich hab schon gehört das das Sockenstricken sehr schwer sein soll, ich weiß auch nicht ob ich mir das wirklich zutraue, aber wenn es so weitergeht brauche ich wirklich ein paar Herausforderungen bevor ich hier die Wände hochgehe...
Lg Deni
Liebe Deni,
gestern konnte ich mich nicht einloggen und dir daher nicht schreiben (technische Panne), aber ich dachte mehrfach an dich:
Das Wichtigste zuerst: Super, zwei Tage schon hast du durchgehalten! Und die ersten Tage sind wegen des körperlichen Entzuges die Allerschwersten! Natürlich wollen auch die Gewohnheiten geändert werden und auch da bist du tapfer am Arbeiten: du suchst schon nach anderen Belohnungen für deine Feierabendzigarette. Ja, oft ist das zuerst ungewohnt anstrengend, statt schnell nach der Giftrolle sich um andere Belohnungen zu bemühen. Aber es lohnt sich so sehr, ich bin so oft so glücklich, dass ich nicht mehr rauchen muss! Und das wirst du auch sein, spätestens, wenn dein Baby da ist.
Deine Schwangerschaft könnte übrigens (rein hormonell) auch ihr Scherflein dazu beitragen dass dein Gefühlskarussel so heftig ist, gemeinsam mit dem Nikotinentzug. Akzeptiere einfach das Schaukeln, es wird sich auch wieder in ein leichtes Pendeln um die Mitte verwandeln. Und dein Partner könnte dir einen "Überziehungskredit" einräumen an Geduld und Verständnis, bitte ihn einfach darum.
Mit der Müdigkeit habe ich es gehalten wie Angelika: viel geschlafen. Da bist du klug, wenn du am Wochenende viel schläfst, machst du ganz richtig.
Jetzt wünsche ich dir einen erholsamen schönen dritten Tag und Sonnenschein dann, wenn DU spazieren gehst.
Liebe Grüße
Andrea
Hi an Alle,
Danke Angelika für deine ausführliche Antwort. Welchen Tanz machst du denn? Ich bin eigentlich auch froh darüber jetzt mehr Zeit für schöne Dinge zu haben, aber wenn man so lange raucht hat man auch nach und nach gelernt alles mit dem Rauchen zu verbinden. Das muss ich jetzt erst wieder verlernen. Kochen ist gut! Ich koche auch gerne hab mir gestern ein frisches Rattatuille gemacht mit viel Gemüse und dazu fetakäse...lecker!
Morgen werde ich auch viel schlafen und vielleicht einen langen Spaziergang machen. Heute war es ganz ok mit der Sucht. Obwohl ich viele Gelegenheiten hatte unbeobachtet zu sündigen bin ich stark geblieben. Aber den einen oder anderen tobsuchtsfall hatte ich leider schon. Als mein Freund heute über eine Kollegin sagte sie hätte ganz nett ausgesehen, habe ich ihn erst fünf minutenlang angeschrien und beschimpft und danach habe ich noch ein bisschen geweint...aus hilflosigkeit und Scham und weil bei mir grade einfach ein paar Schrauben locker sitzen...so ist das halt mit dem en: manchmal ist es als wäre das fiese Gift erst der Kleister der meine Seele zusammenhält...ohne ihn bröselt alles auseinder....ich fürchte die nächste Zeit werd ich versuchen müssen alles aufzusammeln und neu zusammen zu setzen. Kein Wunder wenn man sich selbst vorkommt.
Nachdem ich aber selber ein Raucherkind war...ja damals wurde immer und über all ohne schlechtes gewissen gequalmt...und es schrecklich fand in dem Gestank aufzuwachsen, hab ich mir eigentlich vor langer zeit vorgenommen aufzuhören wenn es mal bei mir soweit ist mit dem Nachwuchs...ich hoffe also das aus mir die Deni wird die ich insgeheim immer sein wollte
So ihr lieben ich habe den zweiten Tag überstanden...melde mich morgen wieder
Ui hier wird aber viel geschrieben, da komme ich kaum hinterher...
Auf die regelmäßigen Kippen zu verzichten war für mich auch schwer. Die festgelegten Pausen nach bei der Arbeit, die nach der Arbeit und nach dem Essen... Ich habe anfangs gedacht dass es ohne die Büropausen auf Arbeit gar nicht geht. Aber jetzt geht es. Ich vermisse noch ein bisschen mit den Leuten rumzuhängen, aber das NMR geht vor.
Die Gefühlsachterbahn war bei mir fast genauso wie du es beschreibst. Mittlerweile ist es ruhiger, aber nicht genauso wie vorher. Also ich denke wenn du stark bleibst und durchhälst wird alles bald viel besser werden.
Alles Gute euch Beiden
Übung ist die Mutter von Kompetenz
Eines Tages wirst Du die süßesten Babysöckchen der Welt stricken - denn jetzt hast Du ja jede Menge Zeit zum Stricken, weil Du nämlich nicht mehr rauchen wirst. Ich glaube fest an Dich - Du kämpfst wirklich hart und deshalb schaffst Du es.
Dieses Zeitphänomen, das Du beschreibst (die Zeit dehnt sich wie Kaugummi) kenne ich auch und lerne gerade, damit umzugehen, auf einmal so viel Zeit gewonnen zu haben. Früher hatte ich nämlich nie Zeit und habe davon geträumt, was ich alles machen will, wenn ich mehr Zeit hätte und was ich alles versäume mit so wenig Zeit wie damals.
Na ja - ich habe von Anfang an viel geschlafen nach dem Rauchstopp, ich koche selber, habe einen großen Garten und ich tanze - für mich ist Tanzen das Größte, weil es mich emotional berührt. Ich mache einen Spanischkurs und dann ist da natülich noch das Forum hier. Ja und ich unterrichte als Gastdozentin auszubildende DiätassistentInnen und KrankenpflegerInnen.
Bewegungsunruhe habe ich heute immer noch und kann dem nur mit Sport, Spaziergang an der frischen Luft und mit Tanzen entgegen treten. Und ich bin auch immer noch schneller müde als früher - ich erlaube mir, mich auch tagsüber 1 Stündchen ins Bett zu legen.
Ich erlaube mir, Liebesgeschichten im Fernsehen anzuschauen und dabei zu heulen - das war früher bei mir völlig verpönt - "Gefühlsduseligkeit" ist erlaubt - das Rationale, Vernünftige muss ja nicht zu kurz dabei kommen. Und ich bin frecher und unbeschwerter geworden - - das Kind darf endlich leben und spielen.
Nach mehr als 40 Jahren Raucherkarriere erscheint mir die neue - nichtrauchende Angelika sehr, sehr fremd und der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, mit diesen unbekannten Persönlichkeitsanteilen umzugehen zu lernen.
Nichtrauchen ist nicht selbstverständlich für mich - aber ich kann ganz gut damit leben. Vor allen Dingen kann ich es jetzt selber gestalten - als Süchtige war immer die Zigarette der Taktgeber, die Hilfe zum Verdrängen, noch mehr zu leisten.
Mach weiter und freu Dich über das Leben
Angelika
Liebste Juliane,
das ist eine ganz tolle Idee...weil ich eh noch etwas ungeschickt bin, habe ich mir vorgenomen meine Strickkunst weiter zu verbessern. Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann kleine Söckchen für mein Würmchen zu stricken.
Ich habe mir grade, um mich von meiner Nachmittags-Sucht abzulenken deinen Thread durchgelesen und ich muss sagen ich bin schwer beeindruckt
Erstens Hut-ab für deine unglaublich schöne Ausdrucksweise und die damit verbundene Veranschaulichung deiner Gefühle...
Ich habe mit dir nocheinmal deine ersten Tage erlebt und es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass die Juliane die mit dem kämpfen musste so tapfer und siegreich war!
Ich hoffe sehr, dass auch ich irgendwann von mir behaupten kann, dass ich stark geblieben bin.
Ich weiß ich bin im Momet sehr gefühlsduselig, aber ich bin wirklich sehr froh, dass ich dieses Forum gefunden habe...alleine würde ich nicht durchhalten..oder zumindest ohne diesen virtuellen Ort an den ich flüchten kann, wenns mich mal wieder schlimm beutelt und der Nicoteufel fiese Sachen flüstert...
Ich sitze verkrampft am Schreibtisch, schwitze, ich bin launisch und wortkarg und dann bin ich wieder euphorisch und optimistisch, klopfe mir selbst auf die Schulter und will die ganze Welt umarmen
Das ist mein 2. Tag bisher...
Gearbeitet hab ich heute...Ich.. Äh... Arbeit?
LG
Deni
Hi Angelika,
ja da könntest du recht haben mit dem schal der wird langsam wirklich ewig lang
Ja (seufz) ich danke dir für deinen Zuspruch, aber grade fällt es mir wieder mal sehr schwer.
In der Arbeit scheint die Zeit ohne eine Zigarettenpause überhaupt nicht zu vergehen.
Du rauchst jetzt fast 200 Tage nicht mehr, wie gehts dir inzwischen?
Für mich war der Tag früher in viele kleine Einheiten unterteilt, die immer durch Zigarettenpäuschen miteinander verbunden wurden.
Dadurch verging die Zeit auch immer ganz gut und mir war eigentlich nie langweilig oder so.
Jetzt zieht sich der Tag endlos wie Kaugummi vor mir her...da ist es mit der Sucht ganz besonders schlimm.
Wie ist es für dich? Konntest du deine früheren Raucherpausen adäquat umwandeln?
Was machst du jetzt stattdessen?
@ Juliane
Ich bin erst in der 6. Woche also noch ganz frisch und weiß deswegen leider noch nicht was es wird
Lg an alle und danke
Guten Morgen, liebe deni,
ja, stimmt - mit der Zeit wird es besser, auch wenn es nicht so kontinuierlich und geradlinig besser wird. Es fühlt sich mehr wie Wellen an - ein Auf und ein Ab mit einigen kräftigen Ausschlägen zwischendurch - aber auf einem anderen Level.
Deni, ich bin so froh, dass Du den gestrigen Tag heile überstanden hast. Da ist schon einige Kraft in Dir, auch wenn es Dir recht mühsam vorkommt.
Der zweite Tag wird auch noch kein Zuckerschlecken - hangel Dich einfach durch und mach halt bei der Arbeit etwas ruhiger
Hey - Du bist schwanger - Dir kann keiner etwas und das Forum ist die wichtige Gesundheitvorsorge für Mutter und Kind.
Nichts - gar nichts ist so wichtig, wie ohne Zigarette durch den Tag zu kommen.
Halte Dich an die schönen Seiten des Nichtrauchens - schnupper an Deinen Händen, probier vielleicht mal neue Düfte aus - beim Baden oder Duschen. Atme die gute Luft.
Freu Dich auf den Winter mit dem neuen 10 m langen Schal
Komm gut durch den Tag
Angelika
Guten Morgen an alle!
Heute ist mein 2. Tag und es geht mir bisher ganz gut. Heute morgen hatte ich ziemlich schlechte Laune zugegeben blassen: aber inzwischen gehts wieder.
Ich bin unendlich froh, dass es dieses Forum gibt. Nichts lenkt mich so gut ab, wie die Gewissheit, dass viele mit mir leiden oder schon das schlimmste hinter sich haben und immer noch stark sind.
Ich erlebe aber auch ein Wechselbad der Gefühle...in einem Moment bin ich unglaublich glücklich und stolz auf mich, lobe mich innerlich sehr dafür, dass ich so stark bin und für mich und mein baby aufhöre und im nächsten Moment bin ich ein bisschen traurig wenn ich daran denke, dass ich nie wieder eine "Genusszigarette" rauchen darf...
Für mich ist es am schlimmsten auf die Zigarette zu verzichten auf die ich mich immer schon im Voraus gefreut habe...diese "Feierabend-Zigarette" wenn man sich für einen langen Arbeitstag auf die schnelle belohnen konnte...klar kann ich mich jetzt auch "belohnen" aber ich finde es ist gleich mehr Aufwand...
Dafür freue ich mich immer wieder aufs neue darüber dass ich jetzt so gut rieche, vor allem meine Hände
Also gut ich schaff das schon...ich muss nur die nächsten tage durchstehen und mit der Zeit wird es dann leichter...stimmts?
Lg Deni
Hallo Juliane, vielen Dank für deine Glückwünsche! Ich bin heute stark geblieben und ich will es weiterhin sein. Ja stricken ist mein neues Heilmittel, allerdings kann ich es nicht besonders gut :-) Deshalb stricke ich im Moment einfach einen Schal Ich hoffe der morgige Tag wird besser als heute. Ehrlich gesagt war ich total unkonzentriert und viel gearbeitet habe ich heute nicht...hab eher alle 2 Minuten ins Forum geschaut, aber es hat wirklich geholfen gegen die Sucht. Gute Nacht an alle. Morgen beginnt Tag 2