Mein Wohnzimmer, wer weiß schon für wie lange...
Hallöchen zusammen,
im Juni hatte ich meinen ersten Rauchstopversuch nach 17 Jahren des Rauchens (20 Stk. pro Tag), der ganze 6 Wochen (ohne einen einzigen Zug an der Zigarette) anhielt. Die ersten 4 Tage waren besonders schlimm für mich, fühlte mich wie in Watte gepackt, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und was am längsten anhielt und für mich am schlimmsten zu ertragen war: Schlafstörungen...
Leider habe ich dann im Urlaub wieder angefangen zu rauchen. Aus " nur die eine zum Wein " wurden letztendlich wieder 20 pro Tag... Ich muss gestehen und ehrlich zu mir und euch sein, jaa es hat verdammt gut getan wieder zu rauchen ... Weil eben genau das, die sechs Wochen über gefehlt hatte, auch wenn ich zunehmend stärker wurde und das Verlangen abnahm.
Nun, rauche ich seit August wieder... bzw. rauchte. Aber irgendwie lässt mir das keine Ruhe, ich rauche (leider) sehr gerne und genieße es, nur mache ich mir so langsam ernsthaft Sorgen wie meine Lungen wohl ausschauen. 17 Jahre, das ist nicht mal das Alter was meine Tochter erreicht hat, und sie begleitet mich gefühlt, eine Ewigkeit. Sie wird nächste Woche "erst" 13. Ich möchte nicht warten, bis ich ernsthaft krank bin oder werde. Also habe ich seit letzter Woche Freitag das Rauchen reduziert, von 20 Zigaretten pro Tag, auf maximal 10. An guten Tagen, waren es sogar nur 4. Was mich natürlich sehr stolz, aber nicht zufrieden gemacht hat. Gestern Abend habe ich meine letzte (?!?!? ..wer weiß das schon) Zigarette geraucht und versuche es nun wieder ganz ohne...
Ich muss ehrlich sein und bleiben, genauso wie bei dem letzten Rauchstop habe ich nicht das Gefühl, dass es wirklich die letzte in meinem gesamten Leben sein und bleiben wird...
Gerade neige ich dazu, euch einen Roman zu schreiben, aber das alles muss einfach mal raus. Bei dem letzten Rauchstop habe ich diese Seite nur zum Mitlesen genutzt, wurde selbst aber nicht aktiv. Vllt. hilft es mir ja darüber zu schreiben was mich beschäftigt.
Jeder sagt mir immer wieder... "man muss schon den Willen haben zum Aufhören" ... dabei frage ich mich dann: was bedeutet das? Denn ja, mein Kopf sagt mir, dass eine Welt ohne Abhängigkeit- ohne Gestank der Zigaretten, ohne Kosten für Zigaretten, ohne Kälte im Winter (weil ich außerhalb der Wohnung rauch(t)e) deutlich schöner wäre. Aber andererseits, wenn ich daran denke mit Freunden in einer netten Runde zu sitzen, mit einem Gläßchen Wein, oder mich in der Mittagspause zu anderen Rauchern gesellen kann, oder wenn ich mal wieder total genervt, gestresst, oder wütend bin, mir einfach eine Zigarette anzuzünden... dann ist auch das ein schöner Gedanke.
Ja, ich möchte aufhören zu rauchen. Aber ja, das rauchen habe ich gerne getan.. und würde ich auch weiterhin gerne tun. Also habe ich den Willen aufzuhören, oder nicht? Ist es die Sucht die mir das Rauchen schmackhaft macht? Oder rede ich mir selbst bloß ein, dass ich aufhören will zu rauchen, obwohl ich es eigentlich nicht will....?!?!?!?
manchmal denke ich vllt. auch einfach viel zu viel... Jedenfalls, möchte ich es jetzt erst mal ohne versuchen, ob für immer, bleibt dahin gestellt... aber jeder Tag ohne Qualm ist schon ein geretteter und vor allem gesünderer Tag...
Hallo Gravity,
herzlich willkommen, ich freu mich, daß wir Dich hier begrüßen dürfen! Na ich hoffe doch, Du kannst Dich hier in Deinem Wohnzimmer ein wenig häuslich einrichten und Dich etwas zu Hause fühlen. Zumindest wohnst Du hier in einem Haus mit vielen Gleichgesinnten, die Deine Befindlichkeiten verstehen und Dich da ein bißchen auf Deinem Weg begleiten können. Deshalb hoffe ich, Du bewirtschaftest Dein Wohnzimmer, so lange Du es brauchst und möchtest.
Bitte mach Dir keine schlechten Gedanken, daß Dich Dein letzter Ausstieg noch nicht in die dauerhafte Rauchfreiheit geführt hat. Es gibt kaum einen Aufhörer, der diese direkt ohne Zwischenstopp und im ersten Durchgang erreicht hat! Das liegt daran, daß da zu viele Finten versteckt sind, zu viele Erfahrungen gemacht werden müssen, schwer, das im ersten Durchganz zu schaffen. Du hast nun die Erfahrung gemacht, daß Du Dich nicht von dem Gedanken "eine geht schon mal" verleiten lassen darfst (das ist übrigens genau die Erfahrung, welche die anderen von uns Aufhörern auch machen mußten, die mehrmals losmarschiert sind, also da bist Du nicht allein mit!) - und war weder während der Entwöhnung, in der Du Dich 6 Wochen nach dem Ausstieg noch befandest, noch danach. Die gute Nachricht ist aber, daß es danach keine Schwierigkeit mehr ist, nur noch eine Frage der Achtsamkeit. (Die mir z. B. gefehlt hat, ich bin Jahre nach dem ersten Ausstieg auf den Gedanken reingefallen, daß eine schon mal ginge...) Jetzt wissen wir es besser, richtig?
Ich finde es auch sehr verantwortungsbewußt von Dir, daß Du auch an Deine Tochter denkst, wenn Du den Rauchausstieg betrachtest. Mit 13 braucht sie die Mama schon noch eine Zeit lang in bester Verfassung, und da ist es gut, wenn Du das auch so siehst. Aber der Rauchstopp leistet ja auch was für Dich! Ich weiß schon, die Einlassung, gerne zu rauchen, hätte von jedem von uns stammen können. Aber schau, Du willst ja aufhören: warum? Artikuliere doch für Dich mal Deine Motive, Deine Ziele und das, was Deiner Meinung nach dabei für Dich rausspringt. Was steht für Dich im Vordergrund: Gesundheit? Ersparnis? Attraktivität? Freiheit? Sicherheit?
Daß Du Dir Deines Ausstieges unsicher bist, ist tatsächlich ein Umstand, den Du der Sucht zu verdanken hast. Sie schafft es kurioserweise, unseren Willen, unsere Motive und unser Tun infrage zu stellen, wenn es darum geht, ihr an den Kragen zu gehen. Suggeriert dem Aufhörer, daß es viel angenehmer ist zu rauchen, daß es streßfreier ist, daß wir es gern mögen und uns möglichen Unannehmlichkeiten während eines Entzuges doch eigentlich gar nicht aussetzen wollen. Und überbügelt damit unseren eigenen Willen. Dabei ist die Kernaussage Deines Posts für mich:
Ja, ich möchte aufhören zu rauchen.
Alles andere ist nicht Dein Wunsch, sondern der der Sucht.
Was hat Dir denn beim letzten Mal geholfen, nicht zu rauchen? Hattest Du bestimmte Ablenkungsmanöver? Was war da dabei, was Du nun wieder für Dich nutzen könntest? Deine Einlassung, jeder Tag ohne Rauch ist ein guter Tag, unterschreibe ich völlig - und die könntest Du auch im Entzug nutzen: Nimm Dir doch einfach nur jeweils den Tag vor. Heute rauche ich nicht. Und mach Dir weiter noch gar keine Gedanken. Heute rauche ich nicht: das ist doch zu schaffen, richig? Das ist nicht so unüberschaubar wie dieses "nie wieder", mit dem Du Dich ohnehin noch nicht so ganz identifizieren kannst. Mußt Du ja auch gar nicht: Heute rauche ich nicht. Das ist machbar. Stimmt's Gravity? Kannst Du mir dieser Denkweise arbeiten?
Ach, und wenn Du Romane schreiben möchtest, dann tu es! Manchen Aufhörern hilft es, das Thema Rauchen so weit wie möglich auszuklammern während der Entwöhnung, aber andere brauchen ganz genau die Auseinandersetzung damit, um sich davon abzunabeln. Wenn Du zu dieser Sorte Aufhörer gehörst, dann zelebriere diese Auseinandersetzung hier ruhig. Ich habe da auch dazu gehört (und schreibe immer noch mitunter Romane ), und bei mir hat es ja auch geklappt. Versuche es also diese Mal ruhig schreibend! Es ist auch eigentlich immer jemand hier, der drauf einsteigen kann.
Ich wünsche Dir jetzt gutes Gelingen bei Deinem Rauchausstieg, und wenn Du Fragen hast oder Befindlichkeiten verspürst, dann immer her damit. Laß wieder von Dir hören! Bis dahin grüßt Dich
Lydia
Liebe Lydia,
ich danke Dir für die liebe Begrüßung. Dann hoffe ich doch mal, auf eine schöne Nachbarschaft.
Ja die Erfahrung zu machen, dass "nur die eine" eben nicht nur die eine bleibt, war wohl wichtig um es jetzt besser zu wissen... wir werden sehen
In erster Linie mache ich den Rauchstop für mich selbst. Mich stört es einfach, in diesem Punkt keine Kontrolle zu haben, sondern mich von dieser Sucht kontrollieren zu lassen. Hinzu kommt, meine Angst zu erkranken. Ich habe dieses Jahr mehrere Backpfeifen hinnehmen müssen was meine Gesundheit betrifft, zwar nichts was direkt mit dem Rauchen zu tun hat, aber ausschlaggebend über mein Verhalten/ Körper/ Gesundheit mal nachzudenken. Die Ersparnis ist dabei natürlich noch ein super Nebeneffekt. Aber das ist nicht der Grund für mich aufzuhören.
Beim letzten Mal hatte ich gar keine Strategie, oder eine Idee um mir den Ausstieg aus der Raucherwelt zu erleichtern. Ich habe einfach von jetzt auf gleich aufgehört zu rauchen und habe bewusst darauf geachtet, das Rauchverlangen nicht mit Essen zu kompensieren. Die einzigen beiden Dinge die mir geholfen haben beim letzten Mal, war die Zeit... ich konnte es kaum erwarten bis die Stunden vorübergingen und ich zunehmend länger Nicht-mehr-Raucherin war. Und eine Rauch-frei App, die mir vor Augen hielt, was ich schon geschafft habe und in der Zeit gutes für meinen Körper getan habe. Die App habe ich natürlich wieder auf dem Handy ...
Ich danke dir liebe Lydia, denn du hast mir eine wichtige Erkenntnis über mich selbst gegeben- so einfach und doch kam ich nicht selbst drauf. Ja, ich sollte meine Ziele pro Tag setzen, statt direkt auf ein "für immer" oder "nie wieder". Denn ich tue mich wirklich schwer mit der "nie-wieder Vorstellung" .. oder "für immer" aufzuhören. Und genau diese Tatsache setzt mich so sehr unter Druck, dass ich schon vor dem Rauchstop an mir zweifle... Wenn ich mir jedoch vornehme heute nicht zu rauchen, dann weiß ich, dass ich das schaffen kann. Eine tolle Sache !!! Ich hoffe damit geht's noch besser voran!
Es tut gut, nicht allein und verloren mit dem eigenen Problem dazustehen und zu wissen, dass es Gleichgesinnte gibt. Lieben Dank dafür!!!
Hallo Gravity,
drei Tage sehe ich auf Deiner Uhr - damit hast Du sogar schon eine der drei Phasen von Nichtmehrraucherpapst Alan Carr geknackt. Jene ersten drei Tage, in denen die Struktur, die wir unserem Tag mit dem Rauchen gegeben haben, komplett wegbricht und andere Routinen ersonnen werden müssen, vielleicht sogar für Situationen, in denen und nicht mal klar war, daß wie eine neue Routine brauchen. Und die ersten Tage sind sowieso für viele die schwierigsten, daher ist es schon mal eine Leistung, die ersten drei Tage zu überstehen! Ist Dir aber gelungen - toll! Lob dafür!
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, ich kann mir ein gutes Bild von Deinen Motiven und Ideen machen. Motive um aufzuhören hast Du jedenfalls genug - und gute dazu. Auch wenn bestimmte Aspekte nicht Deine Hauptmoti sind, nimm sie ruhig in Deinen Vorteils-Katalog mit auf. Ich empfinde es nämlich so, der Rauchstopp ist ja keine "Strafe", kein "Verzicht", sondern ein Dienst an Dir selbst, ein großer Gefallen, den Du Dir tust. Genau so darfst Du den Rauchstopp auch sehen, positiv und gewinnbringend, mit allem was er Dir bringt. Ersparnis, weniger Falten, besseren Duft und auch bessere Duft- und Geschmackswahrnehmung - auch wenn das nicht Deine vorrangigen Gründe für den Rauchstopp sind. Er lohnt sich für alles.
Natürlich wird es Dir auch Deine Gesundheit danken, ganz klar! Auch wenn Deine gesundheitlichen Backpfeifen möglicherweise nicht mit dem Rauchen zusammenhängen: Du hast die richtige Konsequenz daraus gezogen. Darauf darfst Du schon auch durchaus stolz sein!
Du brauchst Dich überhaupt nicht unter Druck setzen Gravity. Weder mit diesem Nie mehr noch mit irgendwelchen anderen Aspekten des Rauchstopps. Denn schau mal: Du kannst nichts verlieren! Egal wie es ausgeht. Jeder nicht gerauchte Tag ist ein Gewinn, für Deine Rauchfreiheit, dieser arbeitet jeder Tag in die Tasche, für Deinen Geldbeutel, Deine Gesundheit, und keiner nimmt Dir mehr einen rauchfreien Tag weg. Und wenn Du ausrutschen solltest (was ja gar nicht passieren muß, es nimmt ja nicht jeder Aufhörer einen Ausrutscher mit), bist Du auch nicht schlechter aufgestellt als vor dem Rauchstopp. Und schließlich beendet ein Ausrutscher das Aufhören nicht, Du kannst den Weg direkt im Anschluß weitergehen. Mit einer Erfahrung mehr im Gepäck. Also: wozu unter Druck setzen? Steht nicht dafür und ist gar nicht nötig Gravity. Geh Deinen Rauchfrei-Weg einfach mal ganz entspannt weiter. Schau was passiert. Wenn Gegenwinde auftreten, dann trage sie hierher, die brauchst Du auch nicht allein tragen. Und wenn Dir die Strategie, heute nicht zu rauchen, hilft, dann freu ich mich. Ja, heute rauchst Du nicht - der Tag hat ja schon angefangen. Also heute ist gesetzt. Stimmt's?
Ich wünsche Dir weiterhin einen guten Rauchfrei-Weg, komm jederzeit her und teile ihn mit uns, wenn Du Lust oder Bedarf hast. Ich wünsche Dir für heute einen schönen rauchfreien Tag, sowie gutes Durchhaltevermögen und Optimismus. Liebe Grüße sendet Dir
Lydia