Mein Klick, dein Klick ...

Verfasst am: 22.11.2013, 23:07
Lebensläufer
Lebensläufer
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Ja Sara, dieses „ausschleichen” ist gut beschrieben. Als ich vor vielen Jahren das erste Mal für lange Zeit rauchfrei war, hat mir u.a. genau diese Technik des „ausschleichens” geholfen. Wenn der Druck kam, sagte ich mir: Nee, jetzt rauche ich keine - erst heute Abend wieder, morgen früh oder Anfang der Woche - kann mir ja niemand verbieten … natürlich habe ich dann nicht geraucht, aber der „Abschied” war, wie du es treffend beschreibst, nicht so endgültig und der Suchtdruck kurzzeitig überlistet. Auch bei meinem jetzigen Ausstieg hat es mir bisweilen geholfen.

Final Cut auf Raten - geht durchaus

LG und schön weiterfegen

177artmut

Verfasst am: 22.11.2013, 23:09
CaptainMu
CaptainMu
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[quote="cleo25"]
Auf jeden Fall passt das geschriebene zu dem, was ja auch Thomas immer sagt: Ein Klick ist irgendein x-beliebiger Auslöser, der dafür sorgt, dass man sich ohne jeden Zweifel darüber sicher ist, nicht mehr rauchen zu wollen, und es ab sofort auch garantiert nicht mehr zu tun.

Scheint so, als wäre dieser Klick immer unbeabsichtigt, nicht willentlich herbeiführbar.

Und leider gibt es oft Fälle, wo man meint, es hätte klick gemacht, aber unter dem Entzug ist das vergessen - Pseudoklick???

Leidensfähigkeit scheint auf jeden Fall trotzdem noch nötig zu sein, wobei die Sicherheit des Nicht-mehr-wollens das "Leiden" immens verringert.
[/quote]

Das ist doch schon mal ein ausgezeichnetes Zwischenresumé unserer Erkenntnisse.

Die Wortschöpfung "Pseudoklick" finde ich am besten. Bald müssen wir eine Art Wörterbuch für Rauchaussteiger herausbringen.

Verfasst am: 22.11.2013, 23:27
ichwilles
ichwilles
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[quote="CaptainMu"]
! Ich werd das Gefühl nicht los, dass mir die Botschaft darin nutzen könnte.
[/quote]
[quote="CaptainMu"] Ich bin bisher den Entzug eher im "Kampfmodus" angegangen. Ich bin gut im "Kampfmodus": Pobacken zusammen, auf das Ziel konzentrieren und alles andere ignorieren.
[/quote]

Das liest sich so:
Du lässt nicht los, Du kämpfst, Du hörst nicht in Dich rein ob Du überhaupt einen Gegner hast,Du kämpst.
Dein ganzes Unterbewusstsein ist auf Abwehr progammiert.
Du scannst Dein Umfeld ab, als würde Dich die nächste Zigarette quasi aus dem Hinterhalt anspringen, wenn Du nicht aufpasst.
Du baust Dir Deinen Gegner selbst auf.

Und das ist anstrengend, psychisch und emotional.
Ich habe versucht, gar nicht daran zu denken, es auszublenden, es nicht in mein Leben zu lassen und vor allen Dingen nicht mein Leben zu beherrschen.

Früher hat die Zigarette mein Leben beherrscht (wo kann ich rauchen, wann, wie usw) und jetzt beherrscht sie mich durch Abwesenheit?
Nö........................geht gar nicht.

Ich habe morgens brav mein Pflaster aufgeklebt, den "Heute nicht" Entschluss gefasst und mein Leben weiter gelebt.
Ich muss sagen 90% der Zeit hat es geklappt.

Der körperliche Entzug ist nur temporär, der Rest ist Kopfsache.

Verfasst am: 23.11.2013, 09:54
Stornoway
Stornoway
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ein tolles thema!

für mich war der klick, als ich endlich kapiert habe, dass meine heißgeliebte tabakmarke ein werbetrick ist, dem ich aufgesessen bin. ich weiß gar nicht mehr wie ich darauf kam, die marke zu googeln, wodurch ich dann auf das thema ökotabake kam und was für ein schweinegeld mit diesem image von "sauber, ohne zusatzstoffe, gesund(!)" verdient wird... da sind mir nicht nur die schuppen aus den haaren gefallen

zu dem zeitpunkt war ich schon ein paar wochen rauchfrei und viele kleine klicks haben den rauchausstieg begleitet.
auch das trauern um meinen "kumpel" zigarette war wichtig für mich.

ich bin auch mit der methode "ein tag nach dem anderen" gut gefahren, der gedanke, nie wieder eine zu rauchen hat bei mir eher panik ausgelöst und folglich gesteigerten rauchdrang erzeugt

inzwischen macht er mir keine angst mehr, sondern ich sage mir oft innerlich: wie gut, dass ich nicht mehr rauchen muss!

Verfasst am: 23.11.2013, 10:22
acryl
acryl
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Tach zusammen,

ich fände es einmal interessant zu untersuchen, welche Rauchausstiegmethode für wen am geeignetsten sein mag.
Eine Kollegin brachte mich darauf, die professionell mit Suchtkranken zu tun hat.

Ist es vielleicht ein "Gechlechterthema" ?

Kann es sein, dass eine relativ grosse Gruppe von Männern eher mit der "final cut"- Methode und eine entsprechend große Gruppe von Frauen eine sanfte Methode des Ausschleichens bevorzugt ?

In den letzten Monaten konnte ich fast den Eindruck gewinnen, dass es an dem ist.
Ich fände es sehr spannend, wenn das einmal wissenschaftlich untersucht würde.

Lieber Gruss und einen schönen Samstag wünscht
Thomas

Verfasst am: 23.11.2013, 11:08
Stornoway
Stornoway
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huhu thomas,

eine ganz spannende forschungsfrage! da wäre auch mal interessant, ob es dazu schon untersuchungen gibt?
suchtforschung gibts ja nun schon eine weile...

zum geschlechter-thema: das glaube ich nicht, dass es damit zusammenhängt.

ein beispiel: die 12-schritte-programme arbeiten ja auch nach der methode "nur für heute" und waren zumindest in den anfängen ja eher männerdominiert.

ich denke schon eher, dass das von mensch zu mensch unterschiedlich ist und es ja dann auch noch mischformen bei den einzelnen gibt, wie chris das zum beispiel bei sich beschreibt.

definitiv ein ganz spannendes thema ;)

Verfasst am: 23.11.2013, 11:50
ichwilles
ichwilles
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Ich denke auch nicht, dass es geschlechterspezifisch ist, wie man aussteigt, sondern eher damit, wie man generell Problemlösungen angeht, zusammenhängt

Beruflich mache ich immer wieder die Erfahrung, dass Männer und Frauen eigentlich nicht verschieden agieren, allerdings eher ,zwar unbewusst, einer gewissen Erwartungshaltung des Umfeldes entsprechen und dazu kommen noch die persönlichen Erfahrungen die jeder mit sich herumträgt.

Beispiel hier aus dem Forum: (ausdrücklich ohne Wertung )

Dann kneift man eben die Pobacken zusammen,
Dann tritt man sich eben selbst in den Allerwertesten
Ohne Kampf geht es einfach nicht.

Und dann sind es ganz schnell die Männer, die sich in die Schublade stecken lassen

rumeiern, weichei, warmduscher usw.
Und sie setzen sich noch mehr unter Druck, weil ein richtiger Mann kämpft.

Frauen gehen da generell gnädiger mit sich um, gehen viele kleine Schritte, visieren ein kleineres Ziel an und bauen darauf auf.

Ich bin nach wie vor überzeugt, dass ich es NICHT geschafft hätte, wenn ich mich selbst unter Druck gesetzt hätte.

Ganz spannend sind auch die persönliche Erfahrungen , die jeden von uns prägen.

Für mich persönlich z.B.

Ich habe, als ehemaliges sehr von Heimweh geplagtes Internatskind ganz ganz starke Verlustängste.
Dieses permanente Abschiednehmen von vertrautem hat mich ganz stark in meinen Verhaltensmustern geprägt.
Unter anderem sind mir "Vermeidungsstrategien" in Fleisch und Blut übergegangen und laufen inzwischen in einer Art Automatismus ab.

Für mich, die ich in einer WE Beziehung lebe ist es sehr wichtig, am Flughafen gewisse Rituale einzuhalten, damit ich nicht jedesmal ins Bodenlose stürze.

Genauso ist es mit der Aufgabe von in Jahren verinnerlichten Ritualen.
Die Zigarette war nun mal vermeintlich "Freund,Tröster" Partner,Stressbewältiger"
Und von dieser Krücke/Stütze sollte ich mich für immer verabschieden?
Mich erlernten Verhaltensmustern der "Verlassensängste" aussetzen?
Alleine alles bewältigen, was der Tag so an Stress, Freude,Kummer bringt?
Wenn alle weg waren, die Zigarette war doch zuverlässig immer da.

Ne, das ging gar nicht.
Da musste jeden Tag neu gelernt werden, dass man es auch "ohne" schafft und das die Welt, meine persönliche Welt nicht zusammenbricht, wenn die Zigarette nicht mehr da ist.

Jeden Tag stabiler neue Verhaltensmuster erlernen, Bewältigungsstrategien schaffen, immer mit dem Wissen "nur heute"

Für mich war es wichtig, kleine Schritte zu gehen, Etappensiege zu erreichen. Keine Endgültigkeit (obwohl sie geplant ist)

Manchmal lohnt es sich, genau hinzuschauen, sich selbst zu hinterfragen und sich selbst zu kennen. und kennenlernen

LG
Sara

Edit: Und ich weiss für mich, dass das genau das richtige war und das ich deswegen kaum gelitten habe.
Hätte ich das vorher gewusst, ich wäre sehr viel früher ausgestiegen.

Verfasst am: 23.11.2013, 14:15
CaptainMu
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[quote="ichwilles"]
Ich denke auch nicht, dass es geschlechterspezifisch ist, wie man aussteigt, sondern eher damit, wie man generell Problemlösungen angeht, zusammenhängt

...

Frauen gehen da generell gnädiger mit sich um, gehen viele kleine Schritte, visieren ein kleineres Ziel an und bauen darauf auf.
[/quote]

Rein logisch widerspricht sich das aber, oder? ;)

Ansonsten finde ich deine Überlegungen aber sehr überzeugend. Nur in der Schlussfolgerung komme ich basierend auf deiner Argumentation zu:

Männer und Frauen gehen Problemlösungen tendentiell unterschiedlich an. Welches die optimale Ausstiegsstrategie für die jeweilige Person ist, hängt auch wesentlich davon ab, wie man generell Problemlösungen angeht. Also gibt es je nach Geschlecht tendentiell schon unterschiedliche Präferenzen für die bevorzugte Ausstiegsstrategie.

Ich schließe mich aber auch Stornoway an, der darauf hinweist, dass man da nicht unbedingt in Schwarz und Weiß denken kann. Schon bei einer Person kann das von Rauchausstieg zu Rauchausstieg oder von Ausstiegsphase zu Ausstiegsphase unterschiedlich sein. Und wenn dann auch noch Farben ins Spiel kommen...

Im Sinne der Wissenschaft aber machen Polarisierungen natürlich durchaus Sinn.

Verfasst am: 23.11.2013, 14:18
ichwilles
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Das widerspricht sich insofern, dass es nicht biologisch geschlechterspezifisch ist, sondern erlerntes Rollenverständnis.

Das Umfeld gibt heute leider immer noch vor, wie ein "richtiger" Mann zu sein und zu handeln hat, respektive als Frau

Ein Mann hat zu kämpfen und einknicken ist Schwäche
Von Frauen fordert man das in der Regel nicht so stark ein.

"Man" passt sich diesen Erwartungsmustern unwillkürlich an,

Lies mal in verschiedenen Threads wie oft von "Schwäche, versagen, aufgeben, Schuld,kämpfen, verlieren, geschrieben wird.
.

Verfasst am: 23.11.2013, 14:32
Stornoway
Stornoway
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Zitiert von:
Frauen gehen da generell gnädiger mit sich um, gehen viele kleine Schritte, visieren ein kleineres Ziel an und bauen darauf auf.


diese aussage möchte ich mal ganz stark in zweifel ziehen... ich kann dir allein hier im forum zwanzig gegenbeispiele nennen

ob männer und frauen generell problemlösungen unterschiedlich angehen kann ich nicht beurteilen... finde es aber seeeeehr schwierig hierzu irgendwelche aussagen zu treffen...

jetzt sind wir wohl ganz schön vom thema abgeschweift ^^

Zitiert von:
Ich schließe mich aber auch Stornoway an, der darauf hinweist,...


die darauf hinweist, mein lieber ;)

und ich weise mal frech darauf hin, dass man offensichtlich aus meiner argumentations und problemlösestruktur nicht erkennen konnte, ob ich männlein oder weiblein bin :