Mein innerer Schweinehund braucht es schriftlich...
Noch ein wenig Ruhe, bevor es wieder los geht. Dieser Sommer war mit Abstand der übelste, den ich je erlebt habe... seit Ende Juli durchgehend krank, mein 14jähriger MaineCoonKater ist Anfang August verschwunden, mein Sohn und mein Mann konnten wegen meiner Krankheit nicht Urlaub machen, schmerzhafte Behandlungen, viele Medikamente, ich war zu schwach für Gartenarbeit und mir ging es zu schlecht, um im Atelier zu malen... nichts von dem, was ich erwartet hatte erfüllte sich... ich bin nicht erholt...
aber dafür bin ich jetzt rauchfrei
achter Eintrag: Das Problem am Ausstieg ist seine Problematisierung.
Gestern war ein rauchender Freund zu Besuch. Er hörte mir zu, wie ich von meinen ersten 13 Tagen Rauchfreiheit berichtete. Er gab mir den Tipp, dem Rauchstopp nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Er hätte Rauchstopps ohne viel Mühe geschafft und sie einfach nicht so hoch gehängt. Er saß vor mir, nach Rauch stinkend, blass, Tagesverbrauch locker 40 Kippen...
Und wieder kommt mir Mark Twain in den Sinn, wie er behauptet, mit dem Rauchen aufzuhören sei doch nicht schwer, das hätte er schon hundertmal gemacht. Das will ich nicht mehr.
Wie sieht mein Weg aus? Der Absprung fiel mir immer unendlich schwer. Deshalb bin ich so froh, dass er wieder mal geklappt hat. Die rauchfreien Tage sind wie bei früheren Versuchen erstaunlich einfach. Nicht zu rauchen, fällt mir relativ leicht. Die Gefühle und die veränderten Tagesrhythmen auszuhalten, finde ich schon schwerer. Bin immer noch permanent verunsichert und verwirrt. Heute morgen wieder Glasbruch in der Küche... wenn das so weiter geht, habe ich bald viel Platz im Schrank...
Nein, mein Weg ist nicht, mit dem Nachdenken aufzuhören. Ich muss nur schauen, dass Theorie und Praxis schön gleichmäßig verteilt sind. Das Reflektieren hilft mir, in der Spur zu bleiben. Und ab nächster Woche mit 40 bis 50 Stunden Arbeit plus Haushalt komme ich eh nicht mehr dazu. Dann muss ich funktionieren.
Eine Woche noch Ruhe und Nachdenken. Eine Woche noch zu mir kommen, neue Wege testen, ruhig werden, gesund werden...
Ich fürchte mich ein wenig vor dem Arbeitsstress, den ich bis Juli immer mit Rauchen kompensiert habe. Ich weiß, wie sehr ich mir verloren gehe, wenn ich in der Mühle stecke. Aber ich lese hier von vielen, die mitten im Arbeitsleben die übelsten Entzugserscheinungen überstehen. Ich habe den Luxus, schon drei Wochen rauchfrei zu sein, wenn der Job wieder los geht.
Und vielleicht hilft es dann ja doch, die ganze Grübelei abzustellen und aus Zeitmangel auf die kurze Formel zu bringen:
Einfach rauchfrei bleiben. Nicht mehr und nicht weniger. Basta.
Einen schönen rauchfreien Tag Euch allen
ManyLu, die die Gläser fallen lässt
Liebe ManyLu,
machst du Entspannungsübungen? Ich mache sie jetzt ab und zu auf der Arbeit.Denn dort ist es am schlimmsten,nicht zu rauchen.Ich glaube aber, dass viel trotzdem Gewohnheit ist.Aber bei Stresssituationen habe ich sonst nach den Kippen gegriffen und bin erst mal vor die Tür gegangen.Das versuche ich jetzt durch Atemübungen zu kompensieren und warte, bis der Anfall vorbei ist.
Ich ärgere mich manchmal über einige rauchende Zeitgenossen,die meinen, ich könne morgen
auch von einem Auto überfahren werden ,warum dann aufhören zu rauchen? So ein Blödsinn! Aber man muss lernen,auch mit diesen dummen Sprüchen zu leben.
Ich habe in diesem Jahr auch ein besonders schlechtes erwischt. Trotzdem Kopf hoch !
Ja Helly,
hast wohl Recht, am besten ist, zu Atmen und einfach zu warten, bis der Anfall vorbei ist. Mich erwischt es auch gar nicht so auf Arbeit. Da ist so viel los und so viel zu tun, da habe ich auch sonst nicht geraucht. Das Rauchen kam dann Abends, weil ich gar nicht mehr runter gekommen bin... Hast schon Recht... das Nichtrauchen wird Gewohnheit werden, wenn man nur lang genug andere Sachen einübt...
Entspannungsübungen kenne ich vom Yoga, Atemtechniken, die man sehr einfach und auch komplizierter machen kann, Muskelan- und Entspannung... Hat mir auf Arbeit auch schon geholfen, um sehr lauten Tinitus wegzubekommen, bei dem ich absolut nichts mehr von meiner Umgebung hören konnte... Atmen... und weg war er...
Heute fällt es schwer, den Kopf oben zu behalten. Mache gerade Cappuccino-Pause. Arbeite danach wieder stur Listen ab, mit Erledigungen... irgendwie wächst mir alles über den Kopf obwohl ich krank geschrieben bin und echt nur mich, den Haushalt und das Kind betüdel...
Meinen Mann darf ich ab und zu volljammern, wenn Suchtdruck kommt. Es hilft mir sehr, dass er als Kettenraucher dann sagt: Mensch, mach keinen Quatsch, Du bist schon so weit! Dann ist wieder gut...
Mein Sohn hat Schulschwierigkeiten. Will nicht, Verweigert sich. Schon seit fünf Jahren. Jetzt hat das sechste Jahr angefangen und der ganze Krampf geht weiter... Mich hat nie jemand unterstützt, nicht ein einziges mal hat irgendwer sich für meine Hausis interessiert oder für den Inhalt meines Ranzens... und ich habe alles alleine auf die Reihe bekommen... und jetzt muss ich noch mal zur Schule und meinem Sohn jeden Handgriff anleiten, weil er zu absoulut nichts in der Lage ist... ich könnte manchmal echt alles hinschmeißen...
ManyLu unter Dampf blassen:
Lass den Dampf ruhig hier ab:besser als eine dampfen
Das Blöde ist,dass manchmal einfach mehrere Dinge zusammenkommen. Sei froh, dass dein Mann zu dir hält.Meiner unterstützt mich auch sehr. Tinnitus? Den hatte icha uch vor kurzem noch.
Viel Kraft schicke ich dir mal rüber.faelle:ng:
Hallo zusammen
ich bin hier von einem anderen Foren-Thema rübergehüpft, und habe ManyLu entdeckt, die mich bis jetzt so positiv unterstützt hat! War ganz erstaunt, wie es Dir ergeht - Du klangst so als hättest Du alles im Griff und jede Menge Kraft andere (d.h. auch mich) zu ermutigen. Dafür hier mal ein grosses Dankeschön!
Im übrigen, meine Mutter hat den selben Geburtstag wie Deine Grossmutter, der 22. September. Leider ist sie im Januarverstorben und sie fehlt mir sehrsehrsehr...
Der hauptsächliche Grund war sKieferknochenkrebs...daher auch meine Angst, wegen Zähne und Kiefer und so... und ein Grund mehr aufzuhören.
Liebe ManyLu wenn ich Deine spannenden Einträge lese (sehr inspirierend!) dann scheint mir das alles etwas viel: krank sein, aufhören, Kind, Haushalt und Job im Griff zu haben. Ich habe zwar selbst keine Kinder aber eine Weile lebte der Sohn meines Partners bei uns. Das war (ehrlich gesagt) eine ziemliche Herausforderung, v.a. weil er schon Teenager war und ständig mit Schwierigkeiten in der Schule zu kämpfen hatte. Daher verstehe ich Dich nur zu gut, wie Du heute drauf bist! AUch ich hatte dies Phasen, wo ich am liebsten meine sieben Sachen gepackt hätte und nach Nowosibirsk gezogen wäre (na ja, ev. hätte ich mich dann doch eher für Nouméa entschieden :island
Jetzt lebt der Sohn wieder bei seiner Mutter doch halten mich Arbeit, Haushalt, Garten, Hund, Freunde, Familie etc, mich auch auf Trab. Und manchmal möchte ich auch alles hinschmeissen. In letzter Zeit denke ich oft über einen Richtungswechsel nach (beruflich).
Liebe ManyLu, eventuell will Dir die Krankheit ja auch was zeigen? Mal einen Gang langsamer schalten? Raus aus dem Bisherigen, rein in was Neues?
Ich weiss einfach von mir, dass ich mit dem Aufhören auch die Momente der Leere, des Nichtstun aushalten muss. Die waren vorher dann halt mit Zigarettenpausen gefüllt. Sich ausklinken ohne Zigarette ist für mich nicht sehr einfach...und dauernd ablenken will ich mich auch nicht.
So liebe ManyLu, bei mir ist ja heute Tag 11 und ich habe mir gerade einen gegönnt - ohne den Donought allerdings...
Durchhalten, wie auch Dein Mann sagt (und mein stark rauchender Partner): nicht jetzt wieder anfangen!
ManyLu,
immer wieder laufe ich dir hier über den Weg! Ich finde es richtig klasse, wie du dich hier einsetzt. So bist du doch auch noch am Anfang! Ich gratuliere dir zu erfolgreichen [color=purple]14 Tagen[/color]in der Rauchfreiheit!! Du machst das super!!
Dein Avatarbild erinnert mich irgendwie an jemanden vor einiger Zeit. Es war ein gezeichnetes Portrait, Gesicht leicht nach unten und durch die Brille nach oben schauend.
Bleibe weiter auf deinem Weg! Wenn du Dampf hast, hilft gegen ein Kissen boxen, laut schreien oder in den Wald laufen!
LG Julia
PS. Hast du dir bei deinem Sohn schon Hilfe gesucht??
Danke Julia!!!!!!
Ja, ich bin hier viel unterwegs, weil mir das gerade sehr hilft, in der Spur zu bleiben. Treffe Dich auch öfter
Zum Avatarbild:
Ich habe mich umgeben von Fischen gemalt. Ich liebe Wasser und beobachte gerne Wassertiere. Das passt zum Rauchausstieg, fand ich. Wasser ist das gegenteilige Element zu Rauch und Feuer und erinnert mich an Klarheit, Ruhe und Frische. Ich tauche übrigens auch sehr gern. In dem Bild visualisiere ich, wo ich gefühlsmäßig hin möchte.
Und ja, ich habe schon Hilfe für meinen Sohn organisiert. Aber alles hilft offenbar wenig. Wir versuchen verschiedenes weiterhin. Viele Dinge im Leben brauchen viel mehr Zeit, als mir lieb ist und es fällt mir schwer, ihm beim Leiden zuzusehen. Am Ende hilft es wahrscheinlich nur, dass er älter und reifer wird und sich nicht verlassen fühlt... Manche Prozesse kann man nicht beschleunigen und muss sie einfach aushalten... Als rauchfreie Mama habe ich in Zukunft einen klareren Kopf und bessere Nerven... im Moment noch nicht... eher im Gegenteil
Gerade deshalb: Das Rauchfreiprojekt ist nicht am Kippeln.
Respekt vor der riesigen Zahl da an Deinem Zähler: 478 Tage!!!!!!!!
Danke, dass Du uns "Frische" unterstützt!
Viele Grüße
ManyLu, die nicht aufgibt
Oh ManyLu,
Fische sind auch meine Tier, Jahrelang hatte ich welche und Stundenlang da gesessen und zu geschaut. (Als Kind habe ich ihnen auch rückwärts schwimmen beigebracht :roll Nicht verraten, war nicht so gut!
Nein sie sind so beruhigen und ausgleichen. Anfangs hatte ich auch ein Aquarium auf der Arbeit aufgestellt. Das war der Hit!
Kann es sein, dass dein Sohn sich auf dich zu sehr verlässt?? Und deshalb nicht selber in die Gänge kommt?? Kennst du den Satz: "Hilf mir es selber zu tun"
wünsche dir viel Geduld und Ruhe!
LG Julia
PS: Ich mach ja auch genug Unfug/Schabernack hier, dann muss ich auch schon mal Konstruktiv sein.
[quote="ManyLu"]
achter Eintrag: Das Problem am Ausstieg ist seine Problematisierung.
Nein, mein Weg ist nicht, mit dem Nachdenken aufzuhören. Ich muss nur schauen, dass Theorie und Praxis schön gleichmäßig verteilt sind. Das Reflektieren hilft mir, in der Spur zu bleiben. Und ab nächster Woche mit 40 bis 50 Stunden Arbeit plus Haushalt komme ich eh nicht mehr dazu. Dann muss ich funktionieren.
Eine Woche noch Ruhe und Nachdenken. Eine Woche noch zu mir kommen, neue Wege testen, ruhig werden, gesund werden...
Ich fürchte mich ein wenig vor dem Arbeitsstress, den ich bis Juli immer mit Rauchen kompensiert habe. Ich weiß, wie sehr ich mir verloren gehe, wenn ich in der Mühle stecke. Aber ich lese hier von vielen, die mitten im Arbeitsleben die übelsten Entzugserscheinungen überstehen. Ich habe den Luxus, schon drei Wochen rauchfrei zu sein, wenn der Job wieder los geht.
Und vielleicht hilft es dann ja doch, die ganze Grübelei abzustellen und aus Zeitmangel auf die kurze Formel zu bringen:
Einfach rauchfrei bleiben. Nicht mehr und nicht weniger. Basta.
[/quote]
Hallo ManyLu,
wir kennen uns noch nicht, aber ich lese (zurück aus meinem Urlaub) gerne deine Einträge und deine schriftlichen Reflektionen. Ich kann so vieles darin wiedererkennen, was auch ich im Lauf des letzten Jahres erlebt habe. Ich habe nie tags auf der Arbeit geraucht, und daher auch keine Probleme mit dem Stopp im Zusammenhang mit der Arbeit, aber abends "brauchte" ich das Rauchen, um abzuschalten und all den Stress des Tages irgendwie zu "verdauen" und bin dann auch mir selber "verloren" gegangen.
Wirklich?
Ist man sich nicht schon tags verloren gegangen? Ein Dutzend Mal?
Funktionieren. Gut drauf sein. Fit und fröhlich nach außen. Jeden Tag. Wie sollte das auch anders gehen als mit Kippen? Wie bloß?
Das erstaunliche ist, obwohl auch keine Neuigkeit mehr, die Entspannung und Freude ist OHNE dieses Gift viel viel größer! Und auch die Möglichkeiten bei sich selber zu bleiben!
Alles, was wir dafür brauchen, haben wir eigentlich in uns und müssen wir "nur" von der dicken Staubschicht befreien, und du bist meiner Meinung nach auf einem tollen Weg, dich selber dahin zu begleiten! Es macht Spaß das zu lesen! Weiter so! Hin zu Freude über all die Selbstliebe, die du dir jetzt gibst!
Und dann wird eventuell auch der Umgang mit dem Stress auf der Arbeit sich verändern. Dinge loslassen können, so wie das Rauchen auch. Dies auch auf anderes übertragen.
Auch wenn ich jetzt nicht weiß, ob das bei dir zutrifft - das wünsche ich dir jedenfalls, da du von der Angst vor Überlastung und Überforderung schreibst! Ich drücke dir die Daumen dafür, dass dein Weg nach und nach leichter wird.
Ein gute schlafreiche Nacht!
Lieben Gruß
Mabelle
P.S.: Das Motto - das Problem ist seine Problematisierung - finde ich seit einiger Zeit sehr hilfreich!