Maizug 2024 - Ich will nicht mehr rauchen!
Das Rauchen unter den heutigen "Ächtungsbedingungen für Raucher" ist die beste Ausrede, sich zu entfernen, sich zurück zu ziehen und im eigenen Saft zu schmoren, statt die notwendige "Beziehungsarbeit" zu leisten.
Zum reinen Abfackeln von zu viel Schub ist das vielleicht sogar nützlich. Auf Dauer aber selbst- und beziehungsschädigend. .
Es gibt einen schönen alten Jazz Titel von den Ink Spots:
"My echo, my shadow and me, we three are all alone, living in a memory..." das wäre die Filmmusik zu meinem
Zigarillo Blues.
Liebe Grüße!
Gut, Konflikte dauerhaft vermeiden und Situationen entkommen ist sicher beziehungsschädigend.
Rauchen war für mich eine wichtige strategie die eigenen emotionen regulieren, also nicht reflexhaft ungeduldig zu reagieren sondern kurz eine (Rauch)pause zu erbitten, von starken Emotionen zurück zu treten, mich zu beruhigen und dann "vernünftig" mit der Situation umzugehen.
Das ist glaube ich der Aspekt der mit am meisten fehlt, bzw wo ich keine gute Alternative habe.
Ich habe vor ca 1jahr angefangen zu meditieren, das hat mir tatsächlich sehr geholfen. Aber wirklich hin kriege ich das nur wenn ich nicht sonderlich aufgebracht bin, Zeit und Ruhe habe. Aber bei starken, plötzlichem aufgebracht sein.... Da fehlt mir eine Strategie. Atemübungen/Achtsamkeit macht mich da er noch ärgerlicher.
Meine aktuelle Strategie in solchen Fällen (kommt zum Glück nicht allzu oft vor) ist mich für 5min zu verstecken, die aggressivst mögliche Musik zu hören und mich zu verfluchen, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe
Ich meine, ja, das verlangen geht vorbei und ich bin ja auch froh rauchfrei zu bleiben und das durchzustehen...
Aber als Bewältigungsstrategie sehe ich da noch Luft nach oben
Hi FriDon
Willkommen im Mai Zug
Du machst den kalten Entzug.
Genau das habe ich auch gemacht.
Es hat gut bei mir funktioniert
und ich will dir ein paar Stichpunkte geben wie es bei mir gelaufen ist.
Ich hatte starke Entzugserscheinungen.
30 Zigaretten täglich, ein Leben lang.
Das hatte natürlich Folgen.
Ich war oft unglaublich müde
und habe auch tagsüber geschlafen.
(Mittags Schlaf)
Meinen schlimmsten Entzug habe ich
mit Atemübungen (mache ich heute noch) in den Griff bekommen.
Auch etwas mehr gegessen als sonst.
Unmengen von Wasser habe ich getrunken.
Die Stimmungsschwankungen habe ich in ein Tagebuch geschrieben.
Das war richtig gut. Ich hatte das als Tipp irgendwo gelesen.
Nach ca. einer Woche war der körperliche Entzug gelaufen.
Danach kam das Craving.
Das war viel anstrengender als der erste Entzug.
Soviel in Kürze.
Ich drücke beide Daumen
Und wünsche dir Mut und Kraft.
Herzlich Klaus
Hi ninja worst
WoW Danke
Deinen Post können wir drucken, rahmen und an jede Litfaßsäule hängen.
Ich kann das voll bestätigen. Im August Zug ist es sehr ähnlich gelaufen.
Nochmals vielen Dank für deinen tollen Beitrag.
Herzliche Grüße Klaus
PS
Wer wissen will wie es bei uns im Zug gelaufen ist....ich beantworte gerne alle Fragen.
Eine Zug lesen ist vielleicht etwas mühsam. Ich habe ein Tagebuch geschrieben.
Das ist etwas kompakter.
Hi Ninja,
Das ist ein spannender Einblick.
Interessant fand ich die nornikotin Geschichte - nie davon gehört, erschließt sich mir auch ganz und gar nicht .
Aber das nach 3 Monate Abstinenz sich rückfälle häufen hatte ich auch im Kopf - ob jetzt wissenschaftlich belegbar oder nicht weiß ich gar nicht. Vllt hilft es falls man in dem Zeitraum eine Krise hat nornikotin als sündenbock zu haben und sich zu trösten das es vorbei geht.
Da ist interessant ob solche voraussagen eine gute Warnung sind oder gefährliche selbsterfüllende phrophezeihungen werden können.
Ein Beispiel aus meiner Erfahrung: bei elternratgebern war (oder ist?) das Buch "oje, ich wachse" Recht gehypted, das enthält mehr oder weniger einen Fahrplan an welchem Lebenswoche der Nachwuchs anstrengend sein wird.
Je nach dem wie ernst man das es nimmt kann es tröstlich sein (gerade ist es anstrengend, man schlägt nach, findet eine Halbgaren erklärung warum es anstrengend ist, tröstet sich damit das es bald vorbei ist und geht seiner wage)
Habe aber auch erlebt wie Leute das viel zu ernst genommen und potentiell anstrengende Phase mit Angst erwartet und auf Anzeichen gelauert haben und dann -oh wunder- eine anstrengende Zeit hatten
Nornikotin
Es gibt einige Berichte, das dieser Botenstoff erst sehr spät...nach drei Monaten...aus der Leber abgebaut wird. Dadurch können starke Entzug Erscheinungen auftreten.
Diese Berichte sind meines Wissens nicht wissenschaftlich belegt. Diese Diskussion gibt es auch im Netz.
Fakt ist, das auch ich zwischen Tag 70 und 90 eine totale Krise erlebte. Die hatte eindeutig mit dem Rauchstopp zu tun. Das war so richtig mies und hat gedauert.
Mit dieser Erfahrung bin ich nicht alleine, aber nicht alle erleben das.
Woran das genau liegt kann ich nicht sagen.
Bin Tai-chi und Qi Gong Praktizierender und liebe ZEN. Mit Körperübungen kann ich dem Vollhorst , wenn er zum Rauchen aufruft, gut die Luft zum Atmen nehmen. Das hilft enorm.
Was sehr schwer ist für mich ist das Leben von Morgens bis Abends in dieser Nebelwolke. Es gibt keinen Antrieb und das auch noch für gar nix. Es fühlt sich nicht depressiv an, eher so, als stünde ich unter starker Medikamenteneinwirkung. Komplette Betäubung für alles, was sonst Lebensfreude ausdrückte.
Kennt das jemand? Ich hoffe, das gibt sich bald, denn gegen diese Apathie finde ich kein Gegenmittel. So bin ich z.B. ein großer Literaturfan und schreibe auch selbst. Aber ich kann derzeit nicht einen Satz lesen. Ich verstehe nichts und sehe nur Wörter, die keinen Zusammenhang mehr haben.
Was ist das bloß?
Hi Kaiser Karl
Dein gesamter Dopamin Haushalt ist komplett gestört. Dein Körper produziert gerade viel zu wenig und will viel zuviel.
Das ist eine direkte Folge des Entzug.
Was kannst du machen?
Belohne dich viel. Sei besonders nett zu dir selbst.
Viel Wasser trinken, viel schlafen, viel frische Luft und Bewegung.
Es wird bestimmt besser.
Aber es braucht Zeit.
Geduld ist angesagt.
Und es lohnt sich. Egal wie das Craving nervt. Zum Schluss bist du der Sieger.
Gruß Klaus
Danke Klaus! Okay, Dopamin. Deshalb hilft das QiGong mit den Atemübungen dann auch. Da ich deinen Tipp, sich selbst zu belohnen, zwar einleuchtend finde, aber schwer umzusetzen, da ich sozusagen derzeit nicht weiß, was eine Belohnung wäre: vielleicht einfach viel viel Wandern gehen? Viel Bewegung, viel frische Luft, Als Basistherapie für den Gehirnstoffwechsel!
Dein Tagebuch ist super hilfreich. Und vor allem gut geschrieben!