Emphysem? C.O.P.D? Was mir dazu einfällt...

Verfasst am: 27.03.2014, 06:55
Asilida
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Nö, da kommt nichts 'brutal' rüber...

Tja, ich war schon immer, wirklich immer, ein Sportmuffel. Schon in der Schule sorgte ich bestenfalls bei den Schülern für Lach- und bei den Lehrern für Wutanfälle. Ausser einer kurzen Phase von Barrikadenhochsprung und ähnlichem war da nie was. Moment, ich bin mal geritten. Erschien mir als gute Möglichkeit die Bewegung auf jemand anderen abzuwälzen.

Aber: Demnächst haben wir hier einen Crosstrainer. Also wir haben ihn ja schon, nur hält er sich gerade woanders auf als wir. Wir arbeiten gerade am Transportproblem, ist nicht gerade um die Ecke. Voraussichtlich zu Ostern wird das erledigt sein.

Verfasst am: 27.03.2014, 16:20
rauchfrei-lotse-meikel
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Hallo zusammen,

heute hat für mich das selbstauferlegte Rekonvaleszenzprogramm begonnen. Nach 3 Wochen maximaler Inaktivität bin ich zu einem Konditionslosen Schlaffi mutiert, dass es mich selbst graust. Auch ich war niemals im Leben von Sport- oder Fitnesswahn befallen. In der Schule war ich immer einer von denen, die als letzter in die Mannschft gewählt wurden. Kinder können sooo grausam sein...

Heute gings also los. Hier, wo ich seit ca. 12 Jahren wohne, beginnt direkt hinter einer Schnellstraße ein abgesperrter, irre langer Feldweg. Keine 200 Meter entfernt. Den habe ich mir als erstes für heute "verordnet". Ich, der Sauerstoff-Legastheniker! Bergan, bergab, das volle Programm. Als ich heute so auf dem Sofa saß, habe ich noch nach Gegenargumenten gesucht. Außer bleiernder Müdigkeit und dem Impuls "leg dich hin, alter Mann, Stündchen Schlaf hat noch keinem geschadet", kam aber nix Gescheites zustande. "Hey, ich bin 53! ALTER MANN? Dir werd' ich's!" Dachte ich noch, stand auf und hatte auch schon die Schuhe an. Ausgerechnet jetzt kam mir ein Song ins Kleinhirn: "Dieser Weg...wird kein leichter sein...dieser Weg wird steinig und schwer...!"
Ar*** hoch und raus!

Verflixte Axt, was bin ich beschränkt. Also nicht so generell, sondern was den Bewegungsradius betrifft. Nach ca. 50 Metern auf diesem wunderschönen Wanderweg bei strahlendem Sonnenschein, war die erste Pause vonnöten. 2, 3, 5 Minuten stehen bleiben und atmen...tiief ein, anhalten, auuus. Immer und immer wieder. Dann ging es. Weiter. Dieser Rythmus begleitete mich den ganzen Weg.

Unterwegs habe ich beschlossen, nicht daran arbeiten zu wollen, gegenüber meiner Behinderung mehr Akzeptanz zu entwickeln, sondern den Kampf gegen die Einschränkungen aufzunehmen. Jetzt! Kleine, aber regelmäßige Einheiten, die langfristig dazu beitragen, die eigenen Grenzen nach oben zu trainieren. Ich weiß: Tue ich das nicht (ooh ja, auch ich bin Meister im Gründe-Finden, warum es ausgerechnet heute nicht passt), werde ich der Krankheit COPD, die ich mir selbst angeraucht habe, den Sieg überlassen. Mit diesem positiven Gedankengut ausgefüllt habe ich innerlich schon ein ganz anderes Liedchen trällern können, auf dem Rückweg (aus den Siebzigern...wer's kennt, MELDEN):

"Sunny, yesterday my life was filled with rain
Sunny, you smiled at me and really eased the pain
The dark days are gone, and the bright days are here,
My sunny one shines so sincere,
Sunny, one so true, I love you..."

Verfasst am: 27.03.2014, 18:23
renate
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Hallo Meikel,

das Liedchen kenne ich, habe sogar die Melodie auf die Reihe bekommen.
Liegt wohl auch daran, dass ich einige Jährchen älter bin als du.

LG Renate

Verfasst am: 27.03.2014, 20:08
Mrs.T
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SUNNY...von Boney M...ich kann es trällern...YEAH!!!

Ich habe heute Abend hier einiges gelesen...ich wusste gar nicht, dass COPD so sehr im Vormarsch ist.

Meikel...Weiter so!!! Kämpfe, laufe...ich bin stolz auf dich...du scheinst nicht aufzugeben und das bewundere ich sehr.

Und dies gilt für alle anderen auch, die die Eier in der Hose haben und für sich und ihre Gesundheit kämpfen.



"Sunny, yesterday my life was filled with rain
Sunny, you smiled at me and really eased the pain
The dark days are gone, and the bright days are here,
My sunny one shines so sincere,
Sunny, one so true, I love you..."

Verfasst am: 27.03.2014, 20:53
ichbins
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Hey Meikel, herzlich willkommen im Leben. Ja - kämpfe und laufe - für Dein Leben.

Meine Schwägerin ist übrigens dem Tod noch einmal im letzten Augenblick von der Schippe gesprungen - das Antibiotikum hat schlussendlich gewirkt. Aber jetzt ist sie endgültig von der Transplantationsliste geflogen - kein Mensch wird sie noch operieren wollen. Seit letzter Woche ist sie wieder zu Hause.

Gabi kämpft auch - um jedes Stück Freiheit - mittlerweile kann sie sich schon wieder von A nach B innerhalb der Wohnung bewegen. Aber sie braucht jetzt Hilfe bei der Körperpflege - die Pflegestufe ist beantragt.

Das was Meikel da geschildert hat, Asilidia - Bewegungslosigkeit und Schonung zusammen mit COPD führen Dich geradewegs in die Pflegebedürftigkeit.

Und warte nicht, bis der Cross-Trainer kommt. Keine Ausreden mehr - die Sonne scheint.
Hoch mit Dir und ab ins Licht - dann vergeht die Müdigkeit.
Nimm Dir jeden Tag eine kleine Einheit vor und dann schau mal in zwei Wochen, wo Du stehst und wie es Dir geht. - Und es wird Dir spürbar besser gehen - versprochen.

Herzlich
Angelika

Verfasst am: 30.03.2014, 21:23
rauchfrei-lotse-meikel
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Hallo zusammen,

die erste "Trainingseinheit", nach 3 Wochen erzwungener Inaktivität auf der Lungenstation eines hiesigen Krankenhauses, machte mich sehr nachdenklich. Nach ca. 50 Metern bereits zur ersten Pause gezwungen zu sein war ernüchternd, beängstigend.

Was den Menschen vom gemeinen Leptinotarsa decemlineata unterscheidet ist, dass der Mensch sein Tun überdenken kann. Der Kartoffelkäfer kann das eher nicht. Mit besserer Vorbereitung sollte es für mich in die 2. Einheit gehen:
1. Ich wollte mein Geh-Tempo von Beginn an reduzieren. Offenbar war ich zu übermotiviert, am Anfang.
2. Eine große Portion 6-Korn-Müsli, mit 3,5 %-Milch und einer Banane. Der COPD-ler braucht "Energie". Ca. 60 % der Energie gehen beim Emphysemiker für die Atemtätigkeit drauf. Das ist verdammt viel! Mit meiner Energiebilanz liege ich derzeit bei ca. 2600 Kalorien am Tag-ein kanadischer Holzfäller würde kaum mehr benötigen.
3. Einsatz meines "Notfall-Sprays" vor Trainingsbeginn. Das macht die Bronchien weit, verbesserter Sauerstofftransport in die Lungen wird ermöglicht.

Der Effekt dieser Maßnahmen war gewaltig!

Nicht nach 50, sondern erst nach ca. 600 Metern auf dem Wanderweg, wurde die erste Pause nötig. Ich wuuste nicht genau, wo es mehr brennt: In meinen Oberschenkeln, oder auf meiner eher übersichtlichen Frisur, von der prallen Sonne. Begünstigt durch das Spray konnte ich mich regelrecht betrunken saugen, an dieser tollen, frischen Luft. Sauerstoff "satt". Dem Stoff, den alles irdische Leben braucht, um zu funktionieren. Herrlich! Weiter ging es...

Alles hat ein Ende, auch dieser Waldweg, wie ich nach ca. 2 km feststellen musste. Kehrt, Marsch, Richtung Heimat. Das letzte Teilstück, ca. 200 Meter lang, ging steil bergauf. Kein Problem für mich, nur eine Herausforderung. "Think positive," dachte ich so bei mir. Beruflich ist es mein täglich Brot, andere in ihren Stärken zu motivieren. Funktioniert auch bei einem selbst.

Froh, erschöpft und hochmotiviert, auf diesem Weg weiterzumachen, kam ich zu Hause an. Nach ca. 5 KM Gehstrecke! Hätte ich dem inneren Schweinehund nachgegeben, der mir vorher sagte "Kooomm, 2 Stunden Schlaf sind jetzt genau das Richtige," hätte ich mir dieses Glücksmoment selbst versagt. Positiv optimistisch freue ich mich schon jetzt auf die nächste Einheit.

Herzliche Grüße
Forrest Meikel

Verfasst am: 30.03.2014, 22:19
ichbins
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Gut gemacht Meikel - - ich bin echt stolz auf Dich - Du Stratege Du.

Intelligent ist, wer Intelligentes tut. Also lauf, was das Zeug hält.

Nur die Kartoffelkäfer nehme ich Dir übel. Angelika

Verfasst am: 31.03.2014, 15:38
Maja2710
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Sehr beeindruckend, weiter so ,Meikel
GlG Maja

Verfasst am: 01.04.2014, 15:58
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"Trainiiieren," ruft die Stimme in mir. "Leg dich erstma hin, geh' schlafen, 2 Stunden, altes Stück Fleisch," meldet sich da die andere Stimme. "Patsch", hat's gemacht, das hat gesessen...

Die Vorbereitung zur nächsten Trainingseinheit war äquivalent zur letzten. Strecke ebenfalls. Meikel - on the road again!

Ohne bewusste Veränderungen am Gehtempo oder an der Schrittlänge, bin ich bis zum Wendepunkt, etwa 2,5 km, durchgegangen. Schon jetzt kribbelten und krabbelten diese kleinen Glückstierchen durch meine Blutbahn. Die Pause allerdings musste sein. Tiefe Atemübungen, Innehalten, Puls wieder auf normal bringen, all das sind natürlich ebenfalls wichtige Bestandteile des großen Ganzen.

Auf dem Rückweg, am Ententeich, sah ich von Ferne 3 Menschen am Ufer stehen. Ich roch sie erst, bevor ich sie sah. Die junge Kleinfamile, Mann, Frau, Kind-etwa 4- und Hund standen dort und fütterten das Federvieh. Idylle pur. Rechts in der Hand das Weißbrot, links die Zigarette, die Erwachsenen.

"Blasphemie", dachte ich nur und vollstreckte en passent mit sofortiger Wirkung die mögliche Höchstrafe: Nichtbeachtung.

Dann sah ich ihn! In etwa 200 Metern Entfernung lag links am Wegesrand ein Findling, waschmaschinengroß. "Den haben die doch über Nacht da hingelegt," dachte ich so. Egal, Meins! Dieser Stein und ich verschmolzen zu einer Einheit. Wie füreinander gemacht. Brennen in den Oberschenkeln? Nö. Nur sonnenbedingtes Glatzenglühen.
Anyway, die Trennung musste sein, irgendwann. Denn vor mir lag noch

DAS LETZTE TEILSTÜCK!
Ungefähr 200 Meter lang...und steil!

Sauerstoffbefüllt machte ich mich dran, an die Herausforderung ( nein, kein "Problem"). Dieser "Mount Everest" forderte mich schon extrem - ein gesunder Mensch wird das kaum nachvollziehen können. "Noch 30 Meter...20...10....ich will nicht mehr...5", dann kam das Absperrgitter in Griffnähe. Geschaft! Schwer atmend ließ ich mich auf der Querstrebe nieder und genoß die Aussicht, 8.000 Meter tief ins Tal.

Und einmal mehr habe ich runde 5 Kilometer auf meinem Ticker. Pensum und Tempo werde ich so erst mal beibehalten. Das Wetter spielt mit, diese Woche, es spricht nichts dagegen, das Trainingsprogramm fortzusetzen. Morgen und Übermorgen. Am Freitag naht mein erster Arbeitstag, auf den ich mich besser und besser vorbereitet fühle.

Fortsetzung folgt!

Euer
Meikel Messner

Verfasst am: 01.04.2014, 16:20
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Mit dabei sind am Survival-Gurt:

Ein Liter Apfelschorle (gegen Durst und Flüssigkeitsmangel)
Ein Erstehilfe-Set (gegen Minimalverletzungen bei mir oder anderen)
Ein Multifunktions-Messer-Säge-Schere-Korkenzieher-Teil ( zum Blockhütte bauen u. Bären abwehren)

Reicht?
Meikel Nehberg