Das Monster in mir

Verfasst am: 14.03.2014, 10:07
ehem.rauchfrei-lotsin-andrea
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Lieber Meikel, ich schaff´s einfach nicht, dir lange zu antworten, daher nur ein Gedanke und ein Schmunzler:

Wie du bin ich auch dem Tod schon mal mit quietschenden Socken von der Schippe gesprungen und habe einen lieben Menschen verloren, für den es noch viel zu früh war. Ich glaube das prägt für´s Leben: Menschen wie du und ich sind besonders dankbar für die verbleibende Zeit und können mit "NIX" glücklich sein, wo andere nur das Alltägliche, Banale, selbstverständliche sehen. Mit deswegen mag ich dich so, Meikel. Und so wie du dankbar bist für die Beziehung zu deiner Frau, so bin ich es für die Beziehung zu meiner Freundin (die jetzt die Lungenentzündung hat), mit der ich meinen Alltag teile.

Lächeln musste ich. als du mir schriebst, dass du im Bett abends an Vieles denkst, nur nicht an die Andrea! Ich glaube, unsere Gedankengänge sind da etwas verschieden (feix, grins). Bevor ich einschlafe, gehe ich nochmals meinen Tag durch in Gedanken. Und Menschen, die mir nahe sind und/oder die es gerade sehr schwer haben, werden von mir mit guten Wünschen bedacht. Das können Bürgerkriegsflüchtlinge in Syrien, ein krankes Nachbarskind oder eben du, Meikel, sein.

Freue mich sehr, dass du nächste Woche heim darfst und finde es klasse, dass du auch die Situation des Pflegepersonals siehst (da sind wir uns wieder sehr ähnlich).

Muss jetzt wieder los, herzlichste Umarmung
Andrea

Verfasst am: 14.03.2014, 10:21
Mabelle
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Lieber Meikel,

es freut mich, dass es dir besser geht und die Behandlung anschlägt! Ich wünsche dir für die kommenden Tage weiterhin viel Kraft und deinen humorvollen Frohsinn trotz allem. Da ich im letzten Jahr auch 2 Wochen im Krankenhaus war ist mir das alles noch sehr nah - daher kann ich an dieser Stelle "nur" nochmal kurz aber herzlich gemeinte Grüße senden, ohne allzu viele Worte! Aber es ist sicher tröstlich zu sehen, wie viele Menschen hier im Forum "bei" dir sind, nicht wahr?

Alles Gute weiterhin!
Mabelle

Verfasst am: 14.03.2014, 11:30
delia0304
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Lieber Meikel,

ich freue mich, dass du in der nächsten Woche wieder nach Hause darfst und vor allem, dass es dir wieder besser geht.

Ich freue mich ebenso, dass du für Menschen in den pfelgenden Berufen Verständnis hast und verstehst, dass es genau bei diesen Menschen gruselige Arbeitsbedingungen gibt. Das bekommen wir dann alle mal zu spüren, wenn wir mal so krank sind, dass wir auf die Hilfe der Menschen angewiesen sind.

Das Thema betrifft uns alle und doch beschweren sich immer wieder Menschen, wenn für die Arbeitsbedingungen und auch für die Bezahlungen dieser Menschen gekämpft/gestreikt wird. Erlebe ich garade wieder am eigenen Leib (nächste Woche gibt es Warnstreiks in NRW - auch in städtischen Kliniken).

Aber so sind die Menschen halt ... was sie nicht persönlich betrifft ...!

Ich wünsche dir weiterhin gute Besserung und deine Berichte sind wirklich klasse.

Liebe Grüße,

Delia

Verfasst am: 14.03.2014, 11:53
ichbins
ichbins
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Moin, moin,

wie war Deine Nacht, Meikel? Und wie ist Dein Morgen?

Freitag - ist ja eigentlich noch Alltag in der Klinik - an den Wochenende wird es ruhiger (will heißen - die Patienten bleiben alleine in ihren Zimmern, weil weniger Untersuchungen anfallen und weil weniger Personal da ist)

In welche Richtung (also Himmelsrichtung) geht eigentlich Eure Fensterfront? Ich stelle mir das gerade so vor - alle Betten in Richtung Fensterblick ausgerichtet - ein Riesenpanorama in grün und blau mit einigen Federwölkchen. Wenn es nicht das Bergmannsheil wäre, dann wär's schon fast romantisch.

So beim ersten Lesen Deiner "Realsatire" und anderer Beiträge von Dir fehlte mir zunächst die emotionale Distanz, um Dein Schreiben an sich zu bewerten. Aber nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, denke ich, dass Deine Erfahrungen durchaus Stoff für ein Buch sind - die Misere des Rauchens und die Misere des Rauchers schonungslos und schockierend erzählt und mit einer guten Portion Galgenhumor gemildert.

Der Heinz wäre da schon mal eine tragisch-komische Gestalt.

Hasta luego
Angelika

Verfasst am: 14.03.2014, 13:15
banya
banya
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ja Angelika, das sehe ich genauso, auch ich denke, Meikel hat das Zeug dazu, ein Buch der anderen Art über das Rauchen und die Folgen des Rauchens zu schreiben..... und vor allem ein Buch, welches es in dieser Form bis heute nicht gegeben hat......
es wäre bestimmt äußerst lesenswert und würde den einen oder anderen vielleicht sogar zum Aufhören bewegen.....

und eigentlich ist es doch auch Zeit für ein neues Buch, oder??? Allen Carr hat sich ja schon ein stückweit überlebt und die Welt braucht förmlich ein neues und ganz anderes Buch......
und wenn man schon so viel schriftstellerisches Talent hat, warum sollte man dann nicht aus der Not auch eine Tugend machen können????

ich würde das Buch schon mal erwerben und auch lesen..... und wäre mit Sicherheit nicht die einzige....

Verfasst am: 14.03.2014, 13:27
ichbins
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Und vorne auf dem Cover prangt der Titel von diesem Fred

DAS MONSTER IN MIR

Besser geht es nicht.

Und natürlich soll es aufklären - also gut recherchierte Sachinformationen mit gelebten Geschichten.

Von wegen - die Russen sind an meiner Krankheit schuld, weil sie so die Umwelt verpesten.

Hasta luego
Angelika

Verfasst am: 14.03.2014, 13:35
delia0304
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Huhu,

ich finde den Vorschlag von Angelika genial!!! Ich würde mir das Buch auch kaufen und es allen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, empfehlen.

Meikel, du hast wirklich dat Zeuch dazu (wie man hier im Pott zu sagen pflegtI) :-)

Liebe Grüße,

Delia

Verfasst am: 14.03.2014, 20:40
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Es lebt!

Recht lange schon gehe ich diesen rauchfreien Weg. Oft hart. Meistens wie selbstverständlich, manchmal eher zufällig kongenial, intuitiv richtig handelnd.

Seltenst so nah am Abgrund des Rückfalles, wie heute.

Der vielzitierte " Final cut" - für viele im Forum der goldene Weg in die Freiheit, in die rauchfreie Selbstbestimmung. Meins war er nie. Allan Carr halte ich für einen Scharlatan, der, einst zum richtigen Zeitpunkt, eine goldene Ära der Schickimicki-Aufhören-mit-Rauchen-Wollen- Generation eingeläutet hat. Ein Revolutionär? Möglicherweise. Multimillionär? Sicher.

Alle, die den letzten, finalen Schnitt getan haben, die, welchen A. Carr den Weg zum Nichtraucher geebnet hat, für lange, oder gar für immer: Tief empfundener Respekt für euch alle.

Heute sprach mein Monster mit mir. "Komm..."!

Nein, ich bin nicht in den Dialog gegangen. Ich habe Rettung eingefordert. Für mich, für die 244 zigarettenfreien Tage auf meinem Ticker. Für mein Leben. Meine Frau kam -sofort- brachte mir Nicor**** als Inhalierstick. Damit konnte ich seinerzeit meinen Ausstieg schaffen. Jetzt sollte es mein Defibrillator sein. Und: Nein, ich habe nicht geraucht. Nikotin: ja. Rückfall: Abgewendet. Wer es mag kann mich nun verteufeln.

Gestern abend habe ich mich mit meinem Bettnachbarn Adolph noch über bayrische Gerichtsbarkeiten ausgetauscht. Adi, 45 Jahre Selbstgedrehte, seit 25 Jahren Nichtraucher mit Lungenkrebs im Endstadium.

Adolph hatte vergessen sein Plastikschälchen mit Warmwasser anzufordern. Für die Zähne, die herausnehmbaren. Meikel macht's. Gerne na klar!

Heute früh gegen 10.00 ging es ihm schlecht. Keine Luft. Für alle Fälle gab es eine Patientenverfügung: Keine lebensverlängernden Maßnahmen.

Stöhnen, Schreien, 3, 5, 8 Ärzte hier im Zimmer, Bewusstlosigkeit, Röntgen, Sono.

Adolph wurde verlegt, seine Frau, die beiden Töchter wurden gerufen. Er wurde in "Zimmer 16" gebracht- der interne Code für das Sterbezimmer. Dort kann der letzte Rest an Würde gewahrt bleiben. Für ihn und die Angehörigen.

Gegen 15:00 Uhr war der Kampf beendet. 16:00 Uhr? Keine Ahnung. Er hat den Kampf verloren. Das Morphium hat ihm, mutmaßlich schmerzfrei, seine Würde belassen, bis zum Schluß. Heinz ist um 15:00 entlassen worden, nach Hause.

Ich wurde in den 1960/70 Jahren erzogen, nach den damals herrschenden Erziehungsmaßstäben. Von meiner alleinerziehenden, kettenrauchenden Mom.

"Jungs weinen doch nicht", hieß es von ihr oft. "Und wenn, dann leise."

Den späten Nachmittag habe ich auf dem Balkon verbracht, bei 25 Grad in prallem Sonnenschein. Allein auf dem Zimmer. Und es war ruhig hier, sehr ruhig.

Ich habe nur noch weinen können. Heftig, zitternd am ganzen Körper. Aber ich habe leise geweint.

Meikel

Verfasst am: 14.03.2014, 20:55
Paladin
Paladin
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Das ist genau die Realität, die wir als Raucher allzu gerne ausgeblendet haben. Für Adolph tut es mit gerade sehr leid. 25 Jahre schon Nichtraucher und dann das ...

Meikel, ob du nun laut oder leise weinst - halte deine Emotionen nicht zurück. Danke, dass Du uns diesen Bericht nicht unterschlagen hast. Traurig ...

Musst Du das Wochenende im KH verbringen und das allein auf dem Zimmer?

Verfasst am: 14.03.2014, 20:59
bettina-nordlicht
bettina-nordlicht
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Ohne Worte!

Dein Bericht bringt einen wirklich zum grübeln und zum laut weinen wollen, es tut mir sehr leid, dass du das durchleben musst und ich drücke dich mal ganz feste.

Das in dieser Situation dein Monster auftaucht ist verständlich, um so stolzer kannst du auf dich sein, diesem widerstanden zu haben!

Ganz lieben Gruß
Tinchen