aus dem Plänterwald

Verfasst am: 02.02.2017, 00:59
Plänterwäldler
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Hallo und guten Abend zusammen,

oder auch guten Morgen, ich sehe gerade, es ist bereits 00:05,

ich war dabei zu berichten, was einem seit frühester Jugend modetechnisch tyrannisiertem und somit traumatisiertem männlichen Bundesbürger in deutschen Bekleidungsgeschäften widerfährt. Man bemerke die Wortwahl "widerfahren", denn alles was sich in derlei geschäften abspielt, steht dem Willen des männlichen, einfachen und schlichten Konsumenten aus deutschen Landen diametral gegenüber, also wider Willen, oder sollte ich in dem Fall Widerwillen zusammen schreiben?

Da ist zunächst die Schar der Verkäufer und VerkäuferInnen, die ... wie? Na gut, nicht gerade Schar, sagen wir die Meute der Verkäufer und VerkäuferInnen, die ... wie? Okay , die vereinzelten Verkäufer und VerkäuferInnen, die sich taktisch geschickt in Zivilbekleidung ohne differenzierbare Kennzeichen unter die Kunden mischen. Ob dies den Zweck hat, die Wünsche der Kunden und ihr Einkaufsverhalten ähnlich wie bei Internetsuchmaschinen hat oder ob es schlicht dem Zweck des Unerkanntseins, also frank der Arbeitsscheue dient, wurde noch nicht genauer verifiziert.

Da meine erste Anlaufadresse nach Lesen des ersten Viertels der Zeitung und Verspeisen des pappigen Blödchens geöffnet hatte, begab ich mich also ins Kriegsgebiet. Dringend benötigtes Verkaufspersonal war wie immer perfekt getarnt, doch dann gelang es mir, ein hemdsärmliges Wesen in einer dunkleren Reihe zwischen Herrenhosen links und Jacken rechts zu isolieren. "Verzeihung, können Sie mir helfen?" "Eher nicht, ich bin der Hausmeister, ich soll da oben die Lampe austauschen, wissen Sie wo die Filialleiter ist?" Nein, verehrte Leser, der hausmeister war sich der deutschen Grammatik ausnahmsweise mal bewusst, er suchte die Leiter der Filiale, also ... die eine Leiter der Filiale.

Ich schaute mich weiter um, entdeckte ein blasses männliches Wesen mit Telefon am Ohr, auf den bedauernswerten Gesprächspartner einredend. Bedauernswert, weil das Gespräch schon Minuten dauerte. Dabüber hinaus stand das telefonierende Wesen doof wie 100 Meter Feldweg mitten in der Filiale und drehte ich langsam im Kreis. Und dann entdeckte ich es, das Wesen trug ein namesschild. Ich ging flugs drauf zu, sah es: 'Aha, der gehört zum Laden, Tarnung unvollständig, die Schrift unter dem Namen erklärt warum'. Es stand zu lesen: "Ich lerne im 3. Jahr." 'Gib der Jugend eine Chance' dachte ich bei mir, auch du warst mal Lehrling, und wartete folgssam, bis er sein Gespräch beendet hatte.

"Guten Morgen, verzeihung, können Sie mir bitte helfen?" fragte ich also artig, als er sein gespräch sieben Minuten und gefühlte 100 Umdrehungen später beendet hatte? "Ich kenne mich nicht so aus in Kleidergrößen, können Sie mir sagen, welche Hosengröße ich habe?" Janee, ist klar, sie, verehrte Leserin haben natürlich sämtliche Kleidergrößen ihres Mannes, ihres Sohnes, des Sohnes ihres Sohnes, des Mannes ihrer besten Freundin und deren Sohn sofort griffbereit abrufbar im weiblichen Bregen. Der männliche Bregen wurde von der Evolution anders gestrickt. Ich war immerhin schon glücklich, mir die Fähigkeit zu fragen erarbeitet zu haben.

Nun, jener vom Stamme der Azubi schaute mich kurz an, scannte mich dann einmal von oben nach unten und von unten wieder nach oben und sagte: "Ich schätze BW auf 85 bis 91 also 33 und IBL 96 bis 102 also 40, ich tät slim nehmen." Sprachs, drehte sich um ind verschwand, erneut eine Nummer wählnd, hinter einer Metalltür mit der Aufschrift "Nur für Personal". Und ich armes Würstchen stand nun da mit seinen Lottozahlen sowie seiner Empfehlung für Gewichtsreduktionstabletten, nur wusste immer noch nicht, nach welcher Größe ich schauen sollte. Seine Lottozahlen noch im Kopf fiel mir eine Hose auf, auf deren Zettel stand 33/40 slim.

Waren das am Ende gar nicht die Lottozahlen des in der Bekleidungsindustrie üblichen Lottospiels 2 aus 90 gefühlt 250? Sollten die mathematischen komplett verkehrte Gleichungen jenes Lehrlings, 85 - 91 = 33 und 96 - 102 = 40 trotz aller Blödsinnigkeit Sinn machen? Überdies stand unten auf dem Zettel Slim. Ich hatte das für den Markennamen der Jeans gehalten, es gab auch noch die marke Straight, erst später fiel mir auf, Marke Normal gabs auch. Nun, ich nahm also Marke slim 33/40, verzog mich in die Umkleidekabine.

Jacke aus, Vorhang aufgerutscht weil Arme zu lang für die Kabine. Schuhe ausziehen, Vorhand tüddelt mir in der gebeugten Haltung um die Ohren, obwohl mein Hinterteil an die Rückwand gelehnt ist. Müssen diese Kabinen so eng sein? Lederhose aus, neue Hose .... nein ... nicht an ... Lederhose wieder an. Um in diese Jeans zu kommen, brauche ich mehr als nur einen Schuhanzieher. Ich kam mit dem Fuß nicht mal weiter als Oberschenkelhöhe der Beinröhre. Schuhe also wieder an, aber wir sind mal schlau, wir knoten die Schnürsenkel nicht zu, lassen auch das andere in der Kabine, Vorhang zu, schauen weiter, dabei ein Auge auf die Kabine.

Fortsetzung folgt morgen.

Es grüsst grinsend Daniel aus dem Plänterwald,

heute wieder Nachteule

Verfasst am: 02.02.2017, 12:46
Socke123
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Hey Nachteule,

da wollt ich mir nur ma endlich für deinen originellen Beitrag in meinem Wohnzimmer bedanken, bin eh schon spät dran, weil paar Tage ausgefallen und seh, du hast ganz schön was weg zu stecken. Weißt du, du gefällst mir echt gut! Klar haut einen das ein oder andere mal aus den Latschen. Man denkt, dass das zu tragende Päckchen doch eigentlich schon schwer genug ist (ich sprech aus Erfahrung) und man findet sich in den Seilen oder auf dem Boden. Logisch brauchts dann eine Weile, sich neu zu sortieren und das weitere Vorgehen zu planen. Klasse wie du das Schicksal in seine Schranken weist und das finde ich toll. Wegschicken kannst du es ja nicht, aber du kannst verhindern, dass es dich trübsinnig werden lässt. Immer wieder aufstehen und die Fortbewegungsart verändern UND dabei nicht den Frohsinn verlieren. Genau mein Lebensmotto. Miesepeter jibbet weiß Jott jenuch auf der Welt! Weiter so.

Und weil ich zu deiner Erheiterung auch bisschen beitragen möchte, dachte ich... na ja, könnt ma vorstellen, bist ja Katzenbesitzer, dat de dich inne leicht überzeichneten Zeilen auch wieda finden tus:

[color=blue][u]Einer Katze eine Pille geben...[/u]

Nehmen Sie die Katze in die Beuge Ihres linken Armes, so als ob Sie ein Baby halten. Legen Sie den rechten Daumen und Mittelfinger an beiden Seiten des Mäulchens an und üben Sie sanften Druck aus, bis die Katze es öffnet. Schieben Sie die Pille hinein und lassen Sie die Katze das Mäulchen schließen...
Sammeln Sie die Pille vom Boden auf und holen Sie die Katze hinterm Sofa vor. Nehmen Sie sie wieder auf den Arm und wiederholen Sie den Vorgang...
Holen Sie die Katze aus dem Schlafzimmer und schmeißen Sie die angesabberte Pille weg.

Nehmen Sie eine neue Pille aus der Verpackung, die Katze erneut auf den Arm und halten Sie Tatzen mit der linken Hand fest. Zwingen Sie den Kiefer auf und schieben Sie die Pille in den hinteren Bereich des Mäulchens. Schließen Sie es und zählen Sie bis 10...
Angeln Sie die Pille aus dem Goldfischglas und die Katze von der Garderobe. Rufen Sie Ihren Mann aus dem Garten.

Knien Sie sich auf den Boden und klemmen Sie die Katze zwischen die Knie. Halten Sie die Vorderpfoten fest. Ignorieren Sie das Knurren der Katze. Bitten Sie Ihren Mann, den Kopf der Katze festzuhalten und ihr ein Holzlineal in den Hals zu schieben. Lassen Sie die Pille das Lineal runterkullern und reiben Sie anschließend den Katzenhals...
Pflücken Sie die Katze aus dem Vorhang. Nehmen Sie eine neue Pille aus der Packung. Notieren Sie sich, ein neues Lineal zu kaufen und den Vorhang zu flicken.

Wickeln Sie die Katze in ein großes Handtuch. Drapieren Sie die Pille in das Endstück eines Strohhalmes. Bitten Sie Ihren Mann, die Katze in den Schwitzkasten zu nehmen, so dass lediglich der Kopf durch die Ellenbogenbeuge guckt. Hebeln sie das Katzenmäulchen mit Hilfe eines Kugelschreibers auf und pusten Sie die Pille in ihren Hals....
Überprüfen Sie die Packungsbeilage um sicher zu gehen, dass die Pille für Menschen harmlos ist. Trinken Sie ein Glas Wasser, um den Geschmack loszuwerden. Verbinden Sie den Arm Ihres Mannes und entfernen Sie das Blut aus dem Teppich mit kaltem Wasser und Seife.

Holen Sie die Katze aus dem Gartenhäuschen des Nachbarn. Nehmen Sie eine neue Pille. Stecken Sie die Katze in einen Schrank und schließen Sie die Tür in Höhe des Nackens, so dass der Kopf herausschaut. Hebeln Sie das Mäulchen mit einem Dessert-Löffel auf. Flitschen Sie die Pille mit einem Gummiband in den Rachen...
Holen Sie einen Schraubenzieher aus der Garage und hängen Sie die Tür zurück in die Angeln. Legen Sie kalte Kompressen auf Ihr Gesicht und überprüfen Sie das Datum Ihrer letzten Tetanusimpfung. Werfen Sie Ihr blutgesprenkeltes T-Shirt weg und holen Sie eine neues aus dem Schlafzimmer.

Lassen Sie die Feuerwehr die Katze aus dem Baum auf der gegenüberliegenden Straße holen. Entschuldigen Sie sich beim Nachbar, der in den Zaun gefahren ist, um der Katze auszuweichen. Nehmen Sie die letzte Pille aus der Packung. Binden Sie die Vorder- und Hinterpfoten der Katze mit Wäscheleine zusammen. Knüpfen Sie sie an die Beine des Esstisches. Ziehen Sie sich Gartenhandschuhe über, öffnen Sie das Mäulchen mit Hilfe eines Brecheisens. Stopfen Sie die Pille hinein, gefolgt von einem großen Stück Filetsteak. Halten Sie den Kopf der Katze senkrecht und schütten sie Wasser hinterher, um die Pille herunter zu spülen....
Lassen Sie sich von Ihrem Mann ins Krankenhaus fahren. Sitzen Sie still, während der Arzt Finger und Arm näht und Ihnen die Pille aus dem rechten Auge entfernt. Halten Sie auf dem Rückweg am Möbelhaus und bestellen Sie einen neuen Tisch.[/color]


Gut gelacht ist halb gewonnen. Hoffe, deinen Lachnerv getroffen zu haben

Ich wünsch dir einen fröhlichen Tag und ein möglichst immer sonniges Gemüt


Liebe Grüße vonne Socke

Verfasst am: 02.02.2017, 17:56
VenezianischerKarneval
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Hi, Daniel,
ich hoffe, wir erfahren gegen Ende des Jahres, ob du nun eine neue Hose hast oder nicht
und Frau vonne Socke, ich hatte mich gerade geschminkt und bei deinem Katzen-Protokoll liefen echt die Tränen...
...aber eigentlich wollte ich was ganz anderes, nämlich berichten, dass ich heute morgen noch einmal sehr aufmerksam Daniels Stangenbrot-Video angeschaut und anschließend mein Backbrett und mein Zerkleinerungs-Küchenteil eingeweiht habe und vom Ergebnis sehr angetan bin!
Eins der Brote nehme ich gleich zu meiner Freundin mit
Dir, lieber Daniel, wünsche ich einen ruhigen Dienst, ich gehe mal davon aus, dass du wieder Nachteule vom Dienst bist, right?
LG sendet dir Claudia

Verfasst am: 03.02.2017, 09:14
Socke123
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Alles jut bei dir? Müss ma uns Sorjen machen? Has uns doch de Fortsetzung vonne Hosenkauf und so...

Nee, will nicht drängeln. Hoffe, es ist alles im Lot! Das ist nämlich viel wichtiger. Bins bloß nicht gewohnt, dass sich in deinen vier Wänden innerhalb von mehr als 24 Stunden nichts rührt.

Lass dir liebe Grüße da; ich weiß wohl, es gibt noch ein Leben neben dem Forum

de Socke

Verfasst am: 03.02.2017, 17:01
Cerise75
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Mein Lieber Daniel,

danke für deinen Lieben Besuch und deine wie immer tollen witzigen Worte und ja ich warte auch darauf das wir weiter einkaufen gehen
ich frage mich immer wie du an die ganzen Sachen kommst *grins* .... und ich finde es toll das du mich auch hier von Anfang an begleitet hast und das du trotz soviel eigener Sorgen, so viele liebe und aufbauende Worte für andere findest.

Bleib so wie du bist


lg
Tanja

Verfasst am: 03.02.2017, 18:50
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Guten Abend, Daniel,
hoffentlich hast du das Plumpsen des Gebirges bis nach Berlin gehört...
Dann wünsche ich dir heute Nacht einen ruhigen Dienst, manchmal ist es halt so. Du hast es überstanden.
Und ja. also, wie war das mit der Hose???
Hab' trotz allem ein schönes Wochenende und sei lieb gegrüßt von Claudia

Verfasst am: 03.02.2017, 18:53
Cerise75
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Mein Lieber Daniel,

dann wünsche ich uns wartendem Volk viel Erfolg (huch ich kann ja reimen das du es schaffen tust, denn wir sterben hier ja schon alle vor Neugierde *grins*.....

ich werde dennoch jetzt das Wochenende weiter entspannt ohne PC angehen um meine Rauchfreie Zeit zu geniessen ;-) und freue mich dennoch riesig auf die Forsetzung .....

wünsche einen angenehmen Nachtdienst ;-)



lg
Tanja

Verfasst am: 03.02.2017, 18:56
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Hallo und guten Abend zusammen,

ganz kurz und knapp, denn ich muss mich fertig machen zur heutigen Schicht: ich lebe, ich bin so rauchfrei wie vorgestern und 142 Tage zuvor, daran ändert auch eine Schicht wie die gestrige mit insgesamt drei Todesfällen nichts. Ich bin mir sehr sicher, dass ihr es mir nicht übel nehmt, wenn ich nach solcher Schicht nicht mehr großartig schreiben mag sondern heute morgen nur noch ins Bett gefallen bin, nachdem ich den Betrieb zwei Stunden später als regulär verlassen habe. An dieser Stelle ein herzliches Danke schön an die bundesdeutsche Bürokratie.

Das ich bei solcher Schicht nicht zum schreiben komme, ist euch so klar wie mir. Es ist sowieso nach wie vor als ein Privileg zu betrachten, wenn ich bei der Arbeit dazu komme, hier aktiv zu sein.

Nu aber ab, ich muss mich fertig anziehen und auf den Weg machen, seid mir alle gegrüßt, bleibt rauchfrei,

Daniel aus dem Plänterwald

Verfasst am: 03.02.2017, 20:28
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Hey Daniel,

nur ganz kurz:

du hast bei Tanja geschrieben:

"Du wirst also eventuell heute endlich erfahren, ob ich mir eine Hose erkämpfen konnte und in welcher Farbe, ob schamrot oder allerseelenschwarz, quarkweiß, bischofslila oder hornhautbeige."

Wie wäre es mit einer stützstrumpffarbenden Hose, das wäre doch tres chic. (tres mit accent grave)

einen ruhigen Nachtdienst wünsche ich dir.
lg Heide

Verfasst am: 04.02.2017, 01:15
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Hallo und guten Morgen alle zusammen,

da ist gerade ein wenig Zeit übrig, um euch weiter zu berichten von einem der auszog, eine neue Hose zu Kaufen und dabei das Gruseln zu lernen.

Wie interessierte Leser noch wissen, hatte ich nach erstem vergeblichen Versuch den Kampf nicht aufgegeben, sonder im Gegenteil, ich hatte eine Umkleidekabine belegt und war willens, mich weiter ins Getümmel zu stürzen um dann irgendwann ein Beinkleid annektieren zu können. Es galt aber erst mal, die erste ausgewählte, nur mit Schuhlöffel anziehbare Hose wieder loszuwerden. Gewissenhaft klammerte ich sich in die Klammern der Bügels, hängte sie zurück an den Kleiderständer und ..... hob die Hose daneben vom Boden auf, die durch das Aufhängen meiner runtergefallen war. Man ist ja ordentlich, also nahm ich den Bügel dieser Hose, hängte sie in die Klammern, dann an den Ständer, mit dem Erfolg, das nun meine plus deren Nachbarhose gemeinsam am Boden lagen. Was macht man nun? KLar, ich könnte mich umschauen ob auch wirklich niemand zu mir sieht und all das Elend ausser Sichtweite unter den Kleiderständer kicken.

Tat ich nicht, ich entdeckte einen leeren Kleiderständer mit einem Schild, auf dem stand zu lesen: "Gerne hängen wir Ihre Anproben wieder zurück." Ich verstand, die masochistischen Neigungen des Verkaufspersonals wurden mein Glück. Ich war Willens, soeben die erste Hose an den Bügel zu Klammern, da hörte ich "TWÄNNNNG", danach ein kurzes "PLing", ich blickte in meine Hände, die Metallfeder der Bügelklammer war gegen den nächsten Spiegel geschossen, unter mir lagen die beiden schwarzen Klammerbacken. In der löblichen Absicht, nicht noch mehr schaden anzurichten entschied ich mich, die Hosen über die Stange des Kleiderständers zu hängen, die Bügel daneben. Erleichtert wie nach dem morgendlichen Toilettengang hatte ich nun wieder Augen und Hände frei, nach weiteren Hosen zu suchen.

Mich langsam drehend umsehend nach weiteren Kleiderständern mit Herrenhosen hörte ich mit einem Mal hinter mir eine Stimme. "Darf ich Ihnen helfen?" Es war jener Junge vom Stamme der Azubi. "Nun ja," sagte ich "Sie dürfen gerne, wenn Sie können, ich hatte diese Hose probiert, die schien mir Ihren Angaben nach eine gute Wahl zu sein, aber ich fürchte, das war zu schmal, ich kam nicht rein." "Oh" sagte er "dann schauen wir vielleicht besser mal hier, wenn Sie mir bitte folgen wollen?" Ich ging ihm nach, besser gesagt, schlich ihm nach, denn seine Bewegungsabläufe und das Tempo erinnerten mich immer noch frappierend an Tapetenkleister, angerührt für extra schwere Rauhfaser.

An einem anderen Ständer angekommen hielt er mir eine Hose entgegen, vielsagend lächelnd: "Schauen Sie sich dieses kornblumenblaulilagrau Melieret, diese Nuancen," dabei hielt er mir eine Hose entgegen, die ich bestenfalls als blasses, ausgebleichtes Jeansblau deklariert hätte, auf Kniehöhe bedenkliche Beschädigungen, wie sie heutzutage alle Jugendlichen tragen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, ich betrachte diese Mode als Fall für den Reißwolf oder den guten alten mit seinem Transporter F 20 H durch die Strassen tuckernden Lumpensammler. Der Schnitt der Hose wies zusätzliche Erinnerungsmerkmale an die Zeit auf, in der noch mit Glocke bimmelnde Lumpensammler durch die Straßen tuckerten.

Ich sah mich, diese Hose anhabend, auf meinem eignen Sofa liegend meine Katzen beglückend, jede von ihnen wäre mit Begeisterung in eins der Hosenbeine gekrochen, hätte sich dort drei bis vier Mal gedreht, bevor sie sich dann zur Ruhe gebettet hätten. Was ein Hosenschlag. Treffender weise hieß das Hosenmodell, so entnahm ich dem Schild am Ständer "Woodstock". Erfahrene Leser können sich jetzt sicher in Bild der Hose machen, es fehlte nur noch ein drei Finger breiter Gürtel mit Handteller großer Schnalle. "Das ist das neueste auf dem Markt, ein Reveifall Modell" beschied mir der Jüngling. Ich nickte anerkennend und dachte bei seiner Aussprache: 'Der Englisch Kurs muss sich erst noch bezahlt machen, wird aber noch.'

"Ich danke Ihnen, aber das ist nicht unbedingt, was ich suche. Ich schau mich mal selber noch weiter um, vielen Dank einstweilen." Sprachs, lächelte ihm noch mal freundlich zu und trollte mich meiner Wege zu weiteren Hosenständern. Wie waren noch die Lottozahlen? Ich kam ins Grübeln. Herrenausstatterlotterie 2 aus 150, wir spielen weiter, da fiel mir noch über die Zahlen grübelnd eine Hose auf. Schlichtes Sandbeige, im Jargon der modisch gebildeten hieß die Farbe wahrscheinlich Tibetorange. Kopf schief halten, mit Neigung nach links, nochmal nach rechts, schnappen, rein in die Kabine, anprobieren. Was man so anprobieren nennt, denn wer schon einmal eine leicht feuchte Lederhose anhatte weiß, was es bedeutet, aus solchen dann raus zu kommen.

Verschärft durch die Proportionen einer deutschen Umkleidekabine kein leichtes Unterfangen. Dann rein, in die andere Hose. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte laut Juch-heit, denn sie saß, passte, wackelte und hatte Luft. Die Nummern auf dem Größenschild waren nicht weit, doch entscheidend von den Angaben des Jünglings entfernt. Nun, er lernt noch, ich mag da gerne nachsichtig sein, ich war auch mal einer vom Stamme der Azubi. Da die nun passte dachte ich, nach der Größe schauend eventuell noch eine weitere Farbe zu ergattern, sozusagen gleiche Hose, nur andere Farbe. Gab es auch, in Bordeaux-rot, so würde ich es nennen. In der Modebranche nennt sich die Farbe wahrscheinlich toskanisch-herbstlaub-rot. Ich liebe diese modischen Farbbezeichnungen schon immer, Farben wie Quarkweiß und Schamrot, Bischofslila, Hornhautbeige, Allerseelenschwarz. Wie auch immer, auch diese Hose sackte ich ein und begab mich wieder in meine Kabine, probierte die noch, auch sie passte.

So hatte ich es geschafft, war glücklich, ich hatte zwei Hosen an einem Tag gefunden. Raus aus der roten, rein in die Lederhose, die Schuhe, diese zubinden ..... GGRRRZZZZZ .... sagte mein Schnürsenkel und teilte sich. Eidechsen habe eine ähnliche Fähigkeit, auch sie werfen bei Belastung den Schwanz an einer Sollbruchstelle ab. Nur regenerieren sie diesen, meine Schnürsenkel tun das nicht. Ich tat, was man als einziges tun kann in solcher Situation, die zwei enden zusammen knoten, Schuhe zubinden und an die Kasse gehen um zu zahlen und draußen dann nach einem Schuhgeschäft zu suchen.

Könnt ihr mein Glücksgefühl verstehen für diesen Tag. Ich war zwar nicht zum Arzt gekommen, ich wurde nach erfolgter Heimkehr zu Hause noch zur Arbeit gebeten, aber wenigstens eine Baustelle war abgearbeitet. Und wenn ihr euch nun fragt, warum ich euch das alles erzählt habe, dann habe ich darauf eine einzige und wahre Antwort:

Um euch mit dem Lesen von eventuellen Rauchgelüsten abzulenken und euch ein wenig zu erheitern.

In diesem Sinn, euch ein schönes Wochenende, möge es erholsam sein, denjenigen unter euch, die arbeiten müssen, wünsche ich ruhige Schicht,

es grüßt euch freundlich,

Daniel aus dem Plänterwald