Seit 54 Tagen rauchfrei und depressiv -___-

Verfasst am: 12.11.2012, 16:06
Michaela123
Michaela123
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Ihr Lieben,

ich habe die erste Zeit ohne Zigarette eigentlich recht gut überstanden und das nach über 10 Jahren Glimmstengelliebe. Ich selbst bin 28 Jahre alt, Studium beendet, neue Wohnung, rein in den Job und mit diesem neuen Lebensabschnitt beschlossen: Schluss, Ende und aus!

Im letzten Jahr habe ich viel an meiner Figur gearbeitet von bin von 65 auf 56 kg runter, sehr sportlich und ernähre mich äußerst gesund (naja zumindest würden das die LOGI-Gurus so sehen ). Das ist nun sehr persönlich aber ich muss mir das von der Seele schreiben: In meiner Vergangenheit hatte ich immer wieder mit depressiven Phasen zu leben. Auch war ich in therapeutischer Behandlung, da ich Medikamente ablehne. Seit ca. vier Jahren ist dahingehend Ruhe und es ging mir gut.

Dann kam der Rauchstopp. Ich bin urplötzlich unfassbar traurig und fange von 0 auf 100 in aller Öffentlichkeit an zu Weinen, bin oftmals traurig, sehe keinen Erfolg in meinem Erfolg (54 Tage!!!!!) obwohl ich weiß, dass dies ein großartiger Erfolg ist....die Freude ist nicht da und das auch in Alltagsmomenten. Unterstützt wird dies durch eine massive Gewichtsszunahme von mittlweile 4 kg in sehr kurzer Zeit... Und das trotz Sport (2-3 x Jogging, 1-2 x Klettern, 1x Schwimmen pro Woche, gehe 1 km zu Fuß zur Arbeit), gesunder Ernährung (nach LOGI, wenig bis gar keine Kohlehydrate), viiiiiiiiiel Flüssigkeit (2-3 Liter pro Tag), wenig Alkohol (wenn am WE mal ein Glas Rotwein) und ich nasche nicht, da ich nicht so auf Schokolade stehe (ja ich bin eine Frau ;-) und das ist seeeeehr ungewöhnlich).

Daher wirken "Aufmunterungen" oder Tipps, man solle viel trinken, Sport treiben und gesunde Ernährung auf mich naja - Sie helfen mir nicht..... Diese "negativen" Auswirkungen zumindest meines Rauchstopps findet man in Zügen in diversen Foren und werden meist nur im Kleinen angesprochen, da sie wohl auch psychologisch ein Hinderungsgrund für einen Stopp sein könnten. Aber: Ich brauche Hilfe! Erfahrungen, Meinungen und Tipps.

Ich hoffe hier ein paar Menschen zu treffen, denen es ähnlich ergeht oder erging.

Bitte entschuldigt, dass ich hier jammere.... Aber es überwiegen schon fast Vernunftgründe, das Rauchen wieder anzufangen.

Eure Michi

Verfasst am: 12.11.2012, 18:13
Beate65
Beate65
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Hallo Michi,

dein Bericht hat mich sehr bewegt.

Ich hatte auch schon mehrere Versuche und kenne dein Problem, ich war auch sehr verstimmt.
Johanniskraut und eine Therapeutin (die leitete unseren Rauchfreikurs) halfen nicht.

Heute weiß ich der Stoffwechsel stellt sich um, das Hirn muss erst lernen selbst Dopamin zu produzieren.
Die Zigaretten haben uns halt auch glücklich gemacht.

Halte durch, ich bin schon zwei Jahre rauchfrei, du schaffst es auch.

Liebe Grüße
Beate

Verfasst am: 12.11.2012, 18:22
Beate65
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Nikotin ist eine der am schnellsten süchtig machenden Substanzen. Es hat nicht nur psychostimulierende Wirkungen wie Kokain oder Amphetamin, sondern stößt im Gehirn die gesamte Breite der Neuromodulatoren an und wirkt wie der Dirigent in einem Konzert auf viele Instrumente ein“. Nikotin greift an zwei verschiedenen Kompartimenten an, den präsynaptischen und postsynaptischen Acetylcholinrezeptoren („Nikotinrezeptoren“).
Bei Bindung an die Rezeptoren kommt es zur Ausschüttung unterschiedlicher Neurotransmitter (chemische Stoffe, die dem Informationsaustausch zwischen den einzelnen Nervenzellen dienen) wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Endorphinen.

Verfasst am: 12.11.2012, 18:24
claudiafrei
claudiafrei
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hey,
erstmal herzlichen Glückwunsch, dass du es soweit geschafft hast. Sei stolz auf dich. Du bist hier vielen um einiges voraus. Von 54 Tagen kann ich bisher nur träumen.
Finde es gut, dass du dir erstmal Hilfe suchst bevor du wieder zur Zigarette greifst. Erfahrungen habe ich diesbezüglich leider nicht und Tipps kann ich dir auch nicht geben. Vielleicht finden sich hier im Forum aber noch einige andere, denen es ähnlich geht oder ging.
Habe schon mal gelesen, das es einen Zusammenhang zwischen Rauchstop und depressiven Verstimmungen geben kann. Aus meinen Erfahrungen (Familienmitglieder hatten Depressionen) rate ich dir aber dazu einen Facharzt aufzusuchen, da du schon mal Probleme damit hattest. Er allein kann die richtige Diagnose stellen. Wir haben dafür leider zu wenig Ahnung von der Materie und von der Gesamtsituation. Hoffe ich konnte dir ein klein wenig helfen.

Kopf hoch, du hast so eine Zeit schon mal durchgestanden und das wirst du auch dieses mal schaffen.

Verfasst am: 12.11.2012, 18:35
acryl
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Hey Michaela,

erstmal Glückwunsch zu 54 Tagen rauchfrei ! Stramme Leistung !!!
Bin erst bei Tag 28 und fühle mich sehr gut dabei.

Hmmm - Dein Problem deutet nach meinem Verständnis darauf hin, dass das Rauchen für Dich eine reine Kompensation ist.
Also nicht die Sucht das Problem sondern nur ein Ventil ist.
Deine Gewichtszunahme zeigt, dass Du mehr isst als verbrennst, Dein Problem also ein anderes Ventil gefunden hat.

Wenn Du jetzt wieder anfängst zu rauchen wird es Dir dauerhaft kaum besser gehen, da Du es für Dich nach 54 Tagen als absolute Niederlage werten müßtest.
Lass es - verinnerliche, dass es keine Zigaretten mehr gibt in Deinem Leben.
Du weißt, dass das besser ist für Dich !

Da Dein ursächliches Problem kaum kurzfristig gelöst werden kann versuche dessen Kompensation auf eine gesunde Sucht umzulenken. Sport.
Ja, ich weiß, Du machst schon reichlich - aber wie ich sehe primär aerobe Übungen.
Um dauerhaft bei Deinem gewünschten Gewicht zu bleiben baue Muskeln auf - das sind die Fabriken, die Kalorien verbrennen und dauerhaft die Erfolgsgarantie sind !

Geh in die Muckibude und trainier ! In Deinem Alter lassen Erfolge nicht lange auf sich warten.

Motivier Dich selbst ! Dein bisheriger Erfolg ist grandios !!!

Hau rein - Du schaffst das !

Gruss vom
Thomas

Verfasst am: 12.11.2012, 19:59
Michaela123
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Ihr Lieben,

ich bin so gerührt und kann mich bei euch alllen nur sehr herzlich bedanken

Das gibt mir so viel Mut und Kraft, vor allem weil es von Menschen kommt, die wohl genau wissen, wie man sich fühlt.

@acryl: Tag 28! Respekt, ab hier wird es leichter, wenn auch im Schneckentempo, aber Du wirst es spüren ;) Auch die Puste kehrt ab jetzt schneller zurück!! Mach weiter!!! Als nächstes hört der Husten auf ;) und der Teint wird "rosiger"
Ansonsten muss ich Dir wohl Recht geben. Du und Hatschepsut bringen mich darauf, ein alternatives Belohnungssystem zu suchen. "Immerhin beschäftigten wir uns in den 5 Minuten, die wir jeweils rauchten, nur mit dem "Genuss" unserer Zigaretten und konnten dabei alle möglichen anderen Sorgen beiseiteschieben, oder?" --> Das trifft es genau!!! Eine kleine Belohnung hat es aber bereits gegeben: Ein Kurztrip. Daher danke für die vielen Tipps Ich habe heute ein Bad mit klassischer Musik genossen, das hat auch geholfen.
@Hatschesput: Tag 12: Du fragst Dicher, wann "DAS" endlich aufhört, oder? Glaube mir, es hört sehr bald auf. Ich war in den ersten 2 Wochen recht nervös, frech bis aggressiv und ja, auch super vergesslich! Aber das gibt sich! Bleibe stark! Kein Glimmstengel der Welt macht, dass du diese Gefühle verschwinden, denn wir wissen nur zu gut, dass man dann alle paar Stunden rauchen "muss", um sich "besser" zu fühlen
@Claudiafrei: Vielen Dank für Deine lieben Worte, übrigens noch einmal an alle hier!!! Ich habe am Mittwoch einen Termin vereinbart, die Frau hatte mich in Sachen Ernährung begleitet. Von Haus aus ist sie allerdings Psychologin. Claudiafrei, bleib am Ball! Es wird schwer, aber Du kannst es schaffen! Helfen bei Dir ein paar Freunde?
@Beate: Ich danke auch Dir vor allem für die Infos. Ich fühle mich hier auch zum ersten Mal verstanden. Wer mich locker kennt, käme nie im Leben auf die Idee, dass ich mit solchen Problemen zu kämpfen habe. "Die Zigaretten haben uns halt auch glücklich gemacht." --> Nur zuuuu wahr Aber 2 Jahre: WOW!!!!! Super und ganz großen Respekt! Darf ich Dich fragen, wie lange Deine Verstimmung angedauert hat?

Euch allen einen schönen Abend und noch einmal Danke

Verfasst am: 13.11.2012, 19:39
acryl
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... na, das klingt doch schon viel besser Michaela,

Zuversicht ! Kopf hoch und sich nicht unterkriegen lassen.

btw. - habe auch zwei abgebrochene Therapien hinter mir und weiß, wie frustig das sein kann.

Man kann Vieles auch allein schaffen - oft sogar besser.

Lieber Gruss vom
Thomas

Verfasst am: 13.11.2012, 20:55
Mirabell
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Oh ja. Depressionen. Ich war jahrelang u.a. depressiv und habe mehrere Therapien, Reha und, nennen wir es mal "krankenhausaufenthalte" hinter mir.
Ich weiß, was Depressionen sind und ich habe wahnsinnigen Respekt vor dir. Trotz " verstimmung" so lange rauchfrei! Wow. Allergrößten Respekt! Weiter so!!!

Verfasst am: 14.11.2012, 11:15
Michaela123
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Ihr Lieben,

@Thomas: Vielen Dank für Deine lieben Worte, das tut sehr gut momentan.
Übrigens zum Thema Mucki-Bude! Hatte ich einige Jahre mit Unterbrechung gemacht und soo doll war das nicht ;) Ich habe mehr Spaß am Klettern, das ist zwar nicht so effektives Muskeltraining wie am Gerät aber spaßiger Danke für den Tipp...ich klettere ab jetzt öfter!

Wie geht es Dir eigentlich?

@Mirabell: Danke, das ist sehr lieb von Dir

Ich war jetzt die letzten Tage sehr tief unten und krieche langsam wieder hoch. Zum Glück gibt es verständnisvolle Menschen in meinem Umfeld. Ich muss aber sagen, dass hier im Forum viel Hilfe gegeben wird. Das gibt wieder ein warmes Gefühl in der ehemals verrauchten Brust

Von Deiner Geschichte hatte ich gelesen. Diese miese Laune kenne ich nur zu gut. Die ersten beiden Wochen war ich unausstehlich, habe dann von meinem Partner mal ordentlich Kontra bekommen und das hat dann gefruchtet. Er sagte: "Ein solches Verhalten kann man sich auch angewöhnen und du bist gerade auf dem besten Wege". Das hat gesessen und ich habe erkannt, dass ich doch eigentlich kein garstiger Mensch bin.

Man hat wohl als beginnender Nichtraucher mit depressivem Verstimmungen noch eine kleine Schlacht mehr zu schlagen, aber das macht stärker....zumindest gehe ich davon mal aus! Einen Vorteil muss das Ganze doch haben!

Verfasst am: 14.11.2012, 13:38
acryl
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Hey Michaela,

danke, mir gehts im Moment gut. Freunde sind meine größte Stütze - und die brauche ich sehr dringend.
Einige persönliche Tiefschläge brachten mich letztendlich vor gut zwei Jahren (nach 12- jähriger Abstinenz)
wieder an den Glimmstengel.

Nun, mit Sport und Ernährung habe ich mir 15 angefressene Kilos wieder runter gebracht, bei 1,91 m bin ich jetzt wieder auf 80 muskulös- schlanken Kilos, mit der Entwöhnung von den Kippen bin ich noch einen Schritt weiter zur Normalität.

Selbstdisziplin und - konditionierung genieße ich geradezu im Moment.
Ein paar Baustellen gibt es aber noch ...

Wo kletterst Du ?

Gruss
Thomas