dicht - Dichter - Gedichte - 2500.... - von allen für alle

Es war einmal ein Rotschopf,
der hatte weder Augen noch Ohren.
Er hatte auch keine Haare,
so daß man ihn an sich grundlos
einen Rotschopf nannte.
Sprechen konnte er nicht,
denn er hatte keinen Mund.
Eine Nase hatte er auch nicht.
Er hatte sogar weder Arme noch Beine.
Er hatte keinen Bauch,
er hatte keinen Rücken,
er hatte kein Rückgrat,
er hatte auch keinerlei Eingeweide.
Nichts hatte er!
So daß unklar ist,
um wen es hier eigentlich geht.
Reden wir lieber nicht weiter darüber.
D. Charms

Liebe Jutta,
danke für das wunderschöne Gedicht "Trost". Eva

Ein freundliches Wort geht nie verloren. Es läuft von einem zum andern, bis es schließlich zu uns zurück kommt.
Unbekannt

Sechzig Sekunden der Träumerei sind sechzig Sekunden lebendiger Ruhe für Leib und Geist.
Prentice Mulford

Fast ein Gebet
Wir haben ein Dach
und Brot im Fach
und Wasser im Haus,
da hält man’s aus.
Und wir haben es warm
und haben ein Bett.
O Gott, daß doch jeder
das alles hätt‘!
(Reiner Kunze)

...welch schöne Worte;
so wahr!
Danke, liebe Jutta

Möge das erste gute Wort, das du am Morgen sprichst, eine Brücke sein in den jungen Tag.
Altirischer Segenswunsch

Ein Wort über die Seele
Eine Seele hat man.
Keiner hat sie unentwegt
und für immer.
Tag für Tag,
Jahr für Jahr
kann ohne sie vergehen.
Manchmal nur nistet sie sich
in den Entzückungen und Ängsten der Kindheit
für länger ein.
Manchmal nur im Staunen darüber,
daß wir alt sind.
Sie assistiert uns selten
bei mühsamen Tätigkeiten,
wie Möbelrücken,
Kofferschleppen
oder beim Fußmarsch in engen Schuhen.
Beim Ausfüllen von Fragebogen
und beim Fleischhacken
hat sie in der Regel frei.
Von unseren tausend Gesprächen
beteiligt sie sich an einem,
und auch das nicht unbedingt,
lieber schweigt sie.
Wenn unser Körper zu schmerzen beginnt,
macht sie sich heimlich davon.
Sie ist wählerisch:
Ungern sieht sie uns in der Masse,
unser Kampf um Überlegenheit und der Lärm der Interessen
widern sie an.
Freude und Trauer
sind ihr nicht verschiedene Gefühle.
Nur in ihrer Verbindung
ist sie zugegen.
Wir können auf sie zählen,
wenn wir ganz unsicher sind,
und neugierig auf alles.
Unter den materiellen Dingen
mag sie Pendeluhren
und Spiegel, die emsig arbeiten,
selbst wenn niemand zusieht.
Sie sagt nicht, woher sie kommt
und wann sie uns wieder entschwindet,
doch ausdrücklich erwartet sie solche Fragen.
Es sieht so aus,
daß so, wie wir sie,
auch sie uns zu irgend etwas braucht.
Wisława Szymborska