Ausstieg aus der (Drogen)Sucht

Verfasst am: 03.10.2021, 08:37
Thesittingbull
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Guten Morgen!

Also, hier bin ich wieder im Wohnzimmer. Der 2. Tag rauch-freiheit. Wow. Es beginnt ein neues Leben. Mit dem Rauchen verbinde ich, gerade in der letzten Zeit, so viele negativen Erfahrungen. Und ich hoffe das die negativen Gefühle, Erfahrungen, destruktiven Seelenzustände mit dem Rauchstop und mit der Entwöhnung auch langsam verschwinden. Vielleicht hat der/die eine oder andere Erfahrungen damit gemacht und kann mir Helfen.
Ein gutes Jahr ist es jetzt her, dass ich auf eine massive Krise zusteuerte, die mit dem Bruch einer langjährigen Beziehung endete. Ich verlor den inneren Halt und zog mich fast komplett von meinen Freunden und Bekannten zurück. Ich wollte nicht mehr reden, ich wollte kein Spass mehr haben, ich strich alles aus meinem Reportoir was mit Lebensfreude, Zukunftszuversicht, Freundschaft, Lebenswillen und Lebenswirklichkeit zu tun hat. Ich verliess meinen alten Beruf, ich zog mich komplett auf mich selbst zurück.
Das ich das jetzt so schreiben kann, ist für mich selbst schon ein wahnsinniger Erfolg. Ich wollte eigentlich mich nicht mehr mitteilen, ich wollte schlichtweg vom Erdboden verschwinden. Ich habe mich selbst so stark abgelehnt, wie man sich nur ablehnen kann und wusste letztlich nicht mehr was mit mir los ist, wer ich bin und was ich will.
Puh, soweit erst mal für heute!
Allen einen wunderschönen Sonntag!

Verfasst am: 03.10.2021, 09:50
Titiritero
Titiritero
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Hallo Marcus,

Mir hat eine Drogenberatung über mehrere Monate sehr geholfen. Ein halbes Jahr war ich wöchentlich bei einer sehr netten Beraterin, die mir hilfreiche Gedankenanstöße gegeben hat. Seit über einem Jahr hab ich den Kiff nun weg und will jetzt zur Wurzel, dem Rauchen, vordringen.
Als ich zur Drogenberatung ging, hatte ich mein emotionales Tief und wäre meine Beraterin nicht so Klasse und geduldig gewesen, hätte ich mit ihrer Hilfe bestimmt einen Therapieplatz gesucht.
Was ich sagen möchte, aus meiner Erfahrung: manchmal sind die Emotionen, Substanzen und Erfahrungen so miteinander verstrickt, dass wir selber, alleine keinen angenehmen Weg finden alles zu entwirren. Und da kann eine neutrale Person von Außen echt wertvoll sein.

Du kannst sehr stolz auf dich sein, den ersten Tag geschafft zu haben! Ich finde das ist der schwerste. Hast Du einen Weg zu entspannen und dich zu belohnen gefunden? Falls nicht, wäre das doch etwas Schönes zum drüber nachdenken.

Alles Liebe,
Janina

Verfasst am: 03.10.2021, 10:29
Thesittingbull
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Danke Janina!
Ja, der erste Tag liegt hinter mir. Es ist so nett, immer mal wieder aufgemuntert zu werden.
Belohnen - gut das Du mich darauf ansprichst - mache ich gerade, dass ich beginne wieder Musik zu hören und zu genießen ohne abzudriften. Das war eines der Dinge die ich aufgegeben habe. Früher in meinem "alten Leben" war ich ein ausserordentlicher Musikliebhaber.
Eine zweite Sache ist das Lesen. Auch das ist etwas, was ich komplett aufgegeben habe. Ich besitze eine Irsinns Bibliothek, habe aber seit meiner Krise keine Zeile mehr gelesen, obwohl mir das Lesen sehr viel bedeutete und Spass gemacht hat.
Das dritte was ich wieder aufnehmen möchte, etwas was ich komplett aufgegeben habe, ist wieder mit Freunden zu treffen. Aber nicht einfach nur so zum abhängen, sondern zum Spass haben und relaxen, damit die Seele sich regeneriert und erneuert.
Zum Glück habe ich eine neutrale Person die mir hilft und mich von aussen begleitet. Sie kann echt Mut machen und mich aufbauen, wenn ich wieder denke, dass ich total wertlos und nutzlos bin. Durch sie habe ich es geschafft mich aus einem ziemlichen Schlamassel zu befreien und habe begonnen mich wieder wertzuschätzen.
Jetzt bin ich immerhin wieder soweit, dass ich wieder darüber nachdenke bald wieder einen meiner Berufe aufzunehmen.
ganz liebe Grüße, Marcus

Verfasst am: 03.10.2021, 13:27
Thesittingbull
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so, noch ein paar weitere Worte. es hat sich so unheimlich viel angehäuft.
Kommen wir zum schlimmsten, was mich die letzten Monate, das letzte Jahr fertig gemacht hat: Angst.
Sie war es, die mich zu destruktiven Bewältigungsmethoden greifen liess, sie hat sich mir in den Weg gestellt und mir versprochen, dass alles besser wird, wenn ich wieder zu meiner ˋDroge ´ greife. habe es lange nicht begriffen, habe mich immer gefragt, was mit mir los ist, zum Teil auch als Selbstentschuldigung und Selbsttäuschung. Ich habe immer gefragt, warum kann ich nicht mehr am Leben teilnehmen. So wie sonst auch. Es war einfach die Angst.
Seit mir klar ist, dass das hauptsächlich ein Ich in meinem Ich ist, das mir vorgaukelt Ich selbst zu sein, hat sich für mich vieles befreit. vor allem, es ergibt sich für mich jetzt mehr Handlungsspielraum. immer wenn ich wieder dieses bohrende Gefühl der Nutzlosigkeit spüre, immer wenn ich diese Wut spüre, die in meinem Inneren hochkocht, immer wenn ich dieses nagende Gefühl und diesen sägenden Ton vernehme, dieses alles zermalmende Gefühl des Nichts, das in einer unglaublichen Angst gipfelt, die betäubt werden muss, genau dann weiss ich das das das jetzt nicht mein eigentliches Ich ist, sondern jenes, welches in mir lebt, dessen Substanz aus Schmerz besteht, jenes alte Ich das erlöst und geliebt werden möchte. Ich habe mich immer dafür gehasst, dass ich so bin wie ich bin, dass ich nicht richtig funktioniere, dass ich nicht mein Leben leben kann, wie ich es mir wünsche, so wie die anderen auch. Aber jetzt mal ehrlich: wer kann das schon? wer kann so etwas von sich sagen?
So habe ich heute morgen zum ersten Mal seit langer Zeit wieder etwas bemerkt, dass ich sehr wichtig für mich selbst finde. Es geht nicht darum, Teile, die man bei sich selbst findet und die man als nicht liebenswert betrachtet weil sie nicht der allgemeinen Norm entsprechen, dass man diese Teile an sich einfach ablehnt, nicht haben möchte und sie am liebsten, wenn man es könnte, mit dem Messer aus sich herausschneidet, sie werden so nur stärker. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.

Verfasst am: 03.10.2021, 14:29
Unbekannt
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Verfasst am: 04.10.2021, 07:35
Thesittingbull
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Vielen Dank Dorothy!

heute morgen geht's mir leider richtig schlecht. richtig scheisse. Seelisch.
Ich habe den Mut gehabt, mir einen neuen Job zu suchen. Heute um 8 fange ich an. Ich werde mich durchbeißen müssen. Innerlich sage ich mir immer: die Krise ist jetzt zuende. Aber ich muss immer noch kämpfen.
ich werde das tun.

Verfasst am: 04.10.2021, 13:03
Thesittingbull
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Ok, sorry.. für mich ist das ein wenig wie eine Müllhalde! Es muss halt viel entsorgt und entschlackt werden.
Ich habe mich heute bei einem neuen Arbeitgeber vorgestellt!
Ich war für 4,5 Std. vorgesehen und habe durchgehalten ohne abzuhauen. Ich hatte viele schreckliche Momente. Aber momentan bin ich, glaube ich glücklich und ich will versuchen diesem Gefühl in mir Raum zu geben. Ich bin glücklich weil ich eine gute Entscheidung getroffen und standhafigkeit bewiesen habe. Kann ja noch mehr werden, aber was solls. Bin ja erst am Anfang. Abzuhauen hätte bedeutet, Angst zu bekommen und zu rauchen.

Verfasst am: 06.10.2021, 23:14
Savanna
Savanna
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Hallo ich hoffe du bist noch dabei....Man hört nichts mehr von dir. Gib bitte nicht auf. Kopf hoch und weitermachen.
LG Savanna

Verfasst am: 07.10.2021, 07:27
Thesittingbull
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Danke Savanna für die Erinnerung!

ja, ich ich bin noch voll dabei hatte gestern aber einen sehr schlechten tag mit Schmacht, Depression und schlechter Laune.

bin gerade unterwegs zu meinem neuen Job.
dir alles Gute!
Marcus

Verfasst am: 07.10.2021, 13:14
Thesittingbull
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also an alle nochmal einen lieben Dank, die mich an und ab erinnern, das es auf jeden Fall weitergeht.

ich hatte seit vorgestern abend einen extremen Durchhänger. Mit allem dabei, was dazugehört. Depressionen, Angst und Trauer und so weiter. Die Wunde heilt zwar aber eitert noch.
Irgendwann werde ich damit durch sein.

liebe Grüße, Marcus