Holpriger Start, aber jetzt ...
"Aber auch wenn die Sucht versucht, die Lage auszunutzen, bin ich grad stärker"
und das bist Du schon seit einer Woche und machst das super. Gibt garnichts zu meckern
Moin Guy,
mich hat es schon ein paar Mal in den Fingern gejuckt, Dir zu schreiben.... allein - es fanden sich immer recht schnell andere ForumantInnen und warum sollte ich mich auch noch reinhängen....
Etwas, das Du heute geschrieben hast, verleitet mich nun doch zu einem kurzen (hoffentlich ) Beitrag:
Dich haben schlechte Nachrichten erreicht und empfindest diese als "klassischen Trigger schlechthin".... warum?
Hattest Du bisher versucht, alle schlechten Nachrichten, Situationen, Gefühle zuzuqualmen?
Hat es irgendwas genützt, an der Situation geändert, sie tatsächlich erträglicher gemacht, oder hast Du sie auf diese (ehemalige) Art und Weise nur verdrängt?
Was hat das (temporäre) Verdrängen gebracht - außer, daß Du Dich ca. 7 Minuten später doch damit auseinandersetzen mußtest?
Bitte nicht falsch verstehen - das alles sind Fragen, die Du niemandem beantworten mußt/solltest, als Dir selbst.
Hast Du möglicherweise ja auch schon - siehe Umgang mit der heutigen Information.
Auch so genannte Trigger funktionieren meiner Meinung nach nur so lange, wie wir uns ihnen ergeben.
Warum ich mir herausnehme, derartiges zu schreiben? - Ich habe ca. fünf Wochen nach meinem völlig spontimäßigen, zu 0,00% vorbereiteten Rauchausstieg meine Arbeit verloren, mußte infolgedessen mein noch nicht abbezahltes Haus verkaufen, mir eine neue Arbeit suchen, mich dort einarbeiten - sie ist in der Pflege und unmenschlich unterbezahlt - parallel eine, von diesem Sch....lohn bezahlbare Mietwohnung finden (in Berlin!), den Umzug organisieren und durchziehen.... für mich war all dies kein "Trigger" - eher im Gegenteil.... ich hatte mir gesagt - und wegen Euch Arschlöchern (hätte auch gepaßt - wegen der Sch.... situation) werde ich gerade nicht wieder rauchen - so weit lasse ich mich nicht runterziehen.... !!!!
Übrigens habe ich am fünften Tag meines zwar spontanen aber nichtdestotrotz sehr bewußten Rauchausstiegs einen Selbsttest gemacht, indem ich auch sehr bewußt in meine Stammraucherkneipe gegangen bin, dort zwei halbe Liter Bier getrunken habe (also ca. anderthalb Stunden drin war) und jede/r dort hätte mir sofort mit einer oder mehreren Zigarette(n ausgeholfen, hätte ich drum gebeten....
Witzigerweise ging in der Zeit mehrfach meine Hand zu der Stelle, wo sonst meine Schachtel nebst Feuerzeug gelegen hat - dann habe ich innerlich gegrinst.... ach ja, ist ja nicht mehr - und weiter ging's....
Was will ich mit dem "Roman" - Trigger triggern wirklich nur, wenn wir es zulassen - meine Meinung....
Alles Gute für Deinen weiteren rauchfreien Weg
wünscht
de Nomade
P.S. Falls Du Fragen hast oder mir antworten möchtest, freue ich mich über einen Besuch in meinem aktuellen Wohnzimmer "Ich denk' nicht dran, zu rauchen!", das Du findest, wenn Du unter dieser Nachricht auf das kleine blaue "Profil" klickst bei "Die letzten Themen".
10 Tage! Gratuliere!
Und vermutlich um die 500 Zigaretten, die du nicht geraucht hast?
DAS zumindest dürfte dir nicht egal sein, oder?
Lieber Guy,
das mit dem Stimmungstief kenne ich auch sehr gut. 2011 als ich mal mehrere Monate mit dem Rauchen aufgehört hatte hatte ich das auch ca. 1-2 Wochen lang. Ich rauche momentan noch ähnlich viel wie du geraucht hast. Das ist aber dann auch besser geworden. Vielleicht hilft es auch dopaminhaltige Lebensmittel in deinen Essensplan einzubauen. Mußt mal googeln. Auch soll ja z. B. Sport, spazieren gehen, Yoga oder Meditation gut sein. Einen Versuch ist es wert. Davor habe ich übrigens bei einem erneuten Rauchstopp auch Angst.
Momentan bin ich wieder in der Vorbereitungsphase und habe mir auch schon einen Rauchstopptermin im Januar festgelegt. Werde es wieder mit Hilfe von Akupunktur versuchen.
Dir alles Gute, du schaffst das!
Grüße Gabi
Genau das ist mir auch passiert, wenn ich mich recht erinnere in einer ähnlichen Phase wie bei dir (so +-3 Wochen nach Rauchstopp):
Morgens das Haus verlassen, nach 3 Schritten die Kippe in der Hand, nach 6 Schritten die Kippe angezündet, nach 10 Schritten schon 2 richtig tiefe Züge gemacht, nach 15 Schritten völlig verwirrt aufgewacht.
Das muss wohl so, habe ich schon öfter gehört...
Lieber Guy,
ich glaube Du bist auf dem richtigen Weg
.... wollte ich Dir nur mal so sagen.
Du kannst mega stolz auf Dich sein.....
19 TAGE..... wieviel Kippen sind das laut Deiner App????
Mach weiter so,... Du packst das
VG
Rackjoke
Hallo Guy,
danke für deinen Kommentar bei Mitgard. Du sprichst mir aus der Seele.
Grüße Gabi
Dieses Bild beschreibt mich erschreckend gut.
Danke dafür - sein altes Ich als abschmeckendes Bild vor Augen zu haben ist hoffentlich genau das, was mich u.a. davon abhalten wird, auf das „einmal geht schon“ Geflüster zu hören...
Und du mach so weiter, dieses Reflektieren scheint dir viel zu bringen.
Suchtverhalten ist echt irgendwie spannend, nicht?
[quote="Guy79"]
Meiner (bisherigen) Meinung nach, habe ich immer gerne geraucht.
Einladung bei Freunden, die nicht rauchen, Kino, mehrgängiges Menü im Restaurant, längerer Flug, Dank der Rauchverbote gibt es da ja inzwischen viele Anlässe.
Wobei ich bei genauem Nachdenken gemerkt habe, dass ich in den letzten Jahren immer mehr dazu übergegangen bin, solche "Nichtrauchen-Können-Situationen" zu vermeiden. Dabei war "hilfreich", wenn man das so nennen will, dass ich i.d.R. im Home-Office arbeite, ich also an meinem Arbeitsplatz rauchen konnte, wie ich wollte.
Das Hintertürchen war also plötzlich zu. Und ich erkannte, dass mein geliebter Skiurlaub nie wieder so sein würde wie früher: Meine Begleitung und ich an der Bar sitzend, quatschen, Bier trinken und natürlich rauchen. Definitiv vorbei.
Was ich dann tat, werden wahrscheinlich viele nicht verstehen: Ich ging zum Kiosk gegenüber und kaufte mir ein Päckchen (20 Stück) meiner Marke. Ich tat das, weil ich verstanden habe, dass es nicht mit Hintertür geht:
Und ich wollte noch einmal rauchen, aber diesmal bewusst! Die erste war natürlich "Hammer", so wie alle "Hammer" sind, die nach längerer Abstinenz geraucht werden (erste am Morgen, nach langem Essen etc.). Was nur daran liegt, dass da der Nikotin-Entzug schon hoch ist. Die nächsten, die ich in den folgenden Stunden rauchte, waren schon nicht mehr so dolle, die letzte - bewusst als letzte "voll konzentriert" geraucht - war wirklich überhaupt nicht doll. Dennoch war sie mir viel zu kurz, woran man richtig merkt, in welcher Suchtfalle man rumeiert.
Sozusagen zweiter Anlauf:
Gestern Abend habe ich also zum zweiten Mal zum letzten Mal geraucht. Dann ab ins Bett. Und seit heute entschlossen, Nichtraucher zu sein bzw. zu bleiben.
Von der Laune her funktioniert es wesentlich besser als gestern, als kleine Unterstützung habe ich ein Nikotinspray. Heute dreimal benutzt. Erscheint mir nicht viel zu den 30 Zigaretten, die ich ansonsten heute wohl schon geraucht hätte. Über Pflaster habe ich nachgedacht, aber eigentlich würde ich gerne so schnell wie möglich mit dem Thema Nikotin fertig werden.
Womit ich bei meiner großen Angst bin:
Wie Eingangs geschrieben, rauchen ging ohne Nachdenken völlig automatisch. Über das Rauchen nachgedacht habe ich nur, wenn mir drohte, dass ich nicht rauchen konnte. Angst habe ich deshalb, dass das Rauchen weiterhin mein Leben beherrscht, weil ich ständig darüber nachdenke, dass ich nicht rauche:
Ich würde gerne genauso selbstverständlich Nichtraucher sein, wie ich Raucher war. Versteht jemand, was ich meine?
[/quote]
[quote="Guy79"]
Wenn du nach langer Sitzung nach draußen rennst, um endlich eine rauchen zu können. Wenn du dich am Flughafen panisch nach einer Raucherlounge umsiehst. Wenn du überlegst, ob du Einladungen zu Nichtraucher-Bekannten nach Hause ablehnst, weil dir peinlich ist, dass du dauernd auf den Balkon willst. Wenn dir bei der Gelegenheit klar wird, dass du der einzige anwesende Raucher bist. Wenn du froh bist, wenn du dich endlich verabschieden kannst, um kaum vor der Tür erst mal ein oder zwei durchzuziehen ...
[/quote]
[quote="Guy79"]
Jeder wie ich starke Raucher hat schon einmal die beneidet, die vermeintlich ganz easy nur wenig rauchen. Und die dafür – wie ich inzwischen gelernt habe – den ganzen Tag gegen Entzug kämpfen.
Und jeder Raucher hat schon mal die angeblichen Gelegenheitsraucher beneidet. Jene, die angeblich nur ganz selten mal auf einer Party eine rauchen.
Und da gibt es nun jene fistelnde Suchtstimme ins uns, die wir nun aufgehört haben zu rauchen, die uns einreden will: einmal ist keinmal. Und uns verklickern will, wir könnten auch so ein toller Gelegenheitsraucher werden.
Dank Bleibenlassen – perfekter Name in dem Kontext – steht dem nun zusätzlich noch ein weiterer Aspekt gegenüber, über den ich nie nachgedacht habe, weil ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre:
Wer weiß, wie viele dieser angeblich so lockeren Gelegenheitsraucher sich ständig heimlich hinter irgendwelchen Müllcontainern zum quarzen in den Dreck knien, damit ja keiner merkt, dass aus "Manchmal" in Wahrheit längst "Ständig" geworden ist!
Und dieses Bild brennt sich hoffentlich in mein Hirn. Denn es erscheint mir sehr nützlich, um auch in Zukunft der "Einmal-ist-keinmal-Stimme" den Mittelfinger zu zeigen.
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Hallo Guy, ich habe dich und deine wirklich sehr guten Beiträge hier mal ein wenig zusammen geschnitten. Damit vielleicht mal der eine oder die andere Lust darauf bekommt dich und deine Erkenntnisse zu lesen. Machste gut!!!!
Also irgendwo stellst du die Frage, ob es geht, dass man genauso selbstverständlich nicht raucht, wie man geraucht hat:
Ich habe über 500 Tage schon nicht mehr geraucht, ich habe mich sehr lange und intensiv mit der Sucht beschäftig und es hat sehr lange meine Gedanken bestimmt. (Habe 33 Jahre und wirklich viel geraucht).
Weitestgehend unbemerkt von mir selbst, rauche ich nicht. Aber es gibt immer noch so kleine Momente...
Wir haben uns das selbst eingebrockt und werden wohl mit einem Teil, der echt kleiner wird, immer süchtig bleiben.
20 Tage mein Respekt und Chapeau für deine Ehrlichkeit und deine Offenheit. Auch wenn es ein holpriger Start war, so war er doch sehr reflektiert.
Viel Spaß weiterhin Heike