HILFE!! Rauchstopp-Depression! Suche erfahrene Leidensgenossen

Verfasst am: 23.06.2019, 10:55
sarha
sarha
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Hallo an alle, ich bin wie viele andere neu hier. Mein Grund für die Anmeldung ist die pure Verzweiflung.

Ich habe meinen Rauchstopp-Termin, den man hier ja festlegen muss, auf Übermorgen datiert. Eigentlich versuche ich es seit 3 Tagen - jeder Tag ein Misserfolg, begleitet von Versagensängsten und gewaltiger Hilflosigkeit. Ich will aufhören - das ist klar. Anreiz zum aktuellen Aufhören gibt eine Lungenentzündung und die ärztliche Aussage, dass meine Lunge echt scheiße aussieht und ich unbedingt aufhören sollte. Schockierend kommt dazu, dass ich noch nicht einmal 30 Jahre alt bin. Ich habe immer gedacht, ich kann leicht aufhören, wenn ich mal gesundheitliche Probleme mit meiner Lunge bekomme. Pustekuchen!!! Nicht mal das reicht, um endlich vernünftig zu werden und aufzuhören. Mein soziales Umfeld schüttelt den Kopf über so viel Verantwortungslosigkeit. Man könnte nun denken, ich habe mich noch nie mit den Risiken des Rauchens auseinander gesetzt und verfüge nicht über die Reife oder Intelligenz, um das Prinzip der Sucht zu verstehen.
Dies stimmt jedoch auch nicht. Ich verstehe vom Prinzip her die Prozesse des Gehirns beim Rauchen und den Verlauf eines Entzuges. Ich habe tausende Berichte zum Thema, als auch die Bücher von Allen Carr durchgelesen. (Das Buch ist nicht schlecht muss ich sagen und hilft sicherlich vielen).

Mein größtes Problem ist eine schlechte Rauchstopp-Erfahrung aus dem letzten Jahr. Ich habe 6 Wochen versucht, aufzuhören. Nun heißt es in der Theorie, die ersten Tage bzw. die ersten 3 Wochen sind die schlimmsten. Danach wird es besser. Bei mir war es genau umgekehrt. Die erste Woche war leicht, dann wurde es von Woche zu Woche schlimmer. Ich landete in einer gewaltigen Depression - ich war wirklich unerträglich und eine Zumutung für mein soziales Umfeld. Jeder Tag war fühlte sich nicht mehr lebenswert an. Nach 6 Wochen war ich am Boden. Ich griff schließlich wieder zur Zigarette. Nun - ein halbes Jahr später - will ich wieder aufhören aus oben benanntem Grund. Ich habe die letzten drei Tage vormittags aufgehört und nach 4 Stunden begannen Antriebslosigkeit, Hilfslosigkeit, Traurigkeit, Angst und Wut. Ich habe den ganzen Tag permanent geheult, war nicht im Stande, mich abzulenken, war durchgehend gereizt. Der Griff zur Zigarette folgte stets nach einem riesen Streit mit meinem Partner, verursacht durch meinen Zickereien ihm gegenüber, mit denen er überhaupt nicht umgehen kann. Während ich rauche, denke ich über meine Verantwortungslosigkeit, über die riesen große Angst vor Krebs und über meine unfassbare Unfähigkeit der Emotionskontrolle nach. Solange ich rauche, bin ich mir voll bewusst, dass der einzig Schuldige für die schlechte Laune und die Traurigkeit das Nikotin ist. Sobald ich nicht mehr rauche, sind plötzlich alle anderen Menschen und Situationen Schuld. Ich bin so wütend darüber, dass mich etwas so im Griff hat und ich die Kontrolle verliere. Ich will die Kontrolle über mich selbst zurück gewinnen und benötige nun Handwerkszeug dazu.

Ist hier jemand, der diese Situation kennt und vielleicht erfolgreich gemeistert hat? Wenn ja, freue ich mich über Erfahrungsberichte und Tipps.

Verfasst am: 23.06.2019, 11:35
Nomade
Nomade
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Moin sarha,

Dein Entschluß, mit dem Rauchen nun endgültig aufhören zu wollen ist sehr gut und in Deinem Fall, scheint's, auch hohe Zeit....

Zunächst - ich habe (glücklicherweise ) keine auch nur annähernd so krassen Erfahrungen .... aber - was hälst Du denn davon, Dich mal mit Deiner Krankenkasse wegen eines Rauchentwöhnungskurses (oder wie immer die heißen) in Verbindung zu setzen?

Da Du anscheinend schon sehr viel weißt, spare ich mir an dieser Stelle die weiteren üblichen Hinweise.

Fragen und/oder Antworten gern in meinem Wohnzimmer "Ich denk' nicht dran, zu rauchen!", das Du unter dem kleinen blauen "Profil" am Ende dieser Nachricht findest.

Ich hoffe, Du wirst Deinen rauchfreien Weg gehen.

Es grüßt
de Nomade

Verfasst am: 23.06.2019, 11:40
renate
renate
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Hallo Sarha,

das kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich war sehr stark erkältet (Verdacht auf Keuchhusten) und wollte die Gelegenheit nutzen, um mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe die Minuten und Stunden gezählt, die ich nicht geraucht habe. Bis ein Tag rum war, das erschien mir wie eine Ewigkeit. Bei jeder Zigarette, die mein Mann geraucht hat, hätte ich heulen können. Ich wollte aufhören und trotzdem erschien mir manchmal das Leben ohne Kippen nicht mehr lebenswert. Alle um mich rum durften rauchen, nur ich nicht. Was sollte ich da noch auf dieser Welt?! Ich habe in meinem Bett gelegen und war verzweifelt. Irgendwann bin ich hier im Forum gelandet und habe täglich viele Stunden gelesen. Die Tatsache, dass nicht nur ich leide, hat mir sehr geholfen. Nachdrehen Monaten habe ich das Buch „Endlich Nichtraucher“ gelesen. In dem Buch steh, dass man der Zigarette nicht nachtrauern soll. Mann muss sich immer die positiven Seiten des Lebens als Nichtraucher vor Augen halten. Es gab viele Situationen, da habe ich jeder nicht gerauchten Kippe nachgetrauert. Dann habe mir die positiven Seiten ohne Kippen mal aufgeschrieben und mir in Gedanken immer wieder aufgesagt. Ich hätte nie gedacht, dass mir das wirklich hilft. War die Sucht zu groß, dann habe ich viermal tief ein- und ausgeatmet und ein Glas Wasser getrunken. Bei mir hat es funktioniert und ich bin nie ohne eine Flasche Wasser aus dem Haus gegangen.

In meiner Familie haben alle geraucht, das hat die Sache nicht leichter gemacht. Trotzdem bin ich jetzt seit 8 Jahren und 3 Monaten glückliche Nichtmehrraucherin. Es war ein harter Kampf, der sich gelohnt hat. Kurz nach meiner letzten Kippe wurde bei mir ein Lungenemphysem im Anfangsstadium festgestellt. Meine Ärztin hat mir vor einigen Monaten gesagt, dass ich 120 Jahre alt werden kann wenn ich nicht wieder mit dem Rauchen anfange.

Ich drücke dir ganz fest die Daumen für deinen Ausstieg, auch du kannst es schaffen.

Liebe Grüße Renate

Verfasst am: 23.06.2019, 12:14
sarha
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Toll, dass hier so schnell Antworten kommen, damit habe ich nicht gerechnet. Danke für eure Antworten.

Ich habe das Buch "Endlich Nichtraucher" auch gelesen und zunächst war es auch motivierend. Hat aber wie beschrieben dann doch nicht zum Erfolg geholfen. Toll, dass du es trotz ähnlicher Empfindungen geschafft hast, aufzuhören... das gibt mir Mut.
Wie ist dein soziales Umfeld mit deiner Wesensveränderung umgegangen? Und wie sehr hast du deinen Rauchstopp-Frust damals an anderen ausgelassen? Und wann hat der Frust und die Traurigkeit aufgehört? Wie hast du dich für Tätigkeiten des Alltags und des Berufslebens motivieren können?
Und welche positiven Sachen standen auf deiner Liste?

Verfasst am: 23.06.2019, 12:21
sarha
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[quote="Nomade"]
aber - was hälst Du denn davon, Dich mal mit Deiner Krankenkasse wegen eines Rauchentwöhnungskurses (oder wie immer die heißen) in Verbindung zu setzen?

Ja habe mich bereits informiert. Die nächsten Kursangebote in den Städten, die für mich erreichbar sind, sind erst im August. Das dauert mir zu lang, ich will ja jetzt aufhören. Ich habe auch über Akkupunktur und Hypnose nachgedacht. Aber dazu findet man zu wenige Erfahrungsberichte, sodass ich nicht einschätzen kann, ob es Sinn macht oder rausgeschmissenes Geld ist.

Verfasst am: 23.06.2019, 12:44
renate
renate
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Meine Familie hatte großes Verständnis für mich, haben schließlich selber geraucht. Trotzdem habe ich immer versucht, meinen Frust nicht an ihnen auszulassen. Ich hatte immer das Motto „raus aus der Situation und in rauchfreie Zonen begeben“. Nicht zu rauchen fällt ja bekanntlich in Nichtraucherzonen leichter. Manchmal hatte ich schon das Gefühl, dass ich es nicht schaffe. Aber ein Blick auf meinen Elch hat mich immer wieder aufgebaut. Man sieht, was man schon geschafft hat und will es einfach nicht aufgeben und neu anfangen. So war es jedenfalls bei mir. Ich habe auch viel Lakritze und Pfefferminzbonbons gegessen, danach schmeckte mir keine Zigarette.

Mit dem Ausstieg tut man etwas für seine Gesundheit, spart viel Geld und Zeit und kann viele Dinge entspannter angehen. Man muss nicht ständig überlegen, wann und wo kann ich die nächste Zigarette rauchen.

Auch wenn mein Ausstieg für mich sehr hart war bin ich froh, dass ich immer stur geblieben bin. Da ich die ersten zwei Wochen vor lauter Selbstmitleid kaum aus dem Bett gekommen bin, habe ich zu wenig getrunken. Das war ein großer Fehler und hat den Ausstieg nur noch erschwert. Viel Flüssigkeit schwemmt die Giftstoffe aus dem Körper. Weil ich sehr stark unter den Entzugserscheinungen gelitten habe, wollte ich das nicht noch einmal durchmachen. Wahrscheinlich hätte ich den Absprung nicht noch mal geschafft. Vor meiner letzten Zigarette habe ich mir übrigens eingeredet, dass sie nicht schmeckt sondern einfach nur eklig schmeckt und stinkt. Hat funktioniert, mein Mann hat sie zu Ende geraucht.

Hab noch einen schönen Sonntag,

Renate

Verfasst am: 23.06.2019, 12:47
Fritzilein
Fritzilein
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Hallo sarha.

Die Traurigkeit kenne ich nur zu gut. Mein Glück war,dass ich die ersten Wochen alleine war nur mit meinem Sohn. Der hat mich dann nur mitleidig angeschaut wenn ich mal wieder ausgetickt bin.
Aber ich habe inzwischen viele Momente,wo ich richtig in mir Ruhe. Es scheint fast,als würde die Cholerikerin in mir mit dem nikotinteufel zusammen sterben. Ich geniesse diese Ruhe und bin froh habe ich den Absprung geschafft.
Vielleicht versucht du es mal wie andere und fängst an zu reflektieren. Überleg dir bei jeder Zigarette die du rauchst WARUM du sie jetzt rauchen willst/musst. Dein grösstes Problem ist die Angst ohne Zigarette wäre dein Leben nichtmehr das gleiche und du würdest etwas verlieren. Das dachte ich auch. Mir fehlt meine ziggi auch heute noch sehr. Aber jeden Tag ein bisschen weniger. Dafür habe ich einiges dazu gewonnen. Mehr Lebensqualität.

Ich wünsche dir viel Mut und Sturheit. Mut zum Absprung und Sturheit zum durchhalten.
Lass dich ruhig ein bisschen von den Menschen hier tragen. Es hilft

Verfasst am: 23.06.2019, 12:52
Mighty3005
Mighty3005
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Hi Sarha,
heute bin ich genau sieben Tage rauchfrei. mir geht es gut und ich habe keine Depressionen. Ich habe auch schon Akupunktur versucht. Es hat geholfen, aber ich habe wieder angefangen, weil ich nicht innerlich davon überzeugt war. Ich habe bisher Glück gehabt, weil ich bin 55 Jahre und treibe regelmäßig Sport, ich war noch nie wegen meiner Lunge beim Arzt, weil ich hatte immer den Eindruck genug Luft zu bekommen. Jetzt will ich nicht mehr rauchen, weil ein Bekannter, der jünger ist als ich mir erzählt hat, wenn er nicht aufhört zu rauchen, müsste er wegen Lungenemphysem eine Sauerstoffbrille mit Gerät auf dem Rücken tragen. Ich bin total eitel, das will ich auf keinen Fall, daher habe ich mich hier zum Rauchstopp angemeldet, und es funktioniert. Auch wenn ich schon über die ein oder andere Zigarette nachgedacht habe, dann mache ich die 3 A: Abhauen, Aufschieben, Ablenken, ja auch hier im Forum ablenken, dann läufts und ich habe gerade NWEEZ (Nie wieder einen einzigen Zug) angefangen zu lesen, das baut auch auf. Alles Gute , Viel Erfolg wünscht Mighty

Verfasst am: 23.06.2019, 12:53
Nomade
Nomade
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Beiträge: 3724 Beiträge

.... iche noch ma -

Mit Allan Carr hat's ja augenscheinlich nicht funktioniert - probier' doch mal Joel Spitzer "Nie wieder einen einzigen Zug" kannst Du Dir kostenlos im Internet runterladen und war schon vielen hilfreich....

Ich halte Dir die Daumen, daß Du es schaffst !

Gruß
vonne Nomade

Verfasst am: 23.06.2019, 14:40
Unbekannt
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