Wir sind privilegiert!

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
WarrenB
WarrenB
Themenersteller/in
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Beiträge: 18 Beiträge

Werte Leserinnen und Leser,
liebe Neu-Nichtraucher, alte Hasen, Darüber-Nachdenker (ob es auch ohne Zigaretten geht),

vor gut vier Wochen habe ich in einem ziemlich schlecht gemachten "Fachmagazin" (schmaler redaktioneller Teil, viel Promotion und Product Placement) ein Interview mit einer jungen Triathletin gelesen. Diese Sportlerin liegt auf meiner persönlichen Sympathieskala nicht unbedingt auf den oberen Rängen.

Und doch lässt mich eine ihrer Antworten im Interview nicht mehr los. Und ich finde diese Antwort passt auch gut in dieses Forum.
Sie antwortete (sinngemäß - das Magazin habe ich längst entsorgt und kann daher nicht zitieren) auf die Frage wie sie mit dem harten, umfangreichen Training und den für ihren Sport notwendigen Entbehrungen umgehe, dass es keine Entbehrungen wären die sie hinnehmen müsse sondern Privilegien die sie geschenkt bekäme.

In der Tat: Ist es nicht ein ungeheurer Luxus sein Leben so zu gestalten, dass der eigene, gesunde Körper in einen Zustand gebracht wird in dem er sich in einer extremen Langzeitausdauer-Sportart mit anderen messen und manchmal über andere auch noch siegen kann?
Wie viele Menschen wären froh wenn sie schmerzfrei nur ein paar Schritte laufen oder das Bett verlassen könnten. Diese Menschen müssen Entbehrungen hinnehmen aber doch kein Hochleistungssportler....

Und haben nicht viele Leser / Teilnehmer an diesem Forum ein ähnliches Privileg wie diese Triathletin?
Wer ohne wahrnehmbare gesundheitliche Beeinträchtigung frei entscheiden kann, dass es an der Zeit wäre jetzt mit dem Rauchen aufzuhören ist privilegiert! Und gewährte Privilegien sollte man durchaus in Anspruch nehmen (es sei denn man ist übereifriger Anhänger einer Verzichtsethik).

Ich habe mir vor 17 Tagen zum letzten Mal eine stinkende, giftige Kippe in den Mund gesteckt. Ich habe das Teufelchen erlebt welches mir zuredete das ich doch mal wieder gemütlich und genussvoll eine rauchen könne. Ich habe Schokoriegel in mich hineingestopft um ruhig zu werden. Ich habe an die rauchenden Eliten und Intelektuellen (Grass, Helmut Schmidt, u. v. a.) gedacht “…wenn selbst die qualmen, kann es doch nicht so verkehrt sein…“. Aber ich habe bis jetzt durchgehalten. Ich weiß, dass ich noch nicht über dem Berg bin und der Rückfall kommen kann. Aber noch bin ich privilegiert!

Ich kann frei entscheiden nicht mehr zur rauchen. Und ist nicht die Freiheit (die geistige Freiheit etwas zu tun oder zu lassen) neben der körperlichen Unversehrtheit eines der höchsten Güter in unserem Kulturkreis? Ein Leben frei von Sucht und frei von Zwängen (dem Zwang zum rauchen vor die Tür zu gehen, zum Zigarettenautomat zu laufen, Tabak in Hülsen zu stopfen - weil man für gekaufte Kippen schon lange kein Geld mehr hat, vor dem Langstreckenflug vergeblich zu versuchen auf "Vorrat" zu rauchen, etc…..) das ist wahre Lebensqualität!

Ich hoffe diese Zeilen motivieren zum aufhören und/oder durchhalten.

Genießt den Erfolg über eure Sucht.

WarrenB

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
Gloriana
Gloriana
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Warren, genau diese Gedanken: "Ich habe das Teufelchen erlebt welches mir zuredete das ich doch mal wieder gemütlich und genussvoll eine rauchen könne. (...) Ich habe an die rauchenden Eliten und Intelektuellen (Grass, Helmut Schmidt, u. v. a.) gedacht (...)" kenne ich inzwischen (und aus der Zeit vor dem Aufhören) auch ganz gut.
Aber der Ast, auf dem ich zur Zeit wirklich ganz breit sitze und von dem ich nicht mehr runter gehe, ist "wer zum Teufel nimmt sich eigentlich das Recht heraus, über MEIN Leben und MEINEN Körper zu bestimmen und mit MEINER Gesundheit Geschäfte zu machen?"
Wenn ich wüßte, dass Zigaretten eben Zigaretten sind, einfach nur Tabak und gut isses, dann hätte ich eventuell noch länger geraucht, aber seit mir klar ist, dass es darum ging, mich noch süchtiger zu machen, als ich durch das Nikotin sowieso wurde, war ich derart wütend (auch, dass ich das mit mir machen lasse), dass Aufhören nur eine Frage der Zeit war.
Wir wurden manipuliert - da haben Leute mit uns gespielt, bewußt. Natürlich haben wir das mitgemacht, aber es gibt Leute, denen es für ihren Profit egal ist, ob du stirbst oder nicht.
Denen eine lange Nase zu drehen, empfinde ich als ein zusätzliches Stück Freiheit.

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
PipaEx
PipaEx
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Hi Warren,

da sieht man mal wieder, dass Rauchen nichts mit dem Intellekt zu tun hat.....auch ich habe hin und wieder als Ausrede gerne unseren Altbundeskanzler benutzt.....Fakt ist: Rauchen beeinträchtig die kognitiven Fähigkeiten eines jeden.....Mann/Frau weiss es zwar will es aber nicht wissen......was wir jetzt aber nach unserem Ausstieg wissen "man fühlt sich endlich frei"

Brauchst du eigentlich nach 17 Tagen noch die Faust???
Ich habe meinen Strohhalm abgelegt schon vor 3 Wochen (bin heute bei Tag 46)

Lg-Astrid-

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
SchnuffelHB
SchnuffelHB
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Beiträge: 279 Beiträge

Hi Warren,

ein interessanter Aspekt des Handelns dieser Sportlerin oder auch unseres Handelns, den Du an dieser Stelle aufgegriffen hast...

Ich glaube schon, dass wir privilegiert sind. Wir, weil wir uns dafür entschieden haben, rauchfrei zu sein und Hilfe (z.B. dieses Forum) anzunehmen. Sportlerinnen und Sportler, weil sie hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Neigungen gefördert und gefordert werden. Daher bin ich davon überzeugt, dass wir alle uns diese Privilegien jeden Tag mehr oder weniger hart erarbeiten. An manchen Tagen fällt es leicht und an anderen Tagen ist es ein Kampf gegen den Schweinehund, die Bequemlichkeit oder eben auch gegen Nico...
That´s life!
Danke für Deine zum Nachdenken anregenden Zeilen.

Euch allen einen schönen Rauchfreien Tag

Herzlichst
Peter

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
MeikyBHV
MeikyBHV
Dabei seit: 19. 05. 2009
Rauchfrei seit: 2095 Tagen
Beiträge: 258 Beiträge

verdamt viel wahrheit in deinen zeilen.

eine - wie ich finde - sehr noble art zu denken und zu handeln.

Finde ich nachahmenswert und ist durchaus geeignet dazu anderen ein vorbild zu sein.
Auch wenn die sportlerin nicht gerade deine hochachtung erlangt hat (warum auch immer ...)

LG
Meiky

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
WarrenB
WarrenB
Themenersteller/in
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Beiträge: 18 Beiträge

Hallo Astrid,
danke der Nachfrage. Nein, die Faust brauche ich nicht mehr. Den Strohhalm habe ich nie probiert (das stinkt doch wenn man ihn anzündet )
Zur Zeit bin ich relativ gelassen und denke daran, wie ich noch mehr Leute zum nichtrauchen "verführen" kann.
Also nochmal (steter Tropfen höhlt den Stein) :idea: :
Leute treibt (Ausdauer)-Sport! Bei mir war der Sport der Einstieg in den Ausstieg, der Anfang vom Ende mit den Zigaretten.

Genießt den Erfolg über eure Sucht.
W.

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
webby55
webby55
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Beiträge: 53 Beiträge

Hi Warren,

ein interessanter Aspekt des NichtmehrRauchens!
Privilegiert gegenüber den (Noch)Rauchern sind wir sicherlich, aber der Preis den vielen von uns bezahlen mussten, ist hoch: Eine lange, exzessive Raucherkarriere geht nicht spurlos an uns vorbei...der Körper ist geschädigt. Was wir tun können und müssen, ist Schadensbegrenzung. Nicht, um Ausdauersport o.ä. betreiben zu können oder andere wobei auch immer zu besiegen, sondern vielmehr um das Recht zurückzuerlangen, über die Gesundheit seines Körpers bestimmen zu können (soweit es in unserer Macht steht).
Die wahren Privilegierten sind meiner Meinung nach die, die nie der Versuchung erlegen sind, sich nicht im jugendlichen Alter beweisen mussten, wie cool sie sind, die mit einem klaren NEIN ihrer Clique entgegentreten konnten. Wir Nichtmehrraucher sind dabei, uns dieses Selbstbewusstsein, diese Selbstachtung hart zu erkämpfen.
Aber es lohnt sich!

Lieben Gruß
Margy