Hilfe....Rückfall

Verfasst am: 22.12.2016, 09:48
Yvi3380
Yvi3380
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Hallo zusammen,

ich war schon 62 Tage rauchfrei und dann gab es ein paar schwierige private Umstände (Mann im Krankenhaus usw.) und ich habe 1- 2 geraucht. Das war am 06.12. Nun ist es seit dem so, dass ich so 4-5 am Tag rauche. Ich kann es einfach nicht wieder lassen, obwohl es ja eigentlich total bescheuert ist. Dann könnte ich es auch gleich lassen- ich weiß. Ich bin einfach total sauer und enttäuscht von mir selbst, weil ich es ja eigentlich auch schon gut geschafft hatte Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Ich WILL ja eigentlich gar nicht mehr rauchen... es stinkt und schmecken tuts eigentlich auch nicht mehr

Verfasst am: 22.12.2016, 11:10
miezhaus
miezhaus
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Beiträge: 4214 Beiträge

Liebe Yvi,

Du fragst ob jemand ähnliche Erfahrungen hat. Diese Frage kann ich mit einem ganz klaren Ja beantworten. Und Du und ich, wir sind damit nicht allein.

Vorab erstmal, wie geht es Deinem Mann Stand heute? Ist er noch im KH? Sowas stelle ich mir in der Tat als Belastung vor. Ich wünsche erstmal von Herzen gute Besserung.

Ja, und was in solchen Situationen gerne passiert, ist daß sich die Schmacht aufdrängt. Haben wir doch solche Lebenslagen, solche Belastungen zuvor immer mit Rauchen kompensiert. Dazu kommt bei Dir möglicherweise schon, daß Du auf die Drei-Monats-Marke zusteuerst (die sich auch mal schon ab ungefähr Anfang des dritten Monats bemerkbar machen kann), welche gekennzeichnet ist durch nochmals verstärkt aufflammende Schmachtattacken. Bei diesem Zusammentreffen von zeitgerechten Verlangensschüben mit belastenden Situationen dann standhaft zu bleiben, ist keine leichte Sache.

Doch bitte sei Dir selber nicht sauer und enttäuscht, daß Du ins Trudeln geraten bist. Das kann vorkommen, weil die Sucht Finten bereithält, mit der sie uns völlig überraschend treffen kann - wir können gar nicht auf alle vorbereitet sein. Das ist Dir jetzt halt passiert, da bist Du nicht die einzige. Ich verstehe Dich, daß es Dich ärgert - aber es ist nicht nötig. Jetzt hast Du etwas erlebt, von dem Du weißt, daß Du da anfällig bist. Nun nutze Deine Erfahrung.

Mein wirklich ernstgemeinter Vorschlag ist erstmal, lege die Zigaretten wieder weg. Denn weitergehen wird es wahrscheinlich so: Du bleibst bei 4 - 5 Stück am Tag, dann passiert wieder mal etwas, da denkst Du Dir dann, na dann sind es halt heute mal 7, das wird schon wieder weniger. Sind es am nächsten Tag aber auch, und dann sinkt die Hemmschwelle ganz schnell. Es geht ganz schnell, daß Du wieder in der Rauchspirale drin bist und wieder dort bist, wo Du herkommst. Und das weiß ich deswegen so genau, weil mir genau das auch mal passiert ist. Bloß mal eine rauchen in einer Streßsituation, nur daß es bei der einen auch nicht blieb. Bloß ich war nicht schlau genug, nach ein paar Wochen wieder konsequent zu bleiben, sondern ich habe direkt weitergemacht - und mich in eine neue Raucherkarriere von Jahren hineinmanövriert, die mir wirklich nicht gut getan hat. Auch meinem Selbstansehen nicht, denn ich warf mir all die Jahre vor, daß ich es doch schon mal so toll geschafft hatte, warum mußte ich Depp das denn wegwerfen. Und am Ende steht die Erkenntnis: Was hat es Dir jetzt eigentlich gebracht, daß Du wieder rauchst? Nix! Geht es Dir nicht auch so? Hat es irgendwas dran geändert, daß Dein Mann im KH war oder ist? Hat das Rauchen Deine Belastungen irgendwie verbessert? Nein hat es nicht, richrig?

Yvi Du bist ja jetzt schon nicht glücklich mit der Situation, wie sollst Du es im weiteren Verlauf dann werden. Du kannst es immer noch schaffen, drum leg jetzt die Zigaretten weg. Du kannst das!

Was könntest Du denn machen, um Dich zu entstressen? Kannst Du Dich auspowern? Manchmal reichen da schon ein paar Liegestützen zwischendurch oder ähnliche Kraftgeschichten, und dabei feste atmen. Für die Handtasche einen Relaxball zum Kneten und Kaugummi. Kannst Du reden in Belastungssituationen? Mit Freunden oder Familienangehörigen? Kannst Du schlafen (auch zwischenrein mal)? Wer schläft raucht nicht... Statt der 4 - 5 Zigaretten am Tag greife auf Haferkekse zurück, diese paar kannst Du denk ich schon ersetzen, um den Erfolg zu stabilisieren. Dazwischen kaue auf Möhren oder Paprikasticks rum. Und sorg dafür, daß es Dir gut geht. Bei allen Belastungssituationen braucht man auch mal kleine Ruheinseln, um seine Kräfte wieder zu sammeln.

Komm wieder mit uns mit Yvi, Du kannst das. Entsorge die Zigaretten, es geht ohne! Sie tun nichts für Dich, es ärgert Dich bloß. Dem kannst Du doch keinen Vorschub leisten wollen. Befreie Dich wieder, Du schaffst das! Viele Grüße von

Lydia

Verfasst am: 22.12.2016, 20:57
Yvi3380
Yvi3380
Themenersteller/in
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Beiträge: 4 Beiträge

Hallo Lydia,

vielen Dank für deine liebe Antwort. Das hat mich schonmal etwas aufgebaut
Mein Mann ist nicht mehr im KH, ist wieder zu Hause und eigentlich ist auch wieder alles gut.
Du hast völlig Recht- es hat die Situation eigentlich weder geändert noch besser gemacht. Eigentlich ist jetzt eher das Gegenteil der Fall- ich fühle mich schlecht, weil ich ständig ein schlechtes Gewissen habe. Zum einen mir selbst gegenüber, aber auch meinem Mann gegenüber. Wir haben nämlich gemeinsam aufgehört zu rauchen und er ist weiterhin standhaft geblieben. Ich habe ihm aber nicht verheimlicht, dass ich ab und zu eine rauche. Nur für ihn ist es natürlich auch nicht schön. Er hat ja selbst ab und zu noch das Verlangen und riecht es natürlich auch wenn ich geraucht habe....
Du fragst ob ich mich auspowern kann- ja das mache ich. Ich gehe eigentlich fast jeden Abend auf den Crosstrainer ca. ne Stunde lang. Danach geht es mir auch besser. Das mit den Möhren usw. mache ich schon während der Arbeit. Erstaunlicher Weise fällt es mir dort auch gar nicht schwer nicht zu rauchen. Zu Hause denke ich viel öfter daran. Und da ist es momentan auch wo ich dann die Zigaretten rauche. Auf die zu verzichten ist mir auch von Anfang an am schwersten gefallen
Hinzu kommt, dass ich seit dem Rauchstopp ca. 7 Kilo zugenommen habe...damit bin ich auch völlig unglücklich. Ich weiß, ich kann die auch wieder runter bekommen und es kann eigentlich nicht sein, dass man deshalb wieder weiter raucht und sich seine Gesundheit ruiniert, aber irgendwie ist das momentan leichter gesagt als getan.

Viele Grüße
Yvi

Verfasst am: 25.12.2016, 18:16
miezhaus
miezhaus
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Beiträge: 4214 Beiträge

Hallo Yvi,

ein weiterhin frohes besinnliches Weihnachtsfest wünsche ich Dir. Wie hast Du denn beim urspünglichen Rauchstopp zu Hause aufhören können? Was hast Du statt dessen gemacht? Und kann Dir das vielleicht wieder helfen, nun auch davon zu lassen? (Manche installieren zu Hause so eine Art Kippenfriedhof, man sammelt ausgerauchte Zigaretten in einem Glas, ich glaube sogar mit Wasser, und wenn zu Hause der Jieper kommt, riecht man da dran - das muß dermaßen eklig sein, daß man schon gar nicht mehr mag. Ist zwar eher Schocktherapie, aber könnte Dir das auch helfen, wenn gerade zu Hause Deine Stolpersteine liegen?)

Laß Dich bitte von der Zunahme nicht so schrecken. Hast Du vorher schon immer auf dem Crosstrainer trainiert? Wenn nicht, so sei Dir bewußt, daß auch Muskeln Gewicht haben - sogar mehr als Fett. Und selbst wenn etwas davon auf reine Gewichtszunahme zurückzuführen ist: Erstens, ja richtig, wenn Du nach abgeschlossener Entwöhnung noch eine Nachbesserung für nötig erachtest, kannst Du diese dann noch vornehmen (auch erstmal schauen, was sich evtl. von selber wieder konsolidiert). Zweitens, ich bin ja grundsätzlich der Überzeugung, daß jemand, der nicht mehr raucht, auch mit ein paar mehr Pfündchen attraktiver ist als noch als Raucher. Denn schau mal, Du duftest besser, Deine Wirkung auf Menschen ist besser, Haut, Haare, Zähne und Nägel sind ansehnlicher, na und schlechtes Gewissen und blödes Gefühl macht schon auch was mit der Ausstrahlung. Und all das, was Du gewinnst, wenn Du Dich der Sucht entziehst, machen Dir auch ein paar mehr Pfündchen nicht kaputt. Das ist meine Überzeugung.

Was würde Dir helfen, Deinen Rückfall zu beenden? Wenn Du Dir wieder einen ernstgemeinten Termin setzen würdest? Oder ein Ritual, zum Beispiel einen Brief an die Sucht, daß Du sie nicht mehr willst und, so hart es Dich auch ankommt, Dich jetzt von ihr verabschiedest (oder was Du so schreiben würdest, es sollen ja Deine Worte, Deine Empfindungen sein)? Was könnte Dir den Ausstieg aus der Spirale erleichtern?

Komm gerne jederzeit zum Austausch wieder her. Bis dahin grüßt Dich

Lydia