Nicht befreit

Verfasst am: 16.03.2016, 21:16
Anni_von_Bremen
Anni_von_Bremen
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Hallo Zusammen. Ich bin Anni und habe 20 Jahre lang geraucht. Eine Zeit lang ca. eine Schachtel am Tag und seit ca. 3J ahren ca. 8 Zigaretten am Tag.Seit ein paar Woche bin ich hier stiller Leser und versuche mir Ratschläge und Ablenkung bei Euch zu holen. Jetzt habe ich aber doch das Bedürfnis Euch meine Geschichte zu berichten.

Ich bin tatsächlich seit 5 Wochen rauchfrei, habe aber überhaupt noch nicht damit abgeschlossen.
Vor fünf Wochen hatte ich einen ziemlich dicken Abzess unter der Achselhöhle, mit dem ich dann zur Chirugin gegangen bin. Sie fragte mich, ob ich Raucherin sei. Sie sagte dann, dass ich eine chronische Hautkrankheit namens Akne inversa hätte und 90% der Betroffenen Raucher seien und ich am Besten damit aufhören solle, Das hat mich erst mal nicht so richtig getroffen. Nach dem Termin bin ich nach Hause gegangen und habe meine letzte Zigarette geraucht.
Am gleichen Tag musste ich ins Krankenhaus und mir diesen Abzess operativ unter Vollnarkose entfernen lassen. Danach hatte ich eine offene Wunde, die langsam, ca. 4 Wochen zuheilen musste. Abends, am Tag der OP durfte ich wieder nach Hause. Ich hatte mich schon auf eine Zigarette gefreut, aber irgendwas hielt nmich davon ab. Ich hatte vorher auch nach Wundheilung gegoogelt und beschloss erst mal nicht zu rauchen. Am nächsten Tag lag meine angebrochene Schachtel auf dem Tisch, aber ich habe sie nicht angerührt.
Nun sind es mittlerweile tatsächlich 5 Wochen, aber ich konnte mich bisher immer noch nicht gedanklich davon befreien. Mir geht es tatsächlich nicht so gut und kämpfe jeden Tag. Ich wollte halt nicht aufhören und habe das Gefühl nicht richtig damit abgeschlossen zu haben.
Ich trauere der Zigarette nach, ich beneide z.B. meine Kollegin oder andere Racuher die an Ihrer Zigarette ziehen. Ich rieche unwahrscheinlich gerne den Rauch. Außerdem quälen mich immer noch fiese Schmachter. Wie z.B. gerade.
Ich habe mir natürlich auch bewusst gemacht, wann ich zur Zigarette gegriffen habe. Es waren die Belohnungs und Stresszigaretten. Diese fehlen mir ungemein. Ich versuche mich schon viel abzulenken, aber das Bedürfnis lässt einfach nicht nach. Ich hatte auch schon eine Woche Urlaub und war auf Fuerteventura, aber auch dort viel es mir sehr schwer.

Ich merke schon, dass meine Nase freier ist und genieße es, nicht mehr zu stinken. Meine Finger haben den Geruch immer sehr stark angenommen.
Ich muss dazu sagen, dass ich außerdem Multiple Sklerose habe. Wenn mir mein Körper was Wert gewesen wäre damals, hätte ich gleich seit der Diagnose (vor 15 Jahren) aufhören sollen.

Mir ist schon klar, dass es für mich (für alle) viel besser ist nicht zu rauchen, aber irgendwie dominiert der mich noch zu sehr. Wieso kann ich nicht einfach sagen, dass es total toll ist, dass ich es schon 5 Wochen ohne Zigarette geschafft habe??? Stattdessen fühle ich mich eingeschränkt...

Habt Ihr eine Idee, wie ich den Schalter umlegen kann? Denn so befürchte ich nicht durchhalten zu können

Ich freue mich auf Eure Tipps.

Verfasst am: 16.03.2016, 21:58
junkerjorg
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hallo Anni,

Du bist schon einige Schritte gegangen, z.B. gaukeln einem "die Zigaretten" vor frei zu sein, der Duft der großen weiten Welt etc. Du hast erkannt, Zigaretten machen nicht frei, Du bist frei, wenn Du vom Zwang des Rauchens loskommst - aber wie ?

Du hast fünf Wochen überstanden und Du hast einen Urlaub überstanden, oft ist ein Urlaub schwerer zu überstehen als der Alltag, weil man auf die schönen Momente noch eins draufsetzen mag, also eine raucht.

Du hast Selbstdisziplin bewiesen und die wirst Du auch weiter brauchen, Du hast Dich mit einem Urlaub belohnt, belohn Dich jeden Tag. Wenn Du morgens in den Spiegel schaust, hast Du keine Zigarette im Mund, versuch Dich als Nichtraucher zu sehen.

Es ist schon viel geschafft, manch einer wird sagen, der körperliche Enzug ist geschafft, meiner Meinung nach bist Du noch im körperlichen Enzug, manche sagen daß das Nornikotin erst nach 3 Monaten abgebaut wird.

Für mich ist es relativ neu, daß ich mich als Motivator versuche, aber eins kann ich versichern:

ES WIRD LEICHTER

Alles Gute

Jörg

Verfasst am: 17.03.2016, 09:17
ehem.rauchfrei-lotsin-andrea
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Hallo Anni,

ein herzliches Willkommen in der Gemeinschaft auch von mir. Und wow, bist du schon weit gekommen mit deinen 36 rauchfreien Tagen.

Um gleich zu deiner Frage zu kommen: wenn du eine Tür zumachst (die Tür zum Raucherzimmer), dann stehst du zunächst im Flur. Wenn du nun weiterhin auf die Rauchtür starrst und wenn das lange dauert, dann "vermisst" du natürlich deinen ehemaligen "Gefährten", den Niko. Schließlich war er lange Zeit dein Begleiter und hat es dir bei Stress und bei einem Bedürfnis nach Belohnung "leicht" gemacht. Vordergründig. Denn natürlich ist so ein Abszess als Rauchfolge eine schwere Folge des Rauchens.

Wie wäre es also, wenn du dir einen neue Tür suchst bzw. neue Türen? Sie öffnest und dich überraschen lässt? Neue Gewohnheiten, neue Beschäftigungen, neue Ablenkungen? Neue Belohnungen? Vor allem neue kleine Belohnungen!

Ich stelle dir erst mal ein Märchen rein, das vom Rauchfrei-Wolf. http://www.rauchfrei-info.de/informieren/news/detail/news/den-rauchstopp-wolf-stark-machen/

Dann gebe ich dir den Tipp: Google - wenn du magst - doch mal die "Liste angenehmer Aktivitäten".

Und schließlich: schau auch - wenn du magst - in den Thread "Alles zum Thema ablenken". http://www.rauchfrei-info.de/community/forum/?tx_mmforum_pi1%5Baction%5D=list_post&tx_mmforum_pi1%5Btid%5D=889 Also mir hat das viel gebracht, dieses sich beschäftigt halten und Neues ausprobieren. Vielleicht braucht es aber auch nur noch Zeit bei dir, wie es schon Frau Wu sagte.

Und zur gesünderen Stressbewältigung: kennst du diese Empfehlungen schon? Das sich an einen schönen Ort träumen z.B. praktiziere ich tatsächlich und finde es ausgesprochen entspannend. http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/tipps-fuer-ihren-rauchstopp/einfach-entspannen/

Wie kannst du denn dem Niko so laut und kräftig und eindeutig und endgültig "Tschüss, auf nimmer wieder sehen" sagen, dass er es kapiert?

Auf jeden Fall bist du auf einem guten und erfolgreichen Weg und machst das genau richtig, dass du dir hier Begleitung suchst.

Bis bald und mit liebem Gruß
Andrea

Verfasst am: 18.03.2016, 09:24
Anni_von_Bremen
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Vielen für Eure netten Worte

Ich habe hier im Forum schon oft quer gelesen, um mir Tipps zu holen.

Ich wundere mich nur, dass es irgendwie nicht richtig besser wird und ich vom Kopf her am liebsten wieder rauchen würde

Aber scheinbar ist es, so wie Ihr es auch schreibt, nach 20 Jahren Abhängigkeit normal sich davon lösen zu können.

Eine gute Freundin von mir, mit der ich damals echt viele Zigaretten geraucht habe, hat ebenfalls komplett aufgehört.
Habe sie gestern besucht. Es war sehr angenehm, das gestern niemand von uns (trotz Rotwein) vor die Tür gegangen ist und geraucht hat.

Irgendwie fällt es mir aber schwer, "neue Belohnungen" oder Stressbewältigungen zu finden. Werde nochmal in dem Thread stöbern.

LG

Verfasst am: 18.03.2016, 11:35
Gluehfix
Gluehfix
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Hallo Anni,

ich finde, für jemanden, der noch relativ am Anfang seines Nichtmehrraucherlebens steht, sollte es rote Rosen regnen. Ihr habt es euch wirklich verdient. Mir tut es dann immer besonders leid, wenn sich -auf den ersten Blick- für den Kampf keine große Belohnung einstellt.

Es heißt ja immer, der Entzug verläuft in Wellen, viele empfinden es bei ca. 3 Tagen / 3 Wochen / 3 Monaten als sehr schlimm. Vielleicht sind bei dir die Wellenkämme nicht so hoch, dafür breiter? Wenn dem so sein sollte: auch das geht bestimmt bald vorbei. Manchmal erwarten wir, kaum dass wir durch die Nichtmehrrauchertür gehen, ein Paradies aus duftenden Blumenwiesen, herrlichen Geschmackserlebnissen, Pferdelungen, reinster Haut, ständige Euphorie und noch vielem mehr. Ganz ehrlich: das war bei mir auch nicht so. Meine Belohnung war die Freiheit, nicht mehr rauchen zu müssen. Obwohl ich zwischendurch immer mal wieder ganz doll gezweifelt und gejammert habe. Diesen großen und schönsten Gewinn muss man erst mal erkennen und annehmen. Und einige in diesem Forum, die jetzt glückliche NichtmehrraucherInnen mit höherer Tageszahl sind, hatten am Anfang auch so eine kleine Sinn-Krise à la "Das Leben ohne Zigarette ist sinnlos und / oder macht keinen Spaß mehr". Ich finde es immer noch erschreckend, wie sehr die Gifte auch unsere Psyche beeinflussen.

Gib dir einfach noch ein bisschen Zeit, sei geduldig mit dir. Die Sucht verhindert vielleicht einfach noch ein Weilchen das Schalterumlegen. Es ist kein ewiges "stur-bleiben", aushalten oder kämpfen nötig. Bald geht es in ruhigere Gewässer. Dann nichtraucht es sich ganz von selbst

Man liest sich, ich drück dir die Daumen.

Liebe Grüße, gluehfix

Verfasst am: 21.03.2016, 15:55
Anni_von_Bremen
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Ihr habt recht. Meine Sucht dominiert mich noch total.

Ich kann mich einfach noch nicht ganz darüber freuen, nicht mehr zu rauchen. Stattdessen, trauere ich immer noch dem Rauchen nach

Leider hatte ich schon wieder extreme Schmachtattacken! Am Wochenende war ich auf einem Konzert und dann noch in einem Pub auf dem Kiez. Wie gerne hätte ich eine geraucht, habe es aber nicht.
Heute seit ca. 2 Stunden habe ich auch total das Verlangen eine zu Rauchen.

Ich hoffe ich kann mich bald darüber freuen, schon fast 6 Wochen rauchfrei zu sein und nicht ständig der Zigarette nachzu heulen.

Es wäre doch echt dämlich, wieder anzufangen und dann wieder die schwierige Anfangszeit von vorne zu beginnen.

Hoffentlich lassen diese Attacken und das Hinterhertrauern bald nach.

Möchte mich endlich darüber freuen können, schon 6 Wochen rauchfrei zu sein

Verfasst am: 30.03.2016, 20:58
Anni_von_Bremen
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Puuuuuuuh, es ist immer noch so schwer. Die letzten drei Nächte habe ich tatsächlich vom Rauchen geträumt
Seit drei Tagen sind die Schmachtanfälle auch wieder intensiver. Leider immer noch ca. 3 Atacken am Tag.
Ich würde am liebsten sofort eine Rauchen, mein Körper, bzw. mein Kopf verlangt immer noch danach.

Es ist echt erschreckend, wie lang man mit dem Entzug zu tun hat. Ich frage mich, ob ich es wirklich mal schaffe, der Zigarette nicht hinterher zu trauern... Es nervt

Sagt man nicht auch, dass es die verflixte 7. Woche gibt?

Verfasst am: 30.03.2016, 21:11
Newgirl
Newgirl
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Durchhalten!
Du machst das super!!

Irgendwo hier im Forum hab ich den Satz gelesen - die Zigarette hat nichts, was der Körper braucht.

...und morgen darfst Du schon auf die Blümchenwiese!

blassen:

Verfasst am: 30.03.2016, 21:31
Gluehfix
Gluehfix
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Hallo Anni,
ich kenne nur das verflixte 7. Ehejahr- aber warum sollte es nicht auch die verflixte 7. Rauchfreiwoche geben?
Denn wir Menschen und unser Nikotinentzug sind doch alle unterschiedlich.

Laut dem hier viel zitierten Allen Carr gibt es ja die 3 schlimmen Entzugswellen 3 Tage - 3 Wochen - 3 Monate. Auch bei mir waren es drei fiese Wellen, allerdings immer etwas eher. Könnte das bei dir auch der Fall sein? Dann hast du es ja vielleicht bald ausgestanden, danach geht es in ruhigere Gewässer. Und diese Aussicht lässt einen doch so ein paar Angriffe auf einer halben Pobacke absitzen- nachdem du 49 tolle Tage geschafft hast, oder?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass du es bald geschafft hast. Und dann wirst du die ollen Teufelsrollen kein Stück mehr vermissen.

Liebe Grüße

Verfasst am: 31.03.2016, 13:38
banya
banya
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Supergut, liebe Anni,

schön, dass Du immer weiter durchgehalten hast, auch wenn es Dir schwer gefallen ist und Du zwischenzeitlich keinen Sinn darin gesehen hast... Ich erinnere mich auch noch gut daran, wie lange es gedauert hat, bis ich nicht mehr das Gefühl hatte, auf irgendetwas verzichten zu müssen, was mir so wertvoll erschien.
Und ja Trauerarbeit kann einen auch zeitweilig betrübt und verstimmt hinterlassen, es kann dauern, bis sich die Lebensfreude wieder einstellt und Du froh bist, es nicht mehr tun zu müssen, aber dieser Tag wird kommen.
So viel kann ich Dir versprechen, aber wann das sein wird, das ist von Fall zu Fall unterschiedlich....

Aber heute kann ich Dir schon zu Deinen sagenhaften ersten fünfzig rauchfreien Tagen gratulieren! Hut ab!
Weiter so, wenn Du diese erste schwere Hürde geschafft hast, dann kannst Du auch die zweite in fünfzig Tagen schaffen.
Wichtig war und ist für mich auch immer, sich von Zeit zu Zeit zu belohnen. Hast Du Dir für heute schon etwas überlegt?

Ich wünsche Dir einen schönen Tag und eine tolle Feier auf der Blümchenwiese
LG Banya