Erst war ich guter Dinge
Das ist ja nun eine reine Definitionsfrage - man könnte ja auch argumentieren, daß Du es erstmalig seit Jahren so richtig unter Kontrolle hast und nicht etwa durch die Sucht kontrolliert wirst.
Mal ganz davon ab: Das Leben unter Kontrolle zu haben wird überschätzt. Die spannendsten, schönsten, aufregendsten... Momente hatte ich häufig dann, wenn ich mein Leben nicht unter Kontrolle hatte.
[quote="tibulsky"]
Das ist ja nun eine reine Definitionsfrage - man könnte ja auch argumentieren, daß Du es erstmalig seit Jahren so richtig unter Kontrolle hast und nicht etwa durch die Sucht kontrolliert wirst.
Mal ganz davon ab: Das Leben unter Kontrolle zu haben wird überschätzt. Die spannendsten, schönsten, aufregendsten... Momente hatte ich häufig dann, wenn ich mein Leben nicht unter Kontrolle hatte.
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Das mit der Kontrolle muß sich ja erstmal noch rausstellen.
Für mich ist es toll mein Leben unter Kontrolle zu haben. Jahrelang hab ich es anderen überlassen.
Naja sich gehen zulassen hat natürlich auch seinen Reiz- daran übe ich noch. Bin halt ein Kontroll-frieg.
Lg Gabi
Na dann ist es ja noch entscheidender, das mit dem Rauchen in den Griff zu kriegen, denn da kann ja von Kontrolle keine Rede sein, wenn man rauchen "muß" obwohl man eigentlich nicht will.
[quote="tibulsky"]
Na dann ist es ja noch entscheidender, das mit dem Rauchen in den Griff zu kriegen, denn da kann ja von Kontrolle keine Rede sein, wenn man rauchen "muß" obwohl man eigentlich nicht will.
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Häää
Sorry
Dem kann ich nicht ganz folgen
Wenn man nicht mehr raucht hat man sein Leben besser unter Kontrolle. Als Raucher läßt man sich vorschreiben, was man zu tun hat. Mach Dir nicht so viel Sorgen, das klappt schon. Etwas Kampf und Krampf gehört dazu. Mir hat mal einer hier geschrieben, es gehört auch etwas Leidensfähigkeit dazu. Er hat Recht. Aufhören ist immer schwerer.
Halbherzige Versuche bringen nichts, sie kosten einfach nur Kraft und frustrieren.
Na ja, eine Sucht ist ja so ziemlich das Gegenteil von "Leben im Griff haben". Ob Du rauchst oder nicht, kannst Du ja nicht frei entscheiden, so lange Du süchtig bist - das entscheidet Deine Sucht für Dich. Das muß doch für einen Kontroll-Freak noch erschreckender sein als für mich, der Kontrolle nicht soooo entscheidend findet.
Danke Euch beiden
Jetzt hab' ich's begriffen.
Ganz ganz lieben Dank
Gabi
hallo Gabi,
naja, reinhaun wollte ich jetzt ja nicht, wie wild posten wollte ich ja hier eigentlich auch nicht mehr,
aber deine "Werbekampagne" hat mich ein bisserl auf die Palme gebracht und nun bin ja noch 'ne
Antwort schuldig:
Das war doch nur eine Auflistung allgemein bekannter und anerkannter Daten und Fakten. Und wer wäre ich
denn, dass ich Ratschläge geben könnte, hör mal, ich hab doch selbst locker 30+x Jahre lang gequarzt, in den
letzten 4-5 Jahren mindestens 2 mal die Woche abends vor dem Schlafengehen vorgenommen, ab
morgen ist Schluß damit, naja, die nach-Frühstückszigarette und die erste auf dem Weg zu
Arbeit konnte ich mir meist noch verkneifen, aber spätestens beim Vorbeifahren an der Tanke hier um die
Ecke meines Arbeitsplatzes war es rum mit dem Vorsatz.
Es geht aber doch! Und es gibt wohl ungefähr soviele Möglichkeiten, die Sache anzugehen, wie es Leute gibt, die
aufhören wollen, denke ich mal. Ein Patentrezept konnte ich noch keines erkennen.
Aber wenn du mich so nett um Rat fragst, noch ein paar Gedanken und Überlegungen aus meiner Erfahrung resultierend:
Wesentlich ist wohl schonmal, dass du dich damit auseinandersetzt, das ist ein wichtiger Schritt.
Mit dem Abstand, den ich heute habe, würde ich sagen, hör doch einfach sofort auf und stell dich
nicht so an. Wie Thomas schon oft angemerkt hat: "Die Problematisierung des Rauchstopps ist eines
der größten Probleme dabei"
Andererseits kann ich mich auch noch gut daran erinnern, was ich für 'ne Angst hatte
und wie ich zu Beginn "gelitten" habe, o.k. ich war auch in keiner Art und Weise vorbereitet,
Argumente und Motivation musste ich mir erst mal anlesen und finden, aber mit der Auseinandersetzung
mit dem Thema ist in mir die Gewissheit gereift, das Richtige getan zu haben. Ich habe Dutzende
medizinischer und wissenschaftlicher Publikationen und Statistiken zu den Themen Rauchen und Sucht gelesen
um zu verstehen, wie das funktioniert und welche Konsequenzen es möglicherweise für mich haben kann.
Klar, fast jede(r) kennt eine(n), der/die ist schon über 80 und qualmt seit 60 Jahren fröhlich und regelmässig, aber
auch fast jede(r) kennt deren Viele, die schon viel früher von wegen der Folgen des Rauchens ihren
Löffel gereicht oder jahrelang mit übelen Folgekrankheiten vor sich hin vegetiert haben, bevor der Sensemann kam.
Zu welchen wirst du gehören?
Weisste nicht!
Weiss keiner!
Schlecht!
Aber ist nunmal so!
Kannst versuchen, es herauszufinden, aber ...
Nee, nicht wirklich, oder?
Du solltest dir vielleicht klar machen, dass (ob du es jetzt wahrhaben willst oder nicht) deine ganze Lebensstruktur,
alles was du tust, wie du deinen Tag organisierst, durch Beschaffungsdruck und Konsum von Zigaretten bestimmt
wird. Nee? Bei dir doch nicht?! ... DOCH ES IST SO, ist bei jedem so! Von wegen Kontrolle wollte ich das doch mal
so in den Raum stellen!
Dadurch hast du zwei Baustellen, wenn du aufhörst, das eine ist der körperliche Entzug, das andere deine über Jahre geprägte und tief verwurzelte Konditionierung, eine Tatsache, die man nicht unterschätzen sollte.
und ... das macht die Sache nicht unbedingt einfacher.
Nikotin fördert v.a. die Dopamin- und Serotoninausschüttung (sog. "Glückshormone" und wesentlich für das Gefühl der Befriedigung verantwortlich), das Gehirn reagiert auf einen Überflutung mit soviel Glück, das es für ein normales Arbeiten jetzt echt dauerhaft gar nicht gebrauchen kann, mit einer Reduzierung der Rezeptoren für diese Hormone und zwar solange, bis sich wieder ein normaler Spiegel eingestellt hat. Darum hast du ohne Nikotin immer einen Glücksmangel und kannst du auch beim Rauchen so schön entspannen, weil du nix anderes als normal dabei wirst!
Konsequenzen des Nikotinentzugs sind daher z.B. Schlaflosigkeit, Aggression, Traurigkeit, Nervosität...
Aber, das Gehirn, ja gar nicht dumm, fängt nach kurzer Zeit ohne Nikotin an, die Anzahl der Dopaminrezeptoren wieder zu erhöhen und so steigt der Dopaminspiegel auch wieder an und wenn der einen Normalwert erreicht hat, ist die körperliche Abhängigkeit weg, du brauchst kein Nikotin mehr um normal zu funktioneren.
Wobei wir bei den Nikotinpräparaten wären (Wieso nennt man die Nikotinersatzpräparate, ist doch gar kein Ersatz für Nikotin, wieder so ein Rätsel...). Diese mindern zumindest die Entzugserscheinungen, es ist nicht so, dass du damit keine haben wirst (nehmen und gut? ... Ist nicht! Sorry, die Welt ist nunmal schlecht!).
Nikotin wird damit regelmässig und in kleineren Dosen abgegeben als beim Rauchen, du kannst die Dosis aber mit der Zeit ziemlich locker reduzieren und so den Entzug zwar verlängern, aber insgesamt erträglicher, sowohl für dich als auch für deine Mitmenschen gestalten.
Woher ich das weiss? Ich hab gesprayt, erst ziemlich hemmungslos, für mich war Alles besser als rauchen, dann immer weiter reduziert, irgendwann hab ich vergessen, nachzubestellen (kaufen am besten in 'ner online Apotheke, sparste 'ne Menge Kohle), dann war's alle und gut wars. Meine Empfehlung:- Halte dich ungefähr an die Anleitung was Dosierung und Zeitraum angeht. Mit Pflastern hab ich jetzt keine Erfahrung, da kann dir aber bestimmt jemand anderes hier was zu sagen.
Ach so, es gibt eine Untersuchung, die sagt, dass Leute, die mit Nikotinpräparaten aufhören, einen wesentlich bessere Langzeitprognose haben, was das Nicht-mehr-Rauchen angeht als solche, die ohne aufhören. Kann natürlich sein, dass diese Untersuchung von den Herstellen der Präparate in Auftrag gegeben wurde,
das weiss ich jezt nicht. Beruhigt aber trotzdem!
In der so gewonnenen Übergangszeit kannst du, falls erforderlich, deinem alltäglichen Leben eine neue Struktur geben. Für mich war es jedenfalls erforderlich, Alles bleibt so wie vorher nur ohne Kippen ging für mich nicht.
Was und wie: keine Ahnung, kenne dich ja nicht, überleg dir was sinnvolles und/oder schönes:
- lerne Klavierspielen
- Schreib ein Buch
- Trainiere für 'nen Marathon (oder erstmal 'nen halben)
- oder für 'ne Bergbesteigung
- Leg dir einen Kräutergarten an
- züchte Rosen
- Lerne tauchen oder Surfen oder Drachenfliegen
- mal Bilder
... grad egal was, aber mach!
Wichtig ist, gib deinem Leben eine neue Struktur! Und, was ich immer noch jeden Abend vor dem Schlafen mache,
beglückwünsche dich selbst zu einem weiteren rauchfreien Tag in deinem Leben.
Oder hör einfach so auf und gut ist's. Gibt auch Leute, die es so gemacht haben, wie gesagt, jede(r)
ist anders und somit hat auch jede(r) einen anderen Weg der Lösung für sich.
... Oh mann, jetzt waren's doch 'ne Menge Ratschläge ...
Egal, jetzt hab ich mir die Arbeit gemacht, jetzt wir's auch gepostet!
... wird schon, wenn ich das konnte, kann es jede(r)!
wolfgang
Hallo NikNok,
Schuldigung das ich dich so verärgert habe
Danke das du mir wieder so unverschämmt ehrlich (ich mag das) geantwortest hast.
In vielen deiner persönlichen Beschreibungen erkenne ich mich selbst.
Information ist auch mein oberstes Gebot.
Dann werde ich jetzt auch noch lernen Angst und Leiden (eine Weile) auszuhalten.
Noch mal allerliebsten Dank für die sehr umfang- und hilfreiche Antwort
Du bringst mich dadurch einen grossen Schritt näher zu meinem Erfolg (hoff ich, muss erstmal alles richtig verdauen)
Liebste Grüße Gabi
Meeensch NikNok,
dieser aktuelle post von dir, den du dir so hart "erarbeitet" hast, ist doch endlich mal ein Beitrag von dir, bei dem ich mit ca. 40 % deiner Aussagen zu 100 % glücklich bin...vielen Dank!
Möge die community -und speziell Gabi- damit arbeiten können.
Beste Grüße aus der Anstalt (in der ich seit Montag liege, wg. COPD)
Meikel