Mein innerer Schweinehund braucht es schriftlich...

Vierter Eintrag: Nach dem Ausstieg

Den Ausstieg zu schaffen, das ist ein großes Glücksgefühl. Der körperliche oder auch seelische Entzug brachte es in der ersten Woche mit sich, auch mal sehr traurig zu sein. Aber nun kommt noch etwas anderes auf mich zu. Ich weiß nicht recht, wie ich mir mein Leben als Nichtmehrraucherin vorstelle. Bleibe ich die alte? Wohl kaum. Aber was ändert sich dann? Als ich schon mal für sechs Monate nicht rauchte, ging ich bis zu 4x in der Woche joggen. Ansonsten habe ich nicht viel verändert... und wurde rückfällig...

Ich habe gelesen, dass eine gewisse Stabilität erst erreicht ist, wenn für sehr viele Situationen neue Bewältigungsstrategien eingeübt wurden... Da habe ich noch viel zu tun... Mein Mann hat Angst, dass ich mich zu sehr verändere. Aber ich will nicht mehr die rauchende Partnerin sein, die ich mal war... ich werde anders...

Was wünsche ich mir denn? Was kann ich z.B. mit über einer Stunde Rauchzeit pro Tag anfangen, die frei wird? Erst mal ohne Einschränkung träumen bitte, auch wenns unwahrscheinlich ist:

- wieder Gitarre spielen (damit habe ich aufgehört mit 15, als ich zu rauchen anfing)
- wieder singen
- Sport machen
- mir regelmäßig eine ganze Stunde im Bad gönnen
- ohne Ziel rausgehen
- mehr malen
- über den ganzen Tag verteilt 6 x Tee trinken
- mit meinem Sohn spielen
- wieder ins Programmkino gehen (mache ich nicht mehr, seit ich Mutter bin)
- öfter lecker kochen
- ...

Ich wünsche mir, das der da weniger Angriffsfläche bekommt, weil ich mit 41 Jahren endlich lerne, gesund zu geniessen und mein Leben so zu leben, dass Krisen mich nicht umhauen... traurig sein ok, aber rauchen deswegen - NEIN... Totalerschöpfung in Zukunft vermeiden... Entspannen lernen... regelmäßig... das ist so der grobe Fahrplan... mal sehen... das Bild ist noch recht schwammig... muss sich noch fügen in der nächsten Zeit....

Nächstes Problem: Notfallpläne verbessern für riskante Situationen... Rückfall vermeiden... was kann ich selber tun, damit ich nicht mehr solche Angst davor habe?... Ideen sammeln...

Dieser Tag war gut
fieser Streit mit meinem ketterauchenden Mann
aber gleich treffe ich Freundin, die ein großes Vorbild für mich ist... seit Mai rauchfrei... gute Gesellschaft...

Ich wünsche allen Rauchfreiwilligen einen schönen Abend und einen klaren Kopf!

Und Helly, Du bist doch nicht fies, wenn Du nicht so sein willst wie Raucher Fies wäre höchstens, es denen ins Gesicht zu sagen... und sowas machst Du doch nicht

ManyLu

Hallo Schäfchen,
nein, hast mich nicht verletzt... ich halte das erstens aus zweitens brauche ich manchmal Klartext, um aufzuwachen und drittens hat mich Dein Text sehr aufgebaut und bestärkt in dem, was ich mir vorgenommen habe... Herzlichsten Dank!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Tipps zur Kur wären schön, wenn Du mal Zeit hast.

Ansonsten bin ich gerade schlaflos und schleiche durchs Forum... Hoffe, Du schläfst gerade gut...

ManyLu, die schlaflos rauchfreie

Schlaftechnisch alles Gut, vielen Dank!

Ich war vorgestern mit einer Freundin abends aus. Nach sehr langer Zeit das erste mal wieder, war ja so lange krank... Und dann war ich so unvernünftig, einen Wein zu trinken... war nicht schlimm, was das Rauchen angeht... Schmacht habe ich überhaupt nicht... aber der Magen ist kaputt von mehreren Wochen Antibiotika... da war Wein echt blöd... und dann bin ich sehr spät und völlig aufgekratzt, natürlich ohne Lavendelöldoping, ins Bett gegangen... Aber der Abend mit meiner Freundin war so wunderbar

Gestern abend wieder brav gewesen... und alles klappt mit dem Schlaf, ob jetzt wegen Lavendelöl oder nicht, ist mir egal... bin ausgeschlafen...

Aber die Magenschmerzen und Üelkeit sind nach wie vor da... Ich bin ein wenig gedämpft in meiner Freude über meinen neunten Tag. Hatte gehofft, dass ich meine 10. Woche Krankheit als Aufrappelwoche "genießen" könnte. Sozusagen als Entschädigung für den kompletten Jahresurlaub, der in Krankheit unterging. Aber ist nicht. Mir ist schlecht... Ich schaffe nur die nötigsten Handgriffe im Haushalt und bin sehr schnell erschöpft. Weiß nicht, wie ich Montag 90 Kinder bespaßen soll in dieser Verfassung

Heute werden mehrere Untersuchungen beim Arzt ausgewertet. Vielleicht ergibt sich da ein Lösungsweg. Oder nichts ist festzustellen, dann ist das auch gut, dann weiß ich, dass mein Körper mir einfach mal deutlich mitteilt, dass es so nicht weitergeht... Vielen Dank noch mal für Deine Tipps, die Kur betreffend. Ich werde das heute angehen... Aber die Mutter-Kind-Nummer wird bei mir schwierig werden... Mein Mann ist nur gering berufstätig (Epileptiker)... Ich ernähre die Familie mit Vollzeitjob und kümmer mich mit ihm zusammen um den Haushalt... Wie soll ich da erklären, dass mein Kind nicht versorgt wäre, wenn ich auf Kur bin? Ist bei uns halt nicht das klassische Rollenmuster...

Mein Rauchfreiprojekt steht aber trotz dieser aktuellen Probleme nicht in Frage.... oder vielleicht besser ausgedrückt: gerade deshalb. Ohne Zigarette komme ich wieder auf die Beine, mit bestimmt nicht!

So, jetzt muss mein Kleiner für die Schule motiviert werden, los gehts

Wünsche einen schönen rauchfreien Tag
ManyLu

Danke für Eure lieben Anteil nehmenden Worte!

Bin noch mal eine Woche krank geschrieben worden... (wegen der Nachfrage: alles fing harmlos Ende Juli mit einer Wurzelentzündung an und entwickelte sich über Wochen zu einem Drama, das in zwei OPs endete und durch die vielen Medikamente einen verdorbenen Magen mit sich brachte, der eben bis heute nicht heilen will, immerhin war der ganze Schlamassel das Tor zur Rauchfreiheit)

Mehr als Warten kann man jetzt nicht machen, wenn ich die Ärztin richtig verstanden habe. Erst in fünf Wochen habe ich einen Termin zur Magenspiegelung, wenn es bis dahin nicht schon wieder gut sein sollte...

Tja, und als Exraucher, was denkt man da immer? Genau! Mist... hättest Du nur früher aufgehört... sowohl Zahngeschichte als auch Magen haben volle Kanne mit dem Rauchen zu tun... Gut, dass wenigstens jetzt Schluss ist damit...

Und Schäfchen:
Dein Alltag hört sich ja auch mächtig anstrengend und "unklassisch" an. Ich bewunder immer Menschen, die so viel auf die Reihe bekommen! Hut ab! Und schön klingt es auch: drei Kinder und Katze, toll! Mein 14jähriger MaineCoon ist diesen Sommer verschwunden

So, Kind ist verköstigt und hat Hausaufgaben gemacht... jetzt gehts zusammen raus.
Treffe übrigens rauchende Freundin mit zwei Kleinkindern im Park. Denke nicht, dass es mir schwer fallen wird, keine zu rauchen, aber vielleicht wird es mir schwer fallen, sie nicht zu ermuntern, aufzuhören

Viele liebe Grüße
ManyLu, die Geduldige

Hallo Ihr Lieben, vielen Dank für Eure Grüße!
Das Forum hat mir heute wieder ab und zu über den Tag geholfen. Was würde ich ohne Euch nur machen? Mein Abendtee ist noch zu heiß. Und bis der abgekühlt ist, denke ich noch ein wenig über meinen inneren Feind nach...

Fünfter Eintrag: Mein lieber innerer Schweinehund...

In den letzten Tagen war ich ganz schön wütend auf Dich und sehr streng zu Dir. Hier im Forum habe ich gelesen, wie einige Exraucher auch darüber nachdenken, ihre Zeit des Rauchens, ihre Fehler, ihr Scheitern zu akzeptieren. Klar, man kann sich ja davon auch nicht trennen. Und sich dafür auf ewig schämen und wütend auf sich selbst sein ist ja auch blöd. Und da musste ich eine Weile an Dich denken und schwups: in der Anrede fand sich wie von selbst das "lieber Schweinehund"... Wie denn das auf einmal?

Was kann an Dir denn so sinnvoll und gut sein? Du bist es doch, der mir eingeredet hat, das alles schon nicht so schlimm ist, dass das Aufhören noch Zeit hat, dass es heute nicht geht und morgen auch nicht, dass immer noch eine geht... Aber Du bist ja nicht nur für das Rauchen zuständig. Du hast ja auch den Job, mich zum Faulenzen zu überreden, an schönen Orten zu mir zu sagen: ach bleib doch noch ein wenig. Du bist derjenige, der mich vor permanentem Dauerstress errettet, der mich schützt vor ständigem Pflichtgefühl, der mich verführt zu genießen und mal fünfe gerade sein zu lassen...

Hast Dich von der Sucht einspannen lassen... Und ich wollte Dich schon rausschmeißen... aber das wäre glaube ich, ganz ungerecht und sehr schlimm für uns beide... Dein Job ist gut, wenn er frei von der Sucht ist... und dafür sorge ich, versprochen.

Tut mir leid, dass ich das nicht gleich so verstanden habe. Du machst Deinen Job gut und Deinem Namen alle Ehre! Ich brauche Dich!

ManyLu, die um Verzeihung bittende

Der Tee hat jetzt die richtige Trinktemperatur
Gute Nacht Ihr alle da draußen!
Schlaft schön und stellt morgen Eure Erfolgsstatistik einen Schritt weiter