Mein Klick, dein Klick ...

Verfasst am: 22.11.2013, 17:53
CaptainMu
CaptainMu
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In einem anderen Thema (Thread) hatte sich ja phasenweise eine rege und meiner Meinung nach fruchtbare Diskussion zum Thema "Es macht Klick im Kopf" oder "Den Schalter finden" entwickelt. Es wurde auch teilweise dort geäußert, dass dieses Thema vielleicht auch einen eigenen Thread verdient haben könnte. Das sehe ich auch so.

Die meisten Threads hier sind ja eher personengebunden. Schauen wir mal, wie gut themengebundene Threads bei der Community ankommen. ;) Ich eröffne ihn übrigens hier in diesem Bereich, weil ich denke, dass er auch Denkanstöße für die bringen könnte, die sich auf den Rauchausstieg vorbereiten.

Ich mache mal den Anfang, indem ich euch von meinem Klick bei meinem ersten Rauchstopp vor vielen Jahren erzähle. Das war nämlich so ein glasklares KLICK-Ereignis.

Mir gingen damals im Büro die Zigaretten aus, und ich wollte mir auf dem Weg nach Hause am Hauptbahnhof eine neue Packung kaufen. An einen Rauchstopp hatte ich zu dem Zeitpunkt gar nicht gedacht. Ich hatte in den Monaten vorher Allen Carr gelesen und den einen oder anderen Fehlversuch hinter mir.

Kurz vor dem Bahnhof kam ich dann an einer riesigen Plakatwand mit einer Zigarettenwerbung vorbei. Ihr kennt die bestimmt- die mit dem Spruch: "Ich rauche gern". Ich kann nach all den Jahren nur versuchen zu rekonstruieren, was mir da im Detail alles in wenigen Augenblicken durch den Kopf ging. Vermutlich so etwas wie: "Wie plump ist DAS denn? Die versuchen ja gar nicht mal mehr, ihre Manipulationsversuche mit Freiheit, Glück oder Coolness zu kaschieren. Nein, die sagen uns doch offen ins Gesicht: Ich rede dir jetzt ein, dass du gerne rauchst."

Plötzlich fühlte ich mich so dermaßen ver..... (ihr wisst schon), dass es offenbar aus Trotz Klick bei mir gemacht hat. Ich muss dazu sagen, dass ich sehr jähzornig werden kann, wenn mir jemand schräg kommt. Das weckt bei mir ungeahnte Energiersourcen. Da kann ich auch sehr stur in meiner Reaktion werden. Wenn mir z.B. mal wieder einer bei 150 km/h auf der Autobahn im Kofferraum hängt und mich grundlos bedrängt, garantiere ich für nichts - aber das ist ein anderes Thema! ;)

Jedenfalls hat mich dieser Zorn beim damaligen Entzug vorangetrieben, den ich schnell umgewandelt habe in ein: "Ne, ihr lieben, nicht mit mir! Euch zeig ich's!" Und von diesem Augenblick an habe ich sieben Jahre lang keine einzige Zigarette mehr geraucht.

Dann kam der Rückfall. Weder Allen Carr noch die "Ich-rauche-gern-Werbung" half mir diesmal. Vermutlich, weil ich die zugehörigen Aha-Effekte beim ersten Ausstieg schon verbraucht hatte. Gerade dieses Unvermögen, das Klick-Erlebnis vom ersten Mal wieder herzustellen, verunsicherte und demotivierte mich in der folgenden Zeit zunehmend.

Diesmal weiß ich zwar auch im Kopf, dass ich es geschafft habe. Auch diesmal habe ich den Ausstiegszeitpunkt relativ spontan festgelegt - nämlich direkt nach meinen beiden Morgenkaffeezigaretten. Also muss auch da ein kleines Klick-Erlebnis gewesen sein. Es war aber nicht so grundlegend wie damals. Der Ausstieg wirkt irgendwie "sanfter" - sicherlich auch durch die 2,5-wöchige Anwendung von Nikotinpflastern.

Nun bin ich in einer Phase, in der ich das alles im Kopf noch verarbeite. Da passiert mehr in meinen Kopf als nur der Rauchausstieg - es ist teilweise fast wie eine kleine Psychotherapie. Ich horche aufmerksamer als zuvor in mich hinein, um Agressionspotential oder andere Schmachtauslöser rechtzeitig zu identifizieren, analyisieren und eliminieren. (Sorry, die die drei "ieren" waren einfach zu verführerisch. ;) ) Das hat viel damit zu tun, sich selbst und seine Empfindungen wieder bewusster wahrzunehmen, achtsamer zu sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass Meditationen beim Rauchausstieg unterstützend wirken.

Ich weiß, dass es anderen ähnlich geht. Das wäre übrigens eine Idee von mir für einen weiteren themengebundenen Thread: "Entzugserscheinungen als Entwicklungschance". Aber ich will das erst einmal langsam angehen.

[color=purple]Ein Problem nach dem anderen![/color]

So ihr Lieben, ich hoffe, dass die Beteiligung an diesem Thema auch ohne auslösende Kontroverse so rege sein wird, wie sie schon einmal an anderer Stelle war. Das heißt natürlich nicht, dass kontroverse Sichtweisen zu diesem Thema unerwünscht wären. Im Gegenteil, von konstruktiven und respektvollen Kontroversen lebt ein Forum.

LG
Chris

Verfasst am: 22.11.2013, 18:15
Elfriede
Elfriede
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Hallo zusammen,

gute Idee von dir, ein neues Thema zu eröffnen und dann so passend. Mir ist dann auch mein "Klick"- Erlebnis eingefallen, dass allerdings sehr persönlich war. Ich bin ja durch sehr starke Reduktion ausgestiegen und in der letzten Woche der Reduktion (eine halbe Zigarette täglich), lief ich tagelang mit einem dicken Kloß im Hals herum. Samstags morgens dann hat sich der Kloß Luft verschafft und ich habe tatsächlich den ganzen vormittag geweint. Ich habe mich nur selbst bemitleidet, meine Lebenssituation und überhaupt die ganze Welt verflucht. Schließlich habe ich gefühlt, dass ich eigentlich um meinen so lieb gewordenen Freund, die Zigarette weine. Mir wurde ganz klar, dass sie jahrelang mein "Freund", mein "Begleiter", ja mein Trost für meine ach so bemitleidenswerte Situation war. Das war dann mein ganz persönliches "Klick"-Erlebnis. Mit einem Mal ganz glasklar vor Augen zu haben, dass der alte Freund ein Giftzwerg ist- ja das war total befreiend. Ich wusste, ich werden die Beziehung zu diesem falschen Freund beenden.

Seitdem geht es mir eigentlich gut. Die Entzugssymptome klingen jetzt in der zweiten rauchfreien Woche ab. Gegen Schmachter habe ich bereits eine ziemliche innere Stärke aufgebaut und ich kann mich glücklicherweise auch an eine 8-jährige rauchfreie sehr gute Zeit in meinem Leben erinnern. Hätte ich nicht gedacht, aber genau an diese Zeit will ich jetzt anknüpfen.

Dass der Verstand "Klick" macht, kommt jetzt auch noch hinzu. Wieso soll ich Herrn Schäuble die Taschen füllen? Das Geld gebe ich doch lieber selber aus. Dieses "Klick"-Erlebnis hätte mir allerdings nicht den Absprung ermöglicht.

LG Ellilein

Verfasst am: 22.11.2013, 18:23
acryl
acryl
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Tach zusammen,

" konstruktive, respektvolle Kontroverse" - das gefällt mir, Captain.

Deine Geschichte ist spannend und ähnelt der meinen, wobei ich mir meinen "Klick" durch Leidensdruck und Verinnerlichung der unumkehrbaren Einbahnstraße in Richtung Rauchfreiheit geholt habe.

Nachdem ich jahrelang gequarzt hatte saß ich im Auto auf einem Parkplatz, riss das Celofan der neuen Zigarettenschachtel ab, öffnete diese, zog eine Zigarette heraus und .... hielt inne.
Einfach so aus dem "off" war ich es plötzlich einfach leid. Ich wollte kein Husten mehr, keinen Gestank und gute Gesundheit.
Ich zerknüllte die volle Schachtel, warf sie aus dem Fenster (so etwas mache ich sonst nie - aber es hatte so etwas herrlich dramatisches) und habe von da an 12 Jahre lang nicht mehr geraucht.
Der "Klick" war eindeutig.

Auf einer Fete habe ich dann aus Übermut 2009 einen Zug an einer Zigarette gemacht.
Mich ekelten eigentlich Zigaretten - das Thema Nikotin war seit Jahren erledigt.
Am gleichen Abend dann eine Ganze ... "nun ist auch egal für heute" ...
nach kurzer Zeit war ich dann wieder glücklich bei 50 am Tag - Horror !

Zum Schluß, 2012, war das Leiden an der Zigarette zwar groß, ich konnte aber nicht aufhören. Mehrere Versuche scheiterten kläglich. Es war dieses Forum, das mich auf die Spur gebracht hat. Wie bei Dir Captain war der Ausstieg diesmal anders - auf eine Art fließender auf der anderen Art aber genauso final wie beim ersten großen Rauchausstieg.
Die Entscheidung, nicht mehr zu rauchen war mein Schlüssel zum Erfolg.
Das Leiden wurde allein dadurch minimiert. Toller Nebeneffekt !

Heute weiß ich, dass ich mein Leben lang Raucher sein werde - nur nicht rauchend. Klick !

Schönes Wochenende Euch
Thomas

Verfasst am: 22.11.2013, 18:43
keepcool
keepcool
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Sehr gutes thema und interessant zu lesen was so der auslöser gewesen ist.
Ich für mich hab erstmal beschlossen eine Pause einzulegen kein druck ich muss jetzt unbedingt aufhören und so und einfach mal schauen wie lange ich das durchziehe.
Gründe dafür gibt es einige da wären der Kollege der bösartiges Geschwür in der Blase bekommen hat ob vom rauchen oder was anderem keine ahnung ist auch egal dann das morgentliche husten die Atemnot beim Treppensteigen obwohl ich regelmässig seit jahren viel Sport betreibe übel wenn ich mir vorstelle wie das jetzt wohl ohne sport wäre
dann die hexenjagd auf Raucher überall ok hat ja seinen grund seh ich mittlerweile ein aber so als süchtiger hat man es halt nicht leicht.
Das Rauchverbot bei der Arbeit wo wir wieder bei der Hexenjagd wären da einige Kollegen es gleich kundtun müssen ist der mal wieder rauchen hehe aber da stehen wir drüber Zunge rausstrecken und ich bin dann mal eine qualmen.
Geld war nie der grund klar ist es ein haufen der sich in rauch auflöst aber 150€ mehr oder weniger im Monat lassen mich auch nicht Millionär werden oder verhungern.
Im moment geniesse ich es bei dem Mistwetter nicht vor die Tür zu müssen um diese "Genusszigarette" zu rauchen denn wo ist da der genuss im Regen draussen irgendwo ins Eck gedrückt rumzustehen und das jede Stunde soooooooooooooo sinnlos

Verfasst am: 22.11.2013, 18:46
ehem.rauchfrei-lotsin-andrea
ehem.rauchfrei-lotsin-andrea
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Hallo Chris, prima dein Thread, DANKE!

[color=blue]DU SCHREIBST:

Nun bin ich in einer Phase, in der ich das alles im Kopf noch verarbeite. Da passiert mehr in meinen Kopf als nur der Rauchausstieg - es ist teilweise fast wie eine kleine Psychotherapie. Ich horche aufmerksamer als zuvor in mich hinein, um Agressionspotential oder andere Schmachtauslöser rechtzeitig zu identifizieren, analyisieren und eliminieren. (Sorry, die die drei "ieren" waren einfach zu verführerisch. ;) ) Das hat viel damit zu tun, sich selbst und seine Empfindungen wieder bewusster wahrzunehmen, achtsamer zu sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass Meditationen beim Rauchausstieg unterstützend wirken.[/color]

Bei mir war und ist es auch immer eine ganz wichtige (und in den ersten Tagen harte) Arbeit, an meinen Gefühlen zu arbeiten. Das kann Wut sein (du sagst dazu Aggressionspotenzial) oder Trauer oder Ärger oder auch überschäumende Freude. Dieses in sich Hineinhorchen und auf frühe Warnsignale zu achten ist enorm wichtig für mich. Im bzga Rauchfrei-Heft wird den Gefühlen ein ganzes Kapitel gewidmet. Mir hilft der Satz [color=green]manchmal wollen unangenehme Gefühle einfach nur ausgehalten werden.[/color]. sonst hätte es bei mir trotz allem klicken im Kopf nicht funktioniert. Mein Auslöser-Klick war übrigens auch das Stinken: der Zigaretten, der Wohnung, meiner Wenigkeit. Dabei gibt es so tolle Düfte wie jetzt den Zimt-Nelken-Bratapfel-Weihnachstduft....

Lieben Gruß
Andrea

Verfasst am: 22.11.2013, 19:26
CaptainMu
CaptainMu
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Spannend, hier mal zusammengetragen lesen zu können, wie es euch ergangen ist und was euch letztendlich zum Aufhören bewogen hat - und was eure "Durchhaltestrategien" sind.

[quote="rauchfrei-lotse-thomas"]
Heute weiß ich, dass ich mein Leben lang Raucher sein werde - nur nicht rauchend. Klick !
[/quote]

Wie schnell man eine solch tiefgreifende Einsicht (für dich ganz offenbar), die man selbst noch nicht hatte (in diesem Fall ich), abnickt, als plaussibel klassifiziert und dann leichtfertig wieder vergisst. Da ich im unterrichtenden Gewerbe tätig bin, muss ich auch immer wieder auf die harte Tour lernen, dass ich meine tiefgreifenden AHA-Effekte einfach nicht an andere transportieren kann - jedenfalls nicht zuverlässig für alle oder auch nur für viele. Es geht einfach nicht, egal was ich mache und wie ich es mache. Manchmal frustrierend - ok, eher oft!

Ich schreibe das nur, weil ich in deiner Erkenntnis, Thomas, auch ein großes Erkenntnispotential für mich und andere erkenne, aber gleichzeitig weiß, dass ich es noch nicht annähernd komplett erfasst habe. Vielleicht ist da aber auch ein Aspekt drin enthalten, der mir unbewusst noch Angst einflößt. [color=purple]Alles zu seiner Zeit[/color]

Ich hatte heute während der Arbeit in einer Pause ein kleines Schlüsselerlebnis. Einige hier im Forum haben geschrieben, dass sie sich einfach jeden Morgen immer wieder neu dazu entscheiden, nicht zu rauchen. Das widersprach für mich ja eigentlich total meiner Strategie, nicht den geringsten Zweifel aufkommen zu lassen, dass ich ab jetzt nie in meinem Leben wieder ein rauchen werde. Dann, aus einer Laune heraus, ließ ich diese Idee einfach mal testweise an mich und meine Gefühlswelt heran - immer auf der Hut, jeder Zeit den Notausknopf zu drücken. ;)

Intererssanterweise geschah keine Katastrophe, sondern die Vorstellung, mich jeden Tag erneut gegen das Rauchen entscheiden zu können, fühlte sich irgendwie tröstlich und richtig an. Ich bin bisher den Entzug eher im "Kampfmodus" angegangen. Ich bin gut im "Kampfmodus": Pobacken zusammen, auf das Ziel konzentrieren und alles andere ignorieren. Diese andere Perspektive schien meinen aktuellen Kampfmodus beim Entzug ein wenig behutsam aufzulösen. Aber nicht im Sinne von: "Da ist ja gott-sei-dank ein kleines Hintertürchen für ". Es wirkt auf mich eher wie der Übergang zu einer neuen Stufe der Trauerarbeit.

Aber ich gehe mit solchen neuen Perspektiven noch seeeehr behutsam um. So ein Rauchentzug ist meiner Meinung nach ein wenig wie ein Spaziergang in einem Minenfeld. Und eine aktuell funktionierende Strategie sollte man sicherlich nicht leichtfertig ändern. Andererseits muss man sich ja i-wann auch fortentwickeln. Hach, wie herrlich kompliziert das alles.

Verfasst am: 22.11.2013, 22:13
Lebensläufer
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Gute Idee CaptainMu, Hallo @all

Bei mir war's definitiv der Leidensdruck oder besser gesagt die nackte Angst …

Das Wissen um die Gefahr hat mich Nikotinjunkie nicht davon abgehalten, mir ein brennendes Chemieklo nach dem anderen über zusammengerechnet 35 Jahre bis in den hintersten Winkel der Lunge zu jagen.

Dann aber: Noteinlieferung in die Klinik, Verdacht auf Herz- oder Schlaganfall. Hat sich Gott sei Dank beides nicht bestätigt. Dennoch: Nach vielen Untersuchungen ein erbärmlicher Gesundheitszustand, katastrophalste Blutwerte, chronischer Sauerstoffmangel und eine eindeutig diagnostizierte Lungenkrankheit: COPD im mittleren Stadium (Stufe 2).

An dem Tag meiner Einlieferung ins Krankenhaus habe ich gedacht, ich würde meine Familie nicht mehr lebend wiedersehen - ein Gefühl, das ich NIE vergessen werde … Das hat gesessen, das war in Kürze mein Klick!

Und dennoch - trotz dieser massiven Angst, verbunden mit dem über Jahre gesammelten Wissen, war es für mich nicht einfach, diesem Dreck den Rücken zu kehren … eine völlig perverse Sucht! Nach 47 Tagen Rauchfreiheit habe ich mich dann in diesem Forum angemeldet.

Jetzt nach einem halben Jahr Abstinenz geht es mir wesentlich besser und der Suchtdruck ist gering und völlig easy zu ertragen, wenn er mal kommt. Zumindest in den letzten Wochen. Und dafür bin ich unendlich dankbar!

177artmut

Verfasst am: 22.11.2013, 22:25
ichwilles
ichwilles
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Gute Idee, Mu *verbeug

Tja, dieser Klick .

Ich war diejenige, die sich jeden Tag neu entscheidet, die handelt wie der Strassenfeger aus der unendlichen Geschichte.
Ich schaue nicht auf das grosse lange Stück der Strasse, was ich zu bewältigen habe, sondern nur auf das heutige Ziel des Strassenfegens, nur ein kleines Stück von der grossen langen Strasse. Mal geht es leicht, die Sonne scheint, mal ist es schwerer, aber jeden abend schaue ich stolz auf das Stück Strasse, dass ich bewältigt habe.
Und jeden Morgen entschede ich mich neu, weiter zu fegen.
Meist nehme ich inzwischen ganz selbstverständlich, ohne nachzudenken, den Besen in die Hand, um bei dieser Metapher zu bleiben.

So habe ich es geschafft, ohne nennenswerten Leidendruck, ohne Druck von aussen oder mir selbst.

so habe ich die Biergartensaison, viele Feiern und meine rauchenden Freunde immr wieder überstanden.

Ich hatte mich an diesem Tag entschieden, nicht zu rauchen, also konnte ich ganz gelassen dabei sitzen , reden, lachen und inzwischen fällt es mir kaum noch auf, es stört mich aber auch nicht wenn andere rauchen.

Aber es ist wirklich etwas tröstendes sich nicht so endgültig zu verabschieden.

Es ist eigentlich mehr wie "ausschleichen"

Grund für meinen Ausstieg war übrigens meine zunehmend schlechtere gesundheitliche Lebensqualität.
Und da die sich fast schlagartig gebessert hat, hatte ich täglich ein neues schlagkräftiges Argument.

LG
Sara

Verfasst am: 22.11.2013, 22:57
ichwilles
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[quote="CaptainMu"]

Ich hatte heute während der Arbeit in einer Pause ein kleines Schlüsselerlebnis. Einige hier im Forum haben geschrieben, dass sie sich einfach jeden Morgen immer wieder neu dazu entscheiden, nicht zu rauchen. Das widersprach für mich ja eigentlich total meiner Strategie, nicht den geringsten Zweifel aufkommen zu lassen, dass ich ab jetzt nie in meinem Leben wieder ein rauchen werde. Dann, aus einer Laune heraus, ließ ich diese Idee einfach mal testweise an mich und meine Gefühlswelt heran - immer auf der Hut, jeder Zeit den Notausknopf zu drücken. ;)

Intererssanterweise geschah keine Katastrophe, sondern die Vorstellung, mich jeden Tag erneut gegen das Rauchen entscheiden zu können, fühlte sich irgendwie tröstlich und richtig an.Ich bin bisher den Entzug eher im "Kampfmodus" angegangen. Ich bin gut im "Kampfmodus": Pobacken zusammen, auf das Ziel konzentrieren und alles andere ignorieren. Diese andere Perspektive schien meinen aktuellen Kampfmodus beim Entzug ein wenig behutsam aufzulösen. Aber nicht im Sinne von: "Da ist ja gott-sei-dank ein kleines Hintertürchen für ". Es wirkt auf mich eher wie der Übergang zu einer neuen Stufe der Trauerarbeit.

[/quote]

Merkst Du was

Eigentlich hast Du Dir die Antwort schon selbst gegeben.
Du kämpfst, im vorauseilenden Gehorsam einen Kampf, in dem der Gong noch gar nicht ertönt.

Das ist emotional furchtbar anstrengend und oft sinnlos weil der Kampf gar nicht stattfindet, weil der Gegner einfach ausbleibt.
Und Du stehst da ausgepowert rum.
Was für eine Verschwendung von Energie.

Für mich sind die Tage nicht alle anstrengend und kämpferisch, sondern ich nehme es kurz zur Kenntnis" Nö, heute nicht, heute willst Du laufen" und dann ist es vorbei.

Carolinea hat mal ein tolles Posting dazu geschrieben, vllt. finde ich es nochmal.

Ausserdem nehme ich langsam Abschied, jeden Tag ein Stück mehr, schliesslich hat sie mich auch 40 Jahre begleitet.
Denn ich werde nicht mehr rauchen...........................

Verfasst am: 22.11.2013, 23:05
CaptainMu
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[quote="Lebensläufer"]
An dem Tag meiner Einlieferung ins Krankenhaus habe ich gedacht, ich würde meine Familie nicht mehr lebend wiedersehen - ein Gefühl, das ich NIE vergessen werde … Das hat gesessen, das war in Kürze mein Klick!
[/quote]

Lieber Lebensläufer,

dieser Absatz hat mich sehr betroffen gemacht, da er auch meiner größten Angst nahe kommt. Schon faszinierend, wie sich die Werte verschieben, wenn man Familie und/oder Kinder hat.

Und danke, dass du mit uns diese persönliche Erfahrung geteilt hast. Sie macht nachdenklich und doch auch wieder Hoffnung.

[quote="ichwilles"]
Du kämpfst, im vorauseilenden Gehorsam einen Kampf, in dem der Gong noch gar nicht ertönt.
[/quote]

Öhm, ich könnte jetzt googlen. Aber vielleicht bist du so lieb, und erklärst mir das noch einmal für Dummies! Ich werd das Gefühl nicht los, dass mir die Botschaft darin nutzen könnte.