Antwort auf: Durch einen Spiegel in einem dunklen Wort

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Verfasst am: 15.06.2024, 09:43
rauchfrei-lotse-paul
rauchfrei-lotse-paul
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Guten Morgen Ihr lieben Nicht-mehr-raucher.

gestern war für mich ein emotional anspruchsvoller Tag.
Ich habe mit meiner Mutter über ihre Ängste gesprochen, das Alter, Krankheiten, Pflegebedarf ...
Zukunft aus der Sicht eines alten Menschen!

Aus dem Gespräch entsteht, wie immer, wenn man sich offen auf ein Gespräch einlässt, ein neuer Eindruck, ein neuer Gedankenfaden. Ich lerne gerade so viel Neues dazu.

Angst zu haben oder über Angst sprechen zu können ist so weit voneinander entfernt,
dass man es kaum erfassen kann.
Jemanden der Angst hat zu fragen, warum oder wovor hast Du Angst ist absurd. Sorgen zu haben, ist etwas anderes.

Angst ist ein Gefühl, oder eine Emotion, die urplötzlich in einem aufsteigt, den Körper flutet mit wortlosen Signalen und Reaktionen. Da ist eine Wolke die wahrnehmbar aber nicht greifbar ist.
Wir sind so verkopft, dass wir glauben unsere Gedanken wären nicht ausgeprochene Sätze, aber so ist es nicht.
Die mehrzahl unserer Gedanken sind Bilder, Worthülsen und eben diffuse Gefühle.

Werde ich nun aufgefordert diese innere Wolke meinem Gesprächspartner zu erklären, kann das, was ich da ausspreche wohl nur eine Annäherung sein, so als würde ein kleines Kind mit Buntstiften das Gemälde eines großen Künstlers nachmalen.

Meine Mutter wurde erst ein wenig gelöster, als ich aufhörte von ihr eine Beschreibung zu erwarten
und sagte "ja, ich kenne das auch. ich weiß was es bedeutet Angst zu haben"

Ein solches Gespräch wird dann noch schwieriger, wenn einer versucht zu erklären,
was der andere noch nie erlebt hat.
Wie spricht man mit einem von Geburt an blinden Menschen über Farben.

Wie erklärt man einem Menschen ohne Suchterfahrungen, was es heißt auf Entzug zu sein.
Warum sollte es so schwer sein etwas wegzulassen, was man nicht mehr will,
was giftig, teuer und absolut sinnfrei ist?

tja, das weiß ich auch nicht, aber es ist so.

Ich glaube, dass der Entzug auch so diffus ist wie Angst; der Körper spielt verrückt, sendet Signale die sich widersprechen, Empfindungen, die wir so vorher nicht kannten. Wir beobachten uns während dieser Zeit so intensiv wie lange nicht, wir überinterpretieren Symptome und stellen falsche Verknüpfungen her.
Z.B. "als ich noch geraucht hatte war das nicht so" oder "wenn ich jetzt wieder rauche, wird alles besser"

Das Gehirn neigt dazu einfachen Lösungen den Vorzug zu geben.

Paul