Kippenschachtel weg... JETZT!

Liebe Nichtraucher und die, die es einmal werden wollen, ich bin Studentin der Theaterpädagogik, 24 Jahre, und habe bereits eine 9-jährige Raucherkarriere hinter mir. Ich habe mäßig bis viel geraucht (5-20 Zigaretten, je nach Abendplanung).

Ich bin herzkrank und leide unter arterieller Thrombose - und ich habe geraucht. Vor 5 Jahren sagte mir mein Arzt: "Jede Zigarette könnte Ihre letzte sein!" Auf den Schock habe ich mir erstmal eine angesteckt. Was für eine Farce, was für eine Sucht! :-(

Normalerweise würde ich mich als sehr diszipliniert und trotz der Krankheiten sehr sportlich bezeichnen... und doch fand ich die Kraft nicht aufzuhören. Meine größte Angst: Die Gewichtszunahme! Vor drei Jahren habe ich durch viel Sport und Ernährungsumstellung 15kg abgenommen und halte sie seitdem wunderbar. Ich bin schlank und super fit. Meine Ängste waren die Folgenden:
"Was aber, wenn die Zigarette fehlt? Was ist mit diesen magischen 2000 kcal mehr am Tag? Ich neige doch eh sehr schnell dazu zuzunehmen - ich werde auseinander gehen wie ein Hefekloß! Ich pack das nicht noch mal so viel abzunehmen..."

Doch dann gab es den "Tag X" vor zwei Monaten. Eine gute Freundin von mir, auch Ärztin redete so lange auf mich ein, bis Standardaussagen von mir à la: "Du hast ja Recht! Irgendwann höre ich auch auf!" einfach nicht mehr fruchteten. Ich MUSSTE ihr meine Zigarettenschachtel geben. Sie sagte: "Wenn Du wieder rauchst, dann gebe ich Dir diese Schachtel wieder und Du wirst Dir vor mir eine anstecken müssen und ich werde Dich gnadenlos auslachen und bloßstellen!" Aussagen wie diese bringen noch niemanden dazu die Sucht zu besiegen, aber sie hat mir die Entscheidung abgenommen, WANN ich aufhöre. Es war nicht geplant, sondern spontan und ich glaube das ist ein guter Weg. Aufhören. Weg mit der Schachtel. JETZT!

Der erste Tag war easy. Der zweite beschissen. Ich wusste aber: Jede Suchtattacke hält maximal (!) zehn Minuten an. Danach geht es erstmal wieder für ca. 1 Stunde. Diese 10 Minuten muss ich kämpfen. Für mich gegen den Feind. Mit der ersten weggelassenen Kippe habe ich mich als Nichtraucherin begriffen und den Entzug als notwendig aber vorübergehend betrachtet. Ich wusste, es wird besser. Ich wusste, Zigaretten sind Gift.

Ich habe mir niemals gegönnt etwas ANSTATT einer Zigarette einzunehmen: Keine Kaugummis, keine Süßigkeiten, kein sonstiges Essen, keine Nikotinpflaster. Ich wollte die Sucht nicht noch darin unterstützen mir vorzugaukeln, dass ich sie brauche. Ich brauche sie nämlich NICHT! Das Einzige, was ich getan habe, war Wasser trinken. Bei jeder Attacke, bis mein Bauch rund und voll war und ich von der Toilette nicht mehr runter zu gehen brauchte. Oder, wenn es die Zeit zuließ, machte ich Sport. Wasser (!) trinken war ein reinigendes Gefühl. Ich spühlte die Sucht einfach weg. Reinigte die Organe und den gesamten Körper. Sport förderte die Lungenaktivität. Beides ließ mich die Sucht überwinden.

Diese Strategie machte den Entzug so einfach. So einfach, dass ich mich jetzt schon frage, warum ich jemals geraucht habe. So einfach dass ich nicht verstehen kann, warum ich so lange Angst hatte es aufzugeben. Ich wusste auch: Mein Leben muss von Anfang an "normal" weiter gehen. Ich trank ein paar Bier auf einem Konzert zwischen tausenden Rauchern. Es war okay. Ich ging in den Raucherpausen mit meinen Freunden mit und einer großen Flasche Wasser und dem Gedanken: "Ihr verunreinigt euch - ich reinige mich." Das war cool. Das war soooo cool. Nichtrauchen war plötzlich so viel attraktiver als Rauchen.

Seit zwei Monaten bin ich rauchfrei. Seit 1,5 Monaten meldet sich die Sucht nur noch super selten und wenn, dann nur für wenige Sekunden. Denn dann belächel ich sie abfällig, zeige ihr den Vogel und trinke einen großen Schluck Wasser: "Sucht du kannst mich mal. Ich bin Nichtraucher und Du bist Scheiße!" ;-)

Zwei Monate sind noch nicht super viel. Aber ich weiß, dass ich bis ans Ende meines Lebens NIE WIEDER eine Zigarette anfassen werde. Denn davon bin ich auch überzeugt: Ich kann die Sucht auf ein Minimum reduzieren und sie im Kerker halten, ohne dass ich was davon merke. Aber mit nur einer Zigarette wäre sie stark genug sich aus den Ketten zu lösen und meinen Kopf zu befallen. Das weiß ich. Aber ich bin stärker! Das weiß ich auch :))).

Zur Gewichtszunahme:
Durch den Wasserkonsum und die regelmäßige Bewegung habe ich - OBWOHL ich tatsächlich sehr zu Gewichtszunahme neige - abgenommen! Ich bin 1,70 m groß und wog vorher 64 hart antrainierte kg. Jetzt bin ich immer noch 1,70m groß (^^) und wiege 62 kg. Der Körperfettanteil ist allerdings um 5% gesunken und die Muskulatur hat ein paar Kilos gewonnen (der Muskelaufbau geht nämlich schneller als Nichtraucherin :)) ). Deshalb der noch relativ geringe Gewichtsunterschied.

NIEMALS, wirklich NIEMALS habe ich daran geglaubt dass es so einfach ist. Hört auf. Tut es. Jetzt. Belächelt die Sucht und gebt ihr keine Hintertür (Essen, Kaugummis oder, ganz schlimm, alles was mit Nikotin zu tun hat: Pflaster etc.), sondern zieht es einfach durch. Denkt daran: Jede Attacke hält anfangs max. 10 Minuten. Das schafft ihr. Trinkt in der Zeit um euer Leben! Seht es immer NUR positiv und den Entzug als Aufgabe. Seid stolz auf jeden Erfolg! Die Attacken NEHMEN ab, die Dauer WIRD weniger. Vertraut darauf. Seid in den ersten Tagen stark - danach ist es so unglaublich einfach.
Freut euch auf jede Attacke, der ihr mit erhobenem Haupt den Mittelfinger zeigen könnt! :)

Es war so einfach. Das Schwerste war die Entscheidung aufzuhören. Alles, was danach kommt, ist Pipifax, wenn man wirklich Lust hat Nichtraucher zu sein.
Kippenschachtel weg...... JETZT!

eingesandt von Maria