Keine Angst vor dem Rauchstopp!

Seit mehr als drei Monaten rauche ich nicht mehr - und rückblickend muss ich sagen, dass der Ausstieg weniger schwierig war, als ich immer angenommen hatte. Es ärgert mich inzwischen sehr, dass ich es nicht schon vor 10 Jahren versucht habe. Und es ärgert mich sehr, dass immer nur darüber berichtet wird, wie schwer doch ein Ausstieg ist, wie hoch die Rückfallquote, wie dauerhaft die Entzugssymptome.

Ich habe angenommen, es wird ein Leidensweg ohne Ende, nur mit Tabletten und Pflastern zu überleben, ja, ich hatte regelrecht Angst vor dem Ausstieg und den ganzen Entzugssymptomen. Dass ich nie wieder genießen und entspannen kann. Dass ich immer etwas vermissen werde. Dass ich meinen Alltag nicht bewältigen werden kann. Und so weiter.

Es empört mich, dass zu wenig thematisiert wird, wie EINFACH es sein kann aufzuhören. Voraussetzung ist allerdings, man lernt, die Mechanismen zu verstehen. Was man versteht, macht einem keine Angst mehr. Und Lernen und Verstehen funktionieren am besten, wenn man die Sache mit der Quarzerei nicht ganz so hoch hängt, nicht ganz so viel Tamtam darum macht. Krücken und Rückfälle inklusive.

Allen, die noch zögern, den Schritt zu wagen, kann ich nur empfehlen: Informiert Euch, habt keine Angst vor dem Schritt und auch nicht vor dem zweiten und dritten, es ist sicherlich unangenehm - ungefähr so unangenehm wie eine Diät, wenn man nun mal gerne nascht (und dann alle fünf Minuten an etwas Essbares denkt) - aber es ist weder tödlich noch tottraurig. Im Gegenteil, ich habe eine Menge darüber gelernt, wie Überzeugungen, Gedanken und Befürchtungen einen im Bann einer Sucht halten können - und wie Sucht grundsätzlich funktioniert, im Kopf, wie man sich selber klein hält und Unsinn einredet.

Während der ersten vier Wochen habe ich jedoch erwartungsgemäß alles verflucht, vor allem, dass ich jemals angefangen habe zu rauchen. Und dass ich nie der unschuldige, reine Nichtraucher mehr werde, der nichts, rein gar nichts mit einer Zigarette verbindet. Es ist erst mal viel Arbeit gewesen, den Kopf und die Gefühle aufzuräumen, so genannte "Attacken" einfach auszuhalten, die nichts anderes sind als die eigene emotionale Hilflosigkeit, weil man verlernt (oder nie gelernt) hat, ohne irgendwelche Krücken das normale Auf und Ab des Alltags zu durchleben.

Inzwischen bin ich damit ausgesöhnt und fast sogar dankbar dafür, die Erfahrung gemacht zu haben, wie es ist, Raucherin zu sein und wie es ist, sich wieder aus einer Abhängigkeit von einer "Droge" zu lösen (ich würde eher von einem "Zwang" sprechen).

Da hab ich also was für's Leben gelernt. Und "nie wieder" klingt bei mir nicht mehr wie eine Drohung oder eine Kampfparole, sondern es klingt müde und gelangweilt. Der Witz ist weg. Die banalen, leicht durchschaubaren Selbstbetrugs-Manöver einer Ersatz-Befriedigung sind reizlos geworden. Egal, was ab und zu noch im Hohlraum unter der Schädeldecke herumspukt: Die Sucht wird einfach mit der Zeit verblassen.

Und nochmal falle ich auf so einen teuren, gesundheitsschädlichen und schlechten Witz nicht mehr rein.

Eingesandt von sineja